Firmung
Das Sakrament der Firmung |
Geschrieben von (ksf) am 18.11.2010 |
ALLGEMEINER ÜBERBLICK:
DIE FIRMUNG
1) Die Aussagen der Heiligen Schrift
a) Die Ankündigung des Heiligen Geistes
b) Das Kommen des Heiligen Geistes
c) Die Auswirkungen des Heiligen Geistes
d) Die Anfänge der Firmung
2) Die Bedeutung der Firmung
a) Die Stärkung der Gläubigen durch den Heiligen Geist
b) Die Firmung als Vollendung der Taufe
3) Die Spendung der Firmung
a) Der Spender der Firmung
b) Die Salbung mit dem Chrisam
c) Das Siegel des Heiligen Geistes
4) Das Leben aus dem Heiligen Geist
a) Das Wirken des Heiligen Geistes
b) Die Gaben des Heiligen Geistes
5) Der gefirmte Christ
a) Ein mündiger Christ
b) Ein gebildeter Christ
c) Ein praktizierender Christ
d) Ein asketischer Christ
e) Ein sozialer Christ
f) Ein apostolischer Christ
g) Ein kirchentreuer Christ
h) Ein Christ mit gutem Willen
II DIE FIRMUNG
EINFÜHRUNG:
1) Hl. Schrift: a) Ankündigung des Heiligen Geistes (Joh 14,26; Apg 1,8)
b) Das Kommen des Heiligen Geistes (Apg 2,1-4)
c) Die Auswirkungen des Heiligen Geistes (Apg 2,14-36; 3,11-26; 4,1-22)
d) Die Anfänge der Firmung (Apg 8,14-17; 19,1-7)
2) Bedeutung: a) Stärkung durch den Heiligen Geist
b) Vollendung der Taufe
3) Spender: Bischof oder dessen Beauftragter
4) Materie: Chrisam (= geweihtes Öl)
5) Form: "Sei besiegelt mit der Gabe des Heiligen Geistes im Namen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes."
1) DIE AUSSAGEN DER HEILIGEN SCHRIFT
a) Die Ankündigung des Heiligen Geistes
Die Heilige Schrift berichtet uns, dass Jesus den Aposteln mehrmals die Sendung und den Beistand des Heiligen Geistes versprochen hat: "Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." (Joh 14,26) Der Heilige Geist wird den Jüngern die Kraft geben, den Glauben zu bekennen, und ihnen auch die rechten Worte vor den feindlichen Richtern eingeben: "Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst." (Lk 12,12) Der Heilige Geist wird den Jüngern schließlich auch die Kraft verleihen, die Botschaft Christi in aller Welt zu verkünden: "Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde." (Apg 1,8)
b) Das Kommen des Heiligen Geistes
Die Heilige Schrift berichtet dann auch über das machtvolle Kommen des Heiligen Geistes am Pfingstfest: "Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab." (Apg 2,1-4)
c) Die Auswirkungen des Heiligen Geistes
Die Heilige Schrift weist darauf hin, dass das Kommen des Heiligen Geistes ein machtvolles Ereignis war, das die Jünger mit Kraft und Feuer erfüllte. Sie hatten nun den Mut, den Menschen die christliche Botschaft zu verkünden (vgl. Apg 2,14-36; 3,11-26; 4,1-22; 5,21b-42). Unter der Leitung des Heiligen Geistes machten sie sich auf, um überall die Lehre Christi zu verbreiten (vgl. Apg 16,6-8). Mit der Hilfe des Heiligen Geistes gelang es ihnen, viele Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen. Sie spürten aber auch die Kraft des Heiligen Geistes in der Verfolgung (vgl. Apg 4,29-31) und waren bereit, für Christus das Martyrium zu erleiden.
d) Die Anfänge der Firmung
Die Apostel spendeten auch den Gläubigen die Gabe des Heiligen Geistes. So heißt es in der Apostelgeschichte: "Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, sie möchten den Heiligen Geist empfangen, denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur auf den Namen Jesu, des Herrn getauft. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist." (Apg 8,14-17) Die Apostelgeschichte berichtet auch, wie der Apostel Paulus in Ephesus mehreren Männern die Gabe des Heiligen Geistes gespendet hat (vgl. Apg 19,1-7). Die Apostel bemühten sich also, den Menschen nach der Taufe auch die Gabe des Heiligen Geistes zu vermitteln. Diese Praxis der Apostel führte schließlich zur Einführung der Firmung.
