Lehre der Kirche
Wenn manche Leute den Satz "Lehre der Kirche" hören, dann verdrehen sie die Augen und stellen auf Durchzug! Dabei keinen sie kaum oder gar nicht die offizielle Lehre der römisch katholischen Kirche. Sie hören, lesen und sehen das, was viele Medien aus ihr machen.
Möchten sie wissen, was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt?
Dann nutzen sie die Unterpunkte, um das nachzulesen, was sie schon immer interessiert hat.
Viel Freude und vor allem viel Heiligen Geist dabei!
Noch etwas, für alle Texte der Päpste gilt selbstverständlich:
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auch wenn nicht eigens verzeichnet!
Ihr kirchlich.net Team
Das katholische Glaubensbekenntnis 27 |
Posted by ksf (ksf) on 06.11.2010 |
5) DIE NEUE MORAL DER BERGPREDIGT
In seiner berühmten "Bergpredigt" lehrt uns Jesus auch eine neue Moral. Er weist uns auf einen Lebensstil hin, der sich radikal vom Lebensstil der Welt unterscheidet. In den bekannten "Seligpreisungen" am Beginn der "Bergpredigt" lehrt uns Jesus die entscheidenden Grundhaltungen des Menschen, die zum Heil des Einzelnen und der Gesellschaft notwendig sind. Diese Grundhaltungen führen aber auch zu einem tiefen und dauerhaften Glück des Menschen, nämlich zur Seligkeit.
a) "Selig, die arm sind vor Gott" (Mt 5,3): Die Demut, Gott und den Menschen zu dienen
Die erste Grundhaltung, zu der uns Christus auffordert, ist die Demut. Nur der demütige Mensch ist bereit, sich von Gott führen zu lassen. Nur der demütige Mensch ist imstande, Gott zu dienen und seinen Willen zu erfüllen. So ist also die Demut die unbedingte Voraussetzung für die Gemeinschaft mit Gott. Wenn der Mensch hingegen stolz und ganz von sich selbst eingenommen ist, dann gilt nur sein eigenes Ich. In einem solchen Ich-Menschen ist kein Platz für Gott; ein solcher Ich-Mensch gibt sich selbst die Gesetze und anerkennt keine göttlichen Gebote; ein solcher Mensch ist schließlich sein eigener Gott und lehnt es ab, den wahren Gott anzunehmen. Der demütige Mensch ist dann aber auch imstande, den Mitmenschen zu lieben. Er kann sich selbst klein machen, um den anderen zu dienen. Er kann sich selbst vergessen, und kann daher auch an andere denken. So ist die Demut auch die unbedingte Voraussetzung für das Leben in einer Gemeinschaft. Im Gegensatz dazu ist der stolze Mensch kaum imstande, andere Menschen zu lieben. Er versucht, die Mitmenschen zu beherrschen und ist sich zu gut, um anderen Menschen zu dienen. Auf diese Weise aber kommt es zu vielen Konflikten.
b) "Selig die Trauernden" (MT 5,4): Das läuternde und herausfordernde Leid
Jesus weist dann auf die rechte Haltung gegenüber dem Leiden Der Mensch soll im Leiden nicht nur das Widerwärtige erblicken, sondern in ihm auch eine Möglichkeit der Läuterung und der Reifung sehen.
Eine Krise führt uns häufig dazu, unser Leben zu überdenken und gewisse Verhaltensweisen zu ändern. Manchmal können uns eine Krankheit oder ein Unglück auch dazu führen, dass wir Gott neu entdecken und unser Leben radikal neu gestalten. Außerdem kann, das Leiden an gewissen sozialen Ungerechtigkeiten uns auch dazu veranlassen, etwas zur Veränderung dieser unhaltbaren Zustände zu unternehmen. So kann also das Leid zu radikalen Veränderungen im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft beitragen.
