Zitate von Kirchenlehrern
hl. Irenäus von Lyon -1 |
Geschrieben von (ksf) am 20.08.2010 |
Adversus haereses IV, 5-7: „Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich“.
Da Abraham ein Prophet war, schaute er im Geist den Tag der Ankunft des Herrn und den Plan seiner Passion, wodurch er selber und alle, die an Gott glauben, gerettet würden. Und es durchströmte ihn eine große Freude. Für Abraham war der Herr also kein Unbekannter; denn er sehnte sich danach, seinen Tag zu sehen... Er sehnte sich danach, diesen Tag zu erleben, weil auch er sich zu ihm bekennen wollte; und so erfasste ihn große Freude, als er Gott durch den Geist prophetisch erblickt hatte.
Deshalb machte Simeon, einer seiner Nachkommen, die Freude des Patriarchen vollkommen und sprach: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“ Und Elisabeth sagte (nach bestimmten Handschriften): „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“. Die Freude Abrahams stieg hinab auf alle, die wachsam waren, die Christus sahen und an ihn glaubten. Und von seinen Kindern stieg sie wieder hinauf zu Abraham...
Zu Recht gab also der Herr für ihn Zeugnis, als er sagte: „Euer Vater Abraham hat bei dem Gedanken gejubelt, dass er meinen Tag sehen würde. Er hat ihn gesehen und hat sich gefreut“. Das sagte er nicht nur im Blick auf Abraham, sondern er sagte es von allen, die von Anbeginn Gotteserkenntnis erlangten und das Kommen Christi vorhersagten. Denn diese Offenbarung haben sie vom Sohn selbst erhalten, von dem Sohn, der in den letzten Zeiten sich sichtbar und berührbar gemacht und Umgang mit den Menschen gepflogen hat, um aus Steinen Söhne Abrahams zu machen und seine Nachkommen zahlreich zu machen wie die Sterne am Himmel.
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Gegen die Irrlehren IV, 13.3: Das Gesetz ist in unserem Herzen verankert
Es gibt natürliche Gesetzesvorschriften, deren Einhaltung schon Gerechtigkeit bewirken; selbst vor dem Mosaischen Gesetz beachteten Menschen diese Gebote, waren durch ihren Glauben gerechtfertigt, und Gott fand an ihnen Gefallen. Der Herr hat diese Gebote nicht außer Kraft gesetzt, sondern erweitert und vollendet. Das beweisen folgende Worte: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage Euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“ Und weiter: „Es ist gesagt worden: Du sollst nicht töten. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder nur zürnt, soll dem Gesetz verfallen sein“ (Mt 5,21 ff) ... Und so fort. Alle diese Vorschriften widersprachen den vorhergehenden nicht und hoben sie nicht auf, sondern erfüllten und erweiterten sie. So wie es der Herr selbst gesagt hat: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 5,20).
Worin bestand diese größere Gerechtigkeit? Zuerst einmal darin, nicht nur an den Vater, sondern auch an seinen Sohn zu glauben, der ja in der Zwischenzeit in die Welt gekommen war. Er ist es ja, der den Menschen zur Gemeinschaft mit Gott und zur Einheit mit ihm führt. Dann bestand sie darin, nicht mehr nur zu reden, sondern zu handeln – denn „sie redeten nur, taten selbst aber nicht, was sie sagten“ (Mt 23,3) – und sich nicht nur davor zu hüten Böses zu tun, sondern es auch nur zu begehren. Mit dieser Lehre widersprach Christus dem Gesetz nicht, sondern erfüllte es und senkte dessen Regeln tief in uns hinein ... Wenn einer nämlich fordert, nicht nur Böses nicht zu tun, sondern sogar Böses nicht zu begehren, so widerspricht er dem Gesetz nicht und hebt es nicht auf, sondern erfüllt und erweitert es.
