Ehesakrament

Das Ehesakrament 1. Teil

Geschrieben von (ksf) am 18.11.2010
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ALLGEMEINER ÜBERBLICK: 1. Teil

DIE EHE

Einführung

 

1) Die Aussagen der Heiligen Schrift

a) Mann und Frau sind von Gott erschaffen

b) Die gefallene Natur des Menschen

c) Der Bund der Ehe ist von Gott gestiftet

d) Verschiedene Ermahnungen

 

2) Die Bedeutung der christlichen Ehe

a) Das Wesen der Ehe

b) Ein Bund für das ganze Leben

c) Der Beistand in guten und bösen Tagen

d) Die Zeugung und Erziehung von Kindern

e) Die Ehe als Sakrament

f) Die Eheleute als Spender des Sakraments

g) Die Gnade des Ehesakraments

h) Die Pflege des Ehesakraments

i) Das letzte Ziel der Ehe

 

3) Das Ideal der christlichen Ehe

a) Eine hohe Vorstellung

b) Die innere Einstellung und Überzeugung

c) Die geistige Vorbereitung

d) Der lange Weg zu Gott

e) Die innere Bekehrung

 

4) Die Voraussetzungen für die kirchliche Ehe

a) Das zuständige Pfarramt

b) Der Traupriester und der Trauungsort

c) Die Tauf- und Firmurkunde

d) Die Eheverkündigung

e) Die Ehevorbereitung

f) Der Brautleutekurs

g) Die Besprechung vor der Hochzeitsmesse

h) Eine gute Beichte

 

5) Die kirchliche Trauzeremonie

a) Die Bereitschaft zur christlichen Ehe

   1) Bewusste und freie Entscheidung

   2) Achtung und Treue

   3) Bereitschaft zu Kindern

b) Das Hochzeitsversprechen

c) Das Anstecken des Ringes

 

VII  DIE EHE – 1. Teil

EINFÜHRUNG:

1) Hl. Schrift:   a) Mann und Frau sind von Gott erschaffen (Gen 1,27; 2,21-23)

                           b) Die gefallene Natur des Menschen (Gen 3,16)

                           c) Die Ehe ist von Gott gestiftet (Mt 19,6)

                           d) Verschiedene Ermahnungen (1 Kor 7,3-4; 7,10-11)

2) Bedeutung:   a) Die freie Bindung zwischen Mann und Frau

                           b) Die Verpflichtung zu gegenseitiger Achtung und Treue

                           c) Die Bereitschaft zur Zeugung und Erziehung von Kindern

                           d) Die gegenseitige Heiligung der Ehegatten mit der Hilfe Gottes

3) Spender:       Brautleute selbst

4) Materie:       a) Das Geben der Hände während des Eheversprechens;

                           b) Das Anstecken des Ringes

5) Form:            a) Eheversprechen:

"Ich, N., nehme dich, N., zu meiner Frau (zu meinem Mann) und verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit. Ich will dich lieben, achten und ehren jeden Tag meines Lebens."

b) Anstecken des Ringes:

"N., trag diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

1) DIE AUSSAGEN DER HEILIGEN SCHRIFT

In der Heiligen Schrift finden sich viele grundlegende Aussagen über Mann und Frau und über die Ehe.

a) Mann und Frau sind von Gott erschaffen

Bereits im ersten Buch des Alten Testaments gibt es mehrere wichtige Stellen über Mann und Frau. Im Buch Genesis heißt es, dass Mann und Frau von Gott erschaffen wurden. An einer Stelle ist von der gleichzeitigen Erschaffung von Mann und Frau die Rede (vgl. Gen 1,27). Diese Stelle ist ein Hinweis darauf, dass Mann und Frau einander ebenbürtig und gleichwertig sind. An einer zweiten Stelle ist davon die Rede, dass die Frau aus der Rippe des Mannes gebildet wurde (vgl. Gen 2,21-23). Diese tiefsinnige Aussage weist darauf hin, dass Mann und Frau aus demselben "Fleisch" (derselben Natur) sind und einander so nahe sein sollen wie eine Rippe dem Herzen nahe ist. Mann und Frau erhielten von Gott den Auftrag, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren (vgl. Gen 1,28). Die Bibel berichtet, dass die Schöpfung des Menschen und von Mann und Frau in den Augen Gottes "sehr gut" war (vgl. Gen 1,31).

