Weihesakrament

Die Priesterweihe 2. Teil

Geschrieben von (ksf) am 18.11.2010
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ALLGEMEINER ÜBERBLICK: 2. Teil

DIE PRIESTERWEIHE

5) Der Zölibat

     a) Die Begründung des Zölibats

     b) Der Vergleich mit Protestanten und Orthodoxen

     c) Priestermangel und Zölibat

     d) Die Voraussetzungen zum Zölibat

6) Die Weihe von Männern

     a) Jesus hat nur Männer zum Priestertum berufen

     b) Die Ergänzung von Mann und Frau in der Kirche

     c) Das Priesteramt ist keine Machtposition

     d) Die Frau ist die erste Trägerin des Glaubens

7) Das allgemeine Priestertum

     a) Das Weihepriestertum und das allgemeine Priestertum

     b) Die Bedeutung des allgemeinen Priestertums

     c) Die klare Trennung von Weihepriestertum und allgemeinem Priestertum

8) Das Bemühen um Berufungen

     a) Die absolute Notwendigkeit des Priesters

     b) Das Gebet um Priester

     c) Der richtige Umgang mit einer Berufung

VI  DIE PRIESTERWEIHE – 2. Teil

5) DER ZÖLIBAT

a) Die Begründung des Zölibats

Das Priestertum und der Diakonat (außer dem ständigen Diakonat bei verheirateten Männern) sind mit der Verpflichtung zum Zölibat verbunden. Der Zölibat besteht in der Verpflichtung zur Ehelosigkeit. Es handelt sich dabei nicht um ein göttliches, sondern um ein kirchliches Gebot. Die Kirche folgt dabei den sogenannten „evangelischen Räten“ (= "Ratschlägen des Evangeliums"), die vom Verzicht auf eine Eheschließung um des Himmelreiches willen sprechen (vgl. Mt 19,12; 19, 27-30; 1 Kor 7 ,33-35). Die Kirche verweist aber auch auf das Vorbild Jesu, der selbst ehelos gelebt hat, und auf die Entscheidung der Apostel, die alles zurückgelassen haben, um Jesus nachzufolgen (vgl. Mt 19,29). Für den Zölibat gelten auch die Worte Jesu, dass der volle Einsatz für das Reich Gottes die Trennung von allen irdischen Bindungen und Gütern voraussetzt (vgl. Mt 10,37-39; Lk 14,26). Aber auch bei Paulus gibt es eine Stelle, die den Vorteil des Zölibats für das Reich Gottes hervorhebt: „Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt.“ (1 Kor 7,32-33) Auf diesen geistigen und praktischen Grundlagen hat sich in der Kirche allmählich der Zölibat entwickelt. Er wurde zunächst von den Mönchen praktiziert, wurde aber mit der Zeit von der Kirche für den ganzen Klerus als verpflichtende Lebensform eingeführt.

In der heutigen Zeit fragen viele nach dem Sinn des Zölibats. Viele können die Bedeutung dieser Lebensform nicht mehr begreifen. Wir wollen deshalb den Sinn und die Bedeutung des Zölibats kurz erklären. Für den Zölibat lassen sich zwei wichtige Gründe anführen:

o Der Zölibat als Zeichen der völligen Hingabe an Gott

Der Zölibat ist ein Zeichen dafür, dass sich der Priester ganz Gott geweiht hat und ihm seine ungeteilte Liebe anbietet. Auf diese Weise drückt der Priester seine völlige Zugehörigkeit zu Gott aus (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über Priesterausbildung, Kap. 10).

o Der Zölibat als Voraussetzung für den priesterlichen Dienst

Der Zölibat ist aber auch eine Voraussetzung für den uneingeschränkten priesterlichen Dienst in der Gemeinde. Er ermöglicht es dem Priester, seine ganze Liebe, seine ganze Kraft und seine ganze Zeit für den Aufbau des Reiches Gottes einzusetzen (vgl. Dekret über Priesterausbildung, Kap. 10).