2) DIE BEDEUTUNG DER FIRMUNG
Aus den verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift lässt sich die mehrfache Bedeutung der Firmung erkennen:
a) Die Stärkung der Gläubigen durch den Heiligen Geist
Die Firmung vermittelt den Gläubigen die Gabe des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wirkt als Beistand, Lehrer und Tröster der Gläubigen. Er erleuchtet sie bei ihren Entscheidungen und führt sie auf ihrem Weg zu Gott. Er erfüllt sie mit Kraft und Feuer und gibt ihnen Mut in der Verfolgung. Auf diese Weise kommt es durch die Firmung zu einer Stärkung und Festigung des Glaubens (das Wort "Firmung" kommt vom lateinischen Wort "firmus", das folgende vielsagende Bedeutungen hat: fest, stark, widerstandsfähig, beharrlich, standhaft, zuverlässig, sicher und treu).
b) Die Firmung als Vollendung der Taufe
Die Firmung ist auch die Vollendung der Taufe. Sie verleiht dem Gläubigen zu den Gnaden der Taufe (göttliches Leben, Tilgung der Erbsünde usw.) auch die besonderen Gaben des Heiligen Geistes. In den ersten Jahrhunderten wurden Taufe und Firmung in einer einzigen Feier gespendet: der Täufling empfing also unmittelbar nach der Taufe auch die Firmung. Erst in einer späteren Zeit wurden Taufe und Firmung getrennt und damit zu zwei verschiedenen Sakramenten. Dennoch stehen diese beiden Sakramente in enger Beziehung zueinander.
3) DIE SPENDUNG DER FIRMUNG
a) Der Spender der Firmung
Die Firmung wird durch den Bischof gespendet. Da sich der Bischof aber nicht in alle Pfarreien begeben kann, um Buben und Mädchen zu firmen, beauftragt er verschiedene Stellvertreter, in seinem Namen die Firmung zu spenden. Es kann sich dabei um Äbte, Domherren, Dekane usw. handeln.
In großen Diözesen gibt es meistens auch einen Weihbischof, der in den verschiedenen Pfarreien die Firmung spendet. Aber auch in diesem Fall ist es notwendig, neben dem Weihbischof noch weitere Stellvertreter mit der Spendung der Firmung zu beauftragen.
b) Die Salbung mit dem Chrisam
Bei der Firmung salbt der Bischof oder sein Beauftragter die Stirn des Firmlings mit dem Chrisam. Das Chrisam ist ein geweihtes Öl, das der Bischof jedes Jahr am Gründonnerstag bei der sog. "Chrisam-Messe" weiht.
Die Salbung hat seit frühester Zeit eine mehrfache Bedeutung: Das Öl ist ein Mittel zur Stärkung und Kräftigung, es ist aber auch ein Mittel, das die Heilung und Schönheit fördert. Diese Bedeutung des Öls findet sich in einem übertragenen Sinn auch bei der sakramentalen Salbung der Firmung: Das geweihte Öl ist nun ein äußeres Zeichen für eine besondere innere Stärkung und Kräftigung, aber auch für die innere Heilung und Vollendung des Menschen.
c) Das Siegel des Heiligen Geistes
Bei der Salbung mit dem Chrisam spricht der Bischof oder sein Stellvertreter die Worte: "Sei besiegelt mit der Gabe des Heiligen Geistes im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen." Der Firmling erhält also bei der Firmung das Siegel des Heiligen Geistes. Dieses Siegel des Heiligen Geistes bedeutet, dass der Firmling ganz dem Heiligen Geist angehört. Er steht damit unter dem besonderen Schutz des Heiligen Geistes. Er ist damit aber auch in den Dienst Gottes gestellt und muss sich darum bemühen, seine Pflichten gegenüber Gott zu erfüllen.
