Katechesen
Der Zölibat, ein Zeichen der Hoffnung |
Geschrieben von (ksf) am 25.01.2011 |
Paderborn (kath.net/Theologische Fakultät Paderborn)
"Ich spreche heute Abend nicht über den Pflichtzölibat, sondern über den Zölibat als eine Lebensform für Mann und Frau." Das betonte der Münsteraner Priester Dr. Thomas Möllenbeck beim elften Vortrag der Montagsakademie-Reihe der Theologischen Fakultät Paderborn in dieser Woche.
Mit dem Titel seines Vortrages „Geistliches Leben – Zölibat als Zeichen der Hoffnung“ knüpfte er an das Dekret des II. Vatikanischen Konzils über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis an, wonach der Zölibat um des Himmelsreiches Willen ein Zeichen der Hoffnung darstellt. (Vgl. u.a. Nr. 16).
Im vollbesetzten Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät entfaltet Möllenbeck das Thema anhand von fünf Gliederungspunkten: Leben, Geistlich, Zölibat, Hoffnung und Zeichen.
Leben
Welche Form von Leben ist erfülltes, echtes Leben? Zu dieser Ausgangsfrage ließ der Referent die Vertreter zweier gegensätzlicher Ansichten zu Wort kommen.
Möllenbeck erinnerte zunächst an die Kampagne englischer Intellektueller um den Evolutionstheoretiker und Atheisten Richard Dawkins, die mit ihrer Werbeaktion auf Bussen im Vereinigten Königreich für Aufmerksamkeit gesorgt hatten. Mit dem Slogan „There's probably no God. Now stop worrying and enjoy your life” („Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Höre jetzt auf, dich zu sorgen und genieße dein Leben.“) argumentierten die Vertreter hier zwar mit dem weniger radikalen und damit im Diskurs starken Wahrscheinlichkeitsargument, verschwiegen jedoch ihre unausgesprochene Prämisse.
Die Schlussfolgerung („Höre auf dich zu sorgen und genieße dein Leben.“) sei in dieser Form nur zu ziehen, wenn gilt, dass Gott dem Leben schädlich und „echtes“ Leben nur ohne Gott möglich ist.
Demgegenüber machte Möllenbeck die christliche Position stark, wonach das Leben mit Gott gerade erst zur Fülle des Lebens führt. Als Beispiel für diese Überzeugung stellte er den seligen John Henry Kardinal Newman vor. Schon sehr früh habe Newman die Einsicht gewonnen, dass "alles in meinem Leben zur größten Tiefe in der Beziehung zu meinem Schöpfer“ gelangt.
Geistlich
Inwiefern ist dieses eigentliche Leben nun geistliches Leben? Entgegen einem vermehrt anzutreffenden, gleichwohl undifferenzierten Selbstverständnis der Menschen als „spiritual, but not religious“, unterstrich er die Bedeutung der Rückbindung des geistlichen Lebens an eine objektive, personale Wirklichkeit – an Gott.
Mit Jürgen Habermas hielt Möllenbeck die Unmöglichkeit der so genannten evolutiven Spiritualität fest, wonach Gott in einer Form höchster Spiritualität am Ende im Menschen selbst gefunden werden soll: „Gott bleibt nur so lange ein ‚Gott freier Menschen’, wie wir die absolute Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf nicht einebnen.“
Christlicher Glaube und christliche Spiritualität gehen über ein nur „reiches inneres Leben“, das auch ohne Gott möglich sein kann, ebenso hinaus wie über ein auf gut ausgeübte Riten reduziertes „religiöses Leben“.
Zölibat
Ausgehend von dieser Unterscheidung des französischen Theologen Louis Bouyer stellte der Referent unterschiedliche Primär- und Sekundärmotivationen zur Wahl der zölibatären Lebensform dar.
„Das Leben im Verzicht auf die Ehe ist ein Weg, ein geistliches Leben zu führen“, so Möllenbeck.
Es sei zu beachten, dass der Zölibat auch aus kontingenten Gründen gewählt werden kann. Deshalb sei diese Lebensform nicht schon zugleich geistliches Leben, könne freilich aber zu einem reichen geistlichen Leben führen.
Zuletzt komme es darauf an, dass der Zölibat als ein Zeichen der Hoffnung verstanden und als solches erkennbar wird.
Hoffnung
Um welche Form von Hoffnung handelt es sich dabei? „Zölibat muss mehr sein als keine Zeit für Irdisches zu haben oder haben zu wollen. Er sollte auch nicht aus Gründen der Resignation angesichts der Welt gewählt werden. Vielmehr muss darin das Moment der Freude als ein Wink des Himmels sichtbar werden“, so Möllenbeck eindringlich.
Letztlich gehe es darum, ob ich als Zölibatär so lebe, „dass ich der überirdischen Person entspreche, der ich in dieser Lebensform antworte und in deren Gemeinschaft ewigen Beziehungslebens ich berufen bin.“
Zeichen
Dieser Gedanke gehe weit über praktische Erwägungen hinaus. Das zölibatäre Leben sollte nicht nur gewählt werden, um ein Hinweisschild für andere zu sein. Denn, so Möllenbeck, „demonstratives Leben ist oft gerade kein gutes Zeichen.“
Vielmehr brauche es eine „nicht demonstrative Freiwilligkeit des Verzichts“, die nur in der Bindung an einen personalen Grund möglich ist. Der personale Grund für Exklusivität des Zölibats als Zeichen für die Hoffnung ist Christus selbst.
Die persönliche Beziehung zu Christus „ist der eigentliche Grund der Hoffnung, der sich auch unausgesprochen im zölibatären Leben ausdrücken sollte“.
In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass auch die in rechter Weise gelebte Ehe zu einem guten Zeichen der Hoffnung werden kann.
Den nächsten Vortrag hält der Heidelberger Exeget Prof. Dr. Klaus Berger zum Thema „Keuschheit – eine verkannte Tugend neu entdecken“ am Montag 24.01.2011 um 17.30 Uhr.
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Letzte Änderung: 26.01.2011 um 13:01
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