c) "Selig die Sanftmütigen" (Mt 5,5): Die gewinnende Güte und Gewaltlosigkeit
Jesus fordert uns auf, sanftmütig und gewaltlos zu sein. Der sanftmütige Mensch strahlt viel Ruhe aus und weckt auch in den anderen Güte und Wohlwollen. Er verfügt über ein großes inneres Gleichgewicht und gewinnt das Vertrauen seiner Mitmenschen. Er zeigt eine bemerkenswerte Charakterfestigkeit und weckt Hoffnung. Er ist auch in kritischen und schwierigen Augenblicken unerschütterlich und erwirbt sich so die Achtung und die Sympathie von allen. Auf diese Weise gewinnt die Sanftmut alle Menschen! Die Sanftmut ist aber nicht einfach eine natürliche Haltung, sondern das Ergebnis einer intensiven Selbsterziehung. Sie verlangt viel Selbstbeherrschung, die von der Liebe zu den Menschen motiviert sein muss. So ist also die Sanftmut nie eine Tugend der Schwachen, sondern der Starken!
d) "Selig, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit" (Mt 5,8): Die Bereitschaft, selbst Gerechtigkeit zu üben
Jesus spricht dann auch von der Gerechtigkeit. Er meint damit vor allem die Bereitschaft, selbst Gerechtigkeit zu üben. Deshalb müssen wir uns auch ständig fragen, welche Rechte die anderen uns gegenüber haben: In der Familie, am Arbeitsplatz, im sozialen Bereich. Wir müssen uns weiter fragen, welche Rechte die Notleidenden und Schwächeren haben: Die Armen, die Ausgestoßenen, die Einsamen, die Niedergedrückten, die Kinder, die Alten, die Ungeborenen, die Menschen aus der Dritten Welt. Wenn wir uns bemühen, die Rechte einiger weniger Personen zu schützen, wird die Gerechtigkeit ständig zunehmen.
e) "Selig die Barmherzigen!" (Mt 5,7): Die vergebende und aufrichtende Barmherzigkeit
Jesus ladet uns ein, allen Menschen zu vergeben, die gegen uns gefehlt haben. Das gilt für jene Menschen, die schlecht von uns geredet haben, die uns betrogen, im Stich gelassen und enttäuscht haben. Nur durch unsere Barmherzigkeit kann die Belastung und Trennung, die durch das Böse entstanden ist, beseitigt werden. Nur durch unser Verzeihen kann die Schuld der Menschen entschuldigt werden! Die Barmherzigkeit braucht es aber auch gegenüber den Gescheiterten, den Drogensüchtigen und den ehemaligen Strafgefangenen. Die Barmherzigkeit ist die einzige Kraft, die den gefallenen Menschen wieder zu einem Menschen werden lässt. 'Sie übertrifft noch die Gerechtigkeit, weil sie auch mit den Schuldnern großzügig ist. Sie gibt allen die Möglichkeit, immer wieder von neuern zu beginnen. Auf diese Weise kann die Barmherzigkeit alle jene Menschen in das Leben zurückführen, die sonst keine Chance mehr hätten.
f) "Selig, die ein reines Herz haben" (Mt 5,8): Die Reinheit der Gesinnung
Jesus fordert uns auf, ein "reines Herz" zu haben. Das bedeutet, dass unser Inneres von lauterer Gesinnung sein soll. Wir sollen uns also um Wohlwollen, Ehrlichkeit, Großzügigkeit und Sauberkeit bemühen. Wir müssen daher Gefühle wie Hass, Falschheit, Neid, Eifersucht und Sinnlichkeit aus unserem Herzen verbannen. Die Früchte eines reinen Herzens sind vielfältiger Art: Wir haben ein sensibleres Gewissen und hören leichter den inneren Anruf Gottes; wir können dann auch tiefere und echtere Beziehungen zu unseren Mitmenschen aufbauen; schließlich können wir mit einem reinen Herzen auch die innere Heiterkeit und das innere Glück finden.