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„Die Freundschaft Gottes ist es, die uns Unsterblichkeit schenkt, wenn wir uns um sie bemühen. Am Anfang hat Gott den Adam erschaffen, nicht etwa, weil er den Menschen brauchte. Er tat es, um jemanden zu haben, den er mit seinen Wohltaten überhäufen konnte. Denn das Wort verherrlichte den Vater schon vor Adam, ja vor Erschaffung der ganzen Welt. … Jesus verlangt auch unsere Nachfolge nicht deshalb, weil er unseren Dienst etwa brauchte, sondern um uns das Heil zu schenken. Denn dem Herrn folgen heißt am Heil teilhaben, und dem Licht folgen heißt Licht empfangen. Die im Licht sind, machen nicht das Licht leuchten, sondern werden selbst vom Licht erleuchtet und erhellt. Sie geben dem Licht nichts, sondern sind nur Empfänger, wenn das Licht ihnen die Wohltat der Erleuchtung spendet. So bietet auch der Gottesdienst Gott nichts: Gott braucht den Dienst der Menschen nicht, sondern schenkt allen, die ihm folgen und dienen, das Leben, die Unvergänglichkeit und die ewige Herrlichkeit. Allen, die ihm dienen, erweist er Wohltaten dafür, dass sie ihm dienen, und denen, die ihm folgen, tut er wohl dafür, dass sie ihm nachfolgen. Er ist reich und vollkommen und kennt keinen Mangel. Gott verlangt von den Menschen Dienst, weil er gütig und barmherzig ist und denen gut sein will, die in seinem Dienst ausharren. Gott bedarf nichts, doch der Mensch bedarf der Gemeinschaft mit Gott. Es ist der Ruhm der Menschen, im Dienst Gottes zu bleiben und auszuharren. Deshalb sagt der Herr zu seinen Jüngern: Nicht ihr habe mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Damit wies er darauf hin, dass nicht sie ihn verherrlichen, wenn sie ihm folgen, sondern dass der Sohn Gottes sie verherrlicht, wenn sie ihm folgen.“
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Unterricht in der apostolischen Predigt: „Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham im Himmel zu Tisch sitzen“
„Seht, es werden Tage kommen – Spruch des Herrn – , in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde... Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz“ (Jer 31, 31f). Jesaia weist darauf hin, dass diese Verheißungen eine Hinterlassenschaft sein müssen, die den Heiden gilt; auch für sie ist das Buch des Neuen Bundes aufgeschlagen worden: „Spruch des Herrn, des Gottes Israels: An jenem Tag werden die Menschen auf ihren Schöpfer blicken, ihre Augen werden auf den Heiligen Israels blicken... Sie blicken nicht mehr auf die Altäre, das Machwerk ihrer Hände...“ 17,6ff). Es ist höchst offenkundig, dass das denjenigen gilt, die Schluss machen mit den Götzen und dank dem Heiligen Israels an Gott unseren Schöpfer glauben. Der Heilige Israels ist Christus...
Im Buch Jesaia sagt das Wort selbst, dass es sich unter uns offenbaren musste – der Sohn Gottes hat sich tatsächlich zum Menschensohn gemacht – und sich finden lassen von uns, die wir ihn vorher nicht kannten: „Ich wäre zu erreichen gewesen für die, die nicht nach mir fragten, ich wäre zu finden gewesen für die, die nicht nach mir suchten. Ich sagte zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief: „Hier bin ich, hier bin ich“ (65,1). Dass doch das Volk, von dem Jesaia spricht, ein heiliges Volk wäre, was in den Zwölf Propheten durch Hosea angekündigt worden ist: „Ich werde jene lieben, die nicht geliebt war, und zu Nicht-mein-Volk werde ich sagen: Du bist mein Volk... und sie werden Söhne des lebendigen Gottes genannt werden“ (Röm 9,25-26; Hos 2,25; vgl. 1,9). Das meint auch Johannes der Täufer, wenn er sagt: „Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen“ (Mt 3.9). Ja, wenn wir uns im Glauben vom Steinkult losgesagt haben, sieht unser Herz Gott, und wir werden Söhne Abrahams, der aufgrund seines Glaubens gerecht gemacht war.
