Zitate von Kirchenlehrern
hl. Johannes Chrysostomus - 2 |
Geschrieben von (ksf) am 01.11.2011 |
Homilie zum Karfreitag „Das Kreuz und der Schächer“
«Vater, vergib ihnen»
Machen wir es wie unser Herr und beten wir für unsere Feinde... Er hing am Kreuz und betete dabei zu seinem Vater für die, die ihn kreuzigten. Aber wie könnte ich es denn je meinem Herrn gleichtun, kannst du dich fragen. Wenn du es willst, kannst du es auch. Wenn du nicht in der Lage wärest, es zu tun, wie hätte er dann sagen können: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig“? (Mt 11,29).
Wenn es dir schwer fällt, es dem Herrn gleichzutun, dann tu es wenigstens dem gleich, der sein Diener und zugleich sein Diakon war. Ich spreche von Stephanus. Er hat es tatsächlich dem Herrn gleichgetan. So wie Christus inmitten seiner Kreuziger für sie den Vater anflehte – ohne viele Aufhebens zu machen von seinem Kreuz und seiner Situation – so sagte sein Diener, umringt von denen, die ihn steinigten und über ihn herfielen, von Steinwürfen getroffen, der zugefügten Schmerzen nicht achtend: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“ (Apg 7,60). Fällt dir auf, was der Sohn sagte und wie der Diener betete? Der Sohn sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, und der Diener: „Herr, rechne ihnen diese Schuld nicht an“. Übrigens stand er, damit man besser erkenne, mit welcher Inbrunst er betete, nicht einfach da und betete im Steinhagel, sondern betete auf Knien mit Überzeugung und Mitleid...
Christus sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Stephanus ruft aus: „Herr, rechne ihnen die Schuld nicht an“. Paulus erklärt: „Ich biete dieses Opfer an für meine Brüder, die der Abstammung nach mit mir verwandt sind“ (vgl. Röm 9,3). Mose sagt: „Doch jetzt nimm ihr Sünde von ihnen, wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du angelegt hast“ (Ex 32,32). David sagt: „Erhebe deine Hand gegen mich und gegen das Haus meines Vaters“ (2 Sam 24,17)...Was für eine Vergebung glauben wir erhalten zu können, wenn wir das Gegenteil von dem tun, was uns aufgetragen ist, und gegen unsere Feinde beten, wenn doch der Herr selber und seine Jünger im Alten und Neuen Testament uns dazu auffordern, für unsere Feinde zu beten?
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Homilien über den Römerbrief, Nr. 24
«Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken»
Je näher die Ankunft des Königs ist, umso mehr müssen wir uns darauf vorbereiten. Je näher der Zeitpunkt kommt, wo der Siegespreis verliehen wird, umso mehr Einsatz muss der Wettkämpfer zeigen. So ist es beim Pferderennen: Wenn das Ende des Rennens in Sicht ist und es aufs Ziel zugeht, gibt man den Pferden noch mehr die Sporen. Deshalb sagt Paulus: „Jetzt ist uns das Heil näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe“ (Röm 13,11-12).
Da die Nacht zu Ende geht und der Tag anbricht, so lasst uns auch die Werke des Tages tun und ablegen die Werke der Finsternis! Wenn wir sehen, dass die Nacht dem Morgenrot weicht und wir die Schwalbe zwitschern hören, so lasst uns einander wecken, selbst wenn es noch Nacht ist... Dann lasst uns voll Eifer an die Aufgaben des Tages gehen. Dem Schlaf entrissen, wollen wir uns ankleiden, damit die Sonne uns bereit findet. Tun wir doch schon jetzt dasselbe: schütteln wir all unsere Träume ab, reißen wir uns heraus aus den Illusionen des Augenblicks, wachen wir auf aus dem Tiefschlaf und bekleiden wir uns mit dem Gewand der Tugend! Das ist auch die klare Anweisung des Apostels: „Lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Werke des Lichts“ (V. 12). Denn der Tag ruft uns zum Streit, zum Kampf.
