Zitate von Heiligen
hl. Isaak der Syrer - 1 |
Geschrieben von (ksf) am 08.03.2011 |
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Homilien, 1. Sammlung, Nr. 84
„Ich leide große Qual in diesem Feuer“
Wer im Fegefeuer Qualen leidet, der leidet, so meine ich, unter den Hieben der Liebe. Gibt es etwas, das bitterer und schmerzlicher ist als die Qualen der Liebe? Wer spürt, dass er gegen die Liebe gesündigt hat, schleppt mit sich eine Strafe herum, die noch viel größer ist als die gefürchtetste Züchtigung. Das Leiden, das die Sünde wider die Liebe uns ins Herz pflanzt, ist schmerzhafter als jede andere Qual.
Der Gedanke, die Sünder im Fegefeuer könnten von der Liebe Gottes abgeschnitten sein, ist absurd. Die Liebe ist das Kind der Erkenntnis der Wahrheit, die, wie alle bezeugen, ungeteilt geschenkt wird. In eigener Kraft handelt die Liebe auf zweierlei Weise. Sie quält die Sünder, wie hier auf Erden ein Freund den anderen quält. Und sie schenkt Freude denen, die ihre Pflicht erfüllt haben. Das ist meines Erachtens die Folter des Fegefeuers: die Reue. Aber die Seelen im Himmel schwelgen im Freudenrausch.
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Asketische Homilien, 1. Sammlung, Nr. 2
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“
Tu dir Gewalt an (vgl. Mt 11,12), nimm alle Kraft zusammen und ahme die Demut Christi nach, damit das Feuer, das er in dich hineingeworfen hat, immer mehr um sich greift! Es ist Feuer, das alle von unserer Welt ausgehenden Anstöße auffrisst, die den neuen Menschen zerstören und die Wohnungen des heiligen und starken Herrn beschmutzen. Denn ich versichere dir mit dem heiligen Paulus, dass „wir der Tempel des lebendigen Gottes sind“ (2 Kor 6,16). Reinigen wir also seinen Tempel, „wie auch er rein ist“ (1 Joh 3,3), damit er Verlangen danach hat, darin zu wohnen; heiligen wir ihn, „wie er heilig ist“ (1 Petr 1,16); schmücken wir ihn mit allen guten und würdigen Werken.
Erfüllen wir den Tempel, den Ruheplatz seines Willens, gleichsam mit Wohlgeruch und zwar durch reines Gebet, durch das Gebet des Herzens, das nicht zustande kommen kann, wenn man sich den fortgesetzten Anstößen dieser Welt ausliefert. So wird die Wolke seiner Herrlichkeit deine Seele bedecken, und das Licht seiner Hoheit wird in deinem Herzen leuchten (vgl. 1Kön 8,10). Alle, die im Hause wohnen, werden erfüllt werden von Freude und Fröhlichkeit. Die Frechen und Gemeinen aber werden unter der Flamme des Heiligen Geistes vergehen.
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Geistl. Abhandlungen, 1. Sammlung, Nr. 20
Herodes hatte den Wunsch, Jesus einmal zu sehen
Wie konnten Geschöpfe Gott schauen? Die Gottesschau ist so furchteinflößend, dass sogar Mose sagt, dass er vor Furcht zittert. Als Gottes Glorie auf dem Berg Sinai erschien (Ex 20), rauchte und zitterte der Berg unter dem Eindruck der Offenbarung vor Angst. Die Tiere, die dem Berghang nahten, gingen zugrunde. Die Söhne Israels hatten sich vorbereitet. Auf Anordnung des Moses reinigten sie sich drei Tage lang, um würdig zu werden, die Stimme Gottes zu hören und ihn zu sehen. Als aber die Zeit gekommen war, konnten sie weder sein Licht ertragen noch seine gewaltige Donnerstimme vernehmen.