4) DIE ERFAHRUNG DES HL. GEISTES
a) Das Wirken des Heiligen Geistes
Die Firmung sollte dazu führen, dass der Christ allmählich lernt, ein Leben aus dem Heiligen Geist zu führen. Für viele von uns ist aber der Heilige Geist noch immer der „große Unbekannte“. Viele Christen haben das innere Wirken des Heiligen Geistes offensichtlich noch zu wenig erfahren. Wenn wir uns aber einmal bewusst an den Heiligen Geist wenden und ihn bitten, in uns zu wirken, dann erfahren wir sehr bald, dass es den Heiligen Geist wirklich gibt. Wir spüren dann in uns einen lebendigen Geist, der nicht identisch ist mit unserem eigenen Geist: Wir erleben dann ein geistiges Licht, eine innere Führung und ein seelisches Feuer. Wir sind erfüllt von Hoffnung und Zuversicht, von Freude und Frieden (vgl. Gal 5,22). Der Heilige Geist überwindet in uns jede Art von Bitterkeit und Hass, er befreit uns von Wut und Zorn (vgl. Eph 4,30-31). Der Heilige Geist erfüllt uns mit Mut, für das Reich Gottes große Dinge zu wagen, und schenkt uns Trost, wenn wir um des Glaubens willen verfolgt werden.
b) Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
Wenn wir in dieser Weise das Wirken des Heiligen Geistes erfahren haben, dann werden wir uns immer wieder an den Heiligen Geist wenden und ihn um seinen besonderen Beistand bitten. Der Heilige Geist stellt uns seine sieben Gaben zur Verfügung: Den Geist der Weisheit, des Verstandes, des Rates, der Stärke, der Wissenschaft, der Frömmigkeit und der Furcht des Herrn! Wir sollten uns diese verschiedenen Geistesgaben gut merken und uns jeweils die Gabe erbitten, die wir in einer bestimmten Situation brauchen. Wir sollten dabei vor allem um die Gaben der Weisheit und der Stärke bitten, die in der heutigen Zeit oft schmerzlich fehlen. Wir sollten als gefirmte Christen auch keine größere Entscheidung treffen und kein größeres Werk beginnen, ohne vorher den Heiligen Geist anzurufen. Das gilt in besonderer Weise bei der Berufswahl und bei der Partnerwahl. Das gilt auch in gleicher Weise für die geistlichen Berufungen zum Priester- und Ordensstand.
Wenn wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen, dann werden wir uns für das Richtige entscheiden und das Richtige tun. Wenn wir ganz aus dem Heiligen Geist leben, dann sind wir wirklich gefirmte Christen. Wenn wir ganz aus dem Heiligen Geist leben, dann wird auch die Gesellschaft vom Heiligen Geist erfüllt und durch ihn erneuert. Der Heilige Geist kann dann durch seine Gaben das "Antlitz der Erde erneuern".
5) DER GEFIRMTE CHRIST
Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, nach dem ganzen Christsein zu streben. Er erleuchtet uns bei der Suche nach der Wahrheit und bei der Vertiefung des Glaubens. Er treibt uns an, ein tugendhaftes und heiliges Leben zu führen. Er weist uns auf die verschiedenen Ziele hin, um die wir uns als gefirmte Christen bemühen sollen.
a) Ein mündiger Christ
Der gefirmte Christ soll sich darum bemühen, allmählich ein mündiger Christ zu werden. Mit dieser Mündigkeit ist gemeint, dass er seinen Glauben aus innerer Überzeugung lebt. Der Glaube sollte nicht auf einem äußeren Zwang beruhen, sondern die Frucht einer inneren Einsicht und einer freien Entscheidung sein. Der mündige Christ sollte erkennen, dass das Evangelium der Weg zum Heil ist und dass die Gebote Gottes die entscheidenden Werte des Glaubens und des Lebens schützen. Er sollte auch begreifen, dass die Sakramente entscheidende Heilsmittel sind, die es ihm ermöglichen, die verschiedenen Situationen des Lebens mit der Hilfe Gottes zu meistern. Es sollte ihm schließlich auch bewusst werden, dass die Kirche die von Christus gegründete Gemeinschaft ist, in der jeder Einzelne auch bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat.