b) Die gefallene Natur des Menschen

Das Buch Genesis weist dann aber auch darauf hin, dass die "sehr gute" Schöpfung von Mann und Frau durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch die Trennung des Menschen von Gott wurde auch die Liebe von Mann und Frau geschwächt. Gott sagte zu Eva, dass sie Verlangen nach ihrem Mann haben werde, dass er aber über sie herrschen werde (vgl. Gen 3,16) Gott kündigte Eva auch an, dass sie ihre Kinder unter Schmerzen gebären werde (vgl. Gen 3,16). In diesen Aussagen der Bibel wird zum Ausdruck gebracht, dass die Liebe zwischen Mann und Frau durch die Sünde gefährdet und die Beziehung zwischen den Geschlechtern oftmals gestört wird. Es wird aber auch angekündigt, dass die Kinder für die Mutter auch mit Schmerzen verbunden sind. Durch die Sünde ist die Ehe oft nicht mehr "ein Stück Paradies auf Erden", sondern eine Stätte vieler Konflikte. So ist die Liebe in besonderer Weise auf die Erlösung und auf die Heilung durch die Gnade Gottes angewiesen.

c) Der Bund der Ehe ist von Gott gestiftet

Der Evangelist Matthäus berichtet, dass Jesus die Ehe wieder in ihrer ursprünglichen Heiligkeit herstellen wollte. Jesus wies die Menschen darauf hin, dass die Ehe ein unauflöslicher Bund ist, der von Gott selbst geschlossen wurde: "Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." (Mt 19,6) Als seine Gegner erwiderten, dass Moses die Scheidung erlaubt hätte, antwortete ihnen Jesus: "Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch." (Mt 19,8-9) Die Worte Jesu sind unmissverständlich und lassen keinen Zweifel daran, dass Jesus am unauflöslichen Bund der Ehe festhielt. Er hatte die erklärte Absicht, die Ehe in ihrem ursprünglichen Sinn wiederherstellen: Er wollte, dass die Ehe wieder ein Bund war, der von Gott gestiftet wird. Auf diese Weise war die Ehe auch ein von Gott gestiftetes Zeichen und ein Sakrament.

d) Verschiedene Ermahnungen

In der Heiligen Schrift finden sich auch verschiedene Ermahnungen für die Eheleute. So schreibt der Apostel Paulus über die eheliche Pflicht der Ehegatten: „Der Mann soll seine (eheliche) Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Mann. Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Leib, sondern die Frau.“ (1 Kor 7,3-4) Bemerkenswert ist vor allem die Aussage, dass die Ehegatten nicht über ihren eigenen Körper verfügen dürfen, sondern dass dieser dem Ehepartner gehört. Paulus spricht sich auch für die Unauflöslichkeit der Ehe und gegen die Wiederverheiratung Geschiedener aus: „ Den Verheirateten gebiete nicht ich, sondern der Herr: Die Frau soll sich vom Mann nicht trennen - wenn sie sich aber trennt, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich wieder mit ihrem Mann...“ (1 Kor 7,10-11).

Diese wenigen Stellen zeigen uns bereits, dass die Heilige Schrift mehrere grundlegende Aussagen über Mann und Frau und über die Ehe enthält. Diese Aussagen offenbaren uns den Willen Gottes im Hinblick auf die Ehe. Diese Stellen aus der Heiligen Schrift sind aber gleichzeitig auch sehr realistisch und nüchtern in der Einschätzung des Menschen und seiner Schwächen.

