Sakrament der Versöhnung
Das Sakrament der Busse - Die hl. Beichte - 1. Teil |
Geschrieben von (ksf) am 18.11.2010 |
ALLGEMEINER ÜBERBLICK: 1. Teil
DIE BUSSE
1) Die Aussagen der Heiligen Schrift
a) Jesus gibt den Menschen eine neue Chance
b) Jesus und die Ehebrecherin
c) Jesus und der Zöllner Zachäus
d) Jesus und die Sünderin
e) Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
f) Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum
g) Das Beispiel vom Pharisäer und Zöllner
h) Jesus der gute Hirt
i) Die Beauftragung der Jünger
2) Die Bedeutung der Buße
3) Die Ordnung Gottes
a) Die Gesetze der göttlichen Ordnung
b) Die Erkenntnis der göttlichen Ordnung
c) Die Bedeutung der göttlichen Ordnung
d) Die Zehn Gebote und ihre Grundwerte
e) Die Verpflichtung der Zehn Gebote
4) Die Sünde des Menschen
a) Das Wesen der Sünde
b) Die Arten der Sünde
c) Leichte Sünden
d) Schwere Sünden
e) Die Beurteilung der Sünde
f) Die Auswirkungen der Sünde
g) Sünde und Schuld
h) Schuld und Vergebung
IV DIE BUSSE – 1. Teil
EINFÜHRUNG:
1) Hl. Schrift: a) Jesus ruft die Sünder (Mt 9,13)
b) Jesus und die Ehebrecherin (Joh 8,3-11)
c) Jesus und der Zöllner Zachäus (Lk 19,1-10)
d) Jesus und die Prostituierte (Lk 7,36-50)
e) Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,1-32)
f) Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Lk 13,6-9)
g) Das Beispiel vom Pharisäer und Zöllner (Lk 18,9-14)
h) Jesus der gute Hirt (Joh 10,1-10; Lk 15,3-7)
i) Die Beauftragung der Jünger (Joh 20,23)
2) Bedeutung: a) Umkehr zu Gott
b) Versöhnung mit Gott
c) Erneuerung durch Gnade und Buße
3) Spender: Priester
4) Materie: Bußakte (Reue, Bekenntnis, Buße)
5) Form: "Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
1) DIE AUSSAGEN DER HEILIGEN SCHRIFT
a) Jesus gibt den Menschen eine neue Chance
Die Heilige Schrift berichtet uns, wie Jesus verschiedenen Menschen begegnet, die in ihrem Leben Fehler begangen haben und dadurch ein unglückliches Leben führen. Jesus gibt diesen Menschen eine neue Chance: Er führt sie aus ihrer inneren Not heraus und befreit sie aus ihrer Sündhaftigkeit. Durch die Versöhnung mit Gott kommt es zu einem Neubeginn und dadurch auch zu einem neuen Glück.
Jesus sieht in der Rettung und Hilfe für die Sünder seine eigentliche Aufgabe: "Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten." (Mt 9,13) Als ihm die Pharisäer den Vorwurf machen, dass er sich ständig mit Sündern abgibt, sagt er: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken." (Mt 9,13) Jesus ist von Gott dazu gesandt worden, als "Arzt" die inneren Krankheiten des Menschen zu heilen. Aus diesem Grund wird er auch der "Heiland" (= der Heilende) genannt.
In der Heiligen Schrift gibt es mehrere Stellen, die uns davon berichten, wie sich Jesus für die sündigen und verirrten Menschen einsetzt.