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Gegen die Irrlehren III, 21.9-22.1; vgl. SC 211
Unsere Liebe Frau vom Ja: sie, die den Willen Gottes getan hat
Gott hatte geschworen, es werde aus dem Stammbaum Davids der ewige König hervorgehen, in dem alles vereint werde, was im Himmel und auf Erden ist (Ps 132,11; Eph 1,10). Gott hat also das Werk, das er im Anfang geschaffen hatte (Gen 2,7), weitergeführt... Und wie Adam, der erste Mensch, aus unberührter jungfräulicher Erde geformt wurde... und wie er durch die Hand Gottes seine Gestalt empfing – nämlich durch das Wort Gottes, „durch das alles geworden ist“ (Ijob 10,8; Joh 1,3) –, so ist das Wort aus der jungfräulichen Maria geboren worden, das Wort, das eine Art Neuauflage Adams darstellt... Warum hat Gott nicht wieder Lehm verwendet? Warum hat er sein Werk aus Maria hervorgehen lassen? Er wollte, dass das so entstandene Werk nicht anders, sondern genauso wie das erste sein sollte: zwar erlöst aber doch gleich, eine Neuauflage des ersten unter Wahrung der Abbildhaftigkeit.
Wer behauptet, dass Christus nichts von der Jungfrau geerbt hat, der irrt. Er will die Vererbung dem Fleisch nach verwerfen, aber nimmt damit auch das Sich-Änhlichsein nicht zur Kenntnis; man könnte dann nicht mehr sagen, dass Christus dem Menschen ähnele, der nach dem Bild und Gleichnis Gittes geschaffen ist (Gen 1,27). Das würde bedeuten, dass Christus nur scheinbar erschienen ist und nur vorgab, ein Mensch zu sein, oder dass er Mensch geworden ist, ohne etwas vom Menschen für sich zu übernehmen. Wenn er nicht das substantielle Fleisch eines menschlichen Wesens angenommen hat, dann ist er weder Mensch noch Menschensohn geworden. Und wenn er nicht das geworden ist, was wir sind, dann spielen seine Schmerzen und sein Leiden keine große Rolle... Das Wort Gottes ist also wirklich Mensch geworden, er hat in sich das Werk wieder aufgenommen, das er geschaffen hatte... Im Brief an die Galater stellt der Apostel Paulus in aller Klarheit fest: „Gott hat seinen Sohn gesandt, geboren von einer Frau“ (4,4).
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Adversus haereses III 2,2
„Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen“
Das Wort Gottes ist gekommen, um im Menschen Wohnung zu nehmen; es hat sich zum „Menschensohn“ gemacht, um den Menschen daran zu gewöhnen, Gott zu empfangen, und um Gott daran zu gewöhnen, im Menschen zu wohnen, wie es dem Vater gefallen hat. Darum hat uns der Herr von sich aus das Zeichen unseres Heils gegeben: den Immanuel, geboren von der Jungfrau (Jes 7,14). Es ist wirklich der Herr selber, der die Menschen rettet, da sie sich selber nicht retten können ... Der Prophet Jesaia hat gesagt: „Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Fasst wieder Mut, ihr verzagten Herzen. Habt Mut, fürchtet euch nicht mehr. Seht, hier ist euer Gott, der Vergeltung übt. Er selbst wird kommen und uns erretten“ (34,3-4). Denn allein an der Hilfe Gottes liegt es – und nicht an uns selbst – dass wir unser Heil erlangen können.
