Zitate von Kirchenlehrern
Hl. Franz von Sales - 2 |
Geschrieben von (ksf) am 07.02.2013 |
Anleitung zum religiösen Leben, 3. Teil, Kap. 15
«Schon jetzt das Hundertfache»
Unser Besitz gehört uns nicht. Gott lässt ihn uns pflegen und will, dass er durch uns fruchtbar und nützlich wird... Trennt Euch also immer von einem Teil Eurer Mittel und gebt sie gutherzig den Armen... Gott gibt sie Euch wirklich zurück, und nicht erst in der anderen Welt, sondern schon in dieser; denn nichts fördert unseren Wohlstand so sehr wie das Geben von Almosen. Während Ihr aber darauf wartet, dass Gott sie Euch zurückerstattet, seid Ihr ja schon um das ärmer, was ihr gegeben habt. Wie heilig und fruchtbar ist es doch, wenn man durch Mildtätigkeit arm wird!
Liebt die Armen und die Armut! Denn durch diese Liebe gelangt Ihr zur wirklichen Armut, da „man so wird, wie das, was man liebt“ (vgl. Hos 9,10); so sagt es die Heilige Schrift. Liebe macht die Liebenden gleich: „Wer leidet unter seiner Schwachheit, ohne dass ich mit ihm leide?“, sagt der hl. Paulus (2 Kor 11,29). Er hätte auch sagen können: „Wer ist arm, ohne dass ich seine Armut teile?“ Denn die Liebe machte ihn so wie die, die er liebte. Wenn Ihr die Armen liebt, dann habt Ihr also tatsächlich teil an ihrer Armut und seid arm wie sie. Wenn Ihr die Armen liebt, so verkehrt viel mit ihnen; freut euch, wenn sie zu Euch kommen, und besucht sie auch gern. Redet bereitwillig mit ihnen, seid froh, wenn sie in der Kirche, auf der Straße und anderswo auf Euch zukommen. Seid sparsam mit Worten, sprecht als Freundin mit ihnen; seid aber freigebig mit Euren Händen, gebt ihnen großzügig von dem, was Ihr habt, da Ihr mehr habt als sie.
Wollt Ihr noch mehr tun?... Macht Euch zur Dienerin der Armen, dient ihnen..., mit Euren Händen, auf Eure Kosten. Wenn Euch das gelingt, so ist es mehr wert als ein Königreich.
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Predigt zum Karfreitag, 25/03/1622
Unserem Bruder von ganzem Herzen vergeben
Das erste Wort, das unser Herr am Kreuz sprach, war ein Gebet für die, die ihn kreuzigten. Da tat er das, wovon der hl. Paulus berichtet: „Als er auf Erden lebte, hat er Gebete und Bitten dargebracht“ (Hebr 5,7). Gewiss, diejenigen, die unseren göttlichen Retter kreuzigten, kannten ihn nicht... denn hätten sie ihn gekannt, hätten sie ihn nicht gekreuzigt (1 Kor 2,8). Unser Herr sah die Unwissenheit und Schwäche derer, die ihn folterten, und begann sie zu entschuldigen und für sie seinem himmlischen Vater dieses Opfer darzubringen: denn Gebet ist Opfer...: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Welch große Liebe brannte im Herzen unseres sanftmütigen Retters, wenn er im Augenblick der größten Pein, als ihm die Heftigkeit seiner Qualen sogar die Kraft, für sich selber zu beten, zu rauben schien – wenn er da sich selber vergessen konnte, nicht aber seine Geschöpfe!...
Er wollte uns dadurch das Ausmaß seiner Liebe zu uns verständlich machen, die durch keinerlei Leid schwächer werden konnte; und er wollte uns auch zeigen, wie unser Herz sein sollte gegenüber unseren Nächsten...
Der göttliche Herr nahm es auf sich, für die Menschen um Verzeihung zu bitten, und war sich ganz sicher, dass ihm seine Bitte gewährt würde; denn sein göttlicher Vater ehrte ihn viel zu sehr, als dass er ihm eine Bitte hätte abschlagen können.
Letzte Änderung: 08.02.2013 um 23:53
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