Zitate von Kirchenlehrern

Hl. Hieronymus (Bibelübersetzer) - 2

Geschrieben von (ksf) am 07.02.2013
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Homilien über das Evangelium nach Markus, Nr. 2; PLS 2, 125f, SC 494

„Schweig und verlass ihn!“

 

Jesus drohte dem Dämon und sagte: „Schweig und verlasse den Mann!“ Die Wahrheit braucht das Zeugnis des Lügners nicht. „Ich bin nicht gekommen, mich durch dein Zeugnis bestätigen zu lassen, sondern dich aus dem auszutreiben, den ich geschaffen habe...; ich brauche die Anerkennung dessen nicht, den ich dem Untergang weihe. Schweig still! Dein Schweigen sei mein Lob! Ich will nicht durch deine Stimme, sondern durch deine Qualen gelobt werden; deine Strafe ist mein Lob... Schweig und verlasse den Mann!“ Es ist so, als hätte er gesagt: „Verlasse mein Haus; was machst du in meiner Wohnung? Ich möchte sie betreten; darum schweig und verlasse den Mann, dieses vernunftbegabte Wesen. Verlasse den Mann! Verlasse die Wohnung, die für mich bereitet worden ist! Der Herr verlangt nach seinem Haus, also verlasse diesen Mann“...

Seht doch, wie kostbar die Seele des Menschen ist. Es ist genau das Gegenteil dessen, was andere glauben, nämlich dass wir Menschen dieselbe Seele haben wie die Tiere und von gleichem Geist beseelt sind. Ein andermal wird der Dämon aus einem einzigen Menschen ausgetrieben und in zweitausend Schweine geschickt (Mt 8,32). Was kostbar ist, wird also gerettet, was gemein ist, dem Untergang geweiht. „Verlasse den Menschen, geh zu den Schweinen..., geh hin, wo du hinwillst, stürze dich in den Abgrund. Lass den Menschen in Frieden, meinen ureigenen Besitz... Ich lasse es nicht zu, dass du Besitz ergreifst vom Menschen. Es wäre eine Schmach für mich, wenn statt meiner du dich in ihm einrichten würdest. Ich habe einen menschlichen Leib angenommen, der Mensch ist meine Wohnstatt: das Fleisch, von dem du Besitz ergriffen hast, ist Teil meines Fleisches: verlasse den Menschen.“

 

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Homilien zum Evangelium nach Markus, Nr. 2C

Er ist im Glauben gegenwärtig

 

Wenn Jesus doch zu uns kommen und uns mit einem Wort von unserem Fieber heilen könnte! Denn wir haben alle unser Fieber. Wenn ich wütend werde, habe ich Fieber: es gibt so viele Fieber wie es Laster gibt. Wenden wir uns an die Apostel, dass sie Jesus bitten, zu uns zu kommen und uns an der Hand zu fassen. Wenn er es tut, verschwindet das Fieber sofort, denn Jesus ist ein vorzüglicher Arzt. Er ist der wahre, der große Arzt, der erste unter allen Ärzten... Er kann die versteckte Ursache aller Krankheiten aufdecken. Er berührt nicht das Ohr, auch nicht die Stirn..., er berührt die Hand, und damit die bösen Werke...

Jesus geht zur kranken Frau; sie konnte sich nämlich nicht aufrichten und sich dem entgegeneilen, der zu ihr kam. Er, der Arzt voller Erbarmen, geht selber zum Bett, er, der das kranke Schaf auf seine Schultern genommen hatte (Lk 15,5)... Er geht ganz spontan hin; er ergreift die Initiative der Heilung. Und was sagt er zu der Frau, als er zu ihr hingeht? „Du hättest mir entgegenlaufen sollen. Du hättest zur Tür laufen und mich begrüßen sollen, damit deine Genesung nicht nur das Ergebnis meiner Barmherzigkeit ist, sondern auch deines Wollens. Aber da dich das Fieber ins Bett geworfen hat und du nicht aufstehen kannst, nun, so komme ich eben zu dir.“

„Jesus geht hin zu ihr und macht, dass sie aufsteht... er fasst sie an der Hand.“ Wenn man in Gefahr ist wie Petrus auf dem Meer, wenn man nahe daran ist unterzugehen, dann ergreift Jesus unsere Hand und zieht uns hoch (Mt 14,31). Jesus bringt die Frau dazu aufzustehen, indem er ihre Hand nimmt: mit seiner Hand ergreift er ihre Hand. Welch glückselige Freundschaft, welch herrlicher Kuss!... Jesus nimmt diese Hand wie ein Arzt. Er stellt fest, wie hoch das Fieber ist, er, der Arzt und Arznei in einem ist. Er berührt die Frau, und das Fieber ist verschwunden. Wenn er doch auch uns berührte, unsere Werke heilte... Stehen wir doch auf, bleiben wir aufrecht stehen!... Vielleicht sagt man zu mir: „Wo ist Jesus?“ Er steht hier vor uns: „Mitten unter euch ist der, den ihr nicht kennt. Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Joh 1,26; Lk 17,21).