g) "Selig die Friedensstifter" (Mt 5,9): Der Einsatz für den Frieden
Jesus ruft uns auch auf, als Friedensstifter zu wirken. Wir sollen unsere ganze Kraft für den Frieden einsetzen: Durch unser Einfühlungsvermögen für die Probleme unserer Mitmenschen; durch den Dialog mit unseren Gegnern; durch die Wahrheit, welche Lügen und Verleumdungen aus der Welt schafft; durch das Trösten von traurigen und leidenden Menschen; durch den Einsatz für den sozialen Frieden; durch die Versöhnung von verfeindeten Personen; durch ein einfaches Leben ohne hohe Ansprüche (Zu-friedenheit!); durch die Versöhnung mit Gott in der Beichte. Jeder kleine Schritt in Richtung Frieden ist ein Beitrag für den großen Frieden.
h) "Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen" (Mt 5,10): Die Standfestigkeit in der Prüfung
Jesus ermahnt uns schließlich zur Standfestigkeit in der Verfolgung. Jeder Gläubige wird früher oder später in irgendeiner Form verfolgt: Er wird verlacht, weil er an Gott und Jesus Christus glaubt, in die Messe. geht und die Sakramente empfängt; er wird verspottet, weil er nach den Zehn Geboten Gottes lebt und weil er gegen die Scheidung, die Abtreibung, die Euthanasie und die Homosexualität ist. Um gegen diese Angriffe bestehen zu können, braucht er eine gründliche Information, eine feste religiöse Überzeugung und eine große Zivilcourage. Weiter braucht er gleichgesinnte Freunde und ein tiefes und beständiges spirituelles Leben. Nur mit diesen Voraussetzungen ist der Gläubige imstande, in der geheimen und offenen Verfolgung unserer Zeit zu bestehen.
Neben den "Seligpreisungen" enthält die Bergpredigt noch weitere Schwerpunkte für eine neue Moral :
i) Keine Missachtung und kein Zorn (vgl. Mt 5,22; 25)
Jesus verbietet jede Form der Missachtung des Mitmenschen. Er erklärt, dass bereits ein respektloses Wort gegenüber dem Mitmenschen eine sträfliche Handlung sei. Ebenso verurteilt er den Zorn gegen andere Menschen. Jesus weiß, dass Respektlosigkeit und Zorn zu gewalttätigen Handlungen führen können. Er verlangt daher, dass wir uns ernsthaft darum bemühen, dem Mitmenschen mit Achtung und Wohlwollen zu begegnen. – Jesus ruft uns auch zur Versöhnung auf. Wir sollen ohne Zögern mit unserem Gegner Frieden schließen, damit es nicht zu einem Prozess vor Gericht kommt.
j) Kein Ehebruch und keine Scheidung (vgl. Mt 5,27-32)
Jesus wendet sich ausdrücklich gegen den Ehebruch. Er sagt, dass bereits das lüsterne Begehren einer Frau einen Ehebruch "im Herzen" darstellt. Jesus packt damit das Übel an der Wurzel an und weist uns darauf hin, dass jede Sünde zunächst im Geist geschieht. Er fordert uns auf, bereits dieser inneren Versuchung radikal entgegenzutreten. Jesus verlangt von uns, dass wir unser "Auge ausreißen" und "unsere Hand abhacken" sollen, wenn sie uns zum Bösen verführen. Mit diesem drastischen Bild meint Jesus, dass wir uns ganz energisch gegen die Versuchungen wehren müssen. Jesus wendet sich dann auch gegen die Ehescheidung. Er erklärt, dass es weder erlaubt sei, sich von seinem Partner scheiden zu lassen, noch eine geschiedene Person zu heiraten.
k) "Richtet nicht" (Mt 7,11): Niemanden verurteilen!