2) DIE BEDEUTUNG DER CHRISTLICHEN EHE

a) Das Wesen der Ehe

Der Ehebund hat nach katholischem Verständnis folgende Wesensmerkmale: Der Ehebund ist ein Vertrag, durch den Mann und Frau eine Gemeinschaft für das ganze Leben gründen. Er ist auf das Wohl der Eheleute und auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet. Der Ehebund findet zwischen Getauften statt und hat die Würde eines Sakraments (vgl. Codex des katholischen Rechtes (CIC), Can. 1055, § 1.)

b) Ein Bund für das ganze Leben

Der Ehebund zwischen Mann und Frau begründet eine Gemeinschaft für das ganze Leben. Die Eheleute versprechen, dass sie sich gegenseitig achten und lieben und dass sie einander das ganze Leben die Treue halten wollen. Die Ehe hat also für einen katholischen Christen den Charakter der Unauflöslichkeit. Diese Unauflöslichkeit bedeutet, dass die Ehepartner auch bei einer eventuellen Trennung weiterhin durch das Band der Ehe miteinander verbunden bleiben.

c) Der Beistand in guten und bösen Tagen

Der Ehebund verpflichtet auch zum Beistand in guten und bösen Tagen. Damit ist gemeint, dass die Eheleute sich auch in schwierigen Momenten beistehen. Der Ehebund schließt also auch die gegenseitige Hilfe in Krankheit und Not ein.

d) Die Zeugung und Erziehung von Nachkommen

Der Ehebund ist auf die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet. Mann und Frau verpflichten sich, in großherziger und verantwortlicher Weise Kindern das Leben zu schenken. Sie verpflichten sich aber auch, die Kinder im christlichen Geist und nach den Weisungen der Kirche zu erziehen.

e) Die Ehe als Sakrament

Der Ehebund ist für Katholiken ein Sakrament. Durch das Sakrament der Ehe erhalten Mann und Frau von Gott die Kraft und den Segen, die sie benötigen, um eine christliche Ehe führen zu können. Das Sakrament ist daher das Fundament, auf dem eine christliche Ehe errichtet werden kann. Es ist die Voraussetzung, damit eine christliche Ehe überhaupt möglich ist. Durch das Sakrament ist Gott selbst in der Ehe gegenwärtig. Durch dieses Heilmittel wirkt Gott selbst in den Eheleuten, aber auch durch die Eheleute.

Das Sakrament der Ehe ist auch das heilige Band, durch das Gott selbst die Eheleute miteinander verbindet. Deshalb ist die sakramentale Ehe auch unauflöslich, denn was "Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." (Mt 19,6)

Die Ehe ist schließlich auch ein göttliches Heilmittel, durch das Gott zum Heil der Ehegatten wirkt. Gott bedient sich der gegenseitigen Liebe der Eheleute, um Mann und Frau zu heiligen.

f) Die Eheleute als Spender des Sakraments

Die Eheleute spenden sich gegenseitig das Ehesakrament. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die Ehepartner füreinander ein Sakrament sind und sich gegenseitig helfen sollen, gute Menschen und ganze Christen zu werden. Die Ehepartner sind durch das Sakrament aufgefordert, den Partner im Geiste Gottes zu lieben und den anderen die Liebe und Nähe Gottes spüren zu lassen. Durch den sakramentalen Ehebund übernehmen beide Partner von Gott den Auftrag, den anderen zum ewigen Heil zu begleiten.

g) Die Gnade des Ehesakraments

Das Sakrament der Ehe schenkt den Partnern die Kraft zu einer Liebe, die dem Geist Gottes entspricht. Es vervollkommnet ihre Liebe und stärkt ihre Treue und Ausdauer. Die Ehepartner sind dann imstande, ihre guten Seiten voll zu entfalten und in den Dienst des Partners zu stellen. Das Sakrament der Ehe gibt ihnen aber auch die Kraft, ihre Grenzen und Schwächen allmählich zu überwinden. Es stärkt sie in ihrem Kampf gegen den Egoismus, die Sinnlichkeit, die Rechthaberei und die Bequemlichkeit. Es stärkt auch ihre Geduld mit den Schwächen des Partners und schenkt ihnen die Bereitschaft zur Vergebung. Es lässt sie die großen und kleinen Kreuze tragen, die mit jeder Ehe verbunden sind.

