Zitate von Kirchenlehrern

Hl. Augustinus von Hippo - 5

Geschrieben von (ksf) am 03.05.2012
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238. Predigt

„Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“

 

Diese Stelle des Evangeliums ... zeigt uns wirklich, wer Christus ist, und wahrhaftig, wer die Kirche ist..., damit wir verstehen, welche Braut sich dieser göttliche Bräutigam auserwählt hat und wer der Bräutigam dieser heiligen Braut ist... Auf dieser Seite können wir ihren Ehevertrag lesen... Du hast gelernt, dass Christus das Wort ist, das Wort Gottes, verbunden mit einer menschlichen Seele und einem menschlichen Körper... Hier glauben die Jünger, einen Geist zu sehen; sie glauben nicht, dass der Herr einen wirklichen Körper besitzt. Doch da der Herr um die Gefährlichkeit solcher Gedanken wusste, beeilt er sich, sie aus ihrem Herzen zu reißen... „Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“ Und du, setz dich bei gleich dummen Gedanken kraftvoll mit der Richtschnur des Glaubens, die du empfangen hast, dagegen zur Wehr... Christus ist wahrhaft das Wort, der einzige Sohn des Vaters, ihm gleich, verbunden mit einer wirklich menschlichen Seele und einem wirklichen Leib, frei von jeder Sünde. Dieser Leib ist es, der gestorben ist, dieser Leib ist es, der auferstanden ist, dieser Leib wurde ans Kreuz geschlagen, dieser Leib wurde ins Grab gelegt, dieser Leib thront in den Himmeln. Unser Herr wollte seine Jünger davon überzeugen, dass das, was sie sehen, wirklich Knochen und Fleisch war... Warum wollte er mich von dieser Wahrheit überzeugen? Weil er wusste, wie sehr es zu meinem Wohl gereicht, dies zu glauben, und wie viel ich verlieren würde, wenn ich es nicht glaubte. Glaubt also auch ihr, dass er es ist, der Bräutigam! Hören wir nunmehr, was über die Braut gesagt wird...: „Christus musste leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, in seinem Namen muss man die Umkehr und die Vergeben der Sünden allen Nationen verkünden, angefangen in Jerusalem.“ Das ist die Braut... die Kirche ist ausgebreitet über die ganze Erde, sie hat alle Völker in ihren Schoß aufgenommen... Die Apostel sahen Christus und glaubten an die Kirche, die sie nicht sahen. Wir aber, wir sehen die Kirche; glauben wir also an Jesus Christus, den wir nicht sehen. Und indem wir uns an das klammern, was wir sehen, werden wir zu dem gelangen, den wir noch nicht sehen.

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Ausführungen über die Psalmen, Ps 99, § 5

„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit weg von mir.“

 

Wer hat alles geschaffen? Wer hat dich selbst geschaffen? Was sind alle diese Geschöpfe? Was bist du selbst? Und wie kann man beschreiben, was der ist, der alles geschaffen hat? Um es sagen zu können, muss dein Gedanke ihn empfangen...: Dein Denken richte sich also ganz auf ihn. Komm nahe an ihn heran. Um etwas besser sehen zu können, nimmst du es näher in Augenschein... Doch Gott wird nur im Geiste gesehen, er wird nur mit dem Herzen ergriffen. Und wo ist das Herz, mittels dessen man Gott sehen kann? „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“(Mt 5,8)... In einem Psalm kann man lesen: „Tretet hin zu ihm, so werdet ihr erleuchtet.“ (Ps 33,6 V) Um hinzuzutreten und erleuchtet zu werden, musst du die Finsternis verachten... Du bist ein Sünder, du musst gerecht werden. Doch du kannst die Gerechtigkeit nicht empfangen, wenn das Böse dir noch gefällt. Vernichte es in deinem Herzen und reinige dein Herz. Verjage die Sünde aus deinem Herzen, in dem derjenige wohnen möchte, den du zu sehen verlangst. Die menschliche Seele - „der innere Mensch“ (Eph 3,16) - nähert sich Gott so sehr, wie sie kann, unser innerer Mensch also, neu geschaffen nach dem Bilde Gottes, der Mensch, der nach dem Bild Gottes geschaffen worden war (Gen 1,26), doch sich von Gott entfernt hat, indem er ihm unähnlich wurde. Sicherlich geschieht es nicht in räumlicher Art, dass man sich Gott nähert oder sich von ihm entfernt: Wenn du ihm nicht mehr ähnlich bist, entfernst du dich von Gott; wenn du ihm ähnlich bist, näherst du dich ihm. Sieh also, in welcher Weise der Herr es wünscht, dass wir uns ihm nähern: Zuerst macht er uns ihm ähnlich, damit wir ihm nahe sein können. Er sagt zu uns: „Seid wie euer Vater im Himmel, der seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute und der es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte.“ Verstehe also immer besser, deinen Feind zu lieben (Mt 5,44-45). So wie diese Liebe in dir wächst, führt sie dich zurück und formt dich neu nach dem Bild Gottes... und je mehr du dich dieser Gottähnlichkeit näherst, indem du in der Liebe voranschreitest, desto mehr wirst du die Gegenwart Gottes erspüren. Wen aber fühlst du? Der zu dir kommt oder zu dem du zurückkehrst? Er ist nie von dir gewichen, du jedoch bist weit von ihm weggegangen.

