Bioethik
Alle wissen es, der Embryo ist Mensch |
Geschrieben von (ksf) am 15.06.2011 |
Wien (kath.net)
„Wenn man den ganz kleinen Menschen töten darf, dann ist es nicht mehr wirklich begründbar, warum nicht auch einen ganz großen Menschen! Abtreibung führt mit einer moralisch zwingenden Logik zur Bereitschaft, auch Erwachsene zu töten!“ Über die „Fristenlösung“ und andere verwandte Themen sprach der Salzburger Weihbischof Andreas Laun bei einer Buchpräsentation der FPÖ im Wiener Palais Epstein am Dienstag.
Zur Freiheit der Bischöfe gehöre es auch, dass „der Bischof bereit ist, mit jedem und auch jeder Partei zu sprechen. Wer mir diese Offenheit nicht abnimmt, möge mich testen und einladen!“
„Auf jeden Fall aber besteht eine innere Logik, die Abtreibung, Euthanasie, künstliche Befruchtung, Embryonen-Versuche, Pränatale Diagnostik und Präimplantations-Diagnostik (PID) eint: Immer ist die Frage, ab wann handelt es sich um einen Menschen und, wenn der Mensch unbestreitbar "schon da" ist, was darf man mit ihm tun und was nicht?
Der Vortrag im Wortlaut:
Kurt Tucholsky hat gesagt: „Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Und auch: „Ob man die Wahrheit sagt oder nicht, sie besteht!“
Wenn man dieses in einer bestimmten Situation notwendige „Nein“ von einem Bischof nicht mehr erwarten kann, von wem dann? Denn ohne Zweifel, Bischöfe haben mehr Freiheit zu einem offenen, mutigen Nein oder Ja oder einfach die Freiheit, die Wahrheit zu sagen, als andere Menschen im Land.
Diese Freiheit haben sie letztlich von Gott und sie haben sie nicht als Privileg, sondern um ein Wächteramt auszuüben. Wehe ihnen, wenn sie den Feind kommen sehen und dennoch schweigen!
Zu dieser Freiheit gehört es auch, dass der Bischof bereit ist, mit jedem und auch jeder Partei zu sprechen. Wer mir diese Offenheit nicht abnimmt, möge mich testen und einladen!
In diesem Sinn:
Ich setze voraus, dass die wesentlichen Eckdaten und wesentlichen Argumente der Diskussion um Abtreibung und Fristenregelung bekannt sind wenigstens bei den Menschen, die wie auch ich selbst Zeitzeugen der Auseinandersetzungen in den frühen 70er-Jahren sind, die schließlich zum Gesetz der „Fristenlösung“ führten. So beschränke ich mich auf folgende Punkte:
Erstens: Die Anerkennung des Tötungsverbotes:
Obwohl die Gesellschaft sich mehr und mehr als nicht-christlich versteht, kenne ich niemanden, der offen und direkt das jüdisch-christliche Tötungsverbot leugnet, wie es Papst Johannes Paul II. unter Berufung auf seine höchste Autorität in seinem Lehrschreiben „Evangelium vitae“ definiert hat: „Die direkte und freiwillige Tötung eines unschuldigen Menschen ist immer ein schweres sittliches Vergehen!“
Ich habe viele Abtreibungsdiskussionen erlebt, aber nie hörte ich: Ja, der Embryo ist zwar ein Mensch, aber man darf ihn töten! Wohl aber wurde gesagt: „Abtreibung sei zuzulassen und straffrei zu machen, weil das, was dabei getötet wird, noch kein Mensch sei.“
Umgekehrt räumt man ein: „Wenn der Embryo Mensch wäre, wäre seine Tötung unerlaubt und müsste auch bestraft werden.“ So sagte z. B. in einer TV-Diskussion sogar Johanna Dohnal, die bekanntlich eine glühende Verteidigerin eines Rechtes auf Abtreibung war!