Jetzt aber, da er durch seine Ankunft seine Gnade über die Erde ausgegossen hat, ist er weder in einem Erdbeben noch im Feuer herabgekommen, hat sich auch nicht mit furchterregender, lauter Stimme angekündigt, sondern wie Tau auf der Wolle (Ri 6,37), wie ein Tropfen, der sanft auf die Erde fällt. Er ist auf andere Weise zu uns gekommen. Seine Größe hat er tatsächlich mit dem Schleier des Fleisches bedeckt. Er hat aus diesem Fleisch einen Schatz geschaffen; hat in diesem Fleisch, das sich sein Wille im Schoße der Jungfrau Maria, der Mutter Gottes, geschaffen hat, gelebt, damit wir nicht bei seinem Anblick in Angst geraten und verstört werden, wenn wir sehen, dass er von unserer Art ist und unter uns lebt. Deshalb haben alle, die sich mit dem Gewand bekleidet haben, in dem der Schöpfer erschien, mit dem Leib, in den er sich gehüllt hat, Christus als Gewand angelegt (Gal 3,27). Denn sie wollten in ihrem Inneren (Eph 3,16) die Demut aufweisen, mit der Christus sich seiner Schöpfung offenbart und in ihr gelebt hat, so wie er sich jetzt seinen Jüngern offenbart. Anstatt mit dem Kleid äußerer Ehre und äußeren Ruhmes haben sie sich mit der Demut geschmückt.
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Asketische Abhandlungen, 1. Serie, Nr. 60
«Er hatte Mitleid mit ihnen»
Nenne Gott nicht leichthin gerecht; denn er offenbart seine Gerechtigkeit nicht in Bezug auf das, was du tust. David sagt, dass Gott Gerechtigkeit und Recht liebt (Ps 33,5); sein Sohn aber offenbart ihn uns als gut und sanftmütig: „Er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Lk 6,35)... Wo ist Gottes Gerechtigkeit? Besteht sie nicht darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“? (Röm 5,8) Und wenn Gott sich hier auf Erden als mitleidig erweist, dann glauben wir doch, dass er es seit aller Ewigkeit ist!
Wir weisen die ungerechte Meinung, dass Gott kein Mitleid hat, weit von uns. Gottes Wesen verändert sich nicht wie sich Geschöpfe verändern, die sterben...; an ihm ist kein Mangel, und es muss auch nichts ergänzt werden, wie es bei Geschöpfen der Fall ist. Das Mitleid, das Gott von Anbeginn hat, wird er immer haben, in Ewigkeit... So sagt der sel. Cyrill in seinem Kommentar zum Buch Genesis: Verehre Gott aus Liebe und nicht wegen des harten Wortes Gerechtigkeit, mit dem man ihn gekennzeichnet hat! Liebe ihn so, wie er geliebt werden sollte: nicht wegen der Belohnung, die du von ihm erhalten wirst, sondern wegen dem, was wir empfangen haben: um der Welt willen, die er geschaffen hat, um sie uns zu schenken! Wer könnte ihm eine Gegenleistung erbringen für das, was er für uns getan hat? Mit welchem unserer Werke könnten wir uns revanchieren? Wer hat ihn überhaupt dazu gebracht, uns zu erschaffen? Und wenn wir es an Dankbarkeit fehlen lassen – wer tritt für uns ein? Wie unbegreiflich groß ist doch Gottes Mitleid! Wie wunderbar die Gnade Gottes, unseres Schöpfers!... Wer könnte seiner Herrlichkeit gebührend Ausdruck verleihen?
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Sentenzen 117, 118: «Wehe euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können»
Hege keinen Hass gegen den Sünder; denn wir alle haben Schuld auf uns geladen. Wenn du, um der Liebe Gottes willen, an ihm Grund zum Tadel findest, dann weine über ihn! Warum solltest du ihn hassen? Wenn du es Christus gleichtun willst, dann musst du die Sünden des Mannes hassen und für ihn beten. Weit entfernt, sich über Sünder zu entrüsten, betete Christus für sie (Lk 23,34)... Aus welchem Grund hasst du, der du nur ein Mensch bist, den Sünder? Etwa weil er an deine Tugend nicht heranreicht? Aber wo bleibt deine Tugend, wenn es dir an Liebe fehlt?
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Asketische Homilien, 1. Sammlung, Nr. 60: „Er hatte Mitleid mit ihnen“
Wenn David Gott gerecht und beständig nennt, so hat ihn uns sein Sohn als gut und sanft offenbart. Fern sei uns der unbillige Gedanke, Gott sei nicht mitfühlend! O erstaunliches Mitleid Gottes! O Wunder der Huld Gottes, unseres Schöpfers! O alles vermögende Macht! O unermessliche Güte, die er unserer Natur erweist, um sie neu zu schaffen! Wer kann seine Herrlichkeit in Worte fassen? Er richtet den wieder auf, der ihn beleidigt und geschmäht hat; er erweckt seelenlose Asche zu neuem Leben... und aus unserem zerstreuten Geist und unseren verwirrten Sinnen schafft er eine vernunftbegabte und zum Denken befähigte Natur. Der Sünder ist nicht im Stande, die Gnade seiner Auferstehung zu begreifen... Was bedeutet schon die Hölle angesichts der Gnade der Auferstehung, wenn uns Gott aus der Verdammnis heraushebt und diesem vergänglichen Leib das Geschenk macht, sich mit Unsterblichkeit bekleiden zu können (1 Kor 15, 53)...
