Zitate von Heiligen

hl. Aelred von Rievaulx - 1

Geschrieben von (ksf) am 26.11.2010
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Zweite Predigt zum Fest Mariä Aufnahme in den Himmel, Koll v. Durham

«Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter»

 

Wenn die hl. Maria Magdalena, eine Sünderin, aus der der Herr sieben Dämonen austrieb, es verdiente, von ihm so verherrlicht zu werden, dass ihr Lob in der Gemeinde der Frommen für immer erschallt – wer kann dann ermessen, wie sehr die Gerechten sich freuen und jubeln über die heilige Maria, die keinen Mann erkannt hat? ... Wenn der heilige Apostel Petrus, der unfähig war, eine Stunde mit Christus zu wachen und ihn auch noch verleugnete, später mit so großer Gnade ausgestattet wurde, dass ihm die Schlüssel des Himmelreichs anvertraut wurden – welches Lob verdient dann nicht die heilige Maria, die in ihrem Leib den König der Engel selbst getragen hat, den die Himmel nicht fassen können? Wenn dem Saulus, der immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn wütete... so viel Barmherzigkeit zuteil wurde... dass er mit dem Leib oder ohne den Leib bis in den dritten Himmel entrückt wurde – ist es da erstaunlich, dass die heilige Gottesmutter, die von der Wiege an in allen Prüfungen ihres Sohnes mit ihm ausgeharrt hatte, mit ihrem Leib sogar in den Himmel erhoben und über die Engelchöre gestellt wurde? Wenn im Himmel Freude herrscht über einen einzigen Sünder, der umkehrt – wer kann dann sagen, welch freudiger Lobpreis vor Gott aufsteigt über die heilige Maria, die nie gesündigt hat? ... Wenn Menschen, die einst Finsternis waren, durch den Herrn zu Licht werden und im Reich ihres Vaters leuchten werden wie die Sonne – wer kann dann das „ewige Gewicht an Herrlichkeit“ der heiligen Maria beschreiben, die in diese Welt gekommen ist wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, und die das wahre Licht geboren hat, das in die Welt kam und jeden Menschen erleuchtet? Wo vermuten wir die Mutter des Herrn, die ihm so bereitwillig und ausdauernd gedient hat, wenn doch der Herr gesagt hat: „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach, und wo ich bin, wird auch mein Diener sein“? Wenn sie ihm folgte und ihm bis ans Lebensende diente – wer kann dann darüber erstaunt sein, dass sie jetzt mehr als alle anderen „dem Lamm folgt, wohin es geht“?

 

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Spiegel der Liebe, I, 30-31: „Ihr werdet Ruhe finden“

 

Wer sich darüber beklagt, wie schwer doch das Joch des Herrn auf ihm lastet, hat möglicherweise das drückende Joch der weltlichen Begehrlichkeit noch nicht ganz abgeworfen... Gibt es denn etwas Angenehmeres, etwas Beruhigenderes als von den liederlichen Anwandlungen des Fleisches nicht mehr bedrängt zu werden...? Gibt es denn etwas, das dem göttlichen Frieden so nahe kommt wie Gelassenheit, wenn man beleidigt wird? Wenn man vor keiner Quälerei, vor keiner Verfolgung erschrickt, sondern im Glück wie im Unglück die gleiche Ruhe bewahrt? Wenn man Feind und Freund mit den gleichen Augen sieht? Wenn man dem ähnlich wird, „der seine Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45)?

Das alles ist in der Liebe vorzufinden, und zwar nur in der Liebe. So hat auch in ihr die wahre Ruhe ihren Wohnsitz, die wahre Sanftmut; denn die Liebe ist das Joch des Herrn. Wenn wir vom Herrn dazu eingeladen werden, das Joch zu tragen, finden wir Ruhe für unsere Seelen; denn „das Joch des Herrn drückt nicht und seine Last ist leicht“. „Die Liebe ist nämlich langmütig, sie ist gütig, sie bläht sich nicht auf, sie handelt nicht ungehörig, sie sucht nicht ihren Vorteil“ (1 Kor 13,4-5).

Die anderen Tugenden sind für uns das, was ein Gefährt für einen Müden ist; oder Verpflegung für einen Reisenden; oder Licht für Menschen, die sich im Nebel verirrt haben; oder Waffen für einen Krieger. Die Liebe aber – und sie muss allen Tugenden innewohnen, damit sie Tugenden sind – ist aus sich selbst heraus auf ganz besondere Weise Ruhe für den Müden, Unterkunft für den Reisenden, helles Licht für den, der sein Ziel erreicht, und Krönung für den, der den Sieg davonträgt.

 

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Der Spiegel der Nächstenliebe III, 5: „Liebt eure Feinde“

 

Nichts ermutigt uns so zur Feindesliebe, der vollendeten Art der Nächstenliebe, als die dankbare Betrachtung der bewundernswerten Geduld „des Schönsten von allen Menschen“ (Ps 45, 3). Sein schönes Antlitz hat er den Ruchlosen hingehalten, damit sie es mit ihrem Auswurf bedecken. Seine Augen hat er sich verbinden lassen... Seinen Kopf, vor dem Könige und Mächtige zittern müssen, hat er spitzen Dornen angeboten. Beschimpfungen und Beleidigungen hat er sich ausgeliefert, hat geduldig Kreuz, Nägel, Lanze, Galle und Essig über sich ergehen lassen und hat dabei Sanftmut und innere Ruhe bewahrt. „Er wurde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer tat er seinen Mund nicht auf“ (Jes 53, 7).