Erst in der Euthanasie-Debatte wird das Tötungsverbot offen missachtet, weil man auch bei schlechtestem Willen nicht bestreiten kann, dass es sich bei Euthanasie um Menschen handelt, die direkt und ganz absichtlich getötet werden sollen.
Dennoch, auch in der Euthanasiedebatte greift man zu Argumentationsmustern, die denen in der Abtreibungsdebatte ähnlich sind: Man bedient sich einer Ethik der „Güterabwägung“, sofern man diese Argumentation noch „Ethik“ nennen darf , und schildert dramatische Fälle, um die Menschlichkeit der Euthanasie zu erweisen.
Auf jeden Fall aber besteht eine innere Logik, die Abtreibung, Euthanasie, künstliche Befruchtung, Embryonen-Versuche, Pränatale Diagnostik und Präimplantations-Diagnostik (PID) eint: Immer ist die Frage: Ab wann handelt es sich um einen Menschen und, wenn der Mensch unbestreitbar „schon da ist“, was darf man mit ihm tun und was nicht?
Wenn bei der Abtreibung eben doch ein Mensch getötet und nicht nur ein Zellhaufen zerstört wird, ist der Ruf nach Zulassung der Euthanasie eine zwingend logische Entwicklung: Wieso soll man einen Menschen, der sein Leben mit allen Freuden, Hoffnungen, Erfolgen noch vor sich hat, töten dürfen, nicht aber einen Menschen, der sein Leben gelebt, es unabänderlich hinter sich und außer Leiden nichts mehr zu erwarten hat?
Zweitens: Der Embryo: „Ist Mensch“ oder „für mich nur Zellhaufen“?
Solange man das Tötungsverbot anzuerkennen behauptet, aber zugleich am Recht auf Abtreibung festhalten will, muss man bestreiten, dass das, was getötet wird, Mensch ist, und behaupten, es handle sich nur um einen Zellhaufen.
Sehr oft werden dabei die Argumente gegen diese These mit dem irrationalen „Für mich ist das nur…“ weggeschoben. Weder werden Argumente vorgebracht noch die der anderen Seite diskutiert. Das „für mich ist…“ tritt als irrationale Behauptung, wie ein unhinterfragbares Orakel, an die Stelle, an der man rationale Argumente erwarten würde.
Dabei wäre doch leicht verstehbar: Das „für mich ist“ ist nur bei Fragen der subjektiven Wertung - wie „für mich ist der beste Wein dieser oder jener“ - berechtigt, nicht aber im Ringen um Wahrheit und Sachverhalte!
Nach der Entdeckung Amerikas gab es eine Diskussion, ob Indianer wirklich Menschen sind. Vielleicht gab es auch damals schon Leute, die sagten: „Für mich sind sie Tiere, und daher darf man sie töten.“ Als der Papst klar stellte „Indianer sind Menschen, sie haben dieselben Rechte wie alle Menschen und sie sind entsprechend zu behandeln“, wäre es absurd gewesen, hätte er gesagt: „Für Katholiken sind es Menschen“.
Die Kirche sagt auch nicht bei ihren Dogmen „für uns Katholiken“, sondern immer: So ist es, auch wenn andere das nicht glauben und dabei die Wahrheit verfehlen, wie früher die Menschen, die die Sonne für eine Scheibe hielten, obwohl sie immer eine Kugel war und sein wird, was immer Menschen über sie denken! Kein „für mich ist die Erde eine Scheibe“ konnte jemals die Erdkugel in eine Scheibe verwandeln!
Drittens: „Alle wissen es“, der Embryo ist Mensch!
Behauptet wird, der Embryo sei noch kein Mensch! Ich aber habe den dringenden Verdacht: Eigentlich glaubt das wirklich niemand, im Grunde ihres Herzens wissen alle: Der Mensch existiert von der Empfängnis an, Abtreibung ist daher die absichtliche Tötung eines Menschen und daher objektiv ein Mord!
