Zitate von Heiligen

Hl. Aelred von Rievaulx - 2

Geschrieben von (ksf) am 05.02.2013
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Predigt 59, 3. Predigt zur Verkündigung in der Sammlung von Durham

 

Eva wird zu Ave

 

Heute hat uns der Vater den echten Josef gesandt, „um zu sehen, wie es seinen Brüdern und den Herden“ (Gen 37,14) geht. Es ist gewiss der Josef, der von seinem Vater „mehr als alle seine Brüder geliebt wird“ (V. 3)... der mehr als alle andere von Gott geliebt wird, der weiser ist und prächtiger als alle anderen; er ist es, den Gott der Vater heute gesandt hat... „Wen soll ich senden“, sagt Gott der Vater, „wer wird für uns gehen?“ (Jes 6,8) Der Sohn antwortet: „Ich will jetzt meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern“ (Ez 34,11). Er verlässt also den hohen Himmel und steigt herab „in das Tal von Hebron“ (Gen 37,14).

Adam hatte den Berg des Stolzes erstiegen; der Sohn Gottes steigt hinab in das Tal der Demut. Er findet heute ein Tal vor, in das er herabsteigen kann. Wo befindet es sich? Nicht in dir, Eva, Mutter unseres Unglücks, nicht in dir..., sondern in der seligen Maria. Aufgrund ihrer Demut und ihrer Stärke ist sie dieses Tal... Sie ist stark, weil sie teilhat an der Kraft dessen, von dem geschrieben steht: „Der Herr ist stark und gewaltig“ (Ps 24,8). Sie ist die tüchtige Frau, nach der sich Salomo so sehr sehnte, als er sagte: „Eine tüchtige Frau, wer findet sie?“ (Spr 31,10)...

Obwohl Eva im Paradies erschaffen worden war, frei von Verderblichkeit, Gebrechlichkeit und Schmerz, hat sie sich so schwach, so anfällig erwiesen. „Wer wird also die tüchtige Frau finden?“ Wird man im Elend unserer Welt finden können, was man in der Glückseligkeit des Paradieses nicht hat finden können? Heute, ja heute hat man sie gefunden! Gott Vater hat diese Frau gefunden, um sie zu heiligen; der Sohn hat sie gefunden, um in ihr Wohnung zu nehmen; der Heilige Geist hat sie gefunden, um sie zu erleuchten... Der Engel hat sie gefunden, um sie so grüßen zu können: „Gegrüßet seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir“. Da ist sie, die tüchtige Frau. In ihr kontrastieren Gediegenheit, Demut und Jungfräulichkeit mit Neugier, Eitelkeit und Sinnenlust. „Der Engel trat bei ihr ein“, so steht es geschrieben. Er hat sie also nicht der Welt zugewandt vorgefunden, nicht nach außen, sondern nach innen gewandt; sie hatte sich in ihre Kammer zurückgezogen, wo sie im Verborgenen zu Gott betete (vgl. Mt 6,6).

 

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Über die geistliche Freundschaft, III. Buch, 115 ff. (Übers.: Aelred von Rieval: Über die geistliche Freundschaft. Lateinisch – deutsch. Trier: Spee-Verl., 1978. Occidens ; Bd. 3. Übertr. V. Rhaban Haacke, eingel. V. Wilhelm Nyssen; S. 101 ff.)

 

Petrus und Johannes - Verschiedenheit in Einheit

 

Es gibt genug Leute, die meinen, sie würden nicht geliebt, weil sie nicht befördert werden können, sie fühlen sich ungerecht behandelt, weil wir sie nicht mit Sorgen und Pflichten belasten können. Daraus entsteht nicht wenig Streit unter solchen, die man für Freunde hielt. Der Entrüstung folgt die Trennung, der Trennung die üble Nachrede…

Niemand aber soll behaupten können, er sei, weil nicht befördert, vom Freunde verachtet worden. Unser Herr Jesus zog Petrus dem Johannes vor; er gab an Petrus den Vorsitz; doch damit hat er dem Johannes nichts von seiner Liebe entzogen. Dem Johannes hat er seine süße Mutter anvertraut (vgl. Joh 19,27), dem Petrus seine Kirche. Dem Petrus übergab er die Schlüssel des Himmelreichs (vgl. Mt 16,19); dem Johannes erschloss er die Geheimnisse seines Herzens (vgl. Joh 13,25). Petri Stellung war höher, die des Johannes vertrauter. Als Jesus die Worte sprach: „Einer von euch wird mich verraten!“ (Joh 13,21), zagt und zittert Petrus trotz seines Amtes. Johannes dagegen, vertrauter dem Herzen seines Meisters, fragt kühn, von Petrus gebeten, wer es sei. Petrus wird zur Tat bestimmt, Johannes wird der Liebe vorbehalten. „Ich will, dass er so bleibe, bis ich komme!“ sagt der Herr, der uns ein Beispiel gab, nach dem wir uns richten sollen.

 

 


Letzte Änderung: 06.02.2013 um 00:05

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