„Vater, vergib ihnen“ (Lk 23, 34). Wenn man dieses staunenswerte Wort hört, das voller Milde, Liebe und unerschütterlicher Gelassenheit ist, was könnte man da der Sanftmut und Liebe dieses Gebets noch hinzufügen?

Und doch hat der Herr etwas hinzugefügt. Er hat sich nicht damit begnügt zu beten, er wollte auch entschuldigen: „Vater“, sagte er, „vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Sie sind sicher große Sünder, es ist ihnen aber kaum bewusst. Deshalb, Vater, vergib ihnen. Sie kreuzigen, aber sie wissen nicht, wen sie kreuzigen... Sie sind der Meinung, es handele sich um einen Gesetzesbrecher; um einen, der zu Unrecht behauptet, ein Gott zu sein; um einen Volksverführer. Ich habe mein Angesicht vor ihnen verborgen. Sie haben meine Majestät nicht erkannt. Deshalb, Vater, vergib ihnen: sie wissen nicht was sie tun.“

Wenn er lieben lernen will, darf sich der Mensch nicht von dem leiten lassen, was das Fleisch will... Er soll sich ganz der sanften Geduld hingeben, wie das Fleisch seines Herrn es getan hat. Wenn er einen vollkommeneren und beseligenderen Frieden in den Freuden der Bruderliebe finden will, möge er auch seine Feinde wahrhaftig lieben. Damit aber das göttliche Feuer wegen der Beschimpfungen nicht schwächer wird, soll er die Augen seines Geistes immer auf die Ruhe und Geduld seines geliebten Herrn und Retters richten.

 

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Der Spiegel der Nächstenliebe III, 5: „Liebt eure Feinde“

 

Nichts ermutigt uns so zur Feindesliebe, der vollendeten Art der Nächstenliebe, als die dankbare Betrachtung der bewundernswerten Geduld „des Schönsten von allen Menschen“ (Ps 45, 3). Sein schönes Antlitz hat er den Ruchlosen hingehalten, damit sie es mit ihrem Auswurf bedecken. Seine Augen hat er sich verbinden lassen... Seinen Kopf, vor dem Könige und Mächtige zittern müssen, hat er spitzen Dornen angeboten. Beschimpfungen und Beleidigungen hat er sich ausgeliefert, hat geduldig Kreuz, Nägel, Lanze, Galle und Essig über sich ergehen lassen und hat dabei Sanftmut und innere Ruhe bewahrt. „Er wurde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer tat er seinen Mund nicht auf“ (Jes 53, 7).

„Vater, vergib ihnen“ (Lk 23, 34). Wenn man dieses staunenswerte Wort hört, das voller Milde, Liebe und unerschütterlicher Gelassenheit ist, was könnte man da der Sanftmut und Liebe dieses Gebets noch hinzufügen?

Und doch hat der Herr etwas hinzugefügt. Er hat sich nicht damit begnügt zu beten, er wollte auch entschuldigen: „Vater“, sagte er, „vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Sie sind sicher große Sünder, es ist ihnen aber kaum bewusst. Deshalb, Vater, vergib ihnen. Sie kreuzigen, aber sie wissen nicht, wen sie kreuzigen... Sie sind der Meinung, es handele sich um einen Gesetzesbrecher; um einen, der zu Unrecht behauptet, ein Gott zu sein; um einen Volksverführer. Ich habe mein Angesicht vor ihnen verborgen. Sie haben meine Majestät nicht erkannt. Deshalb, Vater, vergib ihnen: sie wissen nicht was sie tun.“

Wenn er lieben lernen will, darf sich der Mensch nicht von dem leiten lassen, was das Fleisch will... Er soll sich ganz der sanften Geduld hingeben, wie das Fleisch seines Herrn es getan hat. Wenn er einen vollkommeneren und beseligenderen Frieden in den Freuden der Bruderliebe finden will, möge er auch seine Feinde wahrhaftig lieben. Damit aber das göttliche Feuer wegen der Beschimpfungen nicht schwächer wird, soll er die Augen seines Geistes immer auf die Ruhe und Geduld seines geliebten Herrn und Retters richten.

 

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Kommentar zu Mt 24, 37-44

Predigt über die Wiederkunft des Herrn; PL 195, 363; PL 184, 818: „Wacht und betet... so werdet ihr für würdig befunden...