Ein mündiger Christ ist also ein erwachsener und reifer Christ, der die Wahrheiten und die Gebote Gottes aus eigener Einsicht und in Freiheit anerkennt und befolgt. Der mündige Christ unterscheidet sich grundlegend von einem autonomen Christen, der sich den Glauben nach eigenem Gutdünken zurechtlegt und nur das akzeptiert, was ihm passt. Ein solcher Christ möchte letztlich selbst bestimmen, was Glaube und Wahrheit sind.
b) Ein gebildeter Christ
Ein gefirmter Christ soll sich auch allmählich mit dem Grundwissen des Glaubens auseinandersetzen. Der Glaube kann nur dann gefestigt werden, wenn er auch bestimmte Grundkenntnisse aufweist. Deshalb ist der gefirmte Christ dazu aufgerufen, die verschiedenen Glaubenswahrheiten zu studieren. Dazu gehören vor allem die "vier Säulen" des katholischen Glaubens: Das Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote, die Sakramente und das "Vater unser". Das Glaubensbekenntnis ist die Grundlage für den Glauben, die Zehn Gebote sind das Fundament der Moral, die Sakramente sind die notwendigen Heilsmittel und das "Vater unser" ist das wichtigste Gebet. Der gefirmte Christ sollte sich dann auch mit der Heiligen Schrift auseinandersetzen. Er sollte zumindest eines der vier Evangelien genauer gelesen haben. Der Christ sollte schließlich auch die Grundzüge der Kirchengeschichte und der katholischen Soziallehre kennen.
Es stellt sich nun die Frage, wie der gefirmte Christ zu diesen Kenntnissen gelangen kann. Es gibt dazu vier Möglichkeiten: Die ersten Glaubenskenntnisse werden durch die eigene Familie vermittelt: Vater und Mutter erzählen und erklären dem Kind viele Dinge des Glaubens. Dann kommt es zur Glaubensvertiefung durch den Religionsunterricht: Im Laufe von 8 bzw. 13 Jahren nimmt der junge Mensch an Hunderten von Religionsstunden teil und sollte dabei Gelegenheit haben, über alle grundlegenden Glaubensfragen unterrichtet zu werden. Eine dritte Möglichkeit wäre ein gediegener Firmunterricht: Im Laufe der mehrmonatigen Vorbereitung sollten die wesentlichen Schwerpunkte des katholischen Glaubens besprochen werden. Und eine vierte Möglichkeit wäre das vielfältig Angebot der religiösen Weiterbildung: So etwa die Vorträge des "Katholischen Bildungswerks" und die "Theologischen Kurse", die religiösen Sendungen im Radio ("Radio Maria", "Radio Horeb"), die religiösen Filme im Fernsehen und auf Videokassetten, die katholischen Zeitschriften und Schriften, die Rundschreiben der Päpste.
Die Bildung des gefirmten Christen ist heute ein Gebot der Stunde: Es braucht heute eine entsprechende religiöse Bildung, um den eigenen christlichen Standpunkt zu klären. Vor allem die "studierten Leute" müssen sich heute um ein Glaubenswissen bemühen, das auf der Höhe ihrer sonstigen Bildung ist: Wenn ein Maturant oder ein Akademiker nur ein dürftiges Glaubenswissen hat, dann wird er den Glauben als "überholt" betrachten und ihn aufgeben. Es braucht heute aber auch solide Glaubenskenntnisse, um den christlichen Standpunkt in einer liberalen Gesellschaft vertreten zu können: Ohne religiöse Bildung sind die Christen selbst unsicher und voller Zweifel. Sie kennen oft nicht die Unterschiede zwischen der christlichen und der weltlichen Moral und erkennen nicht die Gegensätze zwischen der christlichen Weltanschauung und den verschiedenen nicht-christlichen Ideologien. Sie sind dann nicht imstande, die christlichen Standpunkte und Werte zu vertreten und zu verteidigen. Sie sind dann sogar in Gefahr, verschiedenste moralische und ideologische Standpunkte zu übernehmen, die nicht mit dem Christentum vereinbar sind. Ohne solide Kenntnisse der christlichen Moral und der christlichen Soziallehre können sich die Christen auch im gesellschaftlichen und politischen Leben nicht einbringen und werden von den Nichtchristen und Weltmenschen belächelt und für dumm gehalten.