Hier noch eine weitere Textstelle, wo Jesaia prophezeit hat, dass der, der uns rettet, weder einfach ein Mensch ist noch ein körperloses Wesen: „Nicht ein Bote oder ein Engel, sondern der Herr selbst wird sein Volk retten. Denn er liebt es, er wird ihm verzeihen; er selbst wird es erlösen“ (63,9). Aber dieser Retter ist auch ein Mensch und sichtbar: „Schau auf, Zion: deine Augen werden unseren Retter sehen“ (33,20) .. Ein anderer Prophet hat gesagt: „Er selbst wird sich uns wieder zuwenden, er wird wieder Erbarmen haben mit uns, er wird unsere Sünden in die Tiefe des Meeres hinabwerfen“ (Mi 7,19)... Aus dem Land Juda, aus Betlehem (Mt 5,1) sollte Gottes Sohn kommen – auch er Gott – um sein Lob zu verbreiten über die ganze Erde ... Gott hat sich also zum Menschen gemacht, und der Herr selber hat uns gerettet, indem er uns das Zeichen der Jungfrau geschenkt hat.
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Gegen die Irrlehren, 4, 14
„Alle, die in meinem Namen gerufen worden sind“
Der Vater hat uns nicht deswegen geboten, dem Worte nachzufolgen, weil er unseren Dienst gebraucht hätte, sondern um unser Heil sicherzustellen. Denn dem Herrn folgen, bedeutet Teilhabe an seinem Heil, so wie dem Licht folgen, Teilhabe am Licht bedeutet. Wenn die Menschen im Licht sind, sind nicht sie es, die das Licht zum Leuchten bringen; vielmehr werden sie vom Licht angestrahlt und zum Leuchten gebracht. Weit entfernt, dem Licht etwas hinzuzufügen, ziehen sie aus ihm Nutzen und werden von ihm erleuchtet.
So ist es auch mit dem Dienst für Gott. Er bringt Gott nichts, denn Gott braucht den Dienst der Menschen nicht. Denen aber, die ihm dienen und ihm nachfolgen, sichert er unzerstörbares Leben und ewige Herrlichkeit zu... Wenn Gott, der gut und barmherzig ist, von den Menschen verlangt ihm zu dienen, so deshalb, um denen, die in seinem Dienst ausharren, seine Wohltaten erweisen zu können. Wenn nämlich Gott nichts braucht, so braucht der Mensch doch die Gemeinschaft mit Gott. Die Ehre des Menschen besteht darin, im Dienst für Gott nicht nachzulassen.
Deshalb sagte der Herr zu seinen Aposteln: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16)... Auch sagt er: „Ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen“ (Joh 17,24)... Von ihnen sagt Gott bei Jesaja: „Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich euch... führe meine Söhne heim aus der Ferne, meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die nach meinem Namen benannt sind, denn ich habe sie zu meiner Ehre erschaffen“ (Jes 43,6-7).
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Gegen die Irrlehren, IV, 14,1; SC 100
«Komm und folge mir nach»
Abraham war in seinem hochherzigen Glauben der Aufforderung Gottes frei und spontan nachgekommen. Deshalb wurde er „der Freund Gottes“ (Jak 2,23). Wenn sich der Logos dieser Freundschaft Abrahams versicherte, so nicht deswegen, dass er seiner bedurft hätte: er war von Anfang an vollkommen. Er sagt ja: „Bevor Abraham war, bin ich“ (Joh 8,58). Er hat es in seiner Güte getan, um Abraham das ewige Leben schenken zu können... Ebenso wenig bedurfte am Anfang Gott eines Menschen nach dem Muster Adams; aber er wollte jemand haben, dem er seine Wohltaten erweisen konnte.
Auch uns gab er den Auftrag, ihm zu folgen; nicht deswegen, weil er unseren Dienst bräuchte, sondern um uns das Heil zu verschaffen. Dem Retter zu folgen bedeutet nämlich Teilhabe am Heil, so wie es Teilhabe am Licht bedeutet, wenn man dem Licht folgt. Wenn Menschen im Licht sind, geben nicht sie dem Licht den Schein und lassen es leuchten, sondern sie werden angestrahlt und durch das Licht zum Leuchten gebracht... Gott gewährt denen, die ihm dienen, seine Wohltaten, eben weil sie ihm dienen, und denen, die ihm nachfolgen, weil sie ihm nachfolgen. Er empfängt jedoch von ihnen keine Wohltat, weil er vollkommen ist und keinen Mangel hat.