h) Die Pflege des Ehesakraments

Die Eheleute können das Sakrament nur dann verwirklichen, wenn sie ein entsprechendes geistliches Leben führen. Das bedeutet zunächst, dass sie ihr gemeinsames Leben immer wieder an Gott orientieren müssen. Sie sollten sich immer wieder im Gewissen die Frage stellen, ob ihr Umgang miteinander dem Willen und den Geboten Gottes entspricht. Sie müssen sich weiter fragen, ob ihr gemeinsames Handeln auch im Hinblick auf Gott und ihr ewiges Heil einen Sinn und einen Wert hat. Die Verwirklichung des Ehesakraments erfordert auch, dass sie gemeinsam beten, um auf diese Weise die innere Kraft und das innere Licht Gottes zu empfangen. Das Ehesakrament verlangt schließlich auch den regelmäßigen Empfang der Kommunion und der Beichte. Die Kommunion ist auch das "Brot der Ehe", und die Beichte ist auch die Umkehr in der Ehe.

i) Das letzte Ziel der Ehe

Das letzte Ziel der Ehe ist die gegenseitige Heiligung und das ewige Heil der Ehepartner. Die Liebe und Ehe soll also letztlich ein gemeinsamer Weg zum Himmel sein! Dieses letzte Ziel motiviert die Eheleute, in ihrer Ehe auf die wesentlichen und bleibenden Werte zu achten. Die Eheleute wissen sich dann für das ewige Heil ihres Partners verantwortlich. Sie fördern ihn in seinem Christsein und helfen ihm, allmählich seine Fehler und Schwächen zu überwinden. Sie pflegen das gemeinsame Gebet, sie setzen sich für die Belange der Kirche ein und vollbringen Werke der Nächstenliebe. Sie verlieren sich nicht in rein irdische Dinge und wissen, dass alle zeitlichen Werte wie Schönheit, Wohlstand und Vergnügen vergänglich sind. Sie sind auch bereit, auf vieles zu verzichten und Opfer zu bringen, um das ewige Ziel der Ehe zu erreichen.

3) DAS IDEAL DER CHRISTLICHEN EHE

a) Eine hohe Vorstellung

Das Christentum vertritt eine hohe Vorstellung der Liebe und Ehe: Zu einer solchen Liebe und Ehe gehören der Bund fürs Leben, die gegenseitige Achtung und Treue, der Beistand in guten und bösen Tagen, die Bereitschaft zur Zeugung und Erziehung von Nachkommen sowie die gegenseitige Heiligung und Vollendung der Ehepartner.

Im Grunde seines Herzens wird sich jeder Mensch nach einer solchen Liebe sehnen. Wer von uns möchte nicht einen treuen Partner haben und für immer geliebt werden? Und wer von uns ist nicht für eine Liebe, in der er durch einen Partner zur Ergänzung, Fruchtbarkeit und Vollendung gelangt? Und schließlich wird auch jeder dafür dankbar sein, wenn seine Liebe durch den Beistand Gottes geschützt und gestärkt wird.

b) Die innere Einstellung und Bereitschaft

Gleichzeitig müssen wir aber auch sagen, dass die christliche Ehe eine bestimmte innere Einstellung und Bereitschaft verlangt. Eine christliche Ehe lässt sich nur dann verwirklichen, wenn beide Brautleute den Willen haben, nach den Weisungen und Geboten Christi zu leben. Sie müssen selbst davon überzeugt sein, dass die Ehe ein unauflöslicher Bund ist; sie müssen bereit sein, einander auch in schwierigen Momenten die Treue zu halten; sie müssen auch offen sein, Kindern das Leben zu schenken und für sie zu sorgen. Eine solche Ehe verlangt ein bestimmtes geistliches Leben und die Bereitschaft zur ständigen Bekehrung. Eine solche Ehe fordert auch Verzicht und Opfer. In einer solchen Ehe muss Gott der oberste Maßstab sein.