Vor Jahren lief im Österreichischen Fernsehen eine Talkshow-Serie unter dem Titel „Schiejok täglich“. Einmal war auch Abtreibung das Thema, und Herr Schijok hatte Frauen eingeladen, die abgetrieben hatten und auch eine, die als Ärztin abtrieb. Zu Beginn der Sendung gab er die Weisung: Keine Emotionen, wir reden nicht von „Kind“! Aber es dauerte keine fünf Minuten, da rutschte der ersten Frau das Wort Kind heraus, danach einer nach der anderen, alle sprachen von ihrem Kind, keine von ihrem Zellhaufen oder einem undefinierten Lebewesen in ihrem Leib!
Dass im Grunde alle wissen, dass es sich beim Embryo bereits um einen Mensch handelt, könnte man nachweisen mit Hilfe eines Mikrophons in sämtlichen gynäkologischen Einrichtungen, mit Hilfe derer der Dialog zwischen Arzt und Frau beim Ultraschall aufgezeichnet werden könnte.
Ich wäre bereit zu einer Wette: Kein Arzt sagt zur Frau: „Ich zeige ihnen jetzt den „Zellhaufen, aus dem später Ihr Kind entsteht“, sondern er sagt: „Ich zeige ihnen ihr Kind, Sie sehen schon den Kopf, die Arme, die kleinen Füße.“
Sogar in der Abtreibungsklinik ist die Sprache, wie ich seit kurzem von einer Zeugin weiß, bezeichnend: Dort redet man, wenn man das Kind meint, verschämt von „die Schwangerschaft“, aber nicht von einem Zellhaufen!
Beim Ultraschall ist der Bildschirm so gestellt, dass die Frau ihn nicht sehen kann! Warum wohl, was wäre schlimm, wenn sie den „Zellhaufen“ sieht?
Wie sehr man um die Wahrheit weiß, zeigen auch Diskussionen über PID als ethisches Problem: Eine „ethische Frage“ wirft nur ein Mensch auf! Noch genauer: Wenn es ein Mensch ist, gibt es keine „Frage“, dass er das Recht auf Leben hat, er hat es! Und wenn es nur Zellhaufen ist, ist es ebenfalls „keine ethische Frage“, ein Zellhaufen hat keine Rechte!
Viertens: Die große Gefahr
Von Mutter Teresa hat wird der Satz überliefert: „Die Abtreibung ist die größte Gefahr für den Weltfrieden!“ Der Grund für diesen erschreckenden Satz ist wohl der: Die Gültigkeit des 5. Gebotes Gottes, das das Leben des Menschen schützt, kann man nicht willkürlich auf bestimmte Personengruppen hin einschränken, außer Kraft setzen oder abschwächen, wie es in der Geschichte oft genug geschah!
Vielmehr gilt für Gottes Gebot etwas Ähnliches wie das Gesetz der kommunizierenden Gefäße in der Physik: Wenn man Schwarze töten darf, dann auch Weiße und jeden anderen Menschen auch!
Karin Struck, die nach einer Abtreibung den langen Weg von einer linken Ideologin zur überzeugten Katholikin und Verehrerin von Papst Johannes Paul II. ging, brachte den Sachverhalt auf den Punkt: In ihrem berührenden Buch „Ich sehe mein Kind im Traum“ schreibt sie: „Wenn man das Kalb töten kann, dann auch die Kuh!“
Auf den Menschen bezogen: Wenn man den ganz kleinen Menschen töten darf, dann ist es nicht mehr wirklich begründbar, warum nicht auch einen ganz großen Menschen! Abtreibung führt mit einer moralisch zwingenden Logik zur Bereitschaft, auch Erwachsene zu töten!
Darum hat Mutter Teresa recht: Wenn man eine Gruppe Menschen zum Töten freigibt, ist die Schwelle überschritten, die den Krieg, das große Töten, auch möglich macht! Man könnte den jüdischen Satz: „Wer einen Menschen rettet, rettet die Welt“ auch umdrehen und sagen: „Wer einen Menschen töten darf, darf alle töten.“
Fünftens: Niemals vergessen
Wir Europäer sind uns zu Recht einig: „Niemals vergessen“ und „niemals wieder“ und denken dabei vor allem an Hitler, an Stalin und an alle anderen Massenmörder der Geschichte!
