Zitate von Kirchenlehrern
Hl. Gregor von Nyssa - 2 |
Geschrieben von (ksf) am 07.02.2013 |
Predigt zur Geburt Christi; PG 46, 1126f
Heute beginnt das Geheimnis der Passion
„Bei der Nachricht von der Geburt des Retters erschrak Herodes und mit ihm ganz Jerusalem“ (Mt 2,3)... Die Myrrhe der Sterndeuter wies schon auf das Geheimnis der Passion hin; erbarmungslos werden Neugeborene umgebracht... Was bedeutet dieses Abschlachten von Kindern? Warum wagt man sich an ein so schreckliches Verbrechen? „Weil, so sagen Herodes und seine Ratgeber, ein seltsames Zeichen am Himmel erschienen ist, es macht die Magier sicher, dass ein anderer König kommt.“ Verstehst du, was diese Vorzeichen bedeuten, Herodes?... Wenn Jesus der Herr der Gestirne ist, ist er dann nicht sicher vor deinen Angriffen? Du glaubst Macht zu haben über Leben und Tod; dann hast du doch von einem so zarten Wesen nichts zu fürchten! Gott gibt es in deine Hand; warum also eine Verschwörung gegen es anzetteln?...
Sprechen wir aber nicht über die Trauer, „die bittere Klage der Rachel, die um ihre Kinder weint“; denn heute vertreibt die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,20), die unsere Menschennatur angenommen hat..., die Finsternis des Bösen und ergießt ihr Licht auf alle Natur. An diesem Fest der Geburt des Herrn sind „die ehernen Tore zerbrochen, die eisernen Riegel zerschlagen“ (Ps 107,16); heute „öffnen sich die Tore zur Gerechtigkeit“ (Ps 118,19)... denn durch einen Menschen ist der Tod gekommen, und heute kommt durch einen Menschen das Heil (Röm 5,18)... Der Baum der Sünde wird zum Baum der Güte Gottes, zum Kreuz ... Heute beginnt das Geheimnis der Passion.
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15. Homilie über das Hohelied ; PG 44, 1085-1087
Der barmherzige Samariter
„Das ist mein Geliebter, ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems“ (Hld 5,16). Die Braut des Hohenliedes zeigt uns den, der von ihr gesucht wird. Sie sagt nämlich: „Das ist er, den ich suche: er kam herauf von den Gefilden Judas, um unser Bruder zu werden. Er wurde der Freund dessen, der von Räubern überfallen wurde: er behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie; er hob ihn auf sein Reittier; er brachte ihn in einer Herberge unter; er gab zwei Silberstücke für seine Pflege aus; er versprach, bei seiner Wiederkunft zu bezahlen, was an Mehrkosten anfalle“. Jede Einzelheit hat hier eine einleuchtende Bedeutung.
Der Gesetzeslehrer stellte den Herrn auf die Probe und wollte zeigen, dass er über den Anderen stehe. In seinem Dünkel pfiff er auf alle Gleichheit mit dem Anderen und sagte: „Wer ist mein Nächster?“ Der Herr legt ihm sodann in Form einer Erzählung die ganze biblische Geschichte der Barmherzigkeit dar: er erzählt vom Niedergang des Menschen, vom Hinterhalt, den Wegelagerer legten, vom Verlust der unverderblichen Bekleidung, von den Wunden, die die Sünde geschlagen hat, vom Einbrechen des Todes in die eine Hälfte unserer Natur (denn unsere Seele ist unsterblich verblieben) und vom nutzlosen Vorübergehen des Gesetzes (denn weder der Priester noch der Levit versorgte die Wunden dessen, der in die Hände der Räuber gefallen war).
Es war ja unmöglich, dass das Blut von Stieren und Böcken die Sünde tilgte (Hebr 9,13): nur einer konnte es, nämlich der die menschliche Natur ganz angelegt hat – die Natur der Juden, der Samariter, der Griechen, kurz: der ganzen Menschheit. Mit seinem Leib, der das Reittier ist, hat er sich an den Ort des menschlichen Elends begeben. Er hat die Wunden des Menschen geheilt, hat ihn auf sein Reittier gehoben und machte aus seiner Barmherzigkeit eine Herberge, wo alle, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben, Ruhe finden (Mt 11,28).
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Homilien zu den Seligpreisungen, Nr. 6
«Erschaffe mir Gott ein reines Herz» (Ps 51,12)
„Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Wir glauben gerne, dass uns ein gereinigtes Herz höchstmögliche Freude erfahren lässt; solch eine Reinigung des Herzens scheint aber genauso illusorisch zu sein wie die Auffahrt in den Himmel. Welche Jakobsleiter (Gen 28,12), welchen feurigen Wagen, der dem gleicht, der den Propheten Elija zum Himmel getragen hat (2 Kön 2,11), werden wir vorfinden, um unsere Herzen der Schönheit des Himmels entgegenzuführen und sie von ihrer ganzen irdischen Last zu befreien?...
Zur Tugend gelangen wir nicht ohne Mühe. Wie viel Schweiß und Prüfung, Anstrengung und Leid sind damit verbunden! Die Schrift ruft uns wiederholt ins Gedächtnis, dass das Tor zum Himmel eng und der Weg dahin schmal ist, wohingegen die Sünde uns ins Verderben führt und der Weg dahin breit ist, eben und abschüssig (Mt 7,13-14). Und doch versichert uns die gleiche Schrift, dass wir zu diesem höheren Dasein gelangen können... Wie wird man rein? Die Bergpredigt lehrt es uns fast an jeder Stelle. Lest die Gebote, die sie enthält, eines nach dem anderen, und die wahre Kunst der Herzensreinigung wird sich euch erschließen...
Christus verspricht uns die Seligkeit; gleichzeitig aber belehrt und formt er uns, damit dieses Versprechen Wirklichkeit werden kann. Zweifelsohne gelangen wir nicht ohne Mühe zur Seligkeit. Aber vergleiche mal diese Mühe mit der Lebensform, aus der sie dich herausholt; dann wirst du merken, um wie viel peinvoller die Sünde ist, wenn nicht unmittelbar, so doch in deinem künftigen Leben... Wie armselig sind doch jene, deren Geist in Sittenlosigkeit verharrt! Sie erblicken nur das Gesicht des Widersachers. Das Leben eines Gerechten hingegen ist gekennzeichnet vom Antlitz Gottes... Wir wissen doch, welche Spuren ein Leben in Sünde einerseits und ein Leben in Gerechtigkeit anderseits in uns hinterlassen. Wir haben die Freiheit, zwischen beiden Alternativen zu wählen. Fliehen wir doch vor der Visage des Bösen, entreißen wir ihm die widerliche Maske und bekleiden wir uns mit dem göttlichen Antlitz, reinigen wir unser Herz! So wird die Freude zu unserem Besitz, und das Antlitz Gottes leuchtet in uns dank unsrer Reinheit in unserem Herrn Christus Jesus.
Letzte Änderung: 08.02.2013 um 23:47
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