Wenn Gott will, dass ihm die Menschen dienen, dann deshalb, weil er, der Gute und Barmherzige, denen seine Wohltaten gewähren will, die ihm beharrlich dienen. Denn wenn Gott auch nichts braucht, der Mensch braucht die Gemeinschaft mit Gott. Die Herrlichkeit des Menschen besteht darin, dass er Gott mit Ausdauer dient. Deshalb sagte der Herr zu seinen Jüngern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16). Damit sagt er, dass... sie, die dem Sohn Gottes nachgefolgt sind, auch von ihm verherrlicht werden: „Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen“ (Joh 17,24).
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Gegen die Irrlehren, IV, 26; SC 100
Der in den Schriften verborgene Schatz
Christus war all denen gegenwärtig, an die Gott von Anbeginn sein Wort, seine Stimme gerichtet hat. Wenn nun jemand aus diesem Blickwinkel heraus die Schrift liest, so findet er einen sich auf Christus beziehenden Ausdruck und die Vorabbildung einer neuen Benennung; denn „der Schatz, der im Acker (d.h. in der Welt, Mt 13,38) verborgenen ist“, ist Christus, der in der Schrift verborgene Schatz. Er war nämlich mit den Symbolen und Parabeln gemeint, die nach menschlichem Ermessen erst verstanden werden konnten, als sich die Prophetien erfüllten, d.h. nach der Ankunft des Herrn. Deshalb hatte er zum Propheten Daniel gesagt: „Halte diese Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes“ (12,4)... Auch sagt Jeremia: „Am Ende der Tage werdet ihr es klar erkennen“ (23,20)...
Nach christlicher Leseart ist das Gesetz ein ehemals im Acker verborgener Schatz, den aber Christi Kreuz hebt und auslegt...: es offenbart die Weisheit Gottes, es lässt seine auf das Heil des Menschen ausgerichteten Pläne erkennen, es stellt das Königreich Christi im Voraus dar, es kündigt die gute Nachricht von der Erbschaft des himmlischen Jerusalems an, es prophezeit, dass der Mensch, der Gott liebt, zur Schau Gottes und zum Verstehen seines Wortes gelangen und durch dieses Wort verherrlicht werden wird...
Auf diese Weise hat der Herr nach seiner Auferstehung seinen Jüngern die Schrift erklärt und ihnen anhand der Schrift aufgezeigt, dass „der Messias all das erleiden musste, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen“ (Lk 24,26). Wer also die Schriften auf diese Weise liest, wird ein vollkommener Jünger sein und „einem Hausherrn gleichen, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt“ (Mt 13,52).
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Gegen die Irrlehren, III, 17,2
„Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der immer bei euch sein wird.“
Als der Herr seinen Jüngern die Vollmacht gab, die Menschen in Gott wiedergeboren werden zu lassen, sagte er zu ihnen: „Geht zu allen Völkern und macht sie zu meinen Jüngern, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Tatsächlich hatte er durch die Propheten verheißen, diesen Geist auszugießen in den letzten Zeiten über seine Diener und Dienerinnen, damit sie prophezeiten... (Joel 3,1)... So hat unser Herr der Samariterin „lebendiges Wasser“ verheißen, „auf dass sie niemals mehr Durst habe“ und dass sie nicht mehr gezwungen ist, mühselig geschöpftes Wasser zu trinken, sondern ich sich selbst das Wasser vorfinde, das „in ihr eine Quelle sprudelnden Wassers zum ewigen Leben“ wird (Joh 4,10-14). Es geht darum, trinken zu können, was der Herr selbst vom Vater empfangen hat, das er seinerseits denen gibt, die in ihm bleiben, indem er den Heiligen Geist auf die ganze Erde aussendet...