b) Der Vergleich mit Protestanten und Orthodoxen

Wenn wir verstanden haben, was mit dem katholischen Priestertum gemeint ist, können wir auch den Zölibat verstehen und bejahen. Wenn wir begreifen, dass sich der Priester ganz Gott geweiht hat und sich daher auch ganz für den Dienst im Reich Gottes zur Verfügung stellt, verstehen wir auch die Berechtigung des Zölibats. Von daher wird dann auch verständlich, warum der Vergleich mit den Pastoren der protestantischen Kirchen und dem niederen Klerus der orthodoxen Kirche, die ja bekanntlich beide heiraten dürfen, von vornherein nicht möglich ist: Die protestantische Kirche kennt kein sakramentales Priestertum, sondern nur ein Dienstamt in der Gemeinde. Der Pastor ist also ein Beauftragter der Gemeinde und wird von der Gemeinde bestellt. Die orthodoxe Kirche unterscheidet zwischen dem höheren und dem niederen Klerus. Der höhere Klerus verkörpert die Vollform des Priestertums (Mönchspriester), das nicht zur Eheschließung berechtigt. Daneben gibt es auch noch den niederen Klerus, der zwar heiraten darf, aber kaum Seelsorge ausübt, sondern eigentlich nur für den Kultdienst bestimmt ist (vgl. Ratzinger, Das Salz der Erde, S. 212) Sowohl bei den protestantischen Pastoren als auch beim niederen orthodoxen Klerus handelt es sich also nicht um ein Priestertum, wie es die katholische Kirche kennt. Und von daher ist auch die Bindung an Gott nicht eine so ausschließliche, dass sie zu einer Verpflichtung zum Zölibat führt.

c) Priestermangel und Zölibat

Viele Zeitgenossen verlangen die Abschaffung des Zölibats, um damit dem derzeitigen akuten Priestermangel abzuhelfen. Wenn die Kirche den Zölibat abschaffen würde - so argumentieren diese Leute - dann hätten wir sofort genügend Männer, die sich um das Priesteramt bewerben würden. Es wäre durchaus denkbar, dass die Freistellung des Zölibats zunächst einen Schub von Priesteramtskandidaten bewirken würde. Aber nach einer ersten Welle würde wahrscheinlich wieder ein Rückgang an Bewerbern eintreten. Der entscheidende Punkt bei den Priesterberufungen ist nämlich nicht die Beibehaltung oder die Abschaffung des Zölibats, sondern die brennende Liebe zu Gott und zu Christus! Es stellt sich dann auch die Frage, welche Veränderungen das Priestertum durch die Ermöglichung einer Eheschließung erfahren würde: Würden die Verpflichtungen gegenüber der Familie nicht zu einer spürbaren Reduzierung der priesterlichen Verfügbarkeit führen? Würde das Familienleben nicht auch das spirituelle Leben des Priesters mit seinen längeren Gebeten und Betrachtungen erschweren? Würde nicht auch mancher Mann sich weihen lassen, um für sich und seine Familie eine sichere kirchliche Anstellung zu erhalten? usw. usf. Die katholische Kirche hat auch in früheren Zeiten trotz Priestermangels stets am Zölibat festgehalten. Der tiefere Grund dafür ist die Tatsache, dass nur der Zölibat das ganze Priestertum ermöglicht: Nur dort, wo der Zölibat gelebt wird, kommt es zur ungeteilten Liebe gegenüber Gott und zur völligen Verfügbarkeit für das Reich Gottes. Der Zölibat ist also entscheidend für die Qualität des Priestertums! Er ist eine entscheidende Schwelle, die ein junger Mann überschreiten muss, der Priester werden will. Er verlangt jenes Opfer, zu dem ein junger Mann bereit sein muss, der ganz Gott lieben und ganz dem Reich Gottes dienen will! Auf diese Weise ist also der Zölibat ein entscheidender Prüfstein für die wirkliche Gottesliebe eines Priesteramtskandidaten. Und nur solche Männer, die zur ganzen Hingabe bereit sind, sind dann auch wahre Priester. Durch ihr echtes Priestersein werden sie auch andere junge Männer für das Priestertum begeistern.