„Erschrick nicht, wenn du Worte hörst wie „Streit“ und „Kampf“. Es ist beschwerlich, eine Rüstung aus Eisen zu tragen, jedoch erstrebenswert, die geistige Waffenrüstung anzulegen, denn sie besteht aus Licht. So wirst du heller strahlen als die Sonne, und zu alledem wirst du auch in Sicherheit leben, denn es handelt sich ja um Waffen... um Waffen des Lichts. Wie nun? Sind wir vom Kampf dispensiert? Nein! Es gilt zu kämpfen, aber ohne von Müdigkeit und Erschöpfung überwältigt zu werden. Denn wir sind nicht zu einem Krieg einberufen; wir sind geladen zu einem Freudenfest.
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Homilien zum Evangelium nach Mattäus, Nr. 65, 2-4; PG 58, 619
„Seinen Kelch trinken, um zu seiner Rechten zu sitzen“
Über ihre Mutter richten die Söhne des Zebedäus im Beisein der anderen Jünger an ihren Meister folgende Bitte: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den anderen links neben dir sitzen“ (vgl. Mk 10,35f)... Christus beeilt sich, ihnen ihre Illusion zu nehmen, und sagt ihnen, sie müssten bereit sein, Beleidigungen, Verfolgungen, ja den Tod in Kauf zu nehmen: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke?“ Niemand möge darüber erstaunt sein, die Apostel in so unvollkommener Verfassung zu sehen. Wartet, bis das Mysterium des Kreuzes vollbracht und die Kraft des Heiligen Geistes auf sie gekommen ist. Wenn ihr sehen wollt, wie stark ihre Seelen waren, dann schaut sie euch später an, und ihr werdet erkennen, dass sie allen menschlichen Schwächen entwachsen sind. Christus verdeckt ihre Kleinheit nicht, damit ihr erkennt, was aus ihnen geworden ist durch die Kraft der Gnade, die sie umgestaltet hat.
„Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.“ Ihr wisst nicht, wie groß diese Ehre ist, wie wunderbar. Zu meiner Rechten sitzen? Das übersteigt sogar die Möglichkeiten der Engel. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke?“ Ihr redet von Thronen und Diademen, die keine Bedeutung haben; ich rede von Kampf und Leiden. Ich erlange meine königliche Herrschaft nicht jetzt; die Stunde der Glorie ist noch nicht gekommen. Im Augenblick geht es für mich und die Meinen um Gewalt, Kampf und Gefahr.
Beachtet genau, dass er sie nicht direkt fragt: „Habt ihr den Mut, euer Blut zu vergießen?“ Um ihnen Mut zu machen, bietet er ihnen an, seinen eigenen Kelch mit ihnen zu teilen, in Gemeinschaft mit ihm zu leben... Später wird man sehen, dass der gleiche hl. Johannes, der vorerst nach dem ersten Platz strebt, immer dem hl. Petrus den Vortritt lässt... Das Apostolat des Jakobus hingegen hat nicht lange gedauert. Glühend vor Eifer, hat er die rein menschlichen Interessen völlig außer Acht gelassen und sich durch seine Hingabe das Verdienst erworben, unter den Aposteln der erste Märtyrer zu werden (Apg 12,2).
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8. Homilie über den Römerbrief, 8; PG 60, 464
«Ihr seid alle Brüder»
Jesus sagt: “Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen” (Mt 18,20)... Aber was muss ich sehen? Christen, die unter dem gleichen Banner, unter dem gleichen Herrn dienen, verschlingen und zerreißen einander: die Einen für ein wenig Gold, Andere um der Ehre willen, wieder Andere ohne irgendeinen Grund oder aus Lust, ein Bonmot loszuwerden!... Unter uns ist die Anrede „Brüder“ ein leeres Wort...
Habt Respekt vor dem heiligen Tisch, um den wir alle versammelt sind; habt Respekt vor Christus, der sich für uns hingegeben hat, und vor dem Opfer, das auf diesem Tisch dargebracht wird... Wir sind gemeinsam an solchem Tisch gesessen und haben gemeinsam eine solche Speise genossen: und jetzt wollen wir gegeneinander die Waffen erheben, wo wir uns doch alle gemeinsam gegen den Teufel bewaffnen sollten!... Wir lassen diesen Gegner außer Acht und richten unsere Pfeile gegen unsere Brüder. – Welche Pfeile, werdet ihr sagen? – Pfeile, die von Zunge und Lippen abgeschossen werden. Es verwunden nicht nur die Pfeile mit Eisenspitzen: manche Worte verursachen weit tiefere Wunden.