b) Jesus und die Ehebrecherin
Der Evangelist Johannes erzählt uns, wie die Pharisäer eine Frau zu Jesus bringen, die beim Ehebruch ertappt worden ist (vgl. Joh 8,3-11). Nach dem Gesetz des Moses müsste diese Frau gesteinigt werden. Jesus aber tritt den Pharisäern entgegen und sagt: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie." (Joh 8,7) Da ziehen sich die Ankläger beschämt zurück. Jesus aber wendet sich an die Frau, der er das Leben gerettet hat, und stellt ihr die Frage: "Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?" Sie antwortete: "Keiner, Herr." Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" (Joh 8,10-11) Diese wunderbare Stelle zeigt, wie Jesus eine Sünderin rettet: Er verurteilt sie nicht, sondern gibt ihr eine neue Chance. Er verteidigt die Sünderin gegen ihre Ankläger und nimmt sie in Schutz. Aber er fordert die Frau auch zur Umkehr auf und sagt ihr, dass sie nicht mehr sündigen solle.
c) Jesus und der Zöllner Zachäus
Der Evangelist Lukas berichtet, wie Jesus nach Jericho kommt und dort beim Zöllner Zachäus einkehrt. Die Leute empören sich, dass Jesus ausgerechnet einen Zöllner besucht und sagen: "Er ist bei einem Sünder eingekehrt." (Lk 19,7) Sie betrachten nämlich die Zöllner als große Sünder, weil sie zu hohe Steuern und Abgaben verlangen. Der Zöllner aber erkennt, dass er falsch gehandelt hat und ist bereit, sein Leben zu ändern. Er wendet sich an Jesus und verspricht ihm: "Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zuviel gefordert habe, gebe ich das Vierfache zurück." (Lk 19,8) Jesus aber antwortet dem reuigen Sünder: "Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist." (Lk 19,9-10)
d) Jesus und die Sünderin
Im Lukas-Evangelium findet sich auch die Erzählung von einer Sünderin, die Jesus während eines Gastmahls bei einem Pharisäer aufsucht. Die Frau hat wahrscheinlich von Jesus gehört und hofft nun, dass er sie aus ihrer inneren Not herausholt. Sie spürt, dass Jesus die Macht hat, sie von der Last ihrer Sünden zu befreien. Sie bricht in Tränen aus, fällt vor Jesus nieder und küsst seine Füße. Sie holt ein kostbares Salböl hervor und salbt damit Jesu Füße. Der Gastgeber empfindet es als einen Skandal, dass sich Jesus mit dieser Frau abgibt: "Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist." (Lk 7,39) Da wendet sich Jesus an ihn und erklärt ihm anhand eines kurzen Gleichnisses, dass diese Sünderin vor Gott mehr gerechtfertigt ist als er. Diese Frau hat nämlich viel Liebe gezeigt, und deshalb werden ihr die vielen Sünden vergeben. Darauf wendet sich Jesus an die Sünderin und sagt zu ihr: "Deine Sünden sind dir vergeben. ... Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!" (Lk 7,48; 50) Jesus vergibt also dieser Frau die Sünden und schenkt ihr dadurch auch den inneren Frieden!
e) Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
Der Evangelist Lukas berichtet, wie Jesus im Gleichnis vom verlorenen Sohn (vgl. Lk 15,11-32) in einfühlsamer Weise die Situation des Sünders beschreibt: Ein Sohn fordert von seinem Vater sein Erbteil und wandert in ein fernes Land, wo er ein ausschweifendes Leben führt. Aber nach einiger Zeit hat er sein Vermögen durchgebracht und muss sich als Schweinehirt verdingen. Er leidet Hunger und hat den Eindruck, dass es sogar den Schweinen besser geht als ihm. Da bereut er sein bisheriges Leben und beschließt zu seinem Vater zurückzukehren. Als er sich dem Elternhaus nähert, eilt ihm der Vater entgegen und fällt ihm um den Hals. Der Sohn aber bekennt dem Vater seine Schuld. Der Vater nimmt ihn voll Erbarmen auf und lässt ein Freudenfest feiern: "Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden." (Lk 15,24) Jesus zeigt uns mit seinem Gleichnis, wie der Sünder durch sein ausschweifendes Leben scheitert und unglücklich wird. Jesus weist aber auch darauf hin, wie barmherzig Gott den reuigen Sünder aufnimmt und wie sehr er sich über die Rückkehr des Sünders freut.
f) Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum
Bei Lukas findet sich auch das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum. Bei diesem Gleichnis geht es um die Umkehr des Menschen. Jesus macht uns darauf aufmerksam, dass sich Gott vom Menschen gute Früchte erwartet. Wenn der Mensch keine guten Früchte bringt, dann geht es ihm wie einem unfruchtbaren Baum, der umgehauen wird. Jesus wörtlich: "Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen. Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen." (Lk 13,6-9) Dieses Gleichnis Jesu ist eine Mahnung zur Umkehr und weist uns darauf hin, dass Gott bei mangelndem Bemühen den Menschen auch "umhauen" kann. Wenn der Mensch seine Sünden bereut und zur Umkehr bereit ist, kann er jederzeit mit der Barmherzigkeit Gottes rechnen. Wenn der Mensch aber keine Bereitschaft zur Umkehr zeigt, dann muss er mit der Strafe Gottes rechnen. Die Einstellung gegen Gott und das Handeln gegen den Willen Gottes hat also Konsequenzen!
g) Das Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner
Bei Lukas findet sich auch das bekannte Beispiel vom Pharisäer und Zöllner (vgl. Lk 18,9-14), mit dem Jesus vor der falschen Selbstgerechtigkeit warnt und zu echter Reue aufruft: "Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht." (Lk 18,10-14) Jesus weist uns also darauf hin, dass Gott jede Selbstgerechtigkeit ablehnt und von uns eine echte Reue über unsere Sünden erwartet.
h) Jesus der gute Hirt
Die Heilige Schrift berichtet uns weiter, dass sich Jesus als den "guten Hirten" bezeichnet. "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander." (Joh 10,11-13) Jesus bringt damit zum Ausdruck, dass er die Menschen wie "verlorene Schafe" gegen verschiedene Gefahren schützen und verteidigen muss. Jesus weiß, dass der Mensch im übertragenen Sinn von "Wölfen" bedroht ist, die sein inneres Leben gefährden. Er ist bereit, zur Rettung des inneren Menschen auch sein Leben hinzugeben.
Jesus gleicht aber auch dem Hirten, der hundert Schafe besitzt (vgl. Lk 15,3-7). Als eines der Schafe verloren geht, lässt der Hirt die neunundneunzig Schafe zurück, um das eine Schaf zu suchen. Und wenn er das verlorene Schaf findet, so freut er sich mehr über das eine wiedergefundene Schaf als über die anderen neunundneunzig.
i) Die Beauftragung der Jünger
Bei Johannes finden wir schließlich die Stelle, die uns davon berichtet, wie Jesus den Aposteln den Auftrag erteilt hat, die Sünden zu vergeben. Am Tag seiner Auferstehung erschien Jesus den Aposteln und wandte sich mit folgenden Worten an sie: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert." (Joh 20,21-23) Aus dieser Stelle geht klar hervor, dass Jesus den Jüngern die Vollmacht zur Sündenvergebung erteilt hat. Aus diesen Worten Jesu geht aber auch hervor, dass die Vergebung der Sünden über die Vermittlung der Apostel erfolgt.
2) DIE BEDEUTUNG DER BUSSE
Die Bedeutung des Bußsakraments besteht in der Versöhnung des Sünders mit Gott. Diese Versöhnung mit Gott erfolgt in drei Schritten: Der erste Schritt besteht in der Umkehr des Menschen. Der Sünder muss seine Sünden bereuen und sich aufmachen, um zu Gott zurückzukehren. Der zweite Schritt besteht im Bekenntnis der eigenen Schuld. Auf das Bekenntnis der Schuld folgt die Vergebung der Sünden und die Versöhnung mit Gott. Der dritte Schritt besteht schließlich in der inneren Erneuerung und Heilung des Menschen. Gott gibt dem Menschen die Kraft zu einem Neubeginn und schenkt ihm die Gnade zu seiner inneren Erneuerung und Heilung.