d) Voraussetzungen für den Zölibat

Die Einhaltung des Zölibats ist nicht immer einfach. Der Zölibat setzt eine echte priesterliche Berufung voraus: Die Liebe zu Gott und zu den Menschen muss so groß sein, dass ein Mann freiwillig zum Verzicht auf eine Familie bereit ist. Der Zölibat verlangt dann auch eine behutsame Einführung durch eine entsprechende seelsorgliche Begleitung im Priesterseminar. Die Leitung des Priesterseminars muss den jungen Seminaristen auf den Sinn und den Wert des Zölibats hinweisen. Sie muss dem jungen Priesteramtskandidaten auch zeigen, wie er durch ein entsprechendes spirituelles und moralisches Leben die Schwierigkeiten des Zölibats bewältigen kann. Der Zölibat setzt auch nach der Priesterweihe eine ständige Disziplin und ein beharrliches Gebet voraus. Der Priester muss auch gewisse Gefahren meiden: Er kann sich nicht nähere "Damenbekanntschaften" leisten; er wird auch in der Frauen-Seelsorge eine gewisse Distanz walten lassen müssen; ebenso wird er sich bei geselligen Veranstaltungen, bei Filmen und Büchern, am Badestrand usw. selbst kontrollieren müssen; und schließlich sollten auch anschmiegsame Tänze und Rendezvous in der gemischten Sauna für Priester tabu sein. Es ist aber auch notwendig, dass die Gläubigen dem Priester mit Achtung begegnen, ihm ihre Zuneigung entgegenbringen und für ihn beten. Es ist auch erforderlich, dass die Frauen dem Priester mit einer gewissen Zurückhaltung begegnen. Sie sollten daran denken, dass dieser Mann Gott gehört, und dass durch das Ausscheiden eines Priesters (oder Seminaristen) Tausende von Menschen den Seelsorger verlieren. Entscheidend ist auch, dass der Priester gute Freunde und befreundete Familien hat: Wenn der Priester durch Freunde und Familien menschliche Wärme und Verständnis erfährt, ist es für ihn leichter, den Zölibat zu leben.

6) DIE WEIHE VON MÄNNERN

a) Jesus hat nur Männer zum Priesteramt berufen

In der Katholischen Kirche erhalten nur Männer die Priesterweihe. Der Hauptgrund dafür ist das Vorbild Jesu Christi: Da Jesus als Gründer der Kirche nur Männer zu diesem Dienst berufen hat (vgl. die Einsetzung der Eucharistie (Lk 22, 19) und die Erteilung der Vollmacht für die Sündenvergebung (Joh 20, 23)), weiht auch die Kirche nur Männer zu diesem Dienst (vgl. Johannes Paul II, „Mulieris dignitatem“, 1988, Kap. 26 und Kap. 28). Aus katholischer Sicht ist die Einsetzung des Priestertums durch Christus und damit durch Gott erfolgt. Es handelt sich damit um eine göttliche Einrichtung, die nicht zur freien Verfügung der Kirche steht. Von daher ist die Kirche verpflichtet, sich bei der Priesterweihe an das Vorbild Christi zu halten.

Viele Befürworter des Frauenpriestertums behaupten, dass Jesus nur deshalb ausschließlich Männer zum Priestertum berufen habe, weil er durch die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse dazu genötigt war. Das Verhalten von Jesus gegenüber Frauen zeigt aber bei verschiedensten Gelegenheiten, dass Jesus sich nicht an die damaligen gesellschaftlichen Gewohnheiten gehalten hat:  z. B. beim öffentliche Gespräch mit der Samariterin (vgl. Joh 4, 27), bei der Begegnung mit der Sünderin im Haus des Pharisäers Simon (vgl. Lk 7, 37 ff.) oder bei der Rettung der Ehebrecherin vor der Steinigung (vgl. Joh 8, 11). Jesus hätte sich deshalb auch in der Frage des Priestertums ohne weiteres über die damaligen Verhältnisse hinweggesetzt (vgl. das Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre „Inter insigniores“, 1976, Kap. 2) Jesus hätte auch die Möglichkeit gehabt, verschiedene großartige Frauen - wie z. B. seine Mutter Maria, oder Maria Magdalena, Martha und Maria - zu Priesterinnen zu berufen. Er hat es aber offensichtlich nicht getan und damit seine Absicht bekundet, nur Männer zum Priestertum zu berufen. Die Kirche hat diese Absicht Jesu stets respektiert und nur Männer zu Priestern geweiht.

b) Die Ergänzung von Mann und Frau in der Kirche

Ein weiterer Grund dafür, dass in der katholischen Kirche nur Männer zu Priestern geweiht werden, ist die ergänzende Verschiedenartigkeit der Geschlechter. Gott hat Mann und Frau als gleichwertige, aber verschiedenartige Wesen erschaffen, die sich in allen Bereichen ergänzen sollen. Und so wie sich Mann und Frau in der Ehe und in der Gesellschaft durch ihre Verschiedenartigkeit ergänzen, so sollen sie sich auch in der Kirche durch ihre Verschiedenartigkeit ergänzen (vgl. Johannes Paul II, Christifideles laici, 1988, Kap. 50).