Aber wenn das „niemals wieder“ ernst gemeint ist: Warum tabuisiert man dann als „politisch inkorrekt“ die kritische Prüfung, ob nicht da und dort Überreste der mörderischen Ideologien vorhanden sind oder wiederkommen im Sinne Shakespeares (in Macbeth): „Die Schlange ward zerhackt nur, nicht getötet!“
Und ist es nicht ganz im Sinn des „Niemals wieder“, wenn jemand bestimmte ideologische Ansätze kritisch prüft, weil sie der „Schoß des Bösen“ sein könnten, von dem B. Brecht sagt: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“.
Konkret: Kroch nicht längst wieder die Idee der staatlichen Allmacht, die kein höheres Recht über sich duldet, aus dem „Schoß“ des Zeitgeistes? Die Panzer Hitlers sind längst verschrottet, aber lebt nicht die Idee der Allmacht der Mehrheit heute noch immer oder schon wieder auf?
Papst Johannes Paul II. hat ebenso eindringlich vor dieser Gefahr gewarnt wie der Jurist W. Waldstein und viele andere! Warum wird über die damit benannte Gefahr nicht gesprochen?
Schlimmer noch: Wer die Gefahr der „nur zerhackten Schlange“, die noch immer beißen kann, auch nur benennt, wird sofort zum Schweigen verurteilt, ausgegrenzt mit Entrüstung bestraft.
Aber wenn sogar ein Mann der Kirche , der doch eigentlich zum Kreis der „Wächter“ gehört, behauptet, die Kirche müsse die Fristenlösung akzeptieren, dann weiß man, wie „giftig“ die Schlange immer noch ist und wie „fruchtbar“ der „Schoß, aus dem das kroch“!
Solche Überprüfung zu verbieten ist so unlogisch, wie wenn man demjenigen, dem die Feuerwache übertragen ist, verbieten wollte, durch das ihm anvertraute Gebäude zu gehen und gegebenenfalls Brandalarm auszulösen!
Ebenso muss es erlaubt sein zu vergleichen: Wie war es damals, wie dachte man und wie ist es heute, was sagt die heutige öffentliche Meinung! Ich setze mich über das bestehende Tabu hinweg und lege einen Beleg dafür vor, dass wir allen Grund haben, über die gestellte Frage nachzudenken:
In einem Brief verlangte Martin Bormann die Propagierung, Förderung und Freigabe der Abtreibung! Natürlich nicht für Deutsche, wohl aber um die slawischen Völker zu dezimieren! Als ich bei einer Tagung in Deutschland diesen Brief Bormanns, ohne den Absender zu nennen, vorlas und raten ließ, von wem der Text stammen könnte, erhielt ich die Antwort: Von „Pro Familia!“ Aber Pro familia ist bekanntlich ein Zweigverein von „Planned parenthood“, eine Organisation, die weltweit die frei zugängliche Abtreibung fordert, fördert und auch Einrichtungen zu diesem Zweck betreibt.
Was ich damit sagen will: Es ist unmöglich, die Ähnlichkeit der damaligen Programme mit dem zu übersehen, was die Europäer heute mit ihren Gesetzen zur freien Abtreibung gegen sich selbst machen und auch anderen Völkern aufdrängen wollen. Daraus folgt: Abtreibungsgegner sind zugleich die besten und konsequentesten Vertreter des „Niemals wieder!“
Sechstens: Die demographische Katastrophe
Die Abtreibung ist, das beweisen die Zahlen, ein Hauptgrund für das dramatische Aussterben Europas. Man muss kein Christ sein, um dies festzustellen und zu beklagen! Unverständlich ist aber: Weder die Politiker noch die Männer und Frauen der Wirtschaft scheint es sonderlich zu belasten, dass Europa die eigene Zukunft zerstört.