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Predigt über den Hl. Matthäus

„Der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter“

 

Gebt acht, ich bitte euch inständig, auf das, was Christus der Herr sagt, während er die Hand über seine Jünger ausstreckt: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“. Und dann: „Wer den Willen meines Vaters erfüllt, der mich gesandt hat, der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter.“ Hat die Jungfrau Maria etwa den Willen des Vaters nicht erfüllt, sie, die aus Glauben vertraut hat, die aus Glauben empfangen hat, die auserwählt worden war, damit das Heil um unsretwillen geboren werde? Sie, die in Christus geschaffen worden war, bevor Christus in ihr geschaffen wurde? Die heilige Maria hat tatsächlich den Willen des Vaters erfüllt. Folglich ist es für Maria wichtiger, Jünger Christi gewesen zu sein als die Mutter Christi. Es war für sie nützlicher, Jüngerin Christi gewesen zu sein als seine Mutter. Also war Maria glückselig, weil sie, noch bevor sie den Herrn gebar, ihn unter ihrem Herzen getragen hat. Heilige Maria, selige Maria! Und dennoch ist die Kirche wichtiger als die Jungfrau Maria. Warum? Weil Maria ein Teil der Kirche ist, ein herausragendes Glied, ein Glied, das die anderen Glieder überragt, aber schließlich doch nur ein Glied des ganzen Leibes ... Also, meine Lieben, schaut euch an: Ihr seid Glieder Christi, ihr seid der Leib Christi (1 Kor 12,77). Wie könnt ihr das sein? Achtet darauf, was er sagt: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“. Wie solltet ihr die Mutter Christi sein? „Wer hört, wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter“.

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Da sind nicht mehr als drei: einer liebt den, der von ihm ist; einer liebt den, von dem er ist; die Liebe selbst.

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

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Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und ach, alle lieben.

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

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Schweigst Du, so schweige aus Liebe. Sprichst Du, so sprich aus Liebe. Rügst Du, so rüge aus Liebe. Schonst Du, so schone aus Liebe.

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

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Je mehr die Liebe wächst, um so geringer die Selbstsucht. Wo diese aufhört, da ist Vollkommenheit.

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

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Dein ununterbrochenes Sehnen ist Deine ununterbrochene Stimme. Du schweigst, wenn Du aufhörst zu lieben. Erkaltete Liebe ist Schweigen des Herzens.

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

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Predigten über das Johannesevangelium, Nr. 27, § 10

„... scheidet das Gute vom Bösen, die Gerechtigkeit von der Ungerechtigkeit“

 

„Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel“ (Joh 6,70). Der Herr sollte doch sagen: „Ich habe aus ihnen elf erwählt“. Hat er denn einen Teufel erwählt, ein Teufel soll unter den Erwählten sein? ... Sollen wir annehmen, dass der Erlöser, indem er den Judas erwählte, gegen seinen Willen, ohne dass er es wusste, durch ihn ein so großes und gutes Werk erfüllt wissen wollte? Das ist es, was Gott eigen ist...: Die schlechten und bösen Werke dem Guten dienstbar zu machen... Der Böse macht alle guten Werke Gottes dem Bösen dienstbar, der gute Mensch jedoch macht die Missetaten der Bösen dem Guten dienstbar. Und wer ist so gut wie der einzige Gott? Der Herr sagt selbst: „Niemand ist gut außer Gott allein“ (Mk 10,18)... Wer ist schlechter als Judas? Aus den Jüngern des Meisters, aus den Zwölfen, ist er es, der ausgewählt wurde, um die Kasse zu verwalten und sich um die Armen zu sorgen (vgl. Joh 13,19). Doch nach einer solch guten Tat ist er es, der auf Geld aus ist, um den auszuliefern, der das Leben ist (Mt 26,15); er hat den als Feind verfolgt, dem er als Jünger gefolgt war... Doch der Herr hat ein so großes Verbrechen zum Guten gewendet. Er hat es auf sich genommen, verraten zu werden, um uns loszukaufen: und so wurde das Verbrechen des Judas zum Guten gewendet. Wieviele Märtyrer hat der Satan verfolgt? Doch hätte er es nicht getan, so würden wir heute nicht ihren Triumph feiern... Der Böse kann sich nicht der Güte Gottes entgegenstellen. Er kann sich wohl als Künstler der Bosheit ausgeben, doch der höchste Künstler würde die Existenz des Bösen nicht zulassen, wenn er sich seiner nicht bedienen könnte, um alles zum Guten zu wenden.

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Vom Geist und vom Buchstaben, 28-30 (PL 44,217ff.)

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“

 

Die Gnade, einst im Alten Testament gleichsam verhüllt, wurde im Evangelium Christi vollständig offenbar durch eine harmonische Einteilung der Zeitabläufe, wie Gott ja üblicherweise alles harmonisch einrichtet... Doch innerhalb dieser wunderbaren Harmonie kann man einen großen Unterschied ausmachen zwischen zwei Epochen. Am Sinai wagte das Volk nicht, sich dem Ort zu nähern, wo der Herr das Gesetz ausgehändigt hat; im Abendmahlssaal steigt der Heilige Geist auf jene herab, die sich versammelt haben, um die Erfüllung der Verheißung zu erwarten (vgl. Ex 19,23; Apg 2,1). Zuerst hat der Finger Gottes die Gebote auf Tafeln von Stein geschrieben; nunmehr schreibt er sie in das Herz der Menschen (Ex 31,18; 2Kor 3,3). Einst war das Gesetz äußerlich aufgeschrieben und machte den Sündern Angst; jetzt wurde es ihnen innerlich eingegeben, um sie gerecht zu machen... Und tatsächlich lässt sich alles, was auf den Tafeln aus Stein geschrieben ist, wie der Apostel Paulus sagt, also „du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten..., du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote in dem einen Satz zusammenfassen: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm 13,9; Lev 19,18)... Diese Liebe wurde „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5).


Letzte Änderung: 03.05.2012 um 23:21

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