c) Ein praktizierender Christ
Ein gefirmter Christ soll auch ein praktizierender Christ sein. Dazu gehört vor allem das regelmäßige Gebet und der regelmäßig Empfang der Sakramente. Durch das regelmäßige Gebet bleibt die Verbindung mit Gott lebendig, ein konstantes Gebet ermöglicht aber auch die Orientierung an Gott und ein Leben nach dem Willen Gottes. Von entscheidender Bedeutung ist auch der regelmäßige Besuch der heiligen Messe: Bei der Messe hört der Christ die Botschaft des Evangeliums, erlangt die Erlösung und Stärkung durch Christus und erlebt die Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen. Von großer Wichtigkeit ist für einen Christen auch die regelmäßige Beichte: Die Beichte vermittelt ihm ein klares Bild seiner eigenen Situation vor Gott, sie gewährt ihm die Vergebung seiner Sünden und gibt ihm die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Alle diese Dinge sind für einen Christen heilsnotwendig und daher unverzichtbar.
Das Gebet und der Empfang der Sakramente gehören zum festen Bestandteil eines gefirmten Christen. Gebet, Messe und Beichte sollten nicht von Lust und Laune abhängen, sondern durch eine bewusste Entscheidung und Haltung auch dann gepflegt werden, wenn sie eine gewisse Anstrengung und Überwindung erfordern. Nur wenn der Christ auch zu Opfern bereit ist, ist die Pflege des übernatürlichen Lebens durch die Verrichtung des Gebets und den Empfang der Sakramente möglich.
d) Ein asketischer Christ
Ein gefirmter Christ wird auch ein asketischer Christ sein müssen. Nur durch eine bestimmte Askese (= enthaltsame Lebensweise) ist es heute möglich, sein Christsein zu bewahren. Der Christ muss wissen, dass er auf manches verzichten muss, damit er ein geistliches Leben führen kann: Der Christ wird sich um eine bestimmte Mäßigkeit beim Essen und Trinken bemühen und möglichst auf das Rauchen zu verzichten, damit er nicht zum Sklaven seiner Triebe wird. Der Christ wird keine Filme anschauen, durch die seine Sinnlichkeit aufgestachelt wird; er wird nicht Romane lesen, die seine Phantasie in falsche Bahnen lenken; er wird nicht gotteslästerliche Theaterstücke anschauen, die den Glauben und die Religion zur Sau machen. Er wird keine Mode mitmachen, die aufreizend oder anstößig ist. Der Christ wird manchmal auch auf seine Hobbys verzichten müssen, um nicht die Sonntagsmesse zu versäumen, er wird auf manchen Fernsehfilm verzichten müssen, um genügend Zeit zum Gebet zu finden. Der Christ wird manchmal sogar bestimmte Gesellschaften meiden müssen, in denen über die Religion und die Kirche gelästert wird; er muss auch Kollegen meiden, die ihn zu unmoralischen Handlungen und Geschäften verleiten. Der Christ wird sich auch davor hüten müssen, dass er nicht in den Sog des Materialismus und der Macht gerät, die oft alle menschlichen und moralischen Werte über Bord werfen. Diese Forderungen scheinen auf den ersten Blick sehr hart zu sein. Aber wer als gefirmter Christ ein konsequentes christliches Leben führen will, wird sehr bald draufkommen, dass es ohne eine gewisse Askese nicht geht! Christus selbst hat uns gesagt, dass es unmöglich ist, gleichzeitig ein gläubiger Mensch und ein Weltmensch zu sein: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon (= vergötzter Reichtum)." (Mt 6,24)
e) Ein sozialer Christ
Der gefirmte Christ ist auch dazu verpflichtet, sich sozial einzusetzen. Er wird sich darum bemühen, in seinem Umfeld sozial tätig zu sein. Er hat viele Möglichkeiten und Gelegenheiten, seine Nächstenliebe unter Beweis zu stellen. Es gibt in unserer Gesellschaft viele Menschen, die Hilfe und Zuwendung brauchen: Die Kranken, die auf einen Besuch warten; die Alten, die eine besondere Pflege brauchen; die Depressiven, die Trost und Zuspruch benötigen; die Fremden, die um unsere Gastfreundschaft bitten. Der Christ ist auch bereit, den kinderreichen Familien zu helfen, er verschafft einem Arbeitslosen eine Stelle, er unterstützt einen alleinstehenden Witwer, er hilft einem schwachen Schüler und verteidigt einen Kollegen, der ausgelacht und verspottet wird. Er ist sich nicht zu gut für die verschiedenen kleinen Dienste in der Gesellschaft: er kocht einen guten Kaffee, er leert den Papierkorb aus, er spült das Geschirr im Büro, er bringt einen Alten zum Arzt, er überlässt einer alten Frau seinen Platz im Bus, er gießt die Blumen der Nachbarn, wenn diese auf Urlaub sind. Der Christ ist auch bereit, einen ehrenamtlichen Dienst für die Gemeinschaft auszuüben: Der eine ist als freiwilliger Helfer beim Roten Kreuz, der andere wirkt bei der "Caritas" oder beim "Vinzenzverein". Der gefirmte Christ hat also viele Möglichkeiten, sich sozial zu betätigen und damit seine Nächstenliebe unter Beweis zu stellen.