c) Die geistliche Vorbereitung

Eine christliche Ehe verlangt auch eine entsprechende Vorbereitung von Seiten der jungen Paare. Die jungen Leute tun gut daran, wenn sie sich gründlich mit dem Wesen der christlichen Ehe auseinandersetzen. Sie sollen sich von einem guten Priester die Werte der christlichen Ehe erklären lassen, sie können sich in einer Pfarrbibliothek gute Schriften besorgen, die die Thematik der christlichen Ehe behandeln. Es ist auch sehr wertvoll, ein Gespräch mit christlichen Ehepaaren zu führen, die dem jungen Paare erzählen, wie sie mit Hilfe des Glaubens verschiedene schwierige Momente gemeistert haben. Die jungen Paare sollen sich aber auch um die charakterlichen Grundhaltungen bemühen, die es für eine christliche Ehe braucht. Es wäre gut, wenn sie sich selbst beobachten würden, wie es um ihre Treue und Geduld, ihre Bereitschaft zu Vergebung und Verzicht bestellt ist. Die jungen Paare sollten auch schon bald damit beginnen, ein gemeinsames geistliches Leben zu führen. Zu diesem geistlichen Leben gehört z. B. der gemeinsame Besuch der hl. Messe, das gemeinsame Gebet, die Beteiligung an einem Brautleutekurs und an geistlichen Exerzitien. Wenn sich ein junges Paar von Anfang an darum bemüht, nach dem Willen Gottes zu leben, dann wird es von Anfang an von Gott geführt und begleitet. Die Erfahrung vieler Paare hat gezeigt, dass diese gemeinsame Einübung des geistlichen Lebens vor der Ehe eine ganz entscheidende Voraussetzung für das spätere Gelingen der Ehe ist.

d) Der lange Weg zu Gott

Es gibt heute leider auch viele Paare, die erst nach langen Jahren die Bedeutung des Ehesakraments begreifen. Diese Paare heiraten zwar in der Kirche, führen aber die längste Zeit keine kirchliche Ehe. Diese Ehepaare sehen den Schwerpunkt ihrer Ehe nur in äußeren Dingen. Sie streben nach Lust und Vergnügen, Schönheit und Fitness, Geld und Aktien, Reisen und Kultur usw. Aber irgendwann gerät ihre Liebe in eine Krise, weil ihnen die höheren geistigen Ziele und ein letzter Sinn fehlen. Plötzlich scheinen ihnen die Sinnlichkeit, die rauschenden Feste und der ganze Wohlstandszauber furchtbar langweilig und leer zu sein. Sie erkennen, dass ihr versteckter Egoismus zu zweit ein glatter Selbstbetrug war und finden an ihrer oberflächlichen Liebe keine Befriedigung und Erfüllung mehr.

Viele Paare entdecken aber auch die charakterlichen Mängel des Partners, die ihre Beziehung oft furchtbar belasten. Sie stoßen sich an der Unbeherrschtheit und an der Unehrlichkeit ihres Partners, sie zerbrechen an seiner Gleichgültigkeit und Treulosigkeit. Viele Eheleute empfinden ihre Ehe als unerträglich und möchten am liebsten davonlaufen. Anfangs versuchen sie noch, die verkehrten Haltungen ihres Partners zu ändern, aber bald merken sie, dass da nichts zu ändern ist. Vielleicht gehen sie noch zu einem Eheberater und legen eine Menge Geld hin, aber nach kurzer Zeit ist alles wieder wie vorher.