Daher die Frage: Warum schauen nicht nur Politiker, sondern auch die Verantwortlichen der Wirtschaft tatenlos zu, wie Arbeitsplätze zerstört werden, wie man künftige Mitarbeiter, künftige Kunden, künftige Steuerzahler tötet und wie man so die Kraft der Wirtschaft Europas zusammen mit den Kindern sozusagen „abtreibt“ und wie sie, die Steuerzahler und die Wirtschaft, dieses Töten und Zerstören, auch noch mitfinanzieren?
Die Absurdität wird besonders deutlich bei jenen Gynäkologen, die abtreiben: Sie töten 50 Prozent ihrer Kundinnen von morgen und übermorgen! „Es ist so verrückt, wie wenn man die Auto-Industrie auffordern würde, die Begrünung der Autobahnen zu finanzieren! Indien wird China als Wirtschaftsmacht überrunden, hieß es kürzlich in der Süddeutschen Zeitung, weil China vergreist!
Siebtens: Mütterfeindliche Politik
Wir leben in einer Zeit, die sich rühmt, die Unterdrückung der Frau beendet zu haben und jede kleinste noch bestehende Ungerechtigkeit gegen sie aufdecken und beseitigen zu wollen. Wahr daran ist, dass die Frauenbewegung viel erreicht hat, was wir nie mehr missen wollen.
Aber wahr ist auch, dass der Feminismus, der heute bestimmend geworden ist, keineswegs frauenfreundlich agiert! Denn im Widerspruch zu dem Erreichten herrschen heute eine frauen-feindliche Ideologie und Politik. Man redet viel von Frauen-Karrieren und ihrer „Gleichheit“ im Verhältnis zu den Männern, aber nicht gewürdigt wird die Frau als Mutter!
Aber Mutter werden zu können und Mutter zu sein begründet über die allgemeine Menschenwürde hinaus die besondere Würde der Frau! Neben und vielleicht sogar noch vor der bräutlichen Liebe gilt die Mutterliebe bei allen Völkern und in allen Kulturen als der Inbegriff wahrer, absolut verlässlicher Liebe.
Auch die Bibel setzt dies voraus, wenn der Prophet Jesaja die Größe der Liebe Gottes erklärt, indem er an die Erfahrung mit der Mutterliebe erinnert und dabei voraussetzt, dass um diese Liebe doch eigentlich jeder Mensch weiß: „Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht.“
Auch die Mutterliebe der Tiere ruft bei den Menschen Bewunderung hervor, und umgekehrt auch die Bereitschaft der Muttertiere, ihre Jungen zu verteidigen. Das Wissen darum nützt der Prophet Hosea , um den Zorn Gottes über den Sünder zu beschreiben: Wenn der Sünder nicht aufhört, Unrecht zu begehen, werde Gott über ihn kommen wie „eine Bärin, der man ihre Jungen geraubt hat!“
Frauen können nicht nur Mutter werden, von Ausnahmen abgesehen wollen sie es auch und leiden unter Kinderlosigkeit! Nicht nur in der Bibel, in allen Kulturen wurde und wird Kinderlosigkeit darum als Unglück gesehen!
Was aber macht der Zeitgeist heute? Oberflächlich gesehen könnte man glauben, alle Gruppen der Gesellschaft seien sich darin einig und um das Wohlergehen der Kinder besorgt. Der Schein trügt, daneben geht die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, gegen das Kindeswohl: „Warum Kollektiverziehung und andere Unnatürlichkeiten, die für Kleinkinder schädlich sind?“, schreibt die große Mahnerin Christa Meves.
Aber ihre Rufe werden nicht gehört. Mutter zu werden und Mutter zu sein, wird den Frauen schwer gemacht und ihnen eingeredet, ihre Karriere sei wichtiger und erfüllender als Mutter zu werden! Der Einsatz der Mütter für die Kinder wird kaum oder nicht anerkannt!
