Spiritualitätsformen

Benediktinische Familie

Geschrieben von (ksf) am 12.12.2011
Spiritualitätsformen >>

9. Die Nacht im Kloster

 

Der Mönch hat des Tages Erstlinge Gott als Opfer dargebracht. So ist es auch billig, dass er ihm des Tages Schluss weihe. Aus dieser Erwägung heraus hat unser heiliger Vater Benedikt die Gebetsstunde der Komplet angeordnet. Sie ist Abschluss der Tagesarbeit, Ausklang des Tagesoffiziums und Heiligung der Nachtruhe. Nach der Komplet ist strenges Schweigen, damit die Seele in den stillen Nachtstunden sich ungestört in Gott sammeln könne. Nach Beendigung der Komplet erübrigt sich etwas Zeit zu privater Andacht. Wir besuchen noch einmal das Allerheiligste und die Altäre der Kirche, erneuern die heilige Profess, empfehlen uns unseren heiligen Patronen, besonders denen, deren Reliquien in der Kirche ruhen. In der Zelle nehmen wir ohne Erlaubnis keine Arbeit mehr auf, außer etwa eine kurze geistliche Lesung oder Vorbereitung der Vigilien.

 

Beim Auskleiden sei eingedenk der Gegenwart Gottes und deines heiligen Engels. Mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes lege dich nieder. Und wie beim Erwachen Gott dein erster Gedanke war, so sei er auch dein letzter. Andere Gedanken wehre mit ruhiger Festigkeit ab. Dann wird auch dein Schlaf in Gott geborgen sein, so dass du mit der Braut im Hohen Lied sagen kannst: "Ich schlafe, aber mein Herz wacht" (5, 2). Die Hut des Klosters und der Zelle überlassen wir getrost den heiligen Engeln, an deren Schutz uns noch Psalm 90 und die Oratio der Komplet gemahnt haben.

 

 

GRUNDHALTUNGEN DES MÖNCHES

 

1. Wahrhaft Gott suchen

(Kap. 58)

 

Das erste, worum es im Mönchtum geht, ist Gott: Gott fürchten, Gott dienen, Gott lieben. Der Mönch ist durch das Ganzopfer der heiligen Profess mit allem, was er ist und hat, gotthörig, Gott geweiht, "religiosus" geworden. Diese Weihe an Gott bestimmt sein ganzes Leben und macht es zu einem heiligen Gottesdienst. Im Sinne der heiligen Regel ist deshalb der Mönch zutiefst von der Wirklichkeit Gottes ergriffen. Die Grundlage der monastischen Vollkommenheit ist eine so lebendige Gottesfurcht (vgl. Kap. 7, 1. Stufe), dass der Mönch Gott nie und nirgendwo vergessen kann; dass er nichts mehr fürchtet, als durch die Sünde sich von ihm loszusagen und dass ihm nichts mehr am Herzen liegt, als Gott immer näher zu kommen (vgl. Kap. 62).

Darum ist für den hl. Benedikt das entscheidende Merkmal eines echten Mönchsberufes: "wahrhaft Gott suchen" (Kap. 58). Aus einem wahren Gottsuchen erwächst der Ernst und die Treue in der Beobachtung der heiligen Regel. Das ist der Weg, auf dem der Mönch Gott findet.

Nimm vor allem deine Gelübde ernst. Du hast sie im Angesicht Gottes abgelegt. Es wäre Gottesraub, sie zu verletzen. Sei hier vor allem aus heiliger Gottesfurcht treu im Kleinen. "Wo man kleinste Übertretungen nicht achtet, da wird nach und nach das ganze Ordensleben zerstört" (hl. Anselm, Buch 3, Brief 49).

Will die Bürde des monastischen Lebens zu schwer werden, denke an den erhebenden Gnadenruf Gottes, der in der Stunde deiner Berufung an dich ergangen ist: "Wer hat Lust am Leben, am wahren und ewigen Leben und wen verlangt nach glücklichen Tagen? ... Wenn ihr tut, was ich euch sage, dann ruhen meine Augen auf euch und meine Ohren sind geneigt zu euren Bitten und bevor ihr zu mir ruft, sage ich euch: Da bin ich. ---- Was könnte es, teuerste Brüder, beglückenderes geben als diese Einladung des Herrn?" (Prolog).

Vergiß auch nie die feierliche Verheißung des Herrn: "Wahrlich, ich sage euch: ein jeder, der Haus, Bruder, Schwester, Vater, Mutter, Kind und Acker um meines Namens willen verläßt, wird Hundertfältiges dafür erhalten und das ewige Leben besitzen" (Mt 19, 28 ff).

