Katechesen
Gebet – Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir (Aspekte des Gebetes) 5 |
Geschrieben von (ksf) am 16.03.2016 |
Liebe Freunde von kirchlich.net, hier will ich Ihnen nun den 5. Teil zur Lektüre vorstellen:
D Geschehen des Betens
Hier möchte ich kleine Punkte anschauen, welche Erfahrungen bzw. Erlebnisse sich im Gebetsleben einstellen können und kleine Versuche des Umgangs damit anbieten bzw. Ratschläge vorlegen ohne damit die Vollständigkeit und die alleinige Richtigkeit zu beanspruchen.
D.1 Trockenheit
Ps 66, 11 Du brachtest uns in schwere Bedrängnis * und legtest uns eine drückende Last auf die Schulter.
Ps 88
Herr, du Gott meines Heils, *zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.
Lass mein Gebet zu dir dringen, *wende dein Ohr meinem Flehen zu!
Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, *mein Leben ist dem Totenreich nahe.
Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, *bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.
Ich bin zu den Toten hinweggerafft *wie Erschlagene, die im Grabe ruhen;
an sie denkst du nicht mehr, *denn sie sind deiner Hand entzogen.
u hast mich ins tiefste Grab gebracht, *tief hinab in finstere Nacht.
Schwer lastet dein Grimm auf mir, *all deine Wogen stürzen über mir zusammen.
Die Freunde hast du mir entfremdet, /mich ihrem Abscheu ausgesetzt; *ich bin gefangen und kann nicht heraus.
Mein Auge wird trübe vor Elend. /Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; *ich strecke nach dir meine Hände aus.
Wirst du an den Toten Wunder tun, *werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen?
Erzählt man im Grab von deiner Huld, *von deiner Treue im Totenreich?
Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, *deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?
Herr, darum schreie ich zu dir, *früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.
Warum, o Herr, verwirfst du mich, *warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?
Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, *deine Schrecken lasten auf mir und ich bin zerquält.
Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, *deine Schrecken vernichten mich.
Sie umfluten mich allzeit wie Wasser *und dringen auf mich ein von allen Seiten.
Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; *mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.
Ps 70,6 6 Ich aber bin arm und gebeugt. /eile, o Gott, mir zu Hilfe! Meine Hilfe und mein Retter bist du. / Herr, säume doch nicht!
Wie bei allen Dingen im Leben so kann es auch im Gebet gehen. Auf einmal von Heut auf Morgen ist es trocken. Es scheint nicht mehr zu laufen. Man kommt sich vor als Rede man ins Leere hinein. Es ist mühsam zu beten. Trockenheit die einem die Freude am Gebet nimmt.
Dies ist eine Zumutung Gottes, wie ein geistliches Bodybuilding. Wenn ich Gewicht reduzieren will, abnehmen will, kommt irgendwann eine Phase, wo die Waage still steht und an nichts mehr abnimmt. Nichts geht mehr. Aber hier dann halt zu machen und die Diät abzubrechen ist unklug. Man würde sofort wieder zunehmen.
Genauso ist es mit dem Gebet. Wenn ich nur dann bete, wenn es mir Spaß macht, wenn ich Lust dazu habe, wird sich schwerlich eine offene und ehrliche Beziehung zu Gott entwickeln können. Ich spreche mit meinem Ehepartner und Freunden ja auch nicht nur dann wenn Hochzeiten des Lebens da sind. Die Wüste in der Nachfolge Gottes zu durchwandern bedeutet, das Einüben der Treue und das Wachstum der Liebe. Und sich frei halten von den Anfechtungen des Selbstmitleids, denn es gibt wichtigeres als meine Trockenheit: die Liebe Gottes! Uns soll es nicht um die Süßigkeiten Gottes gehen, sondern um Gott, der die Süßigkeiten schenken kann, wie ER will.
D.2 Lustlosigkeit
Lustlosigkeit im Gebet ist nicht zu verwechseln mit der Trockenheit. Die Lustlosigkeit ist mehr eine Frage der Disziplin. Nicht immer hat man Lust, anderes lockt mehr. Der Film im Fernsehen scheint so interessant. Das Gespräch mit Freunden ist doch jetzt so verlockend. Es ist mir etwas zu kalt oder ich bin zu müde. Oder Menschen haben mich geärgert.
Die Lustlosigkeit wird also von Gemütszuständen beeinflusst und von äußeren Gegebenheiten. Hier kann man sich klug mit der Disziplin helfen und mit der Frage, was man tun will: „Mit Gott sprechen“. Große Stars und Berühmtheiten, Queen, Präsidenten, Megastars. Wenn diese rufen würden, wären wir sofort dabei. Es ruft aber der Größte, Gott selbst.
Ein weiterer Gedanke kann sein, dass es jetzt etwas wichtigeres gibt, als meine Befindlichkeit, nämlich Gott zu zeigen, dass man Ihn lieben will und dass Er die Sehnsucht meines Herzens ist, auch wenn viele äußere Umstände und Dinge mich verlocken wollen.
D.3 Ekel
Ps 66, 12 Du ließest Menschen über unsere Köpfe schreiten. /Wir gingen durch Feuer und Wasser. * Doch du hast uns in die Freiheit hinausgeführt.
Ps 69,14ff
Ich bete zu dir, *Herr, zur Zeit der Gnade.
Erhöre mich in deiner großen Huld, *Gott, hilf mir in deiner Treue!
Entreiß mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke. *Zieh mich heraus aus dem Verderben, aus dem tiefen Wasser!
Lass nicht zu, dass die Flut mich überschwemmt, /die Tiefe mich verschlingt, *der Brunnenschacht über mir seinen Rachen schließt.
Erhöre mich, Herr, in deiner Huld und Güte, *wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen!
Verbirg nicht dein Gesicht vor deinem Knecht; *denn mir ist angst. Erhöre mich bald!
Sei mir nah und erlöse mich!
Ps44, 21-22.25-26
Gottes vergessen *und zu einem fremden Gott die Hände erhoben,
würde Gott das nicht ergründen? *Denn er kennt die heimlichen Gedanken des Herzens.
Warum verbirgst du dein Gesicht, * vergisst unsere Not und Bedrängnis? Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, * unser Leib liegt am Boden.
Steh auf und hilf uns! * In deiner Huld erlöse uns!
In Folge der Trockenheit kann das Leiden am Gebet sogar bis hinein in einen Ekel gehen. Hier bedarf es beim Seelenführer oder Ratgeber großer Klugheit. Auf der einen Seite gilt der Rat des hl. Ignatius, dass man in Krisenzeiten möglichst am Gebetsleben nichts verändern soll. Auf der anderen Seite muss man schauen, welche Gebetspraxis nun am erträglichsten ist und wie man diesem Ekel am besten begegnen kann.
Aber auch beim Ekel soll man nicht davor zurückschrecken ins Gebet zu gehen. Der Ekel kann vielerlei Richtungen haben. Ekel vor dem Heiligen als solches – hier kann eine okkulte Belästigung vorliegen. Ekel davor sich mit dem Heiligen zu beschäftigen, weil man selbst sich als so großer Sünder wahrnimmt, dass man das Licht scheut. Beim ersteren soll man dringend die Hilfe zum Befreiungsgebet durch einen Priester suchen – nicht erwarten, dass es beim ersten Mal gleich eine massive Verbesserung gibt, da es ja auch eine Prüfung sein kann. Beim zweiten soll man sich der Ordnung des Glaubens bewusst werden. Ich gehe beichten und gut ist!
Letzte Änderung: 17.03.2016 um 23:58
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