Frauen werden gedrängt und fast gezwungen, ihre Arbeitskraft der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen und ihre Kinder möglichst früh, schon als Kleinkinder in die staatliche Obsorge der Kinderkrippen zu geben - und das zu einer Zeit, wo sie die Mutter noch dringend brauchen.
Studien, die zeigen, wie dies gegen das Kindeswohl ist, werden ignoriert! Einschmeichelnd betont man dagegen, in den Kinderkrippen kümmern sich „professionell geschulte Kräfte“ um die Kinder! So, als ob die Mütter eher nicht geeignet, „unprofessionell“ und unterlegen wären, ihre Kinder selbst zu betreuen!
Der Kinderkrippe folgt, so die jüngsten Entwicklungen, die Pflicht zum Besuch des Kindergartens auch dann, wenn die Eltern die Kinder noch bei sich behalten möchten.
Aber auch in der Schule gibt es staatliche Übergriffe, heute besonders drastisch in Gestalt der Sexualerziehung: In der Schule „klärt man die Kinder“ auf, als ob die Erziehung im Intimbereich des Lebens Aufgabe der Schule wäre und nicht primäre Aufgabe und Recht der Eltern!
Dazu kommt: Diese Aufklärung geschieht einerseits vielfach im Geist der „sexuellen Revolution“ und andererseits verweigert man den Eltern das Recht, ihre Kinder von diesem „Unterricht“ abzumelden!
So ist es nicht falsch zu sagen: Es gibt eine Tendenz, „die Kinder zu „verstaatlichen“, auf Kosten der Elternrechte und auf Kosten der Frauen, die mehr und mehr bevormundet werden! Ist es nicht bedrückend sich dabei zu erinnern, was die Geschichte lehrt: Vor allem die ideologisch gestimmten Diktaturen haben immer schon mehr oder weniger direkt nach den Kindern und Jugendlichen gegriffen! Es ist, wie eine moderne Form der „Knabenlese“, was heute geschieht!
Niemand kann bestreiten, dass Kinder auch eine Last sein können und in einem gewissen Sinn immer auch Last sind. Und wahr ist auch, dass Mutterschaft auch Verzicht bedeutet und sich mit einer großen Karriere nicht leicht vereinbaren lässt. Aber ebenso wahr ist: Kinder sind Freude und eine Form des Reichtums!
Eine wirklich frauenfreundliche Politik sollte die Frauen nicht bevormunden, sondern selbst bestimmen lassen. Die Politik hat die Aufgabe, den dazu nötigen Freiraum zu schaffen. Konkret könnte dies bedeuten: Jede Mutter bekommt genug Geld, um in Würde leben und ihr Kind erziehen zu können. Ob, wann, wie lange und bei wem sie dabei ihr Kind in Fremdbetreuung gibt, sollten sie und ihr Mann bestimmen, nicht die Regierung und nicht irgendein Beamter im Namen eines Gesetzes.
Achtens: Fristenlösung – frauenfeindlich und kinderfeindlich!
Das schlimmste Element der frauenfeindlichen Politik ist dieses: Im Widerspruch zu ihrem Wesen wird den Frauen eingeredet, Abtreibung sei Frauenrecht, sei in vielen Fällen eine Erlösung für sie, Befreiung von Last und Tür zum glücklicheren Leben. So werden Frauen angeleitet und oft auch mehr oder weniger direkt gezwungen, ihre Kinder töten zu lassen.
Von der Traurigkeit in Folge von selbst gemachter Kinderlosigkeit und erst recht von den bitteren Folgen der Abtreibung, von ihren Erinnerungen, von dem Vermissen des Kindes, von ihren schweren Träumen auch nur zu reden, wird den Frauen verboten!
