Spiritualitätsformen

Benediktinische Familie

Geschrieben von (ksf) am 12.12.2011
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7. Die Arbeit

 

Sinn der klösterlichen Arbeit

 

Arbeit ist der Zins, den der Herr fordert für die Talente an Zeit, Kraft und Gnade, die er uns anvertraut. Der Richter ist streng, die Rechenschaft genau, die dem trägen Knecht angedrohte Strafe überaus hart (vgl. Mt 25, 15 ff). Mehr noch als andere ist der Mönch zur Arbeit verpflichtet. Er schuldet sie nicht bloß, wie alle, Gott seinem Schöpfer und Erlöser. Er hat dazu auch durch das Ganzopfer der heiligen Profess sich und all das Seine Gott geschenkt. Deshalb ist nach der heiligen Regel der Mönch "Werkmann Gottes" (Prolog; Kap. 4). Sinn und Inhalt seiner Arbeit wird darum zuerst von Gott her bestimmt. Sie muss Gottesdienst sein, und sie wird für uns im Kloster Gottesdienst vor allem durch den Gehorsam. "Denn der Gehorsam, den man dem Obern leistet, wird Gott erwiesen" (Kap. 5).

 

Gehorsam ist also das Gesetz, das den Werkmann Gottes bei jeder Arbeit leitet. Gehorsam ist der sichere Weg, auf dem der treue Mönch Gott und den Himmel findet. Dazu hat er das Joch der heiligen Regel auf sich genommen, "um durch des Gehorsams Mühe zu Gott zurückzukehren, von dem er durch des Ungehorsams Lässigkeit abgewichen war" (Prolog). Gehorsam ist das "Gut" (Kap. 71), dessen der Mönch bei all seinen Arbeiten froh wird. Was immer der Gehorsam ihm auferlegt, ist ihm teuer und heilig, mag es in sich auch gering und schwierig erscheinen. Im Gehorsam erkennt er das sichere Unterpfand unvergänglicher Frucht seiner Arbeit; denn es ist unmöglich, dass der allmächtige, allweise Wille Gottes, den der Gehorsame im Glauben erfüllt, jemals des Erfolges entbehre.

 

"Die Welt vergeht samt ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit"

(1 Jo 2, 17).

 

Der Gottesdienst der Arbeit wird gehoben und verklärt vom unmittelbaren Gottesdienst, der als "Gottes-Werk" unser erstes "Offizium" ist, das Werk, das nicht nur an Würde alle anderen überragt, sondern auch als höchstes Ziel sie sich einordnet und mit seinem Geist beseelt. "Brüder, lobet Gott aus eurem ganzen Sein. Es lobe eure Stimme, es lobe euer Leben, es loben eure Werke. Denn die Zunge lobt nur zu bestimmten Stunden, dein Leben soll allezeit loben" (Augustinus in Ps 146; 148). Das geschieht dann, wenn wir bei jeder Arbeit mit reiner Absicht Gott suchen, das Auge des Geistes mit liebender Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Gott gerichtet halten und unsere Pflichten mit frohem Eifer erfüllen.

 

Der Mönch arbeitet also nicht, um seine natürlichen Neigungen zu befriedigen, um Ergötzungen zu suchen, um Ehre zu gewinnen, um irdischen Gewinn zu erhaschen, sondern er will Gott den gebührenden Dienst entrichten und ihn mit all seinen Kräften verherrlichen: "Ich weihe nein Werk dem König" (Ps 44, 2). Je aufrichtiger er dieses Ziel festhält und ihm alle anderen Ziele unterordnet, desto edler wird das Werk, desto reicher seine Frucht, desto sicherer der Lohn. Diese Hingabe unserer Arbeit an Gott erneuern wir, sooft wir untertags zum heiligen Offizium gehen und nehmen sie von da wieder mit in die Arbeit.