Jesus warnt uns vor den lieblosen Urteilen gegenüber unseren Mitmenschen. Wie oft reden wir schlecht von unserem Nächsten! Wie oft ver-urteilen und verdammen wir ihn! Diese Urteile verursachen viel Bitterkeit, schaffen ein Klima des Misstrauens oder ruinieren gar einen Menschen. Wir sollen und müssen uns zwar ein klares Bild vom anderen machen, aber wir dürfen ihn nicht ver-urteilen und verdammen. Wir müssen jedem Menschen die Möglichkeit lassen, ein besserer Mensch zu werden. – Jesus macht uns auch darauf aufmerksam, dass das Maß, mit dem wir richten, auch das Maß ist, mit dem wir selbst gerichtet werden. Wenn wir selbst sehr hart sind in unserem Urteil, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn auch die anderen uns hart beurteilen. Wenn wir hingegen gütig und nachsichtig urteilen, dann wird man auch uns mit Güte und Nachsicht beurteilen.
l) "Sammelt euch nicht Schätze auf Erden" (Mt 6,19): Kein Sklave des Materialismus
Jesus mahnt uns, dass wir nicht Sklaven des Materialismus werden sollen. Wir sollen nicht nur an die materiellen Dinge wie Essen, Trinken und Kleidung denken. Wir sollen vielmehr den geistigen Werten und den Werken der Nächstenliebe den Vorrang geben. Jesus fordert uns nachdrücklich auf, vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen (vgl. Mt 6,33) Wenn wir zuerst versuchen, den Willen Gottes zu tun, dann werden wir auch mit dem rechten Geist an die materiellen Dinge herangehen.
m) "Leistet dem Bösen keinen Widerstand" (Mt 5,39): Die Spirale der Gewalt durchbrechen
Jesus lehrt uns, auf die Gewalt nicht mit weiterer Gewalt zu reagieren. Wenn wir die Gewalt mit weiterer Gewalt bekämpfen, riskieren wir, dass diese immer mehr zunimmt und niemals ein Ende nimmt. Wenn wir hingegen versuchen, das Böse durch das Gute zu überwinden, dann haben wir die Möglichkeit, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Durch die Ge- duld, die Güte, den Dialog, die Großzügigkeit und die Liebe können wir häufig einen kritischen Moment überwinden, in dem wir sonst mit Gewalt reagieren. Trotzdem müssen wir sehr klar sagen, dass die Gewaltlosigkeit niemals eine Kapitulation gegenüber dem Bösen sein darf: In gewissen Fällen muss das Böse auch mit Gewalt bekämpft werden!
n) "Liebt eure Feinde" (Mt 5,44): Die Achtung vor dem Feind
Schließlich verlangt Jesus etwas fast Unmögliches: die liebe zu den Feinden! Einen Feind zu lieben, das geht gegen unsere Natur! Und trotz- dem wird uns allen immer deutlicher bewusst, dass die Feindesliebe der einzige Weg ist, um unsere Probleme zu lösen. Solange wir Feinde bleiben, können wir unsere Probleme nicht lösen! Aber wie können wir unseren Feind lieben? Wir müssen vor allem begreifen, dass auch der Feind eine menschliche Person ist und als solche unsere Achtung verdient. Wenn wir im anderen eine menschliche Person erblicken, dann beginnen wir ganz von selbst, gewisse Verhaltensregeln zu beachten. Dann verwenden wir eine andere Sprache, dann sehen wir auch die positiven Seiten dieser Person, dann achten wir seine Rechte, dann geben wir zu, dass auch wir Fehler gemacht haben. Auf diese Weise kommt es zu einer radikalen Veränderung unserer Beziehung zu diesem Menschen; ja, es ist nicht auszuschließen, dass sich sogar ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm entwickeln kann. Wir müssen aber hinzufügen, dass eine solche Veränderung auch der Gnade Gottes bedarf. Nicht umsonst fügt Jesus seiner Forderung der Feindesliebe noch die Worte hinzu: " ... und betet für die, die euch verfolgen." (Mt 5,44) Nur wenn wir Gott um seine Gnade und Hilfe bitten, können wir diesen schwierigsten Punkt der "Bergpredigt" verwirklichen.
Last changed: 07.11.2010 at 17:01
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