Gideon hatte geweissagt, dass sich auf der ganzen Erde ein Tau herabsenken wird, der der Geist Gottes ist (Ri 6, 36-40). Das ist genau der Geist, der auf den Herrn herabgestiegen ist: „Der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Frömmigkeit, der Geist der Gottesfurcht“ (Jes 11, 2-3). Der Herr hat seinerseits der Kirche diesen Geist geschenkt, indem er aus den Himmeln den Beistand über die ganze Erde ausgegossen hat – dort, wo „der Satan wie ein Blitz herabgestürzt wurde“, nach den Worten des Herrn (Lk 10,18). Deshalb brauchten wir diesen Tau Gottes, damit wir nicht verzehrt und unfruchtbar würden, und damit dort, wo wir einen Ankläger haben (Offb 12,10), auch ein Beistand sei.
Denn der Herr hat den Mensch dem Heiligen Geist anvertraut, sein Eigentum, das in die Hand der Banditen gefallen war (vgl. Lk 10,30). Der Herr „wurde von Mitleid ergriffen, hat seine Wunden verbunden“, er gab „zwei Geldstücke“ (Vers 35) mit dem Bild des Königs, damit wir, nachdem wir durch den Geist „das Bild und die Inschrift“ (Lk 20,23) des Vaters und des Sohnes empfangen hätten, dieses Geldstück, das uns anvertraut wurde, Frucht tragen ließen und dem Herrn vielfach vermehrt zurückgeben könnten (vgl. Mt 25,14 ff.)
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Adversus haereses III, 17, 1-2: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, den Heiligen Geist, der für immer bei euch bleiben soll“ (Joh 14, 16)
Der von den Propheten verheißene Geist ist auf den Gottessohn herabgekommen, der Menschensohn geworden war (Mt 3, 16); seitdem wohnt er mit ihm zusammen im Menschengeschlecht, er ruht auf den Menschen, hat seinen Wohnsitz in dem von Gott geformten Werk. Und er vollbrachte in ihnen den Willen des Vaters und erneuerte sie, indem er sie den alten Menschen ablegen ließ, um neu zu werden in Christus.
Diesen Geist hatte sich David für das Menschengeschlecht gewünscht, als er sagte: „Mit einem willigen Geist rüste mich aus“ (Ps 51, 14). Auch Lukas berichtet von diesem Geist, der nach der Himmelfahrt des Herrn am Pfingsttag auf die Jünger herabgekommen ist und ihnen die Macht gegeben hat, alle Nationen ins Leben zu führen und ihnen das Neue Testament zu erschließen. Vom gleichen Bewusstsein beseelt, feierten die Jünger Gott und lobten ihn in allen Sprachen; der Heilige Geist aber führte die zertrennten Völker zur Einheit und brachte dem Vater die Erstlingsfrüchte aller Nationen dar (Apg 2).
Deshalb hatte auch der Herr versprochen, uns einen Paraclet zu senden, der uns mit Gott versöhnen würde. Denn so, wie man aus trockenem Mehl ohne Zugabe von Wasser weder Teig noch Brot fertigen kann, so konnten wir, die wir sehr viele waren, ohne das Wasser, das vom Himmel gekommen ist, in Jesus Christus nicht ein Leib werden (1 Kor 10, 17). Und wie die dürre Erde, wenn sie kein Wasser bekommt, nicht fruchtbar werden kann, so hätten wir, die wir zuerst nur dürres Holz waren, ohne den ergiebigen Regen von oben niemals die Frucht des Lebens getragen. Denn unser Leib hat die Unvergänglichkeit erhalten durch das Bad der Taufe, unsere Seele aber durch den Geist. Deshalb sind beide notwendig, weil beide ihren Beitrag leisten, dass uns das Leben in Gott geschenkt wird.
Letzte Änderung: 02.03.2013 um 20:31
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