Spiritualitätsformen

Benediktinische Familie

Geschrieben von (ksf) am 12.12.2011
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Die Ämter im Kloster

 

Wenn ein wohlgeordnetes Kloster als ein Abbild des himmlischen Jerusalem angesehen werden darf, so sind die mit Ämtern betrauten Mönche den Engeln vergleichbar, von denen geschrieben steht: "Sind sie nicht alle dienende Geister, zum Dienste derer bestellt, die des Heiles Erbe erlangen sollen?" (Hebr 1, 14). Weist also der Obere den einzelnen die Ämter des Hauses an, so stelle dir den himmlischen Hausvater vor, wie er durch seinen Stellvertreter die Dienste verteilt und ahme der Engel Bereitschaft und Unterwürfigkeit nach, damit "sein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden": "Bereit ist mein Herz, deinen Willen zu vollbringen" (Ps 107).

 

Halte dich frei von selbstsüchtigen Wünschen und nimm das übertragene Amt an als die Aufgabe, welche Gott dir zugedacht hat zu seiner Verherrlichung und zu deinem Heil, wie zum Nutzen des Klosters. Halte keinen Dienst für zu gering. Alle Beschäftigungen im Hause Gottes, seien sie geistlich oder weltlich, sind "Herrendienst"(Prolog) und darum ehrenvoll und heilig. Sollte ein Amt weniger deinen Wünschen und Anlagen entsprechen, so sei es dir Gelegenheit zu mehr Selbstverleugnung und Demut und somit zu größerem Wachstum in der Heiligkeit.

 

Lässt man dich ohne ein besonderes Amt, so sei deshalb nicht unzufrieden, sondern betrachte dich, wie die heilige Regel mahnt (Kap. 7, 6.Stufe), als unnützen Arbeiter und wachse in der Demut. Benütze die dir gewährte größere Muße für geistliche Übungen und für das Wachstum im innerlichen Leben.

Beim Antritt deines Amtes erflehe dir nach Mahnung der heiligen Regel zuerst in inständigem Gebet die Gnade, es zum Nutzen des Klosters und zum Fortschritt deiner Seele zu verwalten. Lies und erwäge öfter die einschlägigen Stellen der heiligen Regel, die über das Amt oder allgemein über Gehorsam, Demut und Liebe handeln.

Was zur Erfüllung deiner Amtspflichten notwendig ist zu wissen, erlerne entweder von den Obern oder von Älteren erfahreneren Mitbrüdern, um auch im Amt der gemeinsamen Regel und dem Beispiele der Älteren (vgl. Kap. 7, 8.Stufe) zu folgen, damit so "das Haus Gottes von Weisen weise verwaltet werde" (Kap. 53).

 

Das übertragene Amt gelte dir als vorzüglichste Betätigung des Gehorsams, der keinerlei Privatarbeiten vorgezogen werden dürfen. Verliere dich aber auch nicht zu sehr in äußere Geschäftigkeit, sondern wahre, soweit du kannst, auch in der Arbeit die Geistessammlung, wie die heilige Regel vom Cellerar sagt: "Er hüte seine Seele" (Kap. 31). Sind mitunter der Arbeiten so viele, dass sie all deine Kraft und Zeit in Anspruch nehmen, so suche umso mehr die reine Absicht zu wahren und den Geist des Gebetes durch kurze Affekte und Stoßgebete wach zu halten. Dafür sei um treue Beobachtung des Stillschweigens besorgt. Ordne deine Geschäfte so, dass du ohne wirklich ernsten Grund nie von einer regulären Übung, vor allem nicht vom heiligen Offizium fernbleiben musst. Nimm aus den Obliegenheiten deines Amtes keinen Vorwand zu unnötigem Verkehr namentlich mit Weltleuten oder zum Umgehen der Disziplin. Kehre vielmehr, sobald du das Nötige besorgt hast, in das Kloster und die Zelle zurück und widme dich umso eifriger den geistlichen Übungen, je mehr deine Amtspflichten dich nach außen gezogen haben. So wirst du über der Sorge der Martha des besten Teiles der Maria nicht verlustig gehen.