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Homilien zum Evangelium nach Matthäus, Nr. 32
„Er verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten“
Jesus Christus, von seinen Feinden aufs Schlimmste verachtet und verhöhnt, bemüht sich noch mehr darum, ihnen Gutes zu tun... Er durchwandert Städte und Dörfer und geht in die Synagogen: so lehrt er uns, wie wir auf Verleumdungen nicht mit Verleumdung antworten sollen, sondern mit noch größeren Wohltaten. Ja, wenn du deinem Nächten Gutes tust, tust du es um Gott zu gefallen und nicht den Menschen. Was immer Menschen tun, hör nicht auf, ihnen Gutes zu tun! Dein Lohn wird umso größer sein... Schau, Christus wartete nicht, bis Kranke zu ihm kamen: er ging auf sie zu und brachte ihnen gleichzeitig die zwei wesentlichen Güter: das Evangelium vom Reich und die Heilung all ihrer Krankheiten.
Und damit begnügte er sich nicht: er zeigte ihnen noch auf andere Weise, wie sehr er um sie besorgt war: „Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: ´Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.´“ Nimm nochmal zur Kenntnis, wie sehr ihm eitler Ruhm zuwider war. Er wollte nicht alle Welt auf seine Seite ziehen, er sandte seine Jünger aus. Er wollte sie nicht nur für die Kämpfe ausbilden, die ihnen in Judäa bevorstanden, sondern auch für die Schlachten, die sie auf der ganzen Erde schlagen würden...
Jesus verlieh seinen Jüngern zunächst Kraft, Krankheiten des Leibes zu heilen, um ihnen dann auch die Kraft zur Heilung von Seelen zu übertragen. Beachte, wie er ihnen aufzeigt, wie leicht und zugleich notwendig diese Aufgabe ist. Denn was sagt er? „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Ich sende euch nicht aus, damit ihr sät, sondern damit ihr erntet... Mit diesen Worten macht er ihnen Mut und lässt sie wissen, dass die wichtigste Arbeit bereits getan ist.
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Homilien zum Matthäusevangelium, Nr. 50, 1-2:
«O du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?»
Die Jünger sind wieder Spielzeug der Wellen und ein weiterer Sturm, dem ersten gleich (Mt 8,24), bricht los. Damals hatten sie jedoch Jesus bei sich im Boot, während sie diesmal allein und sich selber überlassen sind... Ich glaube, dass der Retter auf diese Weise ihre Herzen wieder beleben wollte, die schläfrig geworden waren. Er versetzte sie in Todesangst, verstärkte in ihnen das Verlangen nach seiner Anwesenheit und bewirkte, dass sie ständig an ihn dachten. Deshalb kam er ihnen auch nicht sofort zu Hilfe, sondern „kam in der vierten Nachtwache zu ihnen; er ging auf dem See“...
Petrus, der immer temperamentvoll und den anderen Jüngern immer einen Schritt voraus war, sagte zu ihm: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme“... Er sagte nicht zu ihm: „Befiel, dass ich auf dem Wasser gehen soll“, sondern: „dass ich zu dir kommen soll“; denn keiner liebte Jesus so wie er. Nach der Auferstehung Jesu tat er dasselbe: er konnte es nicht ertragen, nicht schneller als die anderen zu sein: So sprang er in das Wasser, um ihnen zuvor zu kommen und seiner Liebe zu Christus zu genügen... Petrus stieg also aus dem Kahn und ging auf Jesus zu, glücklicher darüber, ihm näher zu kommen als darüber, auf dem Wasser gehen zu können. Als er aber mit der größten Gefahr, nämlich der, die von dem Wasser ausging, fertig geworden war, fiel er einer weniger großen Gefahr, nämlich der, die ihm vom Sturm drohte, beinahe zum Opfer. So ist die menschliche Natur: wir überstehen ernste Gefahren und erliegen dann kleineren Gefahren... Petrus war noch nicht frei von jeglicher Angst, obwohl Christus in seiner Nähe war. Es nützt also nichts, Christus neben sich zu haben, wenn man ihm nicht durch den Glauben nahe ist. Das machte deutlich, welche Distanz zwischen dem Meister und dem Jünger bestand...
