Zitate von Kirchenlehrern

Hl. Bonaventura -2

Geschrieben von (ksf) am 05.02.2013
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Meditationen über das Leben Christi; Opera omnia Band 12, S.530f

„Ist das nicht der Sohn Josephs?“

 

Wer aus ganzem Herzen und ohne Heuchelei so sehr Herr seiner selbst ist, dass er nichts anderes will als verachtet zu werden, nichts zu bedeuten und in Erniedrigung zu leben, der scheint mir die höchste Stufe erklommen zu haben. Solange ihr dies nicht von euch sagen könnt, habt ihr – denkt daran – nichts vorzuweisen. Da wir alle, selbst wenn wir alles gut machten, nach dem Wort des Herrn tatsächlich nur „unnütze Sklaven“(Lk 17,10) sind, werden wir, solange wir diesen Grad der Erniedrigung nicht erreicht haben, auch nicht in der Wahrheit wandeln, sondern in der Nichtigkeit...

Du weißt auch, dass unser Herr Jesus durch sein Tun wirkte, bevor er zu lehren begann. Später sollte er sagen: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig“(Mt 11,29). Das war es, was er ohne Heuchelei zunächst in die Tat umsetzen wollte. Er hat es aus ganzem Herzen getan, so wie er auch aus ganzem Herzen wahrhaft demütig und sanft war. Es gab in ihm keine Falschheit (vgl. 2 Kor 1,19). Er ging in seiner Selbstverleugnung, seiner Bescheidenheit, seiner Demut so weit und erniedrigte sich in den Augen aller so sehr, dass man, als er begann zu predigen, das Reich Gottes zu verkünden und Wunder zu wirken, ihm nur Verachtung zeigte und sich über ihn lustig machte: „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ Dies und dergleichen mehr musste er sich anhören. So bewahrheitet sich das Wort des Apostels Paulus: „Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“(Phil 2,7). Durch seine Menschwerdung wurde er nicht nur ein gewöhnlicher Sklave; durch sein demütiges und missachtetes Leben wurde er gar zu einem dahergelaufenen Sklaven.

 

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Leben des hl. Franziskus, Legenda maior, Kap. 3

«Geht und verkündet: das Himmelreich ist nahe»

 

[Der junge] Franziskus wohnte andächtig der Messe zu Ehren der Apostel bei. Das Evangelium berichtet davon, dass Christus seine Jünger zum Predigen aussendet und sie lehrt, wie sie nach dem Evangelium leben sollen: „Weder Gold noch Silber, kein Geld im Gürtel, keine Reisetasche, kein Hemd zum wechseln, keine Schuhe, keinen Stab“. Sobald Franziskus diesen Text verstanden und behalten hat, da liebt er schon die Armut der Apostel und ruft voll Freude: „Das ist es, was ich will. Das ist es, wonach sich meine ganze Seele sehnt!“ Und unverzüglich zieht er seine Schuhe aus, lässt den Wanderstab fallen, lässt Bettelsack und Geld zurück wie Dinge, vor denen es einem graut; er behält nur ein Hemd, legt seinen Gürtel ab und nimmt dafür einen Strick. Aus ganzem Herzen setzt er in die Tat um, was er gerade gehört hat, und gleicht sich in allem dem Gesetz der Vollkommenheit an, das den Aposteln gegeben worden ist.

Eine Begeisterung, die von Gott kommt, treibt ihn seither dazu an, die evangelische Vollkommenheit zu erlangen und einen Feldzug der Buße zu unternehmen. Wenn er redete... waren seine Worte ganz von der Kraft des Heiligen Geistes durchtränkt. Sie drangen bis in den Herzensgrund und machten seine Zuhörer zutiefst betroffen. Sein ganzes Predigen war eine Friedensbotschaft, und er begann jede Predigt mit dem Gruß an das Volk: „Der Herr schenke euch Frieden“. Der Herr, so sagte er später, habe ihm diese Formel eingegeben...

Man sprach mehr und mehr von dem Gottesmann, von seiner einfachen Lehre, von seinem Leben. Gar mancher wurde nach seinem Vorbild von diesem Bußgeist erfasst. Sie verließen alles und folgten ihm. Bekleidet wie er, begannen sie sein Leben zu teilen.

 

 


Letzte Änderung: 06.02.2013 um 00:43

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