 

Wenn dein Amt häufigen Verkehr mit der Welt erfordert, vergiß nie, dass in diesem Falle Ehre und guter Ruf deines Klosters weitgehend deinen Händen anvertraut sind. Die Welt pflegt aus dem Benehmen einzelner Ordensleute auf das Kloster, ja auf den ganzen Ordensstand zu schließen. Das sie dir ein Ansporn mehr, draußen Sittsamkeit, Bescheidenheit, Reife des Charakters zu wahren, damit dein Kloster, soviel an dir liegt, "den Wohlgeruch Christi" (vgl. 2 Kor 2, 15) verbreite. Endlich mische dich nie in das Amt eines anderen, damit nicht Missverständnisse und Spannungen entstehen.

 

Dir und jedem genüge es, das vom Gehorsam Aufgetragene zu erfüllen. Wenn aber gelegentlich ein Mitbruder in die Obliegenheiten deines Amtes eingreift, lege ihm das nicht gleich übel aus, sondern nimm es als Beweis helfender Liebe an. Wenn so die Offizialen des Kloster, sich bemühen , in Liebe und Gehorsam dem Obern und den Mitbrüdern zu dienen und zu helfen, dann werden sie wahrhaft "Stütze des Abtes und Trost der Brüder" (Kap. 21; 31; 35).

 

8. DIE KLÖSTERLICHE GEMEINSCHAFT

 

Das klösterliche Mahl

 

"Alles sei allen gemeinsam" (Kap. 33). Dies Gesetz hat der hl. Benedikt aus der Urkirche übernommen (vgl. Apg 4, 32), deren Glaube und Liebe das Vorbild für jede klösterliche Gemeinschaft ist. Alle Übungen des klösterlichen Lebens sind nach der heiligen Regel gemeinsam und gewinnen von der Heiligkeit der klösterlichen Gemeinschaft eine besondere Weihe. Das gilt auch vom gemeinsamen Mahl und der gemeinsamen Erholung.

Das Mahl hat in der Heiligen Schrift zumal des Neuen Bundes eine eigene Weihe. Christus, der Herr, veranschaulicht gern unter dem Gleichnis eines Gastmahles die Geheimnisse des Himmelreiches. Beim letzten Abendmahl gab er in den Abschiedsreden seine letzten, tiefsten Offenbarungen. Da sprach er jenes wundervolle Hohepriesterliche Gebet, in dem er vom Vater für seine Kirche die Einheit als ihr ständig leuchtendes Wunder in der Welt erflehte. Da gab er den Seinen in der Fußwaschung das Beispiel demütig dienender Liebe als Grundlage dieser Einheit. Und schließlich setzte er im Heiligsten Altarsakrament das heilige Mahl ein, in dem er sich selbst als Himmelsbrot darbietet und so uns mit sich und untereinander in e i n e mystischen Leib vereint. Daher war es in der alten Kirche Brauch, das gemeinsame Mahl als Zeichen brüderlicher Liebe und Unterpfand der christlichen Einheit zu feiern.

 

Man verlieh ihm ein gottesdienstliches Gepräge und hob es damit weit hinaus über die natürliche Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. An dieser altehrwürdigen Sitte hielt der hl. Benedikt fest, wenn er die Mahlzeiten der Brüder mit einer Feierlichkeit umgab, die etwas von der Weihe eines Gottesdienstes an sich trägt. Mit gemeinsamem feierlichem Gebet werden sie eingeleitet und beschlossen, und die heilige Regel legt ernstes Gewicht darauf, dass alle von Anfang bis zum Schluss des Mahles anwesend sind. Das Tischgebet folgt an besonderen Festen der Liturgie des Festoffiziums. Das Refektorium gilt als regulärer Raum, in dem strenges Stillschweigen beobachtet wird. Die ständige Tischlesung hebt dem Geist der Tischgenossen vom Sinnlichen zum Geistigen empor.

 

Tischdiener und Tischleser empfangen für ihr Amt den Segen im Chor unter gemeinsamem Gebet der Brüder. Wie hoch der heilige Vater Benedictus diese Brüderliche Mahlgemeinschaft schätzt, geht noch besonders daraus hervor, dass er die Ausschließung vom gemeinsamen Tisch unter die schwersten Strafen der regulären Disziplin rechnet.

