Lehre der Kirche
Wenn manche Leute den Satz "Lehre der Kirche" hören, dann verdrehen sie die Augen und stellen auf Durchzug! Dabei keinen sie kaum oder gar nicht die offizielle Lehre der römisch katholischen Kirche. Sie hören, lesen und sehen das, was viele Medien aus ihr machen.
Möchten sie wissen, was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt?
Dann nutzen sie die Unterpunkte, um das nachzulesen, was sie schon immer interessiert hat.
Viel Freude und vor allem viel Heiligen Geist dabei!
Noch etwas, für alle Texte der Päpste gilt selbstverständlich:
© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana
auch wenn nicht eigens verzeichnet!
Ihr kirchlich.net Team
Das katholische Glaubensbekenntnis 90 |
Posted by ksf (ksf) on 03.11.2010 |
DAS LEID
Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit verschiedenen Formen des Leidens konfrontiert: Wir erfahren körperlichen Leiden, soziale Ungerechtigkeiten, Schicksalsschläge, Todesfälle, Gewalt und Naturkatastrophen usw. Die vielfältigen schmerzlichen Erfahrungen des Leidens lassen uns nach einer Erklärung für das Leid suchen. Wir fragen uns oft recht vehement, ob denn das Leid einen Sinn haben kann. Besonders in unserer Zeit, in der sich das Leid wie nie zuvor zu verdichten scheint, gilt dieser Frage unser vertieftes Interesse. Noch nie waren die Menschen weltweit mit einem solchen Ausmaß an Leid konfrontiert wie heute: Krebs, AIDS, Hungerkatastrophen, Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Terror, Revolution und Krieg suchen den physischen Menschen heim. Egoismus, Untreue, Hass, Neid und Gleichgültigkeit fügen dem seelischen Menschen tödliche Wunden zu. Körperliche Leiden, tragische Verluste, Einsamkeit, Anonymität, Enttäuschung, Angst und Depressionen sind das Schicksal von Millionen und Millionen von Menschen. Das Leid schaut bei vielen Augen heraus, die Klagen sind fast in aller Munde, der Angst steht in vielen Gesichtern geschrieben. Immer mehr scheint sich die Welt in eine Stätte des Wahnsinns und des Grauens zu verwandeln . Die bittere Ernte aber ist überall das Leid! Und da kommt es dann zu berühmten Fragen: Wie kommt das Leid in die Welt? Wie kann Gott das Leid zulassen? Wie können wir es abwenden? Wie sollen wir es tragen? Wie ist es zu deuten? Das sind Fragen, die uns innerlich bewegen und quälen! Diese Fragen verlangen dringend nach einer Antwort!
Was können wir nun aus christlicher Sicht über das Leid sagen? Welche Antworten kann das Christentum den unzähligen leidenden Menschen geben? Welchen Trost kann es den zahllosen Opfern und Betroffenen spenden?
1) MÖGLICHE ERKLÄRUNGEN FÜR DAS LEID
Wenn wir versuchen wollen, das Leid aus christlicher Sicht zu erklären, so müssen wir davon ausgehen, dass es verschiedene Arten des Leidens gibt: das schuldige Leid, das unschuldige Leid, das absurde Leid und das Leid, das durch die Begrenztheit der Natur verursacht wird. Diese verschiedenen Arten des Leids erfordern eine unterschiedliche Beurteilung und Erklärung.
a) Das schuldige Leid
Das Christentum weist uns zunächst darauf hin, dass das Leid in vielen Fällen durch eine persönliche Schuld des Menschen verursacht wird. Wenn der Mensch bewusst seine eigene Natur missachtet und sich gegenüber den Mitmenschen bewusst falsch verhält, so führt das früher oder später zu verschiedenen Formen des Leids: Es kommt dann zu gesundheitlichen und psychischen Schäden, zu Konflikten mit den Mitmenschen, zu sozialen Auseinandersetzungen, zu Gewalt, Terror und Krieg. Wenn der Mensch sich bewusst gegen die Natur wendet und sie ausbeutet und zerstört, dann kommt es früher oder später zu Folgeerscheinungen, die für den Menschen schädlich und schmerzhaft sind. Das Leid hat in diesem Fall die Funktion eines Alarmsignals, das den Menschen auf sein schuldhaftes Fehlverhalten aufmerksam macht. Es erinnert den Menschen mit äußerem und innerem Nachdruck daran, dass es so nicht weitergehen kann und dass er sein Leben ändern muss.