 

Während die Hand im Arbeiten Gott verherrlicht, verstumme das Gotteslob nie in deiner Seele. Sprache des Herzens aber sind die Affekte der Liebe. In ihnen pflege während der Arbeit gern den Verkehr mit Gott, damit die Seele in seiner Gesellschaft Ruhe und Erquickung finde, während der Körper im Arbeiten ermüdet. Nicht ferne ist er, wie er ja seinen getreuen Arbeitern verheißen hat: "Meine Augen werden auf euch gerichtet sein und meine Ohren euren Bitten geneigt. Und ehe ihr mich anruft, sage ich euch: Ich bin da". (Ps 33, 16; Is 58, 9; Prolog).

 

Nimm dir ein Beispiel an den heiligen Engeln. Mit dem Schutz der Menschen beauftragt, vollführen sie in wachsamer Sorge ihren Dienst, ohne dass sie jemals aufhören, mit den himmlischen Chören vereint den Herrn zu loben. Um die Sammlung leichter zu bewahren, beobachte während der Arbeit treu das Stillschweigen. So als Gottesdienst und Gotteslob geübt, bereitet und erzieht die Arbeit wieder zum Gebet und zur Kontemplation. "Gotteslob ist Freude" (Augustinus in Ps 148), trübselige Mattigkeit und Verdrießlichkeit ist ihm fern. Denn es geht aus der Liebe hervor, die das Herz weit und stark macht. Damit also dein Werk Gott lobe, rüste dich mit freudigem Eifer. "Ernste Arbeit macht froh", ist ein alter monastischer Spruch.

 

Sei ein fröhlicher Geber, damit Gott dich lieb habe und dein Werk ihm wohlgefalle (vgl. Kap. 5; Kor 9,7). Nach Mahnung der heiligen Regel sei dieser liebende Eifer vor allem jenen Werken eigen, welche sich auf den Gottesdienst beziehen oder wodurch du den Mitmenschen Liebesdienste erweist (vgl. Kap. 22; 43; 5; 31; 66; 71; 72). Denn hier erwartet Christus der Herr am unmittelbarsten deinen Dienst.

 

Arbeit fördert die Einheit der monastischen Familie. Das gemeinsame Wohl erwächst ja aus der Arbeit der einzelnen Glieder und verbindet sie dadurch umso enger. Überdies bietet das gemeinsame Arbeiten ungezählte Gelegenheiten, einander Liebesdienste zu erweisen. Dieses ist der Grund, weshalb der hl. Benedikt bestimmt, dass in den Dienstleistungen des täglichen Lebens alle Brüder der Reihe nach einander dienen, "weil dadurch größerer Lohn und Wachstum in der Liebe gewonnen wird" (Kap. 35). Darum teilt auch der Abt in den Ämtern des Klosters seine Bürde mit den Brüdern, damit sie im Verein mit ihm die Sorge für das Wohl der klösterlichen Familie tragen. Aus diesem Grund wünscht die heilige Regel auch (Kap. 66), dass die verschiedenen Handwerke und Künste innerhalb der Klostermauern ausgeübt werden, und so die Brüder alles zum Lebensunterhalt Notwendige einander selbst besorgen. Auf diese Weise trägt einer des anderen Last und erfüllt in Liebe, Gehorsam, Demut das Gesetz Christi (vgl. Gal 6, 2).

 

Arbeit fördert die Einheit der monastischen Familie. Das gemeinsame Wohl erwächst ja aus der Arbeit der einzelnen Glieder und verbindet sie dadurch umso enger. Überdies bietet das gemeinsame Arbeiten ungezählte Gelegenheiten, einander Liebesdienste zu erweisen. Dieses ist der Grund, weshalb der hl. Benedikt bestimmt, dass in den Dienstleistungen des täglichen Lebens alle Brüder der Reihe nach einander dienen, "weil dadurch größerer Lohn und Wachstum in der Liebe gewonnen wird" (Kap. 35). Darum teilt auch der Abt in den Ämtern des Klosters seine Bürde mit den Brüdern, damit sie im Verein mit ihm die Sorge für das Wohl der klösterlichen Familie tragen. Aus diesem Grund wünscht die heilige Regel auch (Kap. 66), dass die verschiedenen Handwerke und Künste innerhalb der Klostermauern ausgeübt werden, und so die Brüder alles zum Lebensunterhalt Notwendige einander selbst besorgen. Auf diese Weise trägt einer des anderen Last und erfüllt in Liebe, Gehorsam, Demut das Gesetz Christi (vgl. Gal 6, 2).