 

 

2. Im Glauben voran!

(Prolog)

 

Wachsein für Gott ist die Frucht eines lebendigen Glaubens. Er öffnet das Auge der Seele, dass ihr die Wirklichkeit Gottes überwältigend groß und beherrschend aufgeht. Das war der Glaube des hl. Benedikt. Darum hatte er von früher Jugend an nur das eine Ziel: "Gott allein zu gefallen" (vgl. Dial. 2, Einl.) Das hat ihn zum Mönch gemacht. Vor der Größe und Herrlichkeit Gottes erschien ihm alle Pracht der Welt wie eine welke Blume, die er leichten Herzens von sich warf, um nur Gott zu gewinnen. Wer so von der Wirklichkeit Gottes im lebendigen Glauben gepackt ist, der muss nach ihm mit der ganzen Inbrunst des Herzens suchen. Dem wird die heilige Regel mit all ihren Anforderungen ein offenes Buch. Der findet "nichts Raues und Hartes" (vgl. Prolog) in ihr. Und je mehr er "im Glauben voranschreitet", umso mehr "weitet sich das Herz, und dann läuft man mit unsagbarer Süßigkeit der Liebe den Weg der Gebote Gottes" (vgl. Prolog). Im Glauben wird alles, was zu Gott führt, lieb und leicht: "Die Mühsal des Gehorsams" (Prolog) wird zum kostbaren "Gut" (Kap. 71); die Demütigungen zur Himmelsleiter; Leben in der klösterlichen Weltabgeschiedenheit zum frohen, frischen Arbeiten in der Werkstätte Gottes (Kap. 4); die klösterliche Gemeinschaft zur brüderlichen Front, die den Einzelnen stützt und schützt (Kap. 1).

Vom Glauben gestärkt, bringt der Mönch alle Opfer "in der Freude des Heiligen Geistes" (Kap. 49), "überwindet in allem um dessentwillen, der uns geliebt hat" (Kap. 7). Und wo eine Schwierigkeit oder ein Dunkel im Beruf sich zeigt, da ist es irgendwie Mangel an Glauben. Darum "seid wachsam, steht fest im Glauben, handelt mannhaft und seid stark" (1Kor 16, 13). "Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube" (1 Jo 5, 4).

 

 

3. Christus über alles

 

Der Weg der heiligen Regel, auf dem du Gott suchst und ihn zu finden hoffst, ist kein anderer als der Weg Christi. "Unter Führung des Evangeliums wollen wir die Wege Christi gehen" (Prolog). Darum ist starke, treue Liebe zu Christus, "Liebe zu Christus über alles" (vgl. Kap. 4; 5; 7; 72) das Mark des Mönchtums. Von Christus her kommt alles Licht, alle Kraft, alles Glück deines Berufes. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich" (Jo 14, 6).

Christus mehr kennen und lieben lernen, sei deine stete Sorge. Dazu lies und betrachte ständig das Heilige Evangelium. In ihm findest du das Bild Christi, vom Heiligen Geiste selbst gezeichnet. Den Weg Christi, den das Heilige Evangelium lehrt, dürfen wie in der Feier der heiligen Liturgie gnadenhaft mitgehen. Darum ist uns diese nicht bloß vornehmste Pflicht, sondern auch eines der ersten Mittel zur Heiligung.

Der Weg Christi ist der Weg des Kreuzes. Darum verlangt seine Nachfolge notwendig Selbstverleugnung. "Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Lk 9, 23). Diese Selbstverleugnung übt der Mönch in der gewissenhaften Erfüllung der Heiligen Gelübde und in der treuen Beobachtung der klösterlichen Zucht.

 

 

4. Beständigkeit in der Gemeinschaft

(Kap. 1; 4)

 

Um Christus die Treue zu bewahren, hast du die Welt verlassen. Absage an die Welt ist dem Mönchtum als vollkommene Nachfolge Christi wesentlich und ist schon im Taufgelöbnis grundgelegt. Diese Absage hast du im Gelübde der Stabilitas bekräftigt, durch welches du dich für immer an dein Kloster und deinen Beruf gebunden hast.

Lass deshalb Geist und Herz von weltlichen Dingen und Neuigkeiten nicht zuviel einnehmen: "Vergiß, was hinter dir liegt, und strecke dich aus nach dem, was vor dir liegt, nach dem Preis der himmlischen Berufung in Christus Jesus" (Phil 3, 13f).

