Zitate von Kirchenlehrern

Hl. Ephraim der Syrer - 1

Geschrieben von (ksf) am 15.12.2010
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Kommentar zum Diatessaron 9, 7-13; SC 121

«Und doch ist der Kleinste im Reich Gottes größer als er»

„Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes.“ Wenn alle Heiligen, diese gerechten, starken und weisen Menschen, zusammenkämen und in einem einzigen Menschen Wohnung nähmen, so könnten sie Johannes dem Täufer nicht gleichkommen..., von dem es heißt, dass er die Menschen bei weitem übertrifft und der Gattung der Engel angehört (Mk 1,2 griech.; Mal 3,1 hebr.).

„Aber der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er“... Mit dem, was er über die Größe des Johannes sagte, wollte unser Herr uns das reiche Erbarmen Gottes und seine Großherzigkeit gegenüber seinen Erwählten aufzeigen. So groß und gefeiert Johannes auch ist: er ist weniger als das, was der Kleinste im Reich Gottes sein wird. Der Apostel Paulus sagt es so: „Stückwerk ist unser Erkennen. Wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk“ (1 Kor 13,9-10). Johannes ist groß, er, der vorausahnend gesagt hat: „Seht, das Lamm Gottes“ (Joh 1,29); seine Größe jedoch ist, verglichen mit der Herrlichkeit, die denen offenbart wird, die für würdig befunden werden, nur ein winziger Vorgeschmack. Mit anderen Worten: alles Große und Bewundernswerte hier auf Erden erscheint, verglichen mit der Glückseligkeit im Jenseits, als armselig und nichtig.

Johannes ist der großen Gaben hier im Diesseits für würdig befunden worden: der Prophetie, des Priestertums (vgl. Lk 1,5), der Gerechtigkeit... Johannes ist größer als Mose und die Propheten, aber der Alte Bund braucht den Neuen Bund, weil der, der größer ist als die Propheten, zum Herrn gesagt hat: „Ich muss mich von dir taufen lassen“ (Mt 3,14). Johannes ist auch groß, weil seine Empfängnis von einem Engel angekündigt wurde; weil bei seiner Geburt Wunder geschahen; weil er den angekündigt hat, der das Leben spendet; weil er zur Vergebung der Sünden getauft hat... Mose hat das Volk bis zum Jordan geführt, und im Alten Bund wurde das Menschengeschlecht bis zur Taufe des Johannes geführt. Wenn aber „unter den Menschen keiner größer ist als Johannes“, der Wegbereiter des Herrn: um wie viel größer werden die sein, denen unser Herr die Füße gewaschen und seinen Geist eingehaucht hat (Joh 13,4; 20,22)?

 

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Opera Omnia, S. 41: „Das ist mein geliebter Sohn“

 

Simon Petrus sagte: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind!“ Was sagst du da, Petrus? Wenn wir hier bleiben, wer soll dann die Vorhersagen der Propheten erfüllen? Wer soll die Worte der Herolde  besiegeln? Wer wird das Mysterium der Gerechten zu Ende führen? Wenn wir hier bleiben, in wem sollen sich die Worte erfüllen: „Sie habe mir Hände und Füße durchbohrt“? Von wem handeln die Worte: „Sie haben meine Kleider unter sich verteilt und das Los um mein Gewand geworfen“? (Ps 21, 17. 19; Joh 19, 24) In wem wird sich erfüllen, was der Psalm ankündigt: „Sie gaben mir Gift zu essen, für den Durst reichten sie mir Essig“? (Ps 69, 22; Mt 27, 34; Joh 19,29) Auf wen soll der Ausdruck zutreffen: „Freigelassen unter den Toten“ (Ps 87, 6 hebr)? Wie sollen meine Verheißungen wahr werden, wie soll die Kirche erbaut werden?

Und weiter sagt Petrus: „Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija“. Petrus ist gesandt, in der Welt die Kirche zu erbauen, und möchte auf dem Berg drei Hütten errichten. Er sieht in Christus noch immer nur den Menschen, er stellt ihn mit Mose und Elija gleich. Jesus zeigt ihm aber bald, dass er keine Hütte braucht. Er war es ja, der 40 Jahre lang für die Väter ein Wolkenzelt erbaut hatte, als sie sich in der Wüste aufhielten (Ex 40, 34).

„Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie“. Siehst du es, Simon, dieses Zelt, das ohne jede Mühe errichtet ist? Es hält die Hitze fern, ohne dass es deshalb dunkel würde, ein leuchtendes, schimmerndes Zelt. Noch während die Jünger staunten, rief aus der Wolke die Stimme des Vaters: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe, auf ihn sollt ihr hören!“... Der Vater ließ die Jünger wissen, dass die Mission des Mose erfüllt war. Von nun an müssen sie auf den Sohn hören. Auf dem Berg offenbarte der Vater den Aposteln, was ihnen verborgen war: „der Ich-bin-da“ offenbarte den „Ich-bin-da“ (Ex 3, 14), der Vater gab seinen Sohn bekannt.

 

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Kommentar zum Diatessaron 16, 28-31: „Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend werden“

 

„Er machte mit seinem Speichel einen Teig und strich ihn dem Blinden auf die Augen.“ Und Licht brach aus der Erde hervor, wie am Anfang, als... über allem Finsternis lag, als er dem Licht gebot und das Licht sich von der Finsternis schied (Gen 1, 2-3). So heilte er ein Gebrechen, das von Geburt an bestand. Denn er wollte zeigen, dass er, dessen Hand zur Vollendung brachte, was an der Natur noch fehlte, derselbe war, der im Anfang der Schöpfung Gestalt gab. Und weil die Juden nicht glauben wollten, dass er vor Abraham war (Joh 8, 57), bewies er durch diese Tat, dass er der Sohn dessen war, der mit seiner Hand „den ersten Adam aus Ackerboden formte“ (Gen 2, 7).

Das tat er für die, die, um glauben zu können, Zeichen forderten: „Die Juden fordern Zeichen“ (1 Kor 1, 22). Nicht das Wasser des Teiches Schiloach öffnete die Augen des Blinden, so wie es auch nicht das Wasser des Jordan war, das Naaman rein machte (2 Kön 5, 14), sondern das Wort des Herrn vollbrachte alles. Und so ist es auch nicht das Wasser, das uns bei unserer Taufe rein macht, sondern es sind die Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, die dabei ausgesprochen werden. „Er strich einen Teig dem Blinden auf die Augen“, damit die Pharisäer ihre Herzen von Blindheit reinigten... Die das materielle Licht sahen, wurden von einem Blinden geführt, der das Licht des Geistes sah; und in seiner Dunkelheit wurde der Blinde von denen geführt, die mit ihren Augen zwar sahen, aber geistig blind waren.

Der Blinde wusch den Schmutz von seinen Augen, und sah sich selbst; die Anderen wuschen die Blindheit von ihren Herzen und prüften sich selbst. So öffnete unser Herr äußerlich die Augen eines Blinden und öffnete dabei heimlich die Augen vieler anderer Blinder... In den wenigen Worten des Herrn waren erstaunliche Schätze verborgen, und in der Heilung war ein Symbol vorgezeichnet: Jesus, Sohn des Schöpfers.

 

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Aus: Werke, ed. Assemani, t.1, S. 486: Elija auf dem Berg Horeb

 

„Da zog der Herr vorüber. Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm“ 1 Kön 19,11) Dann kam ein Erdbeben, und nach dem Sturm zuckten Blitze; Elija begriff, dass Gott auch da nicht war. Diese Naturphänomene hatten zum Ziel, den ansonsten lobenswerten Eifer des Propheten in den Grenzen seines Auftrags zu halten und ihn an den Zeichen göttlicher Autorität beispielhaft zu lehren, dass Strenge sich durch Barmherzigkeit mäßigen müsse. Dem verborgenen Sinn nach waren die Wirbelwinde, die dem Kommen Gottes vorausgingen, die Erdbeben und die von den Winden geschürten Feuersbrünste Vorläufer des Endgerichts...