 

Darum sei zu jeder Arbeit bereit, die der Gehorsam oder die Bedürfnisse des Klosters von dir fordern! Aus eben diesem Motiv der heiligen Armut behandle auch alle Werkzeuge sorgsam und reinlich wie "gottgeweihtes Altargerät " (vgl. Kap. 31; 32).

 

Seit dem Tage, da der sündige Mensch aus dem Paradies vertrieben die dornenüberwucherte Erde betrat, trägt alle Arbeit den Charakter der Buße an sich. "Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen" (Gn 3, 10). Eben deshalb hat auch unser Erlöser, der die Sünden der Welt auf sich genommen hat, den weitaus größten Teil seines Lebens das Joch schwerer Arbeit getragen. Arbeit ist Sühne für die begangenen Sünden. Durch Arbeit wird das Fleisch niedergehalten, Begierlichkeit und Phantasie gezügelt, der Geistesstolz gedemütigt, die Unbeständigkeit des Charakters gefestigt.

 

Je mehr die Arbeit der natürlichen Neigung entgegen ist, umso nachhaltiger wirkt sie als Buße. Will einmal die Bürde der Arbeit dich zu schwer drücken, denke an deine Sünden, an die Strafen der Ewigkeit, an den kreuztragenden Heiland, wie er dich einlädt: "Folge mir nach".

 

Durch fleißige Arbeit wird aber auch vielen Sünden vorgebeugt. " Müßiggang ist der Feind der Seele" (Kap. 48). Darum pflegten die Altväter zu sagen, der arbeitende Mönch werde nur von einem Teufel versucht, der müßige aber sei die Beute unzähliger. Darum nütze gewissenhaft die dir von Gott als kostbares Talent gegebene Zeit aus nach den Bestimmungen der Tagesordnung und der Obern. Jeder Augenblick ist mit Christi kostbarem Blut erkauft und birgt ein Samenkorn ewiger Herrlichkeit. Sei getreu im Kleinen und geize mit der Minute. Wenn du sie vergeudest, ist ein ewiger Gewinn verloren. Sei also eifrig zur Arbeit, damit du in ihr Gott verherrlichst, den Mitbrüdern dienst, deinem armen Heiland folgst, deine Sünden büßest und besserst.

 

Die geistige Arbeit

 

Die geistige Arbeit ist dem Mönch ein willkommenes Hilfsmittel, seine erste Aufgabe, Gott wahrhaft zu suchen und würdig zu loben, vollkommener zu erfüllen. Was immer an Wahrheit in Lesung und Studium seinem Geiste aufleuchtet, geht von Gott, der höchsten Wahrheit aus wie der Strahl von der Sonne. Dieser macht aber nicht bloß die Erde und was auf ihr ist sichtbar, sondern offenbart zugleich der Sonne eigene Schönheit. So vermitteln uns die verschiedenen Wissensgebiete nicht nur die Kenntnis der geschaffenen Dinge, sondern künden uns zugleich die Herrlichkeit des Schöpfers als des Ursprungs und Zieles aller Geschöpfe. "Ist doch sein unsichtbares Wesen, seine ewige Macht und Göttlichkeit seit Erschaffung der Welt durch seine Werke erkennbar zu sehen" (Röm 1,20). So kann und soll jeder Gewinn an Wissen zugleich Fortschritt in der Erkenntnis und Liebe Gottes bedeuten. Dazu kommt, dass durch ernste Geistesarbeit der Müßiggang nicht minder, sondern eher noch entschiedener als durch Handarbeit bekämpft wird (vgl. Petrus Venerabilis, Brief 28).

 

Abt Trithemius schreibt: "Nichts ist unsinniger als ein ungelehrter Mönch, der das Studium der heiligen Wissenschaften vernachlässigt oder verachtet, weil er niemals in wahrem Herzensfrieden und Herzensreinheit in sich gesammelt bleiben kann, sondern von innerer Unruhe getrieben wird, gegen die Vollkommenheit des monastischen Berufes sich mit äußerlichen und unnützen Dingen abzugeben" (Hom. 4).