Das Tragische ist aber, dass der moderne Mensch seine Schuld an manchem Leid oft nicht einsehen will. Er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, von verschiedenen Fehlhaltungen und Lastern Abschied zu nehmen. Die Folge davon ist, dass das Leid immer mehr zunimmt und noch schmerzlicher und massiver wird. Es braucht dann oft fast einen Orkan von Leid, bis ein solcher Mensch zur Einsicht kommt. Manchmal kann ihn erst die Todesfurcht dazu bewegen, die Gesetze des Lebens anzuerkennen.
Besonders deutlich zeigt sich diese Verstocktheit des modernen Menschen auch im religiösen Bereich. Wie wehrt er sich oft innerlich dagegen, wenn er merkt, dass ihn Gott durch verschiedene leidvolle Erfahrungen zur Umkehr rufen möchte! Er will und will von Gott nichts wissen! Erst ein sehr massives Leid - wie ein totales persönliches Scheitern, ein seelischer Zusammenbruch oder eine sehr schmerzhafte und lange Krankheit - kann diesen Menschen aufrütteln und zur Besinnung und Umkehr führen. Erst regelrechte Donnerschläge sind imstande, die inneren Krusten dieses Menschen zu durchbrechen und ihm den Weg zu Gott zu weisen.
Wir können also sagen, dass viel Leid durch eigene Schuld verursacht wird. Dieses schuldige Leid hat aber die Aufgabe, den Menschen auf ein Fehlverhalten aufmerksam zu machen und ihn zur Umkehr zu bewegen.
b) Das unschuldige Leid
Viel schwieriger ist es, auf die Frage des unschuldigen Leids eine Antwort zu geben. Was soll man da sagen, wenn Hunderttausende von unschuldigen Kinder verhungern, wenn Millionen von Menschen zu Opfern von sozialen Ungerechtigkeiten und Bürgerkriegen werden, wenn Hunderttausende von Menschen ohne eigenes Verschulden zu Opfern von Verkehrsunfällen werden? Die christliche Lehre weist uns darauf hin, dass der Mensch "aus seiner innersten Natur ein gesellschaftliches Wesen" (Gaudium et spes, 12) ist und dass jeder einzelne von den Entscheidungen seiner Mitmenschen mitbetroffen wird. Das gilt sowohl für die guten, als auch für die schlechten Entscheidungen. Überall dort, wo Menschen miteinander in Berührung kommen, wirkt sich das Verhalten der einen auf die anderen aus: entweder gereicht es den Mitmenschen zum Segen oder es zieht sie in Mit-Leidenschaft. Diese Tatsache wird immer spürbarer: "In unserer gegenwärtigen Zeit mehren sich beständig aus verschiedenen Ursachen die gegenseitigen Verflechtungen und Abhängigkeiten." (Gaudium et spes, 26) Deshalb wird der Mensch auch immer stärker von den Fehlentscheidungen anderer betroffen. Es lässt sich feststellen, dass der Mensch infolge der zunehmenden globalen Vernetzung immer mehr von den negativen Entscheidungen seiner Mitmenschen betroffen ist. Was auf der einen Hälfte des Globus passiert, hat auch Auswirkungen für die andere Hälfte.
Diese Feststellung führt zwangsläufig zu einer tieferen Frage: Wie konnte Gott dem Menschen die Freiheit geben, wenn dieser sie dann auch gegen seine Mitmenschen einsetzen kann? Dazu lässt sich folgendes sagen: Wenn Gott den Menschen ohne Freiheit erschaffen hätte, dann wäre der Mensch bestenfalls ein Roboter. Er wäre dann nicht mehr imstande, sein Leben selbst zu gestalten, er könnte keine eigenen Entscheidungen treffen, er würde aufhören, ein eigenständiges Wesen, eine Person zu sein. Damit aber würde er aufhören, ein Mensch zu sein! Die Freiheit ist also für das Menschsein unerlässlich: sie ist die Grundbedingung jeder menschlichen Selbst-Entfaltung! Gleichzeitig bedeutet die Freiheit für den Menschen aber auch die Gefahr, sein Menschsein zu verfehlen: jeder Missbrauch der Freiheit führt dazu, dass der Mensch sein eigentliches Wesen zerstört. Die Freiheit wird dann für ihn, aber auch für andere zum Unheil.