 

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Homilien zum Markusevangelium, Nr. 8; SC 494

Es war noch nicht die Zeit der Feigenernte

 

„Es war noch nicht die Zeit der Feigenernte.“ In seinem Brief an die Römer erläutert der Apostel Paulus diese Stelle: „Ich will nicht, Brüder, dass ihr in Unkenntnis bleibt über dieses Geheimnis: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben; dann wird ganz Israel gerettet werden“ (Röm 11,25-26). Wenn der Herr auf diesem Feigenbaum Früchte gefunden hätte, hätten nicht alle Nationen das Heil erlangt. Wenn die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben, wird schließlich ganz Israel gerettet werden... In der Offenbarung des Johannes findet sich außerdem folgende Stelle: „Aus dem Stamm Juda werden zwölftausend glauben; aus dem Stamm Ruben werden zwölftausend glauben, und auch aus den anderen Stämmen“ (vgl. Offb. 7,5-8).* Im Ganzen waren es hundertvierundvierzigtausend, die glaubten.

Wäre Israel zum Glauben gekommen, wäre unser Herr nicht gekreuzigt worden, und die Masse der Heiden wäre nicht gerettet worden. Die Juden werden also zum Glauben kommen, aber erst am Ende der Welt. Ihre Zeit, ans Kreuz zu glauben, war noch nicht gekommen... Ihr Unglaube ist unser Glaube; ihr Fall machte unsere Erhebung möglich. Es war nicht ihre Zeit, damit es unsere sein konnte.

* Nach der französischen Bibelübersetzung

 

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Kommentar zum Markusevangelium, 2

Eine neue Lehre

 

„Der unreine Geist zerrte ihn hin und her und fuhr mit großem Geschrei aus ihm aus.“ Das ist seine Art, seinen Schmerz zu zeigen: Indem er mit Gewalt an ihm zerrt. Und da er der Seele des Menschen keinen Schaden zufügen konnte, hat der Dämon seine Gewalttätigkeit dem Körper zugefügt. Diese leibhaftigen Zeichen waren andererseits das einzige Mittel, das ihm zur Verfügung stand um anzuzeigen, dass er ausfahren würde. Der reine Geist offenbart seine Gegenwart – der unreine Geist schlägt sich in die Flucht...

„Alle wurden von Angst ergriffen und fragten sich: ‚Was soll das bedeuten.'“ Schauen wir in die Apostelgeschichte und auf die Zeichen, die die ersten Propheten wirkten. Was sagen die Zauberer des Pharao zu den Wunderzeichen des Mose? „Das ist der Finger Gottes“ (vgl. Ex 8,15). Moses ist es, der sie vollbringt, doch sie erkennen darin die Macht eines anderen. Später sollten die Apostel andere Wunder vollbringen: „Im Namen Jesu, stehe auf und gehe!“ (vgl. Apg 3,6); „Da befahl Paulus dem Geist im Namen Jesu, aus dieser Frau auszufahren.“ (vgl. Apg 16,18). Der Name Jesu wird immer genannt. Doch was sagt er selbst hier? „Fahre aus diesem Menschen aus.“, ohne genauer zu werden. Denn in seinem eigenen Namen gibt er dem Geist den Befehl, auszufahren. „Alle wurden von Furcht ergriffen und fragten sich: ‚Was hat das zu bedeuten? Eine neue Lehre, die mit Vollmacht verkündet wird.'“ Die Austreibung des Dämons hatte an sich nichts Neues: Die Exorzisten der Hebräer vollzogen sie häufig. Doch was sagt Jesus? Was ist das für eine neue Lehre? Wo steckt die Neuheit? Dass er in seiner eigenen Autorität den unreinen Geistern befiehlt. Er nennt niemand anderes: Er gibt selbst den Befehl; er spricht nicht in eines anderen Namen, sondern mit eigener Autorität.

 

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Über Jesaja, Kap. 11

«Er ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft»

 

„Aus dem Baumstumpf Isais (Vater Davids) wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm“ (Jes 11,1-2). Diese ganze Prophetie gilt Christus... Den jungen Trieb und die Blüte am Baumstumpf Isais deuten die Juden als den Herrn selbst: für sie ist der junge Trieb das Symbol für das königliche Zepter, die Blüte für seine Schönheit. Wir Christen sehen im jungen Trieb am Baumstamm Isais die heilige Jungfrau Maria, mit der sich kein Mann vereinigte, um sie zu befruchten. Sie ist es, die derselbe Prophet vorher meinte: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen“ (7,14). Und in der Blüte erkennen wir unseren Herrn, den Retter, der im Hohenlied sagt: „Ich bin eine Blüte auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler“ (Hld 2,1)...

Auf diese Blüte, die dem Baumstumpf und der Wurzel Isais durch die Jungfrau Maria entspross, lässt sich der Geist des Herrn nieder, denn „in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes“ (Kol 2,9): nicht bruchstückhaft, wie auf die anderen Heiligen, sondern... entsprechend dem, was wir im Evangelium des Matthäus lesen: „Seht, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden“ (Mt 12,18; Jes 42,1). Wir beziehen diese Prophetie auf den Retter, auf den sich der Geist des Herrn niedergelassen hat, was heißen soll, dass er in ihm ewig Wohnung nehmen will... Nach dem Zeugnis des Johannes des Täufers steigt er herab, um sogleich in ihm Wohnung zu nehmen: „Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Ich kannte ihn nicht, aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: „Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft“... Dieser Geist wird genannt „Geist der Weisheit und der Einsicht, Geist des Rates und der Stärke, Geist der Erkenntnis, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht“ (Jes 11,2)... Er ist die einzige und alleinige Quelle aller Gaben.

 

 


Letzte Änderung: 08.02.2013 um 23:34

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