 

Allerdings entspringen ob der menschlichen Schwäche aus dem wissenschaftlichen Studium auch Gefahren, wie Versuchungen zu Überheblichkeit, Geistesstolz, Eigensinn. Der hl. Paulus fasst diese Untugenden zusammen in dem Wort: "Wissenschaft bläht auf" (1Kor 8, 1). Hütest du dich nicht sorgsam davor, so wirst du nicht nur um die herrlichen Früchte ernster Wissenschaft betrogen, sondern hast auch ein strengeres Gericht zu gewärtigen. "Je größer dein Wissen ist, umso strenger wirst du gerichtet, wenn du nicht entsprechend heiliger lebst" (Nachfolge Christi 1, 2).

 

Willst du also im Wissen und in der Heiligkeit zugleich vorankommen, so lese und studiere zuvörderst zur Ehre Gottes. Aus übernatürlichen Motiven und im Gehorsam gegen deine Obern suche in der Erkenntnis Gottes zu wachsen, an Geist und Charakter zu reifen und zu fruchtbarer Arbeit in Weinberg Gottes dich zu rüsten. Sei auch stets auf der Hut, dass du des Studiums halber das reguläre Leben nicht vernachlässigt. Das sei dir immer eine sichere Norm zur Prüfung, ob du im rechten Geist solchen Arbeiten obliegst, wenn der Eifer für den Gottesdienst oder überhaupt für das monastische Leben nicht nachlässt, sondern dadurch gewachsen ist. Lass dich indes nicht verwirren, wenn du durch anstrengende Geistesarbeit ermüdet dich im Chor der Zerstreuungen weniger erwehren kannst. Das ist natürliche Schwäche, nicht Sünde.

 

Im Studium lerne und übe Demut. Sei gern Schüler, der sich belehren lässt. Schüler sein ist Haltung der Demut. Sie ist für den Mönch im geistlichen Leben die ständige Haltung (vgl. Kap. 6).

 

Ernstes Lernen erzieht zur Demut, weil es immer wieder bewusst macht, wie mangelhaft und unvollkommen das erreichte Wissen ist. Bewahre diesen Geist der Demut vor allem im Studium der heiligen Wissenschaften. Hier gilt entschieden das Wort des Herrn: "Du hast dieses den Klugen und Weisen verborgen, den Kleinen aber geoffenbart" (Mt 11, 25).

Vor dem Lesen und dem Studium vergiß nicht, den Heiligen Geist anzurufen, dass er mit seinen Gaben dich heimsuche und durch sie deine Geisteskräfte schärfe zur Erkenntnis der Wahrheit und die trockene Verstandesarbeit befruchte durch die Salbung seiner Liebe. So wirst du nicht bloß erkennen, sondern auch selig "kosten, wie süß der Herr ist" (Ps 33, 9).

Und vergiß auch nicht für die geschenkten Talente wie für die gewonnenen Früchte der Erkenntnis zu danken und bleibe deinen Obern und deiner klösterlichen Gemeinschaft dankbar, die dir die Gelegenheit zum Studium ermöglicht haben.

 

Die körperliche Arbeit

 

Körperliche Arbeit erscheint, im Glauben gesehen, durch Gottes heilige Ratschlüsse wunderbar geadelt. Handarbeit ist die erste Arbeit, die der Schöpfer im Paradies den Menschen als Teil seines Paradiesglückes angewiesen hat. Nach dem Verlust des Paradieses wurde die Handarbeit die von Gott gewollte Sühne, durch die der sündige Mensch seine Schuld vor Gott wieder gutmachen sollte. "Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen" (Gn 3, 19). Ihren höchsten Adel hat die Handarbeit unmittelbar von Christus selbst erhalten.

