Lehre der Kirche

Wenn manche Leute den Satz "Lehre der Kirche" hören, dann verdrehen sie die Augen und stellen auf Durchzug! Dabei keinen sie kaum oder gar nicht die offizielle Lehre der römisch katholischen Kirche. Sie hören, lesen und sehen das, was viele Medien aus ihr machen.

Möchten sie wissen, was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt?

Dann nutzen sie die Unterpunkte, um das nachzulesen, was sie  schon immer interessiert hat.

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Das katholische Glaubensbekenntnis 75

Posted by ksf (ksf) on 04.11.2010
Lehre der Kirche >>

1) DIE EXISTENZ DER SEELE

Wir wollen unsere Suche nach solchen Hinweisen mit einer näheren Betrachtung des Menschen beginnen: Wenn es ein Weiterleben nach dem Tod geben soll, dann muss ja bereits im lebenden Menschen etwas vorhanden sein, das nach dem Tod des Leibes fortdauert. Es muss sich dabei um etwas Nicht-Materielles handeln, da ja alles Leibliche dem Tod verfällt und damit nicht weiterleben kann.

Wir müssen uns also fragen, ob es im Menschen etwas Nicht-Materielles gibt, das nicht mit dem Tod des Leibes stirbt. Dazu ist es notwendig, dass wir nach Äußerungen des Menschen suchen, die auf etwas Immaterielles in ihm hinweisen. Wir müssen also ergründen, ob sich beim Menschen verschiedene Fähigkeiten und Ausdrucksformen beobachten lassen, die auf die Existenz und auf das Wirken eines geistigen Prinzips schließen lassen.

a) Das Übersteigen von Raum und Zeit

Als erstes können wir beobachten, dass der Mensch die Fähigkeit hat, Raum und Zeit zu übersteigen: Er kann z. B. in Gedanken den Raum übersteigen, in dem er sich gerade befindet, und sich gedanklich an einen weit entfernten Ort begeben. Er kann aber auch die Zeit übersteigen und sich in Gedanken aus der Gegenwart in die Vergangenheit und in die Zukunft versetzen. Der Mensch hat aber auch die Möglichkeit, Raum und Zeit auf verschiedene Weise zu erleben: Er erlebt, dass ein geliebter Mensch, der räumlich weit von ihm entfernt ist, ihm trotzdem ganz "nahe" ist; er erlebt aber auch umgekehrt, dass ein unsympathischer Mensch, der ihm räumlich ganz nahe ist, ihm unheimlich "ferne" steht. Er macht auch die Erfahrung, dass die Zeit von zwei Wochen im Urlaub unheimlich schnell vergeht, dass aber die gleiche Zeit von zwei Wochen im Krankenhaus endlos lang dauert... Alle diese Möglichkeiten und Erfahrungen zeigen, dass der Mensch die Grunddimensionen der Materie, nämlich Raum und Zeit, übersteigen kann. Er hat aber offensichtlich auch die Fähigkeit, Raum und Zeit nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich zu erleben. Das alles ist aber nur möglich, wenn der Mensch in sich ein nicht-materielles Prinzip hat, welches von Raum und Zeit und von der Materie unabhängig ist.

b) Das abstrakte Denken

Als zweites können wir feststellen, dass der Mensch die Fähigkeit hat, abstrakt zu denken. Der Mensch kann also nicht nur konkrete und anschauliche Dinge erkennen, sondern auch rein geistige und unanschauliche Dinge erfassen. Der Mensch kann also nicht nur einen Tisch und einen Stuhl erkennen, sondern auch über eine mathematische Formel und die Gerechtigkeit nachdenken. Der Mensch kann sogar über sein eigenes Ich nachdenken: Dabei ist das Ich dann gleichzeitig das denkende Ich und das gedachte Ich... Alle diese Vorgänge sind nicht materieller, sondern geistig-abstrakter Natur. Sie lassen sich nicht materiell, sondern nur immateriell erklären, und setzen deshalb wiederum ein geistiges Prinzip im Menschen voraus. So ist auch das abstrakte Denken eine Möglichkeit, die Existenz der menschlichen Geistseele zu entdecken.

c) Die psychosomatischen Krankheiten

Wir können weiter feststellen, dass es beim Menschen verschiedene Krankheiten und Beschwerden gibt, die nicht organisch bedingt sind. Es gibt z. B. Herz- und Magenbeschwerden, die durch geistigen Stress ausgelöst werden. Es gibt auch Kopfschmerzen, die durch ständigen Kummer verursacht werden. Oft kommt es auch zu übermäßigen Schweißausbrüchen und zu Durchfall, weil Menschen in bestimmten Situationen Angst haben. In diesen Fällen stellt sich bei medizinischen Untersuchungen heraus, dass die betreffenden Organe gesund und in Ordnung sind. Aber offensichtlich gibt es hier Einflüsse von einer anderen Art, die sich in diesen Organen niederschlagen und als Krankheiten bzw. Störungen zum Ausdruck kommen. Die Mediziner nennen solche Krankheiten "psychosomatische Krankheiten", d. h. "leib-seelische Krankheiten", und sagen damit, dass bei verschiedenen körperlichen Beschwerden seelische Ursachen im Spiel sind. Auch diese psychosomatischen Krankheiten sind ein Hinweis dafür, dass es im Menschen ein nicht-materielles Prinzip gibt.