Durch die Berücksichtigung der verschiedenen Gaben der Geschlechter können in der Kirche viel mehr Bereiche erfasst werden, als durch eine einseitige Gleichartigkeit der Geschlechter. Wenn die Frauen in der Kirche tatsächlich das Gleiche tun würden wie die Männer, so wäre zu befürchten, dass viele Tätigkeiten, die durch Klosterfrauen und weltliche Frauen in der Kirche geschehen, unmöglich würden. Denken wir nur an die erzieherische Tätigkeit der (Kloster)-Frauen in den Kindergärten, in den Schulen, im Religionsunterricht; an ihren Einsatz in den Spitälern, in den Altersheimen, bei den Behinderten; an ihre Aktivitäten in den Pfarreien, in der Jugendarbeit, in der Mission... Ohne die Erfüllung dieser Aufgaben von Seiten der Frauen würde die Kirche in vielen Bereichen zusammenbrechen! Deshalb ist die Erfüllung dieser Aufgaben für die Kirche von entscheidender Bedeutung. Und von daher ist die Achtung vor der Verschiedenartigkeit der Geschlechter und ihrer Aufgaben für die Kirche von größter Wichtigkeit.

Die Befürworter des Frauenpriestertums wollen diese Tatsache, dass Gott Mann und Frau zur gegenseitigen Ergänzung erschaffen hat, nicht zur Kenntnis nehmen, und betonen in einseitiger Weise die Gleichheit der Geschlechter. Sie erkennen nicht, dass auf diese Weise die segensreiche Ergänzung der Geschlechter in der Kirche in Frage gestellt wird. Die Leugnung der Verschiedenartigkeit und Ergänzung der Geschlechter würde zu einer ungeheueren Verarmung der Kirche führen!

c) Das Priesteramt ist keine Machtposition

Manche radikale Frauenbewegungen sehen im Frauenpriestertum auch eine Möglichkeit, die "Männerherrschaft" in der Kirche abzuschaffen. Sie vertreten die Ansicht, dass es nur durch die Einführung des Frauenpriestertums möglich sei, die "Männerherrschaft" in der Kirche zu brechen. Diese Sicht der Dinge verrät aber eine falsche Vorstellung vom Priesteramt: Das Priesteramt ist von seinem Wesen her ein Dienstamt, und nicht dazu bestimmt, Macht und Herrschaft auszuüben. Es soll zwar im Auftrag und mit der Autorität Gottes die Wahrheit des Evangeliums verkünden und die Menschen zu einem christlichen Leben führen, aber es darf nie zu einer Herrschaft ausarten. Wenn also gewisse Frauenbewegungen das Priesteramt letztlich deswegen anstreben, weil sie dieselbe „Macht wie die Männer“ ausüben wollen, dann verraten sie damit den dienenden Charakter des Priestertums. (Trotz dieser grundsätzlichen Aussagen über den Dienstcharakter des Priestertums wollen wir gerne zugeben, dass das Priesteramt auch zur Ausübung von Herrschaft missbraucht wurde. Es handelt sich dabei aber um einen Missbrauch dieses Amtes, und nicht um den rechten Gebrauch, wie er von Christus vorgesehen wäre (vgl. Mt 20, 27))

d) Die Frau ist die erste Trägerin des Glaubens

In diesem Zusammenhang wollen wir darauf hinweisen, dass die Frau auch ohne das Priesteramt die erste Trägerin des Glaubens ist. Der Glaube eines Volkes ist zum größten Teil von der Haltung und vom Einsatz der Frauen abhängig. Es sind fast immer die Frauen, die die ersten Glaubenskenntnisse an die junge Generation weitergeben: Sie erzählen den Kindern von Gott und Jesus, sie bringen ihnen die ersten Gebete bei, sie führen die Kinder in die Kirche, sie schicken die Jugendlichen zu den Sakramenten, sie bilden ihr Gewissen, sie vermitteln ihnen die Grundsätze der religiösen Moral. Sie stellen den Großteil der Messbesucher, sie bilden die Mehrheit bei den Religionslehrern, sie setzen sich am meisten bei den verschiedenen Arbeitsgruppen in der Pfarre ein, sie bilden Söhne und Töchter heran, die später Priester und Klosterfrauen werden. Solange die Frauen gläubige Frauen bleiben, wird der Glaube überleben. Wenn aber die Frauen den Glauben zu verlieren beginnen, wird der Glaube schwinden und erlöschen. Die Frauen entscheiden über die religiöse Zukunft eines Volkes! Daran sollten auch die Frauen selbst denken.