Er, der Sohn Gottes, hat den längsten Teil seines Erdenlebens in Ausübung niedriger Handarbeit als Zimmermann verbracht. Dadurch hat er die Handarbeit von dem Fluch, der seit dem Sündenfalle auf ihr lastete, erlöst und sie zu einem Bestandteil seiner Nachfolge erhoben. Zu seinen Aposteln hat er zumeist einfache Männer gewählt, die von der Arbeit ihrer Hände lebten und auch später in der Verwaltung ihres Apostelamtes sich nicht scheuten, ihren Lebensunterhalt durch Ausübung ihres Gewerbes zu verdienen, wie Paulus beim Abschied von Milet bezeugt: "Ihr wisst, dass diese meine Hände mir und meinen Begleitern den Lebensunterhalt verschafft haben" (Apg 20, 34).

 

Das glaubensstarke Mönchtum hat von Anfang an diese heilige Achtung vor der Handarbeit sich zu eigen gemacht und sie in das Mönchsleben aufgenommen. In diesem Geiste ruft der hl. Benedikt seine Mönche zu freudiger Übernahme auch schwererer Handarbeit auf, "weil sie dann wahrhaft Mönche sind, wenn sie von der Arbeit ihrer Hände leben, wie auch unsere Väter und die Apostel" (Kap. 48). Und wenn er einst väterlich ermunternd dem Goten in Subiaco das Werkzeug wieder zustellte und ihm sagte: "Nun arbeite und sei nicht traurig" (Dial. 2, 6), ist das wie eine kurze Zusammenfassung der Lehre seiner Regel über die Arbeit im Kloster.

So darf es nicht wundern, wenn es eines der edelsten Ruhmesblätter in der Geschichte unseres Ordens ist, dass unsere Mönche den neuen germanischen und slawischen Völkern zugleich mit dem Christentum durch ihr Beispiel Achtung und Liebe zur Handarbeit gelehrt haben.

 

Darum wird ein ernster Mönch es als eine heilige Ehrenpflicht ansehen, in der Wertschätzung der Arbeit, auch der einfachen Handarbeit, in die Fußstapfen unserer Väter zu treten.

 

Die seelsorgerliche Arbeit

 

Seelsorge ist in unserem heiligen Orden von Anfang an gepflegt worden. Unser heiliger Vater Benedictus hat sie in Subiaco und Monte Cassino selbst geübt. Aus späterer Zeit genügt es, einen heiligen Augustinus von England, Willibrord, Bonifatius, Ansgar, Adalbert zu nennen, die von den Germanen und Slaven als ihre Väter in Christo gepriesen werden. Spricht die heilige Regel auch nicht ausdrücklich von apostolischer Tätigkeit, so ist Apostolat doch innerlich mit dem monastischen Beruf verbunden. Unsere Väter sahen mit der alten Kirche im Apostolat nicht ausschließlich apostolische Tätigkeit, sondern zuerst apostolisches Leben in vollkommener Nachfolge Christi, wie es der Apostelfürst im Namen seiner Mitapostel ausgesprochen hat: "Herr, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt" (Mt 19, 27):

 

Apostolat zuerst im Sein und Leben, dann wird das Apostolat im Wirken echt und fruchtbar. Wer als Mönch im Geiste der heiligen Regel dieses apostolische Leben ernster Weltentsagung und Nachfolge Christi treu übt, dem ist es selbstverständlich, auch sein Arbeiten für Christus und sein Reich einzusetzen und er wird jederzeit bereit sein, dem Rufe der Kirche zu apostolischer Tätigkeit zu folgen. In diesem Sinne spricht das alte Kirchenrecht von den Priestermönchen als den Abbildern der Apostel in der Kirche.

Der Mönch, für den apostolisches Wirken aus apostolische Nachfolge Christi erfließt, sucht auch wie Christus in seinem Wirken die Ehre des Vaters, nicht eigene Ehre und Befriedigung. Er will wie Christus den Menschen nur Weg sein, den Vater zu erkennen und zu lieben; will Gott die Ehre geben, den Seelen das Heil erwerben und für sich selbst Anteil am Kreuze Christi gewinnen.