d) Der Gegensatz zwischen Geist und Körper

Es lässt sich dann auch beobachten dass es im Menschen immer wieder zu Konflikten zwischen Geist und Körper kommt. So erfährt der Mensch, dass sich die verschiedenen Triebe mit ihren Ansprüchen und Begierden melden, und dass dann der Geist regulierend eingreifen muss. Die Triebe sind meistens vom Lustprinzip bestimmt, der Geist aber richtet sich nach dem Sinn- und Verantwortungsprinzip. Durch diesen Konflikt zwischen Geist und Trieben wird deutlich, dass es im Menschen nicht nur Triebe und Instinkte gibt, sondern auch höhere Kräfte, die sich an nicht-materiellen Maßstäben orientieren. Auch hier müssen wir ein Prinzip annehmen, das nicht-materieller Art ist. - Es gibt dann auch die interessante Erfahrung, dass oft körperlich schwache Menschen größere physische Leistungen erbringen als körperlich starke Menschen. Diese schwächeren Menschen haben aber eine geistige Motivation, die die stärkeren Menschen nicht haben. So hat man z. B. im Krieg und in Konzentrationslagern beobachtet, dass oft nicht die körperlich Stärksten, sondern die geistig und seelisch Stärksten überlebten. Es gibt also offensichtlich im Menschen ein immaterielles Prinzip, das stärker ist als der Körper. - Auf diese Weise sind auch der Konflikt zwischen Geist und Trieben, sowie die Kraft des Geistes über den Körper ein bemerkenswerter Hinweis für die Existenz einer Geistseele im Menschen.

e) Das Streben nach geistigen Dingen

Wir können dann auch beobachten, dass der Mensch nach geistigen Dingen strebt: Er strebt nach Wahrheit und Sinn; er strebt nach Gerechtigkeit und Frieden; er sucht letztlich das Absolute und Unendliche. Gleichzeitig erfährt er, dass sein Sehnen das Irdische übersteigt und er in dieser Welt nicht seine letzte Erfüllung findet. Es gibt also im Menschen einen geistigen Antrieb, der ihn über alles Materielle hinausstreben lässt. Ein solcher geistiger Antrieb lässt sich aber nur erklären, wenn es im Menschen ein geistiges Prinzip gibt.

f) Der Gesichtsausdruck

Ein weiterer Zugang zur Geistseele des Menschen ist auch der Gesichtsausdruck. Wir können im Gesicht des Menschen immer wieder Ausdrucksformen beobachten, die alles Materielle übersteigen: Wir erkennen im Gesicht des Menschen Hoheit und Würde, geistige Sammlung und seelische Versenkung; wir erkennen in den Zügen des menschlichen Gesichts aber auch Verlogenheit und Tücke, Spott und Hohn, Verlorenheit und Verzweiflung... In allen diesen Ausdrucksformen des menschlichen Gesichts zeigt sich etwas Nicht-Materielles. Im Gesicht spiegelt sich also etwas, das nicht körperlicher Herkunft ist. Das Antlitz des Menschen ist Ausdruck seines Geistes und seiner Seele.

g) Das Gehirn reicht nicht aus

In diesem Zusammenhang gilt es auch auf die Frage nachzugehen, ob die geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten des Menschen auch das Ergebnis von bestimmten Tätigkeiten des Gehirns sein könnten. Viele Naturwissenschaftler vertreten heute den Standpunkt, dass das Bewusstsein und die verschiedenen geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten des Menschen das Ergebnis von elektrischen Strömen, chemischen Prozessen und komplexen Vernetzungen im Gehirn sind. Die Philosophie hat sich aber stets die Frage gestellt, ob sich die spezifischen menschlichen Eigenschaften nur mit dem Gehirn erklären lassen. Das logische Denken führt auf Grund des Kausalgesetzes zur Erkenntnis, dass das Bewusstsein, das Selbstbewusstsein, das abstrakte Denken, das logische Denken, die Einheit des Denkens, die begriffliche Sprache, die Freiheit des Willens, die Kreativität, das Temperament, der Charakter, die Gefühle, das Gewissen, der Sinn, die Schönheit, die Musikalität, die Harmonie, das Streben nach dem Absoluten und schließlich die individuelle Persönlichkeit des Menschen usw. nicht nur mit Hilfe von elektrischen Schaltkreisen, chemischen Prozessen und komplexen Vernetzungen des Gehirns erklärt werden können.

h) Die Notwendigkeit einer Geistseele

Viele große Philosophen haben darauf hingewiesen, dass die überragenden geistigen Fähigkeiten des Menschen und die Verschiedenheit der menschlichen Persönlichkeiten nicht nur durch materielle Faktoren erklärt werden können, sondern dass es zur Erklärung dieser geistigen Fähigkeiten und der individuellen Persönlichkeiten ein entsprechendes geistiges Prinzip, nämlich eine Geistseele braucht. Aber auch namhafte Gehirnforscher - wie z. B. der größte Gehirnforscher des 20. Jh., Nobelpreisträger John Eccles (1903-1997) - weisen auf die Unmöglichkeit hin, nur mit Hilfe des Gehirns die geistigen Fähigkeiten und das Ich des Menschen zu erklären. Das Gehirn ist nicht die Ursache der geistigen Fähigkeiten und der Persönlichkeit des Menschen, sondern nur der Transformator, mit dem sich die Geistseele des Menschen mit dem Leib und der Außenwelt in Verbindung setzen kann.

Last changed: 05.11.2010 at 20:58

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