 

Die Zeit des Advents steht für die zweimalige Ankunft des Herrn : zuerst die so friedliche Ankunft des „Schönsten aller Menschen“ (Ps 45,3), des „Ersehnten aller Nationen“ (Hag 2,7 Vulg), des Sohnes Gottes. Er hat, sichtbar im Fleisch, der Welt seine Anwesenheit offenbart, die von allen heiligen Vätern lange erwartet und glühend herbeigesehnt worden war. Mit dieser Ankunft ist er in die Welt eingetreten, um die Sünder zu retten. Der Advent lässt uns auch an die Ankunft denken, auf die wir mit sicherer Hoffnung warten und die wir uns sehr oft unter Tränen ins Gedächtnis rufen: es ist die Ankunft, die sich ereignet, wenn derselbe Herr, für alle sichtbar, in seiner Herrlichkeit kommt... : nämlich am Tag des Gerichts, wenn er, für alle sichtbar kommt, um Gericht zu halten. Die erste Ankunft war nur sehr wenigen Menschen bekannt geworden; bei der zweiten Ankunft wird er sich, wie der Prophet es ankündigt, den Gerechten und den Sündern offenbaren: „Alle Sterblichen werden das Heil sehen, das von Gott kommt“ (Jes 40,5; Lk 3,6) ...

Geliebte Brüder, folgen wir doch dem Beispiel der heiligen Väter, erwecken wir ihre Sehnsucht neu und entfachen in unserer Seele die Liebe und die Sehnsucht nach Christus. Wie ihr wisst, ist die Feier des Advents eingeführt worden nicht nur um in uns die Sehnsucht neu zu wecken, wie sie die Patriarchen nach dem ersten Kommen des Herrn empfanden; sondern auch um uns darin zu unterweisen, nach dem Vorbild der Patriarchen seine Wiederkunft zu ersehnen. Bedenken wir, was der Herr bei seinem ersten Kommen alles für uns vollbracht hat; wie viel mehr noch wird er für uns vollbringen, wenn er wiederkommt! Dieser Gedanke lässt uns sein erstes Kommen noch mehr schätzen und seine Wiederkunft noch mehr herbeisehnen. Wenn wir Frieden erfahren wollen, wenn er kommt, dann müssen wir uns jetzt darum bemühen, sein erstes Kommen in Glauben und Liebe in uns aufzunehmen. Lasst uns weiterhin in Treue die Werke tun, die er uns gezeigt und dann zu tun gelehrt hat. Lassen wir in unseren Herzen die Liebe zum Herrn größer werden und durch die Liebe die Sehnsucht nach ihm, damit wir, wenn er, der Ersehnte aller Nationen, wiederkommt, unsere Augen voll Vertrauen auf ihn richten können.

 

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Predigt zum Advent, Koll. v. Durham

«Das Kommen des Herrn»

 

Jetzt, geliebte Brüder, ist für uns die Zeit gekommen, da wir „von Gnade und Recht singen“ sollen für den Herrn (Ps 101,1). Es ist der Advent des Herrn, das Kommen des Herrn, des Herrschers über die ganze Schöpfung, der kommt und kommen wird (Offb 1,8). Wie aber und wo wird er kommen? Hat er nicht gesagt: „Ich erfülle den Himmel und die Erde“? (Jer 23,24) Wie bloß kommt er in den Himmel und auf die Erde, er, der doch Himmel und Erde erfüllt? „Vernimm, was das Evangelium sagt: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht“ (Joh 1,10). Er war also anwesend und abwesend zugleich. Anwesend, weil er in der Welt war; abwesend, weil die Welt ihn nicht erkannte. Wie hätte er auch nicht weit weg sein sollen, da man ihn nicht erkannte, nicht an ihn glaubte, ihn nicht fürchtete und nicht liebte?...

Er kommt also, damit man erkenne, den man nicht erkannte; damit man glaube, an den man nicht glaubte; damit man fürchte, den man nicht fürchtete; damit man liebe, den man nicht liebte. Er, der durch seine Natur anwesend war, kommt in seiner Barmherzigkeit... Denkt euch ein wenig in Gott hinein und begreift, was es für ihn bedeutet, eine so große Macht abzugeben; begreift, wie er eine so große Stärke schwach werden lässt, wie er auf eine so große Gewalt verzichtet, wie er eine so große Weisheit töricht erscheinen lässt! Schuldet er das der Gerechtigkeit gegenüber dem Menschen? Gewiss nicht!...

Herr, in Wahrheit hast du dich nicht von meiner Gerechtigkeit leiten lassen, sondern von deiner Barmherzigkeit. Es war nicht deine Bedürftigkeit, sondern meine Not. Du hast ja gesagt: „Die Barmherzigkeit steht fest im Himmel“ (Ps 89,3). Das ist gut so, denn Elend gab es zuhauf hier auf Erden. Deshalb „will ich von den Taten deiner Huld singen“, die du bei deinem Kommen offenbart hast... In seiner menschlichen Gestalt erwies er sich demütig, in seinen Wundertaten mächtig, gegen die Tyrannei der Dämonen energisch, sanft bei der Begegnung mit Sündern: all das entspringt seiner Barmherzigkeit, der Güte seines Herzens. So „will ich von den Taten deiner Huld singen“, die du offenbart hast bei deinem ersten Kommen, und das zu Recht; denn „von deiner Güte, Herr, ist die Erde erfüllt“ (Ps 119,64).

 

 


Letzte Änderung: 06.02.2013 um 00:05

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