 

Das apostolische Wirken der Mönche trägt aus der heiligen Regel den Stempel demütigen Gehorsams und erweist sich gerade dadurch als echte Nachfolge Christi, der in all seinem apostolischen Wirken vom Gehorsam gegen den Willen des Vaters sich bestimmen ließ: "Der Sohn tut nichts aus sich selbst" (Jo 5, 19). "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollführen" (Jo 4, 34). So begann der Herr sein Werk nicht eher, als der Vater ihn rief. Dreißig Jahre wartete er verborgen in Nazareth und in den drei Jahren seiner öffentlichen Tätigkeit beschränkte er sich auf die engen Grenzen Palästinas, so sehr die Glut seiner weltumspannenden Erlöserliebe ihn auch weiterdrängen mochte.

 

Gerade für diese demütige Selbstbescheidung im Wirken wird der apostolische Mönch Verständnis haben und das "Gut" des Gehorsams nicht bloß im innerklösterlichen Leben erstreben, sondern auch bei allen äußeren Arbeiten im Weinberg des Herrn. Er verfällt nicht der allzu menschlichen Auffassung, als würde apostolischer Eifer durch die monastische Disziplin eingeengt. Wenn Christus selbst im Gehorsam sich dreißig Jahre der Öffentlichkeit entzog, so war er in dieser Zeit nicht weniger Heiland der Welt und war sein verborgenes Leben nicht weniger fruchtbar für sie. Gewiss war sein Arbeiten in der Werkstatt des heiligen Joseph ebenso priesterlich-apostolischer Einsatz für das Heil der Welt wie das öffentliche Wirken. Und schließlich war die Erlösung der Welt die Frucht seines Gehorsams bis zum Tode am Kreuze. Ob du also zur Seelsorge ausgesandt oder zu verborgener Innenarbeit im Kloster bestellt wirst, sei sicher, sofern du nur treu am Gehorsam festhältst, wird dein Arbeiten eben durch das Verdienst des Gehorsams für das Reich Gottes reiche Frucht tragen.

 

Die stärkste Hilfe monastischen Apostolats ist das Gebet. Auch hier und hier besonders gilt die Mahnung der heiligen Regel: "Sooft du etwas Gutes beginnst, flehe zuerst in inständigem Gebet, dass Gott es vollende" (Prolog). Und ebenso: "Nichts soll dem Gottesdienst vorgezogen werden" (Kap. 43). Die apostolische Fruchtbarkeit des verborgenen Lebens Jesu lag mit dem Verdienst seines demütigen Gehorsams in seinem priesterlichen Gebet. Im öffentlichen Leben brachte der Herr nach Tagen anstrengender apostolischer Tätigkeit die Nächte im Gebet zu. Und dieses Apostolat des Gebetes setzt er fort am Throne des Vaters in ständiger Fürsprache für seine Kirche. Daher ist es für den Mönch in seiner apostolischen Tätigkeit ein erhebendes Bewusstsein, durch seinen monastischen Beruf immer wieder an diese mächtigste Hilfe des Gebetes gemahnt zu werden und der betenden Mithilfe seiner Mitbrüder in der klösterlichen Front sicher zu sein.

 

Weit entfernt zu glauben, bei seelsorglichen Arbeiten seine Gebetspflicht hintansetzen zu dürfen, werden ihn diese Arbeiten drängen, das Gebet umso ernster zu nehmen. Was nützte es auch zu pflanzen und zu begießen, wenn Gott nicht das Wachstum durch seine Gnade gibt? Und der Schlüssel zur Gnade ist das Gebet.

Aus dem Gesagten magst du verstehen, warum die heilige Regel nicht näher auf apostolisches Wirken eingeht und warum sie den Priestern im Kloster nichts ernster einschärft, als dass sie noch eifriger denn die anderen die klösterliche Zucht einhalten und es allen an Demut und Gehorsam zuvortun (vgl. Kap. 60; 62). Sei also vor allem ein regeltreuer, ernster Mönch, und du wirst wenn Gottes Ruf an dich ergeht, auch ein würdiges, fruchtbares Apostolat ausüben.

 


Letzte Änderung: 13.12.2011 um 01:16

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