Hier kann es nicht darum gehen, die Rechtsentwicklung zur Abtreibung und die Umstände, die zur Fristenlösung führten, nachzuzeichnen. Auch wenn eine Mit-Ursache an dieser Gesetz-Werdung der mangelnde Schutz der ledigen Mütter war (so A. Kirchmaier) und die Erfinder der Fristenlösung wirklich Unrecht beseitigen wollten: Sie haben den „Teufel durch Beelzebul“ auszutreiben versucht und Unrecht durch noch größeres Unrecht ersetzt!
Nein, es gibt keinen anderen Weg, man muss die Fristenlösung wieder abschaffen und ein neues Gesetz zum Schutz von Kindern und Frauen in Kraft setzen. Das wäre nicht ein Angriff auf die Frauen, sondern im Gegenteil zugleich mit dem Schutz der Kinder ein Schutz der Frauen als Mutter vor dem erbarmungslosen Druck der Gesellschaft, die von ihr in so vielen Fällen verlangt, das Kind zu töten, statt ihr zu helfen, das Kind ohne Verelendung auf die Welt zu bringen und zu erziehen!
Die Fristenlösung ist eine Katastrophe für die Kinder, für die Frauen, für das ganze Land! Wir brauchen wieder ein Gesetz, das alle Menschen schützt, auch die ungeborenen Kinder. Eine Abschaffung der Fristenlösung hieße: Frauen und Kinder schützen und nur die Täter zu bestrafen!
„Wollt ihr Frauen bestrafen?“ ist Lüge in Form einer suggestiven Frage! Man kann ja auch nicht vorwurfsvoll sagen „Wollt ihr Männer bestrafen?“, um die Nichtbestrafung von Vergewaltigung oder sexuellem Missbrauch durchzusetzen!
Bestraft werden immer nur Täter, unabhängig von Geschlecht und anderen Merkmalen eines Menschen! „Frauen bestrafen?“ Nein, es geht um den Schutz des Gesetzes für alle, für Kinder und Frauen!
Wer dieses kompromisslose Nein zur Fristenlösung verstehen will, lese nach, wie eindringlich und überzeugend Papst Johannes Paul II. dieses Nein begründet!
Diese Position kann man nicht als „nur katholisch“ abtun. Es geht um ein staatstragendes Menschenrecht, das Recht auf Leben, ein Recht das alle angeht! Nach einem Vortrag, in dem ich diese Gedanken vorgelegt hatte, brachte ein Zuhörer die Sache auf den Punkt: „Die mit der Fristenlösung alltäglich gewordene Toleranz und Akzeptanz von Mord ist unerträglich für einen humanistisch denkenden und fühlenden Menschen.“
Leider gibt es heute auch nicht wenige Katholiken, die meinen, man sollte es bei der Fristenlösung belassen und Abtreibung nicht bestrafen, diese Einstellung sei menschlich richtig, Strafe zu fordern hingegen unchristlich. Allerdings, wer so spricht, kennt die Lehre der Kirche nicht, denn die oberste Lehrautorität der Kirche verlangt vom Rechtsstaat, Abtreibung zu bestrafen.
Zu all dem passt das Zeugnis einer Frau, die als Neunzehnjährige unter dem Druck des Kindesvaters und seiner Familie einmal abgetrieben hat: „Es war, als ob ich während der Narkose zusehen konnte, wie mein Kind in den Abfall geworfen worden wurde. Weinend bin ich aufgewacht. Es gibt keinen größeren Betrug, als die seit Jahrzehnten propagierte „Lösung der Fristenregelung“.
Ich wünschte so sehr, dass diese meine Erkenntnis nicht an meine schreckliche Tat geknüpft wäre. Könnten alle Beteiligten an einer Abtreibung im entscheidenden Moment auch nur eine Sekunde lang einen Bruchteil des großen Schmerzes, der Beschämung und der Niederlage empfinden - es würde keine einzige Frau einer Abtreibung zustimmen, kein Arzt mit ruhigem Gewissen eine Abtreibung empfehlen oder durchführen können, kein Politiker könnte je ein solches Gesetz erlassen und keine Frauenrechtlerin es als Recht der Frau verteidigen.“
Neuntens: Vergewaltigung
Vergewaltigung gilt als der Fall, in dem Abtreibung wirklich von jedem Menschen akzeptiert werden müsste! Die Kirche sagt: Nein, weil das Lebensrecht eines Kindes nicht von den Umständen seiner Zeugung abhängt.