7) DAS ALLGEMEINE PRIESTERTUM

a) Das Wesen des allgemeinen Priestertums

Neben dem Weihepriestertum gibt es auch das allgemeine Priestertum. Mit dem allgemeinen Priestertum ist das Wirken jedes getauften Christen für den Aufbau des Gottesreiches gemeint. Es sind also auch die Laien, die keine besondere Weihe empfangen haben, dazu berufen, auf ihre Art an der Evangelisierung der Welt mitzuarbeiten. Der heilige Petrus weist in seinem ersten Brief auf diesen priesterlichen Dienst aller Christen hin, wenn er schreibt: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (1 Petr 2, 9) Das Zweite Vatikanische Konzil nennt mehrere konkrete Formen, wie dieses allgemeine Priestertum aller Gläubigen verwirklicht werden kann: „...die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe.“ (II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Kirche, Kap. 10) Weitere Formen des allgemeinen Priestertums sind die Verkündigung der frohen Botschaft in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens sowie der Aufbau einer christlichen Gesellschaft.

b) Die Bedeutung des allgemeinen Priestertums

Das allgemeine Priestertum ist in unserer Zeit von größter Bedeutung: Ohne die Mitarbeit der Laien ist es unmöglich, eine lebendige Kirche zu gestalten. Viele Aufgaben in der Kirche können heute nur durch den tatkräftigen Einsatz der Laien erfüllt werden: Die Mitarbeit der Laien im Pfarrgemeinderat, im Liturgiekreis, in der Caritas, im Religionsunterricht, im katholischen Bildungswesen usw. ist heute unverzichtbar. Wir können deshalb ohne Umschweife sagen: Ohne Laien geht heute in der Kirche nichts mehr.

Die Laien sind heute aber auch zum Aufbau einer christlichen Gesellschaft berufen. Der Einsatz der Laien in der Arbeitswelt, im Pressewesen, im Sozialbereich und in der Politik usw. ist heute für die Evangelisierung der Welt so notwendig wie nie zuvor. Die Laien haben aber auch die Möglichkeit, an die Fernstehenden heranzukommen. Sie können mit Menschen in Kontakt treten, die sich dem Priester und der Kirche verschließen. Sie sind also gewissermaßen das Vorfeld der Evangelisierung und die Brücke zwischen den Fernstehenden und der Kirche. Auf diese Weise ist das Laienpriestertum von größter Aktualität!

Es muss aber auch klar gesagt werden, dass das allgemeine Priestertum nicht das Weihepriestertum ersetzen kann: Das allgemeine Priestertum hat nicht die Vollmacht, gewisse göttliche Dienste zu vollziehen. Weiter ist auch klarzustellen, dass sich das Weihepriestertum und das allgemeine Priestertum nicht nur graduell, sondern wesentlich unterscheiden (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Kirche, Kap. 10) Das bedeutet also, dass der Unterschied zwischen dem Weihepriestertum und dem allgemeinen Priestertum nicht nur in einem größeren bzw. geringeren Grad an Vollmacht besteht, sondern dass das Weihepriestertum eine andere Qualität von Priestertum aufweist als das allgemeine Priestertum. Dieser Wesensunterschied besteht hauptsächlich darin, dass das Weihepriestertum direkt am Priestertum Jesu Christi teilhat und an der Stelle Jesu Christi wirken kann, das allgemeine Priestertum aber nicht.

c) Die klare Trennung von Weihepriestertum und allgemeinem Priestertum

Es ist gerade in unserer Zeit sehr wichtig, dass diese zwei Formen des Priestertums klar auseinandergehalten werden. Es gibt heute Tendenzen, die Unterschiede zwischen dem Weihepriestertum und dem Laienpriestertum zu verwischen und aufzuheben. Das zeigt sich einerseits in einer angestrebten „Laisierung“ des Klerus (der Priester als „Funktionär“ der kirchlichen Gemeinde) und andererseits in einer angestrebten „Klerikalisierung“ der Laien (der Laie als Leiter der Eucharistiefeier und als Hirte der kirchlichen Gemeinde). Beide Formen entsprechen nicht dem Auftrag Jesu Christi und der Lehre der Katholischen Kirche.