e) Die innere Bekehrung

Diesen Paaren wird plötzlich bewusst, dass nur eine radikale Umkehr ihre Ehe retten kann. Sie spüren auch, dass sie diese Umkehr aus eigener Kraft nicht schaffen, sondern dass ihnen Gott dabei helfen muss. Sie beginnen zu begreifen, dass eine glückliche Ehe die Orientierung und die Kraft Gottes braucht. Sie erinnern sich daran, dass ihre Ehe eigentlich ein Sakrament ist, und bemühen sich, ihre Ehe nach dem Willen Gottes zu gestalten. Sie fangen an zu beten und gehen wieder in die Kirche, sie setzen sich für ihre Mitmenschen ein und sammeln Schätze für den Himmel. Sie lassen die irdische Scheinwelt beiseite und setzen sich für das Reich Gottes ein. Und allmählich kommt es in ihrer Ehe zu einem neuen Frühling. Ihre Liebe beginnt zu blühen und zu reifen und schenkt ihnen eine innere Erfüllung, die sie früher nie gekannt haben. Sie begreifen nun endlich, was mit dem Sakrament der Ehe gemeint ist.

4) DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE KIRCHLICHE EHE

Wir wollen uns nun fragen, welche konkreten Schritte zwei junge Menschen unternehmen müssen, die sich zu einer kirchlichen Heirat entschlossen haben. An welche kirchlichen Stellen müssen sie sich wenden und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen, um heiraten zu können?

a) Das zuständige Pfarramt

Die Brautleute müssen sich mindestens ein halbes Jahr vor der geplanten Hochzeit an das zuständige Pfarramt wenden. Es kann sich dabei um die Pfarre handeln, in der der Bräutigam wohnt, oder um die Pfarre, in der die Braut ansässig ist, oder auch um die Pfarre, in der die Brautleute ihren zukünftigen Wohnsitz haben.

b) Der Traupriester und der Trauungsort

Für die Trauung ist gewöhnlich ein Priester der genannten Pfarren zuständig. Auch als Trauungsort ist im Normalfall die Pfarrkirche von einer der angeführten Pfarren vorgesehen. Wenn die Brautleute aber die Absicht haben, vor einem anderen Priester oder in einer anderen Kirche zu heiraten, dann müssen sie dazu die Dispens (= Erlaubnis) des zuständigen Pfarramtes einholen. Mit dieser Erlaubnis können sie dann von einem anderen Priester getraut werden bzw. in einer anderen Kirche heiraten. Sollte sich die gewünschte Kirche in einer anderen Pfarre befinden, müssen sie sich mit der Dispens in der betreffenden Pfarre melden.

c) Der Taufschein

Bei der Anmeldung für die Eheschließung braucht es den Taufschein der Brautleute. Wenn sie in derselben Pfarre heiraten, in der sie getauft wurden, stellt der Pfarrer selbst die nötigen Urkunden aus. Wenn sie in einer anderen Pfarre heiraten, müssen sie den Taufschein von ihrer Heimatpfarre an die betreffende Pfarre schicken lassen.

d) Die Eheverkündigung

Vor der Eheschließung kommt es auch zur Eheverkündigung. Die geplante Hochzeit muss einige Zeit vor dem geplanten Termin in der Pfarre des Bräutigams und der Braut öffentlich auf der kirchlichen Anzeigetafel bekannt gegeben werden. Diese Maßnahme dient dazu, die Öffentlichkeit von dieser Eheschließung zu informieren, damit auch ein eventueller Einspruch möglich ist.

e) Die Ehevorbereitung

Eine kirchliche Eheschließung erfordert dann auch noch eine spezielle Vorbereitung, ohne die die kirchliche Trauung nicht möglich ist. Zu dieser Vorbereitung gehören im einzelnen folgende Dinge:

f) Der Brautleutekurs

Der Brautleutekurs findet gewöhnlich an zwei Wochenenden in einem kirchlichen Bildungshaus statt. Bei diesem Kurs werden verschiedene Vorträge angeboten, die von einem Priester, einem Juristen, einem Arzt und einem erfahrenen Ehepaar gehalten werden. Diese Kurse bieten aber auch Gelegenheit zu verschiedenen Anfragen und Gesprächen. Da diese Brautleutekurse nur in gewissen Abständen abgehalten werden, müssen sich die Brautleute rechtzeitig zu einem solchen Kurs anmelden.