„O du Kleingläubiger, warum zweifelst du? Wenn sein Glaube nicht schwächer geworden wäre, hätte Petrus den Wind leicht aushalten können. Und der Beweis dafür: Jesus greift nach Petrus und lässt den Wind weiter wehen... Christus verfährt mit Petrus wir eine Vogelmutter mit ihrem Jungen, das sich vorzeitig daran gemacht hat, das Nest zu verlassen und nun herauszufallen droht: sie hält es mit ihren Flügeln fest und bringt es ins Nest zurück.
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Homilien zu Matthäus, Nr. 52, 1-3
Die Kraft eines beharrlichen Gebetes
Die Kanaaniterin hätte sich eigentlich entmutigt zurückziehen müssen, doch sie kam noch näher, fiel vor Jesus nieder und sagte: „Herr, hilf mir!“ Ja, Frau, hast du Ihn denn nicht sagen hören: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“? Ich habe es gehört, entgegnet sie; aber Er ist der Herr ...
Christus erhörte ihre Bitte nicht gleich, weil Er wusste, was sie antworten würde. Er erfüllte ihre Bitte nicht, weil Er ihren Glauben heben wollte. Wenn Er sie nicht hätte erhören wollen, hätte Er ihre Bitte nicht am Ende doch erfüllt... Seine Antworten zielten nicht darauf ab, ihr weh zu tun, er wollte sie vielmehr näher an sich ziehen und diesen verborgenen Schatz enthüllen.
Aber schau bitte auch gleichzeitig auf ihren Glauben, ihre tiefe Demut. Jesus hat die Juden Kinder genannt; die Kanaaniterin überbietet diese Anrede noch und nennt sie Herren; sie hatte keine Schwierigkeiten damit, Andere zu loben: „Selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen“ ... Und deshalb wurde sie zu den Kindern gezählt. Christus sagte ihr daraufhin: „Frau, dein Glaube ist groß“. Unverzüglich sagte er das und belohnte die Frau: „Was du willst, soll geschehen!“ Daraus kann man sehen, dass die Kanaaniterin großen Anteil an der Gesundung ihrer Tochter hat. Denn Christus hat nicht etwa gesagt: Deine Tochter möge gesund werden, sondern: „Dein Glaube ist groß, was du willst, soll geschehen!“ Und beachte auch noch das: Wo die Apostel versagt und nichts erreicht hatten, hatte sie Erfolg. So mächtig ist ein hartnäckiges Gebet.
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Homilie zum Matthäusevangelium, Nr. 21, 1; PG 57, 294-296:
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“
Seht doch, welchen Gewinn uns Jesus Christus verheißt und wie sehr uns seine Gebote nützen, da sie uns doch von so großen Übeln befreien. Das Übel, das der Reichtum euch verursacht, so sagt er, besteht nicht nur darin, dass er Diebe auf euch ansetzt und euren Geist verdunkelt. Die große Wunde, die er euch zufügt, besteht darin, dass er euch dem seligmachenden Dienst Jesu Christi entreißt und euch zu Sklaven eines gefühllosen und toten Metalls macht.
„Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.“ Der Gedanke, Brüder, dass wir Jesus Christus zwingen, mit uns über Geld zu sprechen, als handelte es sich dabei um eine widergöttliche Gottheit – dieser Gedanke muss uns erzittern lassen. Ihr könntet sagen: Was nun? Haben die alten Patriarchen nicht Mittel und Wege gefunden, zugleich Gott und dem Geld zu dienen? Keineswegs. Aber wie konnten dann Abraham oder Ijob einen solchen Prunk entfalten? Meine Antwort lautet: man darf keineswegs diejenigen hier anführen, die Reichtümer besessen haben, sondern diejenigen, die vom Reichtum besessen waren. Ijob war reich, er bediente sich des Geldes, aber er diente ihm nicht. Er verfügte über Reichtum, aber er betete ihn nicht an. Er ging mit seinem Vermögen um, als gehöre es einem anderen, und sah sich als Verteiler, nicht als Besitzer... Deshalb grämte er sich nicht, als er seinen Besitz verlor.
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Homilie1 über den ersten Brief an die Thessalonicher:
«Jesus rief, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus»
„Ihr seid... dem Beispiel des Herrn gefolgt“, sagt Paulus. Wie denn? „Ihr habt das Wort trotz großer Bedrängnis mit Freude aufgenommen (1 Thess 1,6)... Bedrängnis berührt den sinnlichen Bereich unseres Wesens, Freude strahlt auf in den Höhen des Geistes. Genauer gesagt: Unglückliche