Ist das lebensfremd? Statt einer akademischen Antwort soll dazu eine kroatische Ordensfrau zu Wort kommen, die vergewaltigt und geschwängert wurde, daraufhin ihre Gemeinschaft verließ und ihrer Oberin in einem Abschiedsbrief u. a. schrieb:
„Wenn ich Mutter sein werde, dann wird das Kind mir und keinem anderen gehören. Ich weiß, dass ich es anderen Leuten anvertrauen könnte, aber es hat Anspruch auf meine mütterliche Liebe, obwohl ich es weder erwartete noch verlangte…Jemand muss doch die Kette des Hasses zu brechen beginnen, der unser Land so entstellt. Und dem Kind, das kommen wird, werde ich die Liebe und nur Liebe lehren. Obwohl aus Gewalt geboren, soll es neben mir bezeugen, dass der Mensch nur durch Verzeihung groß sein wird.“
Ich bin überzeugt, dass viele Frauen zu einer solchen oder ähnlichen Haltung fähig wären, wenn man ihnen helfen würde! Und außerdem: Zu glauben, ein grauenhaftes Trauma sei am besten zu heilen durch ein anderes grauenhaftes Trauma, widerspricht jeder Erfahrung und Vernunft!
Die heutige Politik für das „Recht auf Abtreibung“ den Frauen als frauenfreundlich verkaufen zu wollen, ist so, als wollte man die Sklaverei wieder einführen und die Schwarzen überzeugen wollen, sie hätten ein Recht darauf, Sklaven zu sein und dies diene ihrem Wohlergehen!
Zehntens: „Radikale Abtreibungsgegner“?
Ist der Katholik und jeder andere, der Abtreibung in jedem Fall ablehnt, ein „Radikaler“, darum potentiell gefährlich und abzulehnen? Gegenfrage: Kann man auch ein „radikaler Holocaustgegner“ sein, wobei „radikal“ ein Synonym für übertrieben und schlecht wäre?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass jeder anständige Mensch angesichts bestimmter Verbrechen nur „radikal“ dagegen sein kann, ohne irgendwelche Einschränkungen gelten zu lassen? Darf es, kann es eine Unterscheidung geben zwischen Gegnern des Terrorismus und radikalen Terrorismus- Gegnern? Noch für viele andere Verbrechen gilt: Eine solche Unterscheidung gibt es nicht und darf es nicht geben!
Man kann es nicht oft und nicht deutlich genug sagen: Die Fristenlösung muss weg! Das allein ist eines Rechtsstaates würdig, allein diese Haltung ist wirklich katholisch! Erst vor kurzem sagte der kroatische Bischof Zupan von Krk: Wir haben ein Recht, die Regierenden aufzufordern, die Gesetze zur Abtreibung zu revidieren!"
„Die Wahrheit kann untergehen, aber sie ertrinkt nicht!“ Ich habe mit Tucholsky begonnen, ich schließe, indem ich das berühmte Wort des römischen Senators Cato abwandle, der meinte, man müsse Karthago unbedingt zerstören und darum jede seiner Reden mit der Aufforderung beendete: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!“: Ich sage: Ceterum censeo legem ad libertatem abortus esse delendam! Übersetzt: „Im übrigen meine ich, die Fristenlösung, das Gesetz zur Freiheit der Abtreibung, muss abgeschafft werden.“
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Wir danken Seiner Ex. Weihbischof Laun für die Erlaubnis Seine Texte veröffentlichen zu dürfen.
Letzte Änderung: 16.06.2011 um 14:41
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