g) Die Besprechung vor der Hochzeit

Kurz vor der Hochzeit kommt es gewöhnlich zu einem Gespräch der Brautleute mit dem Traupriester, bei dem alle Einzelheiten der Hochzeitszeremonie in der Kirche besprochen werden. Dabei werden auch die Texte der Lesung und des Evangeliums festgelegt, die von den Brautleuten vorgeschlagen werden können. Es werden aber auch die Fürbitten, die Lieder usw. besprochen. Besonders wichtig ist die Besprechung der eigentlichen Trau-Zeremonie: Dabei geht es um die Form des Eheversprechens und um den Ringtausch. Mancher Traupriester führt das Brautpaar auch direkt in die Kirche, in der geheiratet wird, um dort an Ort und Stelle eine „Generalprobe“ durchzuführen.

h) Eine gute Beichte

Schließlich sollten die Brautleute vor der Hochzeit auch zur Beichte gehen. Vor dem Empfang eines so wichtigen Sakraments ist es angebracht, durch eine gute Beichte die Vergebung aller Sünden zu erlangen. Auf diese Weise ist die Seele in einem würdigen Zustand für den Empfang des Ehesakraments. Gleichzeitig beginnen die beiden Partner den gemeinsamen Weg in einem ordentlichen und gereinigten seelischen Zustand. Sie können so auch die besonderen Gnaden Gottes für ihren neuen Lebensstand besser aufnehmen.

5) DIE KIRCHLICHE TRAUZEREMONIE

Wir wollen nun auf die wesentlichen Punkte der kirchlichen Trauung eingehen. Die Trauzeremonie findet gewöhnlich während einer hl. Messe statt. (Sie kann aber auch ohne hl. Messe abgehalten werden.) Das Brautpaar nimmt bei der kirchlichen Trauung vor dem Altar Platz. Die Trauzeremonie fängt nach der Predigt an.

a) Die Bereitschaft zur christlichen Ehe

Zu Beginn der Trauzeremonie stellt der Traupriester drei Fragen an die Brautleute. Die Fragen des Priesters beziehen sich auf drei Wesenselemente, die für die Gültigkeit der Ehe entscheidend sind. Auf die einzelnen Fragen folgt jeweils die Antwort des Bräutigams und der Braut.

1) Bewusste und freie Entscheidung

Zunächst fragt der Priester die Brautleute, ob sie nach reiflicher Überlegung und in Freiheit den Bund der Ehe schließen wollen:

"(Name des Bräutigams / der Braut), ich frage dich: Bist du hierher gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit deiner Frau / deinem Mann den Bund der Ehe zu schließen?"

Bräutigam / Braut: "Ja."

2) Achtung und Treue

Die nächste Frage des Priesters bezieht sich auf die Achtung und Treue gegenüber dem Ehegatten:

"Willst du deine Frau / deinen Mann lieben und achten und ihr / ihm die Treue halten alle Tage ihres / seines Lebens?"

Bräutigam / Braut: "Ja."

3) Bereitschaft zu Kindern

Die dritte Frage des Priesters bezieht sich schließlich auf die Bereitschaft, Kinder anzunehmen und im christlichen Geist zu erziehen:

"Seid ihr beide bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will, und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen?"

Bräutigam und Braut: "Ja"

b) Das Eheversprechen

Nach diesen Fragen folgt dann das Eheversprechen. Das Eheversprechen kann in verschiedenen Formen erfolgen: Es kann durch ein einfaches „Ja“ zustande kommen oder durch eine Formel zum Ausdruck gebracht werden. Meistens wird dabei folgende Formel verwendet:

„(Name der Braut / des Bräutigams), vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau (meinen Mann). Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.“

c) Das Anstecken des Ringes:

Nach dem Eheversprechen stecken sich Bräutigam und Braut den Ehering an. Dabei sprechen sie folgende Worte:

„(Name der Braut / des Bräutigams), trag diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

 


Letzte Änderung: 19.11.2010 um 15:46

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