Ihr, die ihr die Gabe der Unterscheidung habt: kommt und staunt. Welcher mit Weisheit und wunderbarer Intelligenz ausgestattete Mensch könnte die Gnade unseres Schöpfers so bewundern, wie sie es verdient? Mit dieser Gnade belohnt er die Sünder. Sie verdienen Gerechtigkeit pur – er schenkt ihnen statt dessen Auferstehung. Die Leiber haben sein Gesetz entweiht – er bekleidet sie mit der Herrlichkeit der Unverweslichkeit. Diese Gnade – die Auferstehung nach unserem Sündenfall – ist größer als die erste Gnade, mit der er uns, als wir noch gar nicht waren, geschaffen hat. Ruhm und Ehre deiner unermesslichen Gnade, o Herr! Angesichts der Flut deiner Gnaden kann ich nur verstummen. Die Dankbarkeit, die ich dir schulde – ich kann sie nicht in Worte fassen.
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Abhandlungen, 1. Reihe, Nr. 34: „Seid barmherzig wie es auch euer Vater ist“
Bruder, ich lege dir ans Herz: das Mitleid möge auf deiner Waage immer den Ausschlag geben, bis du in dir das Mitleid empfindest, das Gott für die Welt hat. Dieser Zustand soll zum Spiegel werden, in dem wir in uns selber das wahre „Abbild“ der Natur und des Wesens Gottes erblicken. So und auf ähnliche Weise gelangen wir zum Licht, und eine eindeutige Entscheidung kann uns dann zur Nachahmung Gottes bringen. Ein hartes Herz, das kein Mitleid kennt, kann niemals ein reines Herz sein (Mt 5, 8). Der mitleidende Mensch aber ist der Arzt seiner Seele. Wie durch einen heftigen Wind vertreibt er die dunklen Wolken der Verwirrung.
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1. Sammlung, § 21
«Im Beten nicht nachlassen»
Selig der Mensch, der um seine eigene Schwachheit weiß; denn dieses Wissen ist in ihm Fundament, Wurzel und Ursprung aller Güte... Wenn einem Menschen bewusst wird, dass er bar göttlicher Hilfe ist, dann betet er ausgiebig. Und je mehr er betet, umso demütiger wird sein Herz... Wenn er das alles verinnerlicht hat, dann birgt er in seiner Seele das Gebet wie einen Schatz. Und solange seine Freude darüber groß ist, wird ihm das Gebet zu einer Danksagung... Getragen von diesem Wissen und staunend über die Gnade Gottes, erhebt er seine Stimme, lobt und preist Gott, sagt ihm Dank, und das alles in höchster Bewunderung.
Ein Mensch, der tatsächlich, und nicht bloß in seiner Vorstellung, derlei Merkmale aufweist und derlei Erfahrungen gemacht hat, der weiß, wovon ich spreche; er weiß auch, dass es nur so geht. Aber er soll von nun an aufhören, nach eitlen Dingen sich auszustrecken. Er mache sich, ohne Unterlass betend, in Gott fest, aus Furcht, es könnte ihm der göttliche Beistand entzogen werden.
All diese Güter bekommt der Mensch geschenkt, sobald er seine Schwachheit erkennt. In großem Verlangen nach der Hilfe Gottes verbleibt er im Gebet und nähert sich so Gott. In dem Maß, wie er sich entschlossen Gott nähert, kommt ihm Gott mit seinen Gaben entgegen und entzieht ihm, weil er so demütig ist, seine Gnade nicht. Ein solcher Mensch ist ja wie die Witwe, die unablässig den Richter bedrängt, ihr doch Recht gegen ihren Feind zu verschaffen. Der mitfühlende Gott lässt sich Zeit mit seinen Gnadengaben, um so den Menschen zu motivieren, auf Gott zuzugehen und sich an dem festzumachen, der die Quelle seines Heils ist, dessen er so sehr bedarf.
Letzte Änderung: 02.03.2013 um 20:20
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