8) DAS BEMÜHEN UM PRIESTERBERUFUNGEN

a) Die absolute Notwendigkeit des Priesters

Nach diesen Überlegungen ist uns klar geworden, dass der Priester für das Leben der kirchlichen Gemeinde von allergrößter Bedeutung ist. Ohne ihn kann die kirchliche Gemeinde die tiefsten Geheimnisse der christlichen Religion nicht feiern. Ohne ihn können die wichtigsten Sakramente nicht gespendet werden. Wenn kein Priester da ist, dann fehlt der Mittler zwischen Gott und der Gemeinde. Wenn der Priester fehlt, dann fehlt der Hirt der Gemeinde, der mit der Vollmacht Jesu Christi die Menschen zu Gott hinführt und sie mit Gott versöhnt. Mit dem Priester steht und fällt also das ganze religiöse Leben der kirchlichen Gemeinde. Der Priester ist das Herz der Gemeinde.

b) Das Gebet um Priester

Es ist uns aber auch bewusst geworden, dass die Priester ein Geschenk Gottes sind. Es ist Gott selbst, der Menschen zum Priester beruft. Wir müssen deshalb immer wieder Gott bitten, dass er uns die Gnade erweist, junge Männer zu Priestern zu berufen. Deshalb gibt es heute auch immer mehr Menschen und Gruppen, die ganz bewusst um das Geschenk von Priestern bitten. Es ist aber auch notwendig, dass die Menschen so leben, dass ihnen von Gott immer neue Priester geschenkt werden. Wenn die Menschen sich überhaupt nicht um Gott kümmern und ihnen der Glaube völlig gleichgültig geworden ist, dann versiegen auch die Berufungen. Es ist also nicht so, dass die Menschen ein selbstverständliches Recht auf einen Priester haben. Sie müssen sich auch entsprechend um den Glauben bemühen und wirklich nach dem Willen Gottes leben, damit ihnen Gott immer wieder Priester schenkt. Das Geschenk neuer Berufungen ist also ganz wesentlich an den gelebten Glauben und an die Umkehr der Menschen gebunden. Erst dann wird es wieder mehr Berufungen von Seiten Gottes geben.

c) Der richtige Umgang mit einer Berufung

Es liegt aber auch an den jungen Leuten, die eine Berufung verspüren, dass sie sehr behutsam mit dieser Berufung umgehen. Sie dürfen sich dem Anruf Gottes nicht gleich verschließen. Sie müssen innehalten und über die Größe einer Berufung nachdenken. Jede Berufung ist zunächst wie eine zarte Pflanze, die erst wachsen muss. Sie müssen lernen, auf den Anruf Gottes zu hören. Es muss ihnen bewusst sein, dass es nichts Größeres geben kann, als für Gott und das ewige Heil der Menschen zu wirken. Es gibt letztlich nichts Sinnvolleres, als sich für das Absolute und Ewige einzusetzen. Und es gibt in der heutigen Zeit wahrscheinlich auch nichts Notwendigeres, als sich um die Seelen der Menschen zu sorgen. Die Priester entscheiden gerade im seelischen Elend und in der totalen Orientierungslosigkeit und Unerlöstheit unserer Tage über das Überleben der Menschen! Deshalb sollten sich gerade die Besten eines Volkes dieser unheimlich schwierigen, aber auch grandiosen Herausforderung stellen!

d) Der Mut zur Entscheidung

Von größter Wichtigkeit ist schließlich, dass sich die berufenen jungen Menschen zu einer Entscheidung durchringen. Es gibt heute leider immer wieder junge Menschen mit einer Berufung, die die Entscheidung jahrelang hinausschieben. Oft gehen sie auch eine Freundschaft mit einem Mädchen ein. Sie spüren aber im innersten Herzen, dass sie dabei nicht recht glücklich sind. Sie wissen ganz genau, dass sie eigentlich Gott gehören. Aber sie können sich nicht für Gott entscheiden und können so auch nicht das Glück einer erfüllten Berufung erfahren. Das Ergebnis sind dann diese "steckengebliebenen" Berufungen, von denen es eine ganze Menge gibt.

Deshalb sollten junge Menschen mit einer geistlichen Berufung nicht ewig zögern. Es bringt nichts, wenn sie ihre Entscheidung ewig hinausschieben. Sie müssen den Mut haben, sich ihrer Berufung zu stellen. Sie sollten sich nicht in Grauzonen bewegen, sondern Farbe bekennen. Sie sollen Schluss machen mit ihren Freundschaften, von denen sie selbst nicht überzeugt sind. Es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren, denn mit jedem Tag der Unentschlossenheit nehmen sie vielen Menschen den Priester. Gott wartet sehnsüchtig auf ihren Einsatz! Auch wir warten auf sie und bitten sie: Kommt und wirkt mit Gottes Vollmacht! Wir versprechen euch, dass wir euch mit unserem Gebet kräftig unterstützen.


Letzte Änderung: 19.11.2010 um 15:28

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