„Nach dem Beben kam ein sanftes Säuseln“. Mit diesem Symbol hält Gott den unmäßigen Eifer des Elija zurück. Er möchte ihm auf diese Weise sagen: „Du siehst, dass ich keinen Gefallen habe an den entfesselten Winden, auch nicht an den fürchterlichen Erdbeben und auch nicht an Blitzen. Warum ahmst du nicht die Sanftheit deines Gottes nach? Warum nimmst du nicht ein wenig von dem Eifer zurück, der in dir brennt, und wirst eher Beschützer als Ankläger der Männer dieses Volkes?“ Das sanfte Säuseln steht für die Freude des seligen Lebens, das den Gerechten geschenkt wird, wenn am Ende der Zeiten furchtbar Gericht gehalten wird über alles und alle...

„Nachdem Elija das Säuseln gehört hatte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel. Er trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: 'Was willst du hier, Elija?' Er antwortete: 'Mit Leidenschaft bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Söhne Israels deinen Bund verlassen haben.'“ Der Prophet hielt sich am Eingang der Höhle auf und wagte nicht, sich Gott zu nähern, als dieser kam. Er bedeckte sein Gesicht, weil er glaubte, er sei unwürdig, Gott zu sehen... Und doch hatte er ein Zeichen der göttlichen Milde vor Augen, und was ihn noch stärker hätte berühren müssen: er machte in den Worten, die Gott an ihn richtete, persönlich die Erfahrung der wunderbaren Güte Gottes. Wer wäre nicht hingerissen vom Wohlwollen einer solch großen Majestät, von einer so liebenswürdigen Frage: „Elija, was tust du hier?“

 

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Kommentar zum Diatessaron, 20, 2-7: „Der Menschensohn ist gekommen... um sein Leben hinzugeben“

 

„Wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir  vorüber“ (Mt 26, 39). Warum hast du Simon-Petrus getadelt, als er sagte: „Herr, das darf nicht mit dir geschehen!“ (Mt 16, 22), und warum sagst du jetzt: „Wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“? Er wusste sehr wohl, was er zu seinem Vater sagte, und dass es möglich war, dass dieser Kelch an ihm vorüber ging; aber er war ja gekommen, ihn für alle zu trinken, um mit diesem Kelch die Schuld zu begleichen, die der Tod der Propheten und der Märtyrer nicht tilgen konnte... Er, der seine Hinrichtung in den Schriften der Propheten beschrieben und das Mysterium seines Todes in den Gerechten vorabgebildet hatte, entzog sich diesem Tod nicht, als die Zeit dafür gekommen war. Wenn er sich dem Kelch hätte entziehen wollen, ihn nicht hätte trinken wollen, hätte er seinen Leib nicht mit dem Tempel verglichen: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2, 19); dann hätte er nicht zu den Söhnen des Zebedäus gesagt: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ und „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie nicht vollzogen ist“ (Lk 12, 50)...

„Wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Er sagte das wegen der Schwäche, mit der er sich nicht zum Schein, sondern wirklich bekleidet hatte. Da er sich klein gemacht und wirklich unsere Schwäche angezogen hatte, musste er sich davor fürchten, in seiner Schwäche wankelmütig zu werden. Er hatte Fleisch angenommen, sich mit Schwäche bekleidet, er aß, wenn er Hunger hatte, wurde müde von der Arbeit, vom Schlaf überwältigt: alles, was an das Fleisch gebunden war, musste vollbracht sein, wenn die Zeit seines Todes kam.

Um den Jüngern wegen seiner Passion Trost zu spenden, fühlte Jesus, was sie fühlen. Er nahm ihre Angst an, um ihnen zu zeigen, dass er eine Seele hatte wie sie und dass man sich des Todes nicht rühmen darf, bevor man ihn erleidet. Wenn nun er, der nichts fürchtet, Angst hatte und darum bat, aus ihr befreit zu werden, wo er doch wusste, dass dies unmöglich war: um wieviel mehr müssen dann die Anderen im Gebet verharren schon vor der Versuchung, damit sie daraus befreit sind, wenn sie naht... Um denen Mut zu machen, die Angst hatten vor dem Tod, versteckte er seine eigene Angst nicht; sie sollten wissen, dass diese Angst sie nicht in die Sünde führt, wenn sie nicht in der Angst verharren. „Nein, Vater“, sagte Jesus, „aber dein Wille geschehe“: ich sterbe, um Vielen das Leben zu geben.