Hüte dich, leichthin das Kloster zu verlassen, um "draußen umherzuschweifen, weil das den Seelen durchaus nicht gut tut" (Kap. 66, vgl. Kap. 1). "Was der Fisch ohne Wasser, ist der Mönch ohne Kloster" (Leben des hl. Antonius).

Deine klösterliche Familie gelte dir als der Gnadenbereich der heiligen Kirche, dem du durch deinen heiligen Beruf eingepflanzt bist. Darum liebe und verehre sie und halte ihr unbedingt die Treue.

Um den Geist der Stabilitas zu wahren und zu pflegen, betrachte immer wieder das Kapitel 72 der heiligen Regel "Vom guten Eifer", in dem der heilige Vater Benedikt wie in einem Testament zusammenfasst, was ihm für seine klösterliche Gemeinschaft zutiefst am Herzen liegt: Ehrfürchtige, selbstlose, demütige, reine Liebe der Brüder zum Abt und zu einander.

 

 

5. Alles gemeinsam

(Kap. 33)

 

"Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von seinem Besitztum sein eigen. Alles hatten sie miteinander gemeinsam" (Apg 4, 32). Eigenbesitz sprengt die Gemeinschaft. Darum ist es in den Augen des hl. Benedikt, der sein Mönchtum ganz auf der Gemeinschaft aufbaut (vgl. Kap. 1), ein ganz schlimmes Laster  (vgl. Kap. 33), etwas, und sei es noch so wenig, als sein eigen zu beanspruchen oder zu behandeln. Selbst im Reden will er mein und dein vermieden wissen. Halte deshalb an nichts, was dir zum Gebrauch überlassen ist, mit solcher Anhänglichkeit fest, dass du nicht zu jeder Zeit bereit wärest, es herzugeben und einem anderen zu überlassen. "Selig die Armen im Geiste" (Mt 5, 3).

Schaue öfters in deiner Zelle nach, und wenn du etwas Überflüssiges an Gebrauchsgegenständen entdeckst, entferne es bald. Was immer du benötigst, erbitte es demütig und sei dankbar für das, was du erhältst. Mit dem, was dir vom Obern oder den Offizialen zugewandt wird, sei zufrieden (Kap. 7, 6. Stufe) und klage nicht, wenn du die Armut wirklich zu spüren bekommst, sondern preise dafür den Herrn nach der Mahnung der heiligen Regel (Kap. 40). Denke an die Armut des Sohnes Gottes, die er für dich getragen hat in Bethlehem, in Nazareth, am Kreuze.

Vergiß auch nicht, für die Wohltäter des Klosters zu beten. Weil das Kloster "Haus Gottes" (Kap. 53) ist, so betrachte alle Geräte als Gott geweiht, wie "heilige Altargeräte" (Kap. 31). Behandle sie sorgsam und reinlich. Hast du etwas beschädigt oder verloren, klage dich darüber im Schuldkapitel an, aber bei größeren Beschädigungen alsbald beim Obern (Kap. 46).

 

 

6. Eifer zum Gehorsam

(Kap. 58)

 

Gehorsam ist die Selbstverleugnung, durch die wir Christus am vollkommensten nachfolgen. Sein ganzes gottmenschliches Leben war vom Gehorsam geprägt, so dass der Apostel es in das eine zusammenfasst: "Er ist gehorsam geworden bis zum Tode" (Phil 2, 8). Dazu kommt, dass wir im Gehorsam Christus nicht bloß nachahmen, sondern seiner Führung unmittelbar folgen, wie er selbst von den kirchlichen Obern sagt: "Wer euch hört, hört mich" (Lk 10, 16). Daher hat der hl. Benedikt recht, wenn er sagt, dass nur dort Verständnis und Kraft zu einem Leben des Gehorsams sei, wo man "Christus über alles liebt" (Kap. 5).

Das Gelübde des Gehorsams ist die kostbarste Gabe im Lebensopfer der hl. Profess. Im Gehorsam schenken wir Gott das Wertvollste, was wir als vernünftige Geschöpfe besitzen, unseren freien Willen. Darum gilt bei Gott nach dem Opfer des Martyriums kein Opfer mehr als das der Freiheit im Gelübde des ständigen Gehorsams.

Im Leben des Gehorsams gehen wir den sicheren Weg zu Gott und zum ewigen Leben (vgl. Kap. 5; 71), weil wir damit den heiligen Willen Gottes für all unser Tun als Richtschnur festlegen. Gott aber will unser Heil. Zugleich bekämpfen wir mit "den starken Waffen des Gehorsams" den gefährlichen Feind des Heiles, unseren Eigenwillen (vgl. Prolog).