f) Ein apostolischer Christ
Der gefirmte Christ sollte auch apostolisch tätig sein. Der gefirmte Christ sollte also dazu beitragen, dass andere Menschen vom Glauben erfahren und zu Gott finden. Für eine solche Verkündigung gibt es mehrere konkrete Möglichkeiten: Der gefirmte Christ muss sich zunächst darum bemühen, selbst ein glaubwürdiger Christ zu sein. Durch sein eigenes christliches Verhalten vermittelt er seinen Mitmenschen eine konkrete Vorstellung von den Werten des Christentums. Der gefirmte Christ sollte dann auch den Mut haben, im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch am Arbeitsplatz, in den Vereinen und im öffentlichen Leben von Gott zu reden. Wenn es zu einem Gespräch über Gott und die Religion kommt, sollte er seinen Glauben bekennen und begründen. Es sollte danach trachten, mit verschiedenen Mitteln und Zeichen für den Glauben zu werben: Er kann seine Freunde und Kollegen zu einem schönen Gottesdienst oder zu einer Gebetsgruppe einladen, er kann sie auf einen religiösen Vortrag oder auf eine religiöse Sendung im Radio oder im Fernsehen hinweisen, er kann seinen Mitmenschen eine religiöse Videokassette oder eine religiöse Zeitschrift schenken. Der Christ kann auch manche feierlichen Anlässe nützen, um verschiedenen Personen ein religiöses Zeichen zu schenken: Ein Kettchen mit einem Kreuzchen zur Taufe, eine schöne Kerze zur Erstkommunion, ein Heiligenbild zur Firmung, eine Hausbibel zur Hochzeit, ein Bild mit einem religiösen Spruch zum Einzug in die neue Wohnung... Eine weitere Gelegenheit zum Gespräch über Gott bietet sich auch, wenn unsere Mitmenschen in schwierigen Augenblicken nach einem tieferen Halt suchen: In einer schweren Krankheit, nach einem schweren Autounfall, nach dem Tod des Ehegatten, nach dem Verlust eines Kindes... Das Apostolat des gefirmten Christen sollte von Überzeugung getragen sein, aber gleichzeitig auch diskret sein. Die Weitergabe des Glaubens sollte von klaren und festen Grundsätzen bestimmt sein, aber nichts Fanatisches an sich haben. Bei seinem apostolischen Wirken muss der gefirmte Christ auch damit rechnen, dass er Widerspruch und Spott erntet. Der Christ ist in der heutigen Zeit ein "Zeichen des Widerspruchs", weil er den liberalen Zeitgenossen unangenehm ist. Er ist ein ständiges Mahnmal, das sie an ihr falsches Verhalten erinnert und ihnen daher auf die Nerven geht. Dem gefirmten Christen blüht das gleiche Schicksal wie Christus selbst, der zu den Aposteln gesagt hat: "Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen." (Joh 15,20)
g) Ein kirchentreuer Christ
Der gefirmte Christ sollte auch zur Mitarbeit in der Kirche bereit sein. Er soll seine Fähigkeiten in den Dienst der Kirche stellen und in der Pfarrgemeinde mithelfen. Auch hier gibt es viele konkrete Möglichkeiten: Er kann sich als Lektor einsetzen oder im Kirchenchor mitsingen; er kann im Sozialbereich wirken oder im Bildungsausschuss mitarbeiten; es gibt die Möglichkeit als "Tischmutter" für Erstkommunikanten und als Firmhelfer tätig zu sein; er kann sich als Jugendführer oder Seniorenbetreuer einsetzen; es werden auch Personen für den Weihnachtsbazar und für das Sternsingen, für den Pfarrball und die Dritte-Welt-Gruppe gebraucht. Es werden auch Leute für das Verteilen des Pfarrblattes und für das Wohnblock-Apostolat gesucht. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei!