 

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Kommentar zum Diatessaron, Kap. 16, 9/23; SC 121: "Christus kommt, um der verwundeten Menschheit zu helfen"

 

„Welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“ Jesus antwortet dem Gesetzeslehrer: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Mt 22,36-39). Die Liebe zu Gott erspart uns den Tod, und die Liebe zum Mitmenschen die Sünde; denn niemand sündigt gegen den, den er liebt. Welches Herz aber kann seine Nächsten mit ganzer Kraft lieben? Welche Seele kann allen Menschen gegenüber die Liebe fruchtbar werden lassen, die durch das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ in die Seele hineingelegt worden ist? Unsere Mittel sind für sich allein nicht fähig, den lebendigen und kostbaren Willen Gottes umzusetzen: dazu ist allein die von Gott selbst gesäte Frucht der Nächstenliebe in der Lage.

Gott kann von seinem Wesen her alles erreichen, was er will; und der will den Menschen das Leben schenken. Die Engel, die Könige und Propheten... sie gehören der Vergangenheit an; die Menschen jedoch sind erst gerettet, seit Er vom Himmel herabkam, Er, der uns an der Hand hält und uns zu neuem Leben erweckt.

 

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Über die Ausgießung des Heiligen Geistes, in S. Ephraem Syri, 25, 5, 15, 20, Oxford 1865, S. 95f: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21)

 

„Die Apostel waren da, sie saßen oben im Abendmahlsaal und warteten auf den Heiligen Geist. Sie glichen bereitgestellten Fackeln, die darauf warten, dass der Heilige Geist sie entzünde, um dann durch ihre Lehre die ganze Schöpfung zu erleuchten... Sie waren da wie Bauern, die in der Manteltasche ihre Saat mit sich tragen und auf den Augenblick warten, in dem sie den Auftrag zur Aussaat bekämen. Sie waren da wie Matrosen, deren Boot am Hafen, der dem Befehl des Sohnes untersteht, festgebunden ist, und die auf den sanften Wind des Geistes warten. Sie waren da wie Hirten, die soeben aus den Händen des Großen Hirten im Schafstall ihren Hirtenstab empfangen haben und nun darauf warten, dass ihnen die Herden zugeteilt werden.

„Sie begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ O Obergemach, du bist der Backtrog, in den der Sauerteig geworfen ist, der das ganze Universum zum Gären bringt! Obergemach, du Mutter aller Kirchen; Obergemach, du hast das Wunder des brennenden Dornbuschs erlebt (Ex 3). Obergemach, du hast Jerusalem in Erstaunen versetzt durch ein Wunder, das weit größer ist als das Wunder des glühenden Feuerofens, das die Einwohner von Babylon in Erstaunen versetzt hat (Dan 3). Das Feuer des Ofens verbrannte diejenigen, die außerhalb des Ofens standen, aber verschonte die drei Männer in seiner Mitte; das Feuer des Obergeschoßes führt die zusammen, die von außen kommen und es sehen wollen; es stärkt diejenigen, die es empfangen. O Feuer, dein Erscheinen ist Wort, dein Schweigen ist Licht, du stiftest die Herzen an zur Danksagung!...

Leute, die sich dem Heiligen Geist widersetzten, sagten: „Diese da sind vom süßen Wein betrunken“. Ihr sagt wirklich die Wahrheit, aber es ist nicht so, wie ihr glaubt. Sie haben nicht Wein von den Rebstöcken getrunken. Es ist ein neuer Wein, der vom Himmel herabfließt, ein auf Golgotha frisch gepresster Wein. Die Apostel haben ihn kredenzt und so die ganze Schöpfung trunken gemacht. Es ist Wein, der am Kreuz gepresst worden ist.

 


Letzte Änderung: 08.02.2013 um 23:42

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