Im Gehorsam wahren wir uns den Adel wahrer Freiheit. Er schützt vor der Tyrannis der eigenen Gelüste (vgl. Prolog) und macht all unser Tun zum Gottesdienst. Gott dienen ist aber in Wahrheit königliches Herrschen (Missale).

Durch das Gelübde des Gehorsams bekommt all unser Tun den übernatürlichen Wert der Gottesverehrung. So wird das Leben des gehorsamen Mönches viel reicher an Verdienst und Gnade. Darum spricht der heilige Vater Benedictus mit Recht nicht bloß von der Pflicht des Gehorsams, sondern von "Gut des Gehorsams" (Kap. 71).

Übe deshalb den Gehorsam mit Freude, mit Mut, ohne Verzug (Kap. 5). Und wird dir der Gehorsam schwer, denke an den Gehorsam Jesu in Nazareth, am Ölberg, am Kreuz und sprich mit dem Hl. Benedikt: "In allem überwinden wir um dessentwillen, der uns geliebt hat" (Kap. 7, 4. Stufe; Röm 8 , 37).

 

 

7. Eifer zur Demut

(Kap. 7; 58)

 

Der "Mann Gottes" Benedictus fasst die gesamte Aszese des Mönchtums zusammen in der Demut. Demut ist die Haltung der Seele, die unmittelbar aus einem lebendigen Gottesglauben erwächst. Wer in diesem Glauben vor Gott steht, der wird sich im Lichte Gottes zutiefst seiner eigenen Niedrigkeit und Unwürdigkeit bewusst; der erschießt sich aber auch in unbedingter Unterwürfigkeit dem Gnadenwirken Gottes. So macht wahre Demut in den eigenen Augen klein, in der Bereitschaft für die Gnade Gottes aber groß. Beides will der heilige Vater Benedictus im Bilde der Jakobsleiter veranschaulichen, auf der Engel auf- und niedersteigen: "Diese Auf- und Absteigen verstehen wir nicht anders als ein Hinabsteigen durch Selbsterhebung und ein Hinaufsteigen durch Demut" (Kap. 7).

Du bist Mönch geworden, um zu einem höheren Grad von Heiligkeit und Seligkeit emporzusteigen. "Zu dieser himmlischen Erhöhung aber gelangen wir nur durch die Demut des gegenwärtigen Lebens" (Kap. 7).

Du bist Mönch geworden, um ein vollkommener Jünger Christi zu werden. Höre den Meister; "Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Frieden finden für eure Seelen"(Mt 11, 29) "Den kleinsten Jünger liebt Jesus am meisten" (hl. Hieronymus an Heliodor).

Demut wird aber nicht ohne Verdemütigungen erlernt. Nimm also solche Gelegenheiten in tapferem Glauben dankbar an; sei es, dass sie von Gott unmittelbar gefügt werden; sei es, daß sie sich aus der klösterlichen Zucht ergeben oder auch durch Obere oder Mitbrüder verursacht werden, die Gott als Werkzeuge benützt, wie die heilige Regel auf der vierten Stufe der Demut es ausführt. Sprich bei solchen Gelegenheiten mit dem Psalmisten (Ps 118, 71) und der heiligen Regel (7. Stufe):"Gut ist es für mich, dass du mich gedemütigt hast". 

Demütige auch selbst dein Herz durch Entsagung des Eigenwillens im Gehorsam, der "der erste Grad der Demut ist" (Kap. 5). Demütige deinen Geist durch Erkenntnis und Eingeständnis der eigenen Sündhaftigkeit. Demütige deinen Körper durch die Strengheiten des klösterlichen Lebens, durch bescheidene Haltung (Kap. 7, 12. Stufe), durch Beherrschung der Sinne, besonders der Zunge (a.a.O. 9-11. Stufe), durch ernste Arbeit.

 

 

8. Dem Gebet häufig obliegen

(Kap. 4)

 

Das ist das Gebot des Herrn: "Man muß immer beten und nicht ablassen" (Lk 18, 1). Das ist der Sinn des Gnadenlebens, durch das wir "Tempel des Heiligen Geistes sind" (1Kor 6, 19). Drum "singet und spielet dem Herrn in euren Herzen. Danket Gott dem Vater allezeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus" (Eph 5, 19). Das ist die Gnade unseres Berufes, der uns die Möglichkeit ungestörter Hingabe an den Herrn gewährt (vgl. 1Kor 7, 35). Das ist die Lehre unseres heiligen Vaters Benedictus, der uns mahnt, "dem Gebete häufig zu obliegen" (Kap. 4) "und jedes gute Werk mit inständigem Gebet zu beginnen" (Prolog).