Der gefirmte Christ ist oft auch Mitglied einer katholischen Laien-Bewegung. Auch da gibt es wieder eine große Auswahl: Katholische Männer- und Frauen-Bewegung, katholische Jugend, Focolarini, Cursillo, Charismatische Erneuerung, Legion Mariens, Franziskanische Gemeinschaft, Oblaten des hl. Benedikt, Opus Dei, Neokatechumenale usw. usf. In der Kirche gibt es Gruppen für alle spirituellen Richtungen. Jeder gefirmte Christ kann sich eine Gruppe aussuchen, in der er seine besondere geistige und brüderliche Gemeinschaft findet.
Der gefirmte Christ wird auch in der Öffentlichkeit seine Zugehörigkeit zur Kirche bekennen: Er geht bei der Fronleichnams-Prozession mit und ist auch bei einer Pfarrwallfahrt dabei. Er wird auch im Gasthaus und in der Gemeindestube, in der Kaserne und im Sportverein zu verstehen geben, dass er ein praktizierendes Mitglied der Kirche ist. Er ist auch bereit, die Kirche gegen unberechtigte Kritik und gemeine Attacken zu verteidigen.
Das Entscheidende ist aber, dass der gefirmte Christ sich um die innere Treue zur Kirche bemüht. Der gefirmte Christ weiß, dass die Kirche von Christus gewollt ist und von Christus den Auftrag erhalten hat, die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden und die Menschen auf ihrem Weg in den Himmel zu begleiten. Er respektiert den Papst und die Bischöfe, weil sie von Gott berufen sind, die Gläubigen zu unterweisen und zu führen. Gleichzeitig weiß der gefirmte Christ aber auch, dass in der Kirche viele Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten. Der Christ ist also nicht blind für die Fehler und Schwächen im eigenen Haus. Er wird auch so ehrlich sein und nach außen bestimmte Fehler und Mängel der Kirche zugeben. Dennoch wird er nicht einfach die Kirche verteufeln und verdammen, sondern versuchen, manche Missstände zu beheben. Dabei wird er feststellen, dass es viel leichter ist zu kritisieren, als etwas besser zu machen. Es wird ihm auch bewusst werden, dass die Kirche immer so gut oder schlecht ist wie die Summe ihrer Mitglieder: Wenn sich alle um echte Frömmigkeit und Nächstenliebe bemühen, dann ist die Kirche lebendig und glaubwürdig; wenn aber der Großteil der Gläubigen lax und lahm ist, dann ist auch die Kirche lax und lahm. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hängt also von der Treue und vom Eifer der Gläubigen ab.
h) Ein Christ mit gutem Willen
Der gefirmte Christ muss vor allem ein Mensch mit gutem Willen sein. Er muss sich um echte Heiligkeit bemühen, auch wenn er weiß, dass alles menschliche Bemühen Stückwerk bleibt. Er muss immer wieder neu beginnen, auch wenn er ständig Fehler begeht und sündigt. Der Christ darf vor allem sein ewiges Ziel nie aus dem Auge verlieren. Er muss wissen, dass der letzte Sinn seines Erdenlebens die Vorbereitung und die Bewährung für das ewige Leben ist. Wenn er sein ewiges Ziel nicht erreicht, dann war sein ganzes Leben umsonst! Jesus schärft uns das auch sehr eindringlich ein: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?" (Lk 9,25) Jesus weist uns darauf hin, dass es nicht leicht ist, in den Himmel zu kommen: "Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen." (Lk 13,24)
Letzte Änderung: 19.11.2010 um 09:52
Zurück