Zu dieser Frage wäre aber auch zu sagen, dass Gott den Menschen ursprünglich dazu befähigt hat, die Freiheit im guten Sinn zu verwenden. Erst durch die Grundentscheidung des Menschen gegen Gott kam es auch zum Missbrauch der Freiheit. Damit liegt aber die Schuld am Missbrauch der Freiheit nicht bei Gott, sondern beim Menschen. Der Mensch darf also nicht Gott anklagen, wenn er selbst die Freiheit in falscher Weise gebraucht.
c) Das absurde Leid
Besonders schwierig ist es, das absurde Leid zu deuten. Was sollen wir uns denken, wenn der Tod unersetzliche Menschen hinwegrafft, die noch lange hätten leben können? Wie sollen wir z.B. den Tod einer Mutter von mehreren kleinen Kindern oder den Tod eines jungen Mannes, der für eine Gemeinschaft unersetzbar ist, verstehen? Oder wie sollen wir den Tod eines einzigen Kindes oder das jahrelange Dahinsiechen eines Jugendlichen begreifen? Steht dieses Leid nicht in einem unerträglichen und grotesken Widerspruch zum Leben? Bei solchem Leid stoßen wir mit unserem menschlichen Begreifen an absolute Grenzen! Nach christlichem Verständnis aber soll uns das Erleben dieser tragischen Grenzen darauf hinweisen, dass das irdische Leben nicht als das Letzte und Absolute gesehen werden darf. Die Abberufung von unersetzlichen Menschen soll uns eindringlich verdeutlichen, dass die Berufung des Menschen zur ewigen Gemeinschaft mit Gott unendlich bedeutsamer ist, als jede Aufgabe und Mission im irdischen Leben. Auch der Tod eines jungen Menschen soll uns vor Augen führen, dass das ewige Leben des Menschen unendlich wichtiger ist, als seine kurze irdische Frist. So hat das vordergründig absurde Leid eine tiefe hintergründige Bedeutung: Es soll den Menschen nachhaltig an seine ewige Bestimmung erinnern und ihn mahnen, sein Leben auch in der Perspektive der Ewigkeit zu sehen!
d) Das Leid durch Naturkatastrophen
Unverständlich ist uns auch das riesige Leid, das durch verschiedenste Naturkatastrophen bewirkt wird. Gerade in unserer Zeit, da die Naturkatastrophen von Jahr zu Jahr zunehmen, fragen wir uns, wie Gott denn diese verheerenden Erdbeben, Orkane, Flutwellen, Vulkanausbrüche u.a. zulassen könne? Ja, wir fragen uns manchmal sogar, ob diese Welt überhaupt von Gott stammen kann, wenn sie solche Unvollkommenheiten aufweist!
Aus christlicher Sicht können wir bei dieser Art von Leid auf mehrere Dinge hinweisen: Wir müssen uns zunächst fragen, ob der Mensch die Natur im Sinne Gottes gebraucht. Hat der moderne Mensch die Natur nicht weitgehend aus dem ökologischen Gleichgewicht gebracht? Hat er die Natur nicht weitgehend geplündert, verseucht und vernichtet? Dürfen wir uns da wundern, wenn die Natur entsprechend reagiert? Sind wir nicht z.T. selbst an den schwerwiegenden klimatischen Veränderungen, am Glashauseffekt, am Ozonloch, an der Wasser- und Luftverschmutzung usw. schuld? Ob diese Katastrophen für uns nicht eine sehr deutliche Mahnung sein sollen, die Natur im Sinne ihres Schöpfers zu gebrauchen?
Die Übel in der Natur haben aus christlicher Sicht aber auch einen metaphysischen Sinn. Es "wäre nicht ausgeschlossen, dass den erwähnten Sinnwidrigkeiten noch ein wertvoller und gottgewollter Sinn innewohnte. Man bedenke nur, wie sehr die Menschen aller Zeiten und Zonen geneigt sind, die Welt im ganzen, weil sie so groß und so machtvoll, so schön und so erhaben ist, oder einen ihrer Teile, sei es die Sonne oder das Meer, den Boden oder das Blut ... für Gott selbst zu halten und zum höchsten Wert zu erheben. Sollten da den Sinnwidrigkeiten die Funktion übertragen sein, uns vor dem Irrtum der Vergötzung der Welt zu bewahren?" (Hans Pfeil) So dachte wohl auch Pascal, wenn er sagte: "Die Natur hat Vollkommenheiten, um zu zeigen, dass sie das Abbild Gottes ist, und Mängel, um zu zeigen, dass sie nur das Abbild ist." (Blaise Pascal) Das Leid, das von der Natur verursacht wird, soll somit auch für alle jene eine Lektion sein, die in der Natur etwas Göttliches oder Absolutes sehen.
Last changed: 04.11.2010 at 11:11
Back