Dieser heilige Charakter des klösterlichen Mahles als Ausdruck heiliger Gemeinschaft soll es dir besonders ehrwürdig machen. Es gelte dir die Teilnahme daran wie ein heiliges Sakramentale, das eben durch den Anschluss an die brüderliche Tischgemeinschaft in besonderem Maße die Einheit mit Christus verbürgt. Darum versehe die Ämter des Tischdieners und Tischlesers mit Ehrfurcht und Liebe als heilige Dienste. Bediene bei Tisch in den Brüdern Christus selbst, der einst sagen wird: "Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist. Ich war durstig und ihr habt mich getränkt" (Mt 25, 35). Halte dir Christi eigenes Beispiel vor Augen, der gekommen war, nicht sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen, und der einmal beim himmlischen Mahl sich gürten und seine getreuen Knechte bedienen wird (vgl. Lk 12, 37). Als Tischleser denke daran, wie der göttliche Meister oft Gastmähler benützte, um die Tischgenossen durch heilige Lehren zu erbauen.

 

Was den Genuss von Speise und Trank selbst angeht, so geschehe er mit Dank (vgl. 1 Kor 10, 30) gegen die gütige Vorsehung des himmlischen Vaters. Er öffnet täglich seine milde Hand und erfüllt alles, was da lebt, mit seinem Segen (Ps 144). Diese Dankbarkeit ziemt besonders dem Mönch, der im Gelübde der heiligen Armut sich aller Sorge für den irdischen Unterhalt begeben hat und nun in besonderem Maße von der Vatersorge Gottes lebt.

Nimm an Speise zu dir, was zur Erhaltung deiner Kräfte nötig ist, damit du ungehindert den Herrendienst deines Berufes erfüllen kannst. Iß mit Einfalt ( vgl. Apg 2, 46). "Alles, was immer ihr tun möget in Wort oder Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesus Christus, indem ihr Gott dem Vater durch ihn danksagt. Ihr möget also essen oder trinken, tut alles zur Ehre Gottes" (1 Kor 10, 31). Fühlst du bei der Mahlzeit eine natürliche Befriedigung, beunruhige dich darüber nicht unnötig. Hat doch der Schöpfer selbst in weiser Anordnung mit dem Genuss der Speise auch den Geschmack verbunden. Nur sorge, dass du dich nicht über Gebühr der sinnlichen Lust überlässt.

 

Achte darum auf monastische Maßhaltung. "Nie darf der Mönch sich übersättigen. Denn nichts ist so sehr des Christen unwürdig wie die Unmäßigkeit" (Kap. 39).

 

Wie viel liegt also unserem heiligen Gesetzgeber daran, dass der Mönch niemals die Grenzen heiliger Nüchternheit überschreite. Um desto sicherer diese Tugend zu bewahren, gewöhne dich daran, keine Mahlzeit vorübergehen zu lassen, ohne ein kleines Opfer der Selbstverleugnung zu bringen. Solche Opfer sind unter anderen: Sei nicht wählerisch in den Speisen. Nimm von jeder Speise, die auf den Tisch kommt, wenn nicht notwendige Rücksichten auf deine Gesundheit es verbieten. Nimm etwas weniger von dem, was dir besonders zusagt, und dafür etwas mehr von dem, was dir weniger schmackhaft dünkt. Befleißige dich bei Tisch einer beherrschten Körperhaltung. Sitze aufrecht. Stütze nie die Arme auf den Tisch. Nähere nicht den Mund der Speise, sondern die Speise dem Mund. Lass die Augen nicht im Refektorium umherschweifen. Schaue namentlich nicht neugierig auf die Speisen, die aufgetragen werden. Wahre in allem edlen Anstand, und das nicht bloß aus menschlicher Rücksicht, sondern aus der Überzeugung, dass der Heiligkeit des klösterlichen Mahles eine heilige Vornehmheit des Benehmens ziemt. Bewahre im Refektorium gewissenhaft das Schweigen, das die heilige Regel nachdrücklich einschärft (vgl. Kap. 38). Nicht nur jedes Wort, auch jedes störende Geräusch soll vermieden bleiben, damit der Leser leichter vortragen und besser gehört werden kann.

 

Nach Beendigung der Mahlzeit verrichte andächtig die Danksagung. Während du psallierend zur Kirche schreitest, bereue etwaige bei der körperlichen Erquickung unterlaufene Schwachheiten, die ganz zu vermeiden selbst Vollkommenen kaum gelingt (Augustinus, Bekenntnisse 10, 31). Sei auch der lebenden und verstorbenen Wohltäter eingedenk.Außerhalb der regulären Mahlzeiten Speise und Trank zu sich zu nehmen, ist nur gestattet mit besonderer Erlaubnis und, außer in Krankheitsfällen, nur im Refektorium unter Stillschweigen. Halte dich dabei nicht länger auf als nötig. Nimm darum keine Lektüre mit. Über das Essen reden wir nicht in der Unterhaltung. Vor allem ziemt es sich für den Mönch nicht, über das Essen zu klagen oder zu murren.

 

Die klösterliche Erholungszeit

 

Die Rekreation ist eine der regulären Übungen des klösterlichen Tages. Sie besteht in gemeinsamer Unterhaltung nach dem Mittag- und Abendtisch. Ihr Ziel ist ein doppeltes. Einmal wie ihr Name besagt: Erholung der von der Arbeit ermüdeten Körper- und Geisteskräfte, dann Pflege und Bewahrung des Familiengeistes.

 

Erholung ist dem tagsüber angestrengten Mönch ebenso notwendig wie Speise und Trank. Bleibt ein Bogen allzeit gestrafft, büßt er seine Spannkraft ein. So erschlaffen ohne Ausspannung die Kräfte des Körpers und vermögen dem Geist nicht mehr zu dienen (vgl. Cassian, Coll. 24, 21). Daher ist es weise Maßhaltung, dass uns täglich eine entsprechende Erholung gestattet wird, um so zu anderen Zeiten die monastische Zucht desto ernster aufrecht halten zu können.

Soll aber eine solche Entspannung nicht nur dem Wohl des Körpers dienen, sondern auch den Fortschritt der Seele fördern, so beachte Folgendes: Lass nie der Natur die Zügel über Gebühr nach, sondern zeige auch in der Erholung monastische Haltung. Bleibe immer und überall deines Mönchtums eingedenk durch Wahrung äußerlich maßvoller Selbstbeherrschung. Beachte zu diesem Zweck unsere Gewohnheiten. Wir gehen unter Schweigen und ohne Verzug zur Rekreation. Wir schließen uns soweit möglich der gemeinsamen Unterhaltung an. Auf das Zeichen, das den Schluss der Rekreation ankündigt, brechen wir sofort das Gespräch ab, ohne auch nur das begonnene Wort zu vollenden. Nach der Rekreation ist ein kurzer Besuch des Allerheiligsten angebracht, um dabei die innere Sammlung und Vereinigung mit dem Herrn wieder zu erneuern.

 

Ebenso jedoch wie ungezügelte Freiheit bleibe trübseliger Ernst und Strenge der Rekreation fern. Da sie der Entspannung des Geistes dienen soll, so überlaß dich in schlichter Einfalt einer edlen Freiheit. Auf deinem Antlitz wie in deinen Worten leuchte jene Heiterkeit, die einem echten Gotteskind nie fehlen darf. Lass dich nicht von Ängstlichkeit hemmen, als bedeute diese Unterbrechung der Arbeit und des Gebetes eine Einbuße an Vollkommenheit. Ist doch jede von der heiligen Regel und den Satzungen angeordnete Übung dem gehorsamen Mönch Weg zu Gott (Kap. 5; 71). Daher darfst du der Überzeugung sein, die zur Rekreation angesetzte Zeit nicht heiliger und nutzbringender anwenden zu können, als frei von Arbeit und Sorge dich froh mit den Mitbrüdern zu freuen. Wie kostbar und beglückend ist doch der klösterliche Gehorsam, durch den jeder Augenblick unseres Lebens zur reichen Quelle von Gnade und Verdienst wird.

 

Außer dem Verdienst einer regulären Übung hat unsere Rekreation noch einen weiteren übernatürlichen Adel. Sie wird in Gemeinschaft gehalten und das äußere Vereint-Sein will der inneren Verschmelzung der Herzen dienen. Es soll dadurch der übernatürliche Familiengeist, der unserem Orden besonders eigen ist, gewahrt und gefördert werden. Daraus erhellt, von welcher Bedeutung für das Gemeinschaftsleben unsere Rekreation ist. Kaum eine andere reguläre Übung wird sich finden, in der die herrlichen Mahnungen unseres heiligen Vaters Benedictus vom "guten Eifer" (Kap. 72) leichter und menschlich ansprechender sich verwirklichen ließen. "Mit Ehrerbietung einander zuvorkommen". Wenn wir auch noch so vertraut beisammen sind, wir beobachten doch gegeneinander die Regeln eines feinen Anstandes und zwar aus übernatürlicher Achtung vor der Heiligkeit unseres Berufes. Es ist deshalb nach der heiligen Regel nicht gestattet (Kap. 63), einen Mitbruder beim bloßen Namen anzureden oder tändelnd zu berühren. Sprechen andere, so höre aufmerksam zu; unterbrich sie nicht, selbst wenn du Langeweile oder Missfallen verspürst. Nie sprich von Abwesenden Nachteiliges, noch verletze Anwesende durch spitze Worte.

Mitunter treten in der Erholung die Schwächen der einzelnen stärker hervor. Dann gilt es noch mehr als sonst die Geduld zu bewahren und den lieben frohen Ton der brüderlichen Gemeinschaft vor Störung zu schützen. Suche die Eigenart der Brüder zu verstehen und richtig zu behandeln. Merkst du, dass einer traurig ist, begegne ihm mit besonderer Güte, damit er sich nicht irgendwie der Gemeinschaft entfremde.

 

Bist du selbst gedrückt oder missgestimmt, kämpfe mannhaft dagegen an und verbirg deine Stimmung in heiterer Liebenswürdigkeit, um den anderen nicht lästig zu fallen. Was die Art der Unterhaltung betrifft, so folge gern der Neigung der anderen. Setze die eigenen Interessen zurück und nimm, was die anderen vorbringen, mit freundlichem Wohlwollen auf. Hast du selbst etwas zu bieten, was die Gemeinschaft interessiert, gib es in lieber Art zum Besten. Allzu hoher und gelehrter Gesprächstoff passt weniger für die Rekreation, da hierbei Gefahr wäre, dass nicht alle mitkommen.

Die gemeinschaftliche Rekreation verbietet von selbst Äußerungen persönlicher Zu- und Abneigung. Ein jeder trage das Seine bei, dass alle Glieder der klösterlichen Familie in reiner und übernatürlicher Liebe zusammenwachsen. Habe besonders acht, dich dem Obern, der die Erholung leitet, anzuschließen; dies umso mehr, als naturgemäß gerade in der Erholung der Ernst der Autorität zurücktritt.

 

Von dem gemeinsamen Spaziergang gilt ähnliches wie von der Rekreation, nur dass die Gemeinschaft von selbst mehr aufgelockert ist. Doch wäre es in etwa störend, wenn immer dieselben miteinander gingen. Im Übrigen überbiete sowohl in der Rekreation wie auf den gemeinsamen Ausgängen fröhliche Einfalt und Unbefangenheit eine allzu ängstliche Wachsamkeit. Die Seelen sollen gerade da nicht eingeengt, sondern in herzlicher Liebe geweitet und miteinander verbunden werden. In diesem Geist geführt, erscheint die Rekreation als eine gnadenhaft verklärte, liebliche Blüte edlen Gemeinschaftslebens.

 

Ohne Zweifel wird auch an solchem Kreis der göttliche Heiland sein Wohlgefallen finden, der verheißen hat: "Wo zwei oder drei in meinem Namen verbunden sind, bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18, 20). Weit entfernt also, dass die Seele von Gott abgezogen würde, wird sie ihm durch den Geist der Liebe und Demut, wozu unsere Rekreation erzieht, umso inniger und seliger verbunden. Dazu wächst in täglicher Übung jene feine Herzensbildung, die Himmel und Erde erfreut und den Mönch auch im seelsorglichen Verkehr befähigt, "allen alles zu werden, um sie zu retten" (1 Kor 9, 22).

 


Letzte Änderung: 13.12.2011 um 01:18

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