Bete mit Ehrfurcht zu Gott als deinem Herrn (Kap. 19), mit Einfalt (Kap. 52) zu Gott als deinem Vater. Bete in Demut und Zerknirschung des Herzens wie der Zöllner im Tempel (vgl. Kap. 7, 12. Stufe), mit reiner Hingabe (Kap. 20), indem du im Gebet nicht deine Befriedigung, sondern Gott und seine Gnade und seine Ehre suchst. Bete als Glied deiner monastischen Familie und der heiligen Kirche und empfiehl Gott nicht bloß deine persönlichen Anliegen, sondern auch die deines Klosters und der ganzen heiligen Kirche: Vater unser. "Betet für einander" (Jak 5, 16).

 

 

9. Eifer zum Gottesdienst

(Kap. 58)

 

Das vornehmste Gebet des Mönches ist das Opus Dei, das göttliche Offizium. Es geht jedem Privatgebet vor.

Es ist ein volleres Beten. Hier betet der ganze Mensch mit Leib und Seele und als Glied der Gemeinschaft, und der ganze Tag wird in den sieben Gebetsstunden Gott geweiht.

Es ist edler, denn es enthält zumeist Lob und Anbetung, und der Wortlaut der Gebete ist großenteils vom Heiligen Geist eingegeben.

Es ist würdiger, wird es doch im Namen der heiligen Kirche verrichtet, die darin ihre erste und teuerste Pflicht, ihr "Offizium", Gott zu loben und zu verherrlichen, dem Chor der Mönche anvertraut.

Es ist seliger, weil es den Chören der heiligen Engel, deren ewige Seligkeit das Gotteslob ist, sich anschließt (vgl. Kap. 19; Ps 137).

ES ist heiliger, weil es das irdische Gebet des Gottmenschen Jesus Christus hier auf Erden fortführt (vgl. "Aperi") und an seinem himmlischen Gebet am Throne des Vaters teilnimmt, wie es die heilige Kirche ständig ausspricht: Per Dominum nostrum Jesum Christum (vgl. Pius XII., Mediator Dei, 106 ff).

Und kein Gebet ist so unmittelbar vom Heiligen Geist getragen und von seinem "unaussprechlichen Seufzen" (Röm 8, 26) erfüllt wie das heilige Offizium, das er selbst durch seine Feuerzungen in der heiligen Kirche angeregt hat.

Das heilige Offizium ist ein besonders wirksames Gebet. Kein anderes Gebet findet sicherere Erhörung als das göttliche Offizium, in dem der himmlische Vater nicht nur unsere menschliche Stimme, sondern das Beten der heiligen Kirche, ja seines vielgeliebten Sohnes und des Heiligen Geistes hört und erhört.

Diese höchste Würde und Kraft erwächst dem heiligen Offizium vornehmlich aus seiner Verbundenheit mit dem Opfer der heiligen Messe. Beides, das Opfer des Altares und des Lobes, machen zusammen die Heilige Liturgie der Kirche aus.

In wunderbarem Tausch übergibt Christus sein heiligstes Opfer den Händen seiner Kirche, die wiederum ihr Lob und ihre Bitten in das Herz des ihr geschenkten Opferlammes niederlegt und vereint mit dessen Verdiensten und Gebeten Gott darbringt, so dass aus beiden gewissermaßen   e i n   Opus Dei ersteht. Was vom Herzen des eucharistischen Opferlammes an Anbetung, Lob und Dank zum Vater aufsteigt, das klingt weiter im Chorgebet der heiligen Kirche.

 

Darum sei dir nichts wichtiger und teurer als das heilige Offizium. "Dem Gottesdienst darf nichts vorgezogen werden"(Kap. 43). Bereite dich gewissenhaft vor, eile auf das Zeichen ohne Verzug zum Chor. Bewahre im Gebet die innere Sammlung und habe acht auf ehrfürchtige Haltung. Schließe dein Beten möglichst dem objektiven Sinn des Offiziums an, "so daß dein Geist in Einklang steht mit deiner Stimme'" (Kap. 19). Gib dir zumal in den ersten Jahren Mühe, die Psalmen und die übrigen Teile des Offiziums immer besser zu verstehen, damit es dir immer lieber und vertrauter werde: "Mein Psalter meine Freude'" (Augustinus in Ps 137).

 


Letzte Änderung: 13.12.2011 um 01:20

Zurück