3) DIE ORDNUNG GOTTES
Das Sakrament der Buße setzt voraus, dass wir eine klare und umfassende Kenntnis der Ordnung Gottes haben, die dem Menschen das Heil ermöglicht. Wir müssen uns fragen, welche Grundwerte der Mensch beachten muss, damit er sein Heil finden kann.
a) Die Gesetze der göttlichen Ordnung
Gott hat als Schöpfer in die Natur verschiedene Gesetze hineingelegt, die die Entwicklung und Entfaltung der Natur bestimmen. Gott hat auch in die Natur des Menschen gewisse Gesetze hineingelegt, an die das Gelingen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens gebunden ist. Gott hat schließlich auch bestimmte Grundsätze für das Verhältnis zwischen Mensch und Gott aufgestellt, die für das Erreichen des ewigen Ziels maßgeblich sind. Diese verschiedenen Gesetze Gottes verweisen auf die Grundwerte, die für die Entfaltung der menschlichen Person, der menschlichen Gesellschaft und der Beziehung zwischen Gott und Mensch unverzichtbar sind.
b) Die Erkenntnis der göttlichen Ordnung
Die Grundwerte der göttlichen Ordnung wurden jedem Menschen von Gott in der Form des natürlichen Sittengesetzes ins Herz geschrieben. Diese Normen sind aber auch durch die natürliche Vernunft des Menschen erkennbar. Das wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass bestimmte religiöse und moralische Grundwerte bei allen Völkern und zu allen Zeiten bekannt waren.
Die Erkenntnis der göttlichen Ordnung geht aber vor allem auf eine besondere Offenbarung Gottes zurück. Gott hat Moses auf dem Berg Sinai die grundlegenden Gesetze und Gebote für das Volk Israel verkündet, zu denen auch die Zehn Gebote gehören. Jesus Christus hat die Zehn Gebote des Alten Testaments vollendet und sie zur Grundlage der christlichen Religion und Ethik gemacht.
c) Die Bedeutung der göttlichen Ordnung
Die Gesetze und Gebote Gottes bilden die Grundlage für die Entfaltung, das Glück und das Heil des Menschen. Gott weist den Menschen mit klaren Worten darauf hin, dass es bei den Geboten um das Gelingen oder das Scheitern seines Lebens geht. Er lässt ihn wählen zwischen Leben und Tod:
"Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du deinen Gott liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben..." (Deuteronomium 30,15-16) "Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme, und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben." (Deuteronomium 30,19-20)
Aus diesen Worten der Heiligen Schrift geht klar hervor, dass die Gesetze und Gebote Gottes die Grundlage für das Leben sind.
d) Die Zehn Gebote und ihre Grundwerte
Die bekannteste Zusammenfassung der göttlichen Ordnung sind die Zehn Gebote. In den Zehn Geboten finden wir die Grundgesetze, die das Verhältnis zwischen Gott und Mensch sowie das Verhältnis zwischen den Menschen regeln. Die Zehn Gebote enthalten auch alle Grundwerte, die das Fundament für die Beziehung zwischen Gott und Mensch sowie für die Beziehung zwischen den Menschen bildet:
Die Zehn Gebote Die Grundwerte
1) Du sollst an einen Gott glauben! Der Glaube an Gott
2) Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen! Die Ehrfurcht vor Gott
3) Du sollst den Tag des Herrn heiligen! Die Verehrung Gottes
4) Du sollst Vater und Mutter ehren! Die Familie
5) Du sollst nicht töten! Das Leben
6) Du sollst nicht die Ehe brechen! Die Liebe und Ehe
7) Du sollst nicht stehlen! Das Eigentum
8) Du sollst nicht lügen! Die Wahrheit
9) Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau! Die Treue
10) Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut! Der soziale Frieden
e) Die Verpflichtung der Zehn Gebote
Da die Zehn Gebote die Grundwerte der Religion und des Lebens enthalten, sind sie für den Menschen unbedingt verpflichtend. Der Katechismus der Katholischen Kirche betont, dass die Zehn Gebote „die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott und dem Nächsten zum Ausdruck“ bringen (KKK, § 2072). Sie sind daher „ihrem Wesen nach schwerwiegende Verpflichtungen. Sie sind unveränderlich, sie gelten immer und überall. Niemand kann von ihnen dispensieren.“ (KKK, § 2072) Diese Verpflichtung gegenüber den Geboten Gottes kommt auch im Buch Deuteronomium des Alten Testaments zum Ausdruck, in dem es heißt: „Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben.“ (Dtn 30,16) Die Worte der Heiligen Schrift weisen auch auf den Grund der Verpflichtung der Zehn Gebote hin: Nur wenn sich der Mensch den Zehn Geboten verpflichtet weiß, kann es ein religiöses Leben, aber auch ein menschliches und gesellschaftliches Leben geben!
Diese Worte der Heiligen Schrift widerlegen auch manche moderne Umdeutungen der Zehn Gebote: Da ist heute oft die Rede von „Anleitungen“ und „Lebensregeln“, ja manche sprechen sogar von den „Zehn Angeboten“! (Wie wenn es ein „Angebot“ wäre, jemanden nicht zu töten!) Solche Formulierungen erwecken den Eindruck, wie wenn es sich bei den Zehn Geboten nur um mögliche Orientierungshilfen ohne jede Verpflichtung handeln würde. Die Heilige Schrift sagt aber unmissverständlich, dass es sich bei den Zehn Geboten tatsächlich um Gebote handelt, zu denen Gott den Menschen verpflichtet. Aber auch die Vernunft sagt uns, dass die Zehn Gebote einen verbindlichen Charakter haben müssen, weil sie das Fundament der Religion und des Lebens sind.
4) DIE SÜNDE DES MENSCHEN
Nach diesen Überlegungen über die Bedeutung der göttliche Ordnung und über den Sinn der Zehn Gebote können wir nun auch begreifen, was Sünde und Schuld bedeuten.
a) Das Wesen der Sünde
Die Sünde ist ihrem Wesen nach eine Übertretung der Ordnung Gottes und führt zu einer Infragestellung der Grundwerte, die das Verhältnis zu Gott und das Leben des Menschen bestimmen. Das Wort "Sünde" kommt vom Wort "sondern" und bedeutet eine "Ab-Sonderung". Die Sünde ist also ihrem Wesen nach eine "Ab-Sonderung", d. h. eine Trennung. Diese Absonderung bezieht sich vor allem auf Gott: Wenn der Mensch die Gebote Gottes missachtet und seine Ordnung übertritt, dann kommt es damit zu einer Absonderung von Gott. Die Sünde führt aber auch zur Absonderung von den Mitmenschen: Wenn der Mensch gewisse Grundwerte - wie z. B. die Wahrheit und die Treue - nicht achtet, dann führt sein falsches Verhalten zu einer Absonderung von den betroffenen Mitmenschen.
b) Die Arten der Sünde
Bei der Sünde lassen sich verschiedene Arten unterscheiden: Es gibt Sünden, die durch Unterlassungen geschehen, wie z. B. die Unterlassung einer notwendigen Hilfeleistung. Weiter gibt es Sünden aufgrund von bösen Gedanken, wie z. B. die böse Absicht, jemanden zu schädigen. Dann gibt es auch Sünden durch Worte, wie z. B das Fluchen und Lügen. Und schließlich gibt es Sünden aufgrund von falschen Werken, wie z. B. einen Ehebruch oder einen Diebstahl. Wir können also feststellen, dass es nicht nur Sünden der Tat gibt, sondern dass die Sünden auch aus Unterlassungen, aus bösen Gedanken und Worten bestehen können.
c) Leichte Sünden
Bei der Sünde wird auch zwischen einer leichten und einer schweren Sünde unterschieden. Bei einer leichten Sünde (oder "lässlichen" Sünde, die aus Nach-lässigkeit verübt wird) handelt es sich um eine mangelhafte und unvollkommene Erfüllung der Gebote. Mit einer lässlichen Sünde ist auch gemeint. dass es sich dabei um keine schwerwiegende Sache handelt. Leichte Sünden sind z. B. die Nachlässigkeit beim Gebet, die mangelnde Nächstenliebe, das mangelnde Bemühen bei der Arbeit, faule Ausreden und Notlügen bei unwichtigen Dingen usw. Durch die leichte Sünde wird das Verhältnis zu Gott gestört und verletzt, es kommt aber nicht zu einer Trennung von Gott.
d) Schwere Sünden
Bei einer schweren Sünde entscheidet sich der Mensch in einer schwerwiegenden Sache bewusst und frei gegen Gott. Bei einer schweren Sünde müssen also drei Bedingungen erfüllt sein: Es muss sich dabei um eine schwerwiegende Sache handeln und die Sünde muss in klarer Erkenntnis und in voller Freiheit geschehen. Schwere Sünden sind z. B. der Abfall vom Glauben, eine öffentliche Gotteslästerung, das bewusste Fernbleiben vom Sonntagsgottesdienst, eine schwere Beleidigung der Eltern, ein Ehebruch und eine Abtreibung, ein schwerer Diebstahl und ein ungerechter Lohn, eine schwere Verleumdung und Rufschädigung von Personen, die bewusste Schürung von Konflikten usw. Wer bewusst eine schwere Sünde begeht, stellt sich in einen klaren Gegensatz zu Gott und führt damit eine Trennung von Gott herbei. Eine solche Trennung von Gott bewirkt aber auch, dass der Mensch sein ewiges Ziel, nämlich die Gemeinschaft mit Gott, nicht erreichen kann. Daher wird die schwere Sünde auch Todsünde genannt.
e) Die Beurteilung der Sünde
Die Beurteilung der Sünde erfolgt gewöhnlich nach dem Maßstab der Zehn Gebote. Es gibt auch sogenannte "Beichtspiegel", die dem Gläubigen helfen, seine Sünden zu erkennen und richtig einzustufen. Trotzdem ist es nicht immer leicht, zwischen einer lässlichen und einer schweren Sünde zu unterscheiden. Es ist manchmal auch schwierig zu sagen, ob eine Sünde als eine so schwerwiegende Sache zu betrachten ist, dass sie eine Trennung von Gott bewirkt. Oft gibt es auch Sünden, bei denen es sich um schwerwiegende Dinge handelt, die aber aus einer mangelnden Einsicht oder ohne völlige Zustimmung geschehen sind. In solchen Fällen braucht es unbedingt den Rat und das Urteil eines guten und erfahrenen Priesters.
Grundsätzlich lässt sich aber feststellen, dass wir heute eine weitreichende Verharmlosung der Sünde erleben. Während man in früheren Zeiten vielleicht zu schnell mit der Todsünde und der ewigen Verdammnis bei der Hand war, hat man heute den Eindruck, dass selbst schwere Sünden nicht mehr als Sünden empfunden werden. So werden in unserer heutigen Gesellschaft schwerwiegende Sünden wie Abtreibung und Euthanasie nicht mehr als Sünde, sondern als "Fortschritt" bezeichnet. Auch ein Ehebruch wird höchstens als "Kavaliersdelikt" betrachtet. Aber auch bei den Gläubigen können wir feststellen, dass manche sündhafte Handlungen nicht mehr als Sünden gelten. Wir können beobachten, dass für viele Gläubige das bewusste Fernbleiben von der Sonntagsmesse oder das Zusammenleben von jungen Paaren überhaupt keine Sünde mehr darstellen, obwohl es sich dabei um schwerwiegende Dinge handelt, die dem Willen Gottes widersprechen.
d) Die Auswirkungen der Sünde
Jede Sünde hat vielfältige Auswirkungen: Sie betrifft zunächst einmal Gott, wirkt sich aber auch im Hinblick auf die Gemeinschaft und auf die eigene Person aus.
Das Verhältnis zu Gott: Die leichte Sünde führt zu einer Lockerung der Bindung an Gott, sie schwächt die Kraft zum Guten, sie trübt die innere Klarheit und behindert das Wirken der Gnade Gottes. Die schwere Sünde führt hingegen zur Trennung von Gott: Auf diese Weise kommt es zum Verlust des übernatürlichen Lebens, das der Gläubige bei der Taufe erhalten hat. Der Verlust des übernatürlichen Lebens führt zum seelischen Tod des Menschen. (Vgl. das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wo es heißt: "Denn mein Sohn war tot..." (Lk, 15,24)) In diesem Zustand der inneren Trennung von Gott kann der Mensch nicht zur ewigen Gemeinschaft mit Gott gelangen. Wenn der Mensch in diesem Zustand stirbt, kommt es zu ewigen Trennung von Gott. Der Mensch kommt dann in die Hölle.
Das Verhältnis zu den Mitmenschen: Durch leichte Sünden kommt es zu Kränkungen, Enttäuschungen, Misstrauen und Streit. Die Einzelnen fühlen sich innerlich verletzt und die ganze Gemeinschaft leidet. Schwere Sünden können bis zur Lebensunfähigkeit der Gemeinschaft führen: Es kommt zur Zerstörung der Ehe und Familie, zur Abtreibung und Euthanasie, zum Ruin der Wirtschaft, zu Einsamkeit und Verlassenheit, zu Feindseligkeiten, Gewalt und Krieg.
Das Verhältnis zur eigenen Person: Durch die Sünde kommt es zur Unordnung in der eigenen Lebensgestaltung, zum Verlust der klaren Orientierung, zur Schwächung des Willens und zum inneren Unfrieden. Wenn der Mensch die Ordnung Gottes nicht einhält, kommt es in ihm selbst zur Unordnung, die zu allen möglichen Schäden körperlicher, seelischer und geistiger Art führt. Bei schweren Sünden kann es auch zur inneren Lähmung und Zerstörung des Menschen kommen, die diesen schließlich oft in die Verzweiflung stürzt.
e) Sünde und Schuld
Durch die Sünde kommt es auch zur Schuld. Der sündige Mensch hat einer bestimmten Verpflichtung gegenüber Gott, seinen Mitmenschen und seiner eigenen Person nicht entsprochen und ist dadurch schuldig geworden. Auf diese Weise kommt es also durch ein bewusstes Fehlverhalten gegenüber den Verpflichtungen, die das Gebot der Liebe und die Gesetze der göttlichen Ordnung dem Menschen auferlegen, zur Schuld des Menschen. Diese Schuld belastet die Beziehung zu Gott und die Beziehung zu den Mitmenschen. Sie ist ein Hindernis für die Gemeinschaft mit Gott, aber auch ein Hindernis für die Gemeinschaft mit den Mitmenschen. Die Schuld kann oft so groß sein, dass sie den Menschen fast erdrückt und ihm keine Ruhe lässt.
f) Schuld und Vergebung
Die Beseitigung der Schuld erfordert die Vergebung von Seiten Gottes bzw. der betroffenen Mitmenschen. Dabei muss der sündige Mensch zunächst Gott bzw. seine Mitmenschen um Ent-schuld-igung bitten. Die Entschuldigung bzw. die Vergebung selbst ist dann Sache Gottes, der von der Schuld des Menschen betroffen ist: Es liegt an Gott, dem Menschen die Vergebung der Sünden zu gewähren. Das Gleiche gilt auch im Hinblick auf die Schuld gegenüber den Mitmenschen, die nach der Bitte um Entschuldigung die Vergebung der Schuld gewähren. Der Schuldige kann sich also nicht selbst freisprechen, sondern muss von Gott oder seinen Mitmenschen freigesprochen werden.
Letzte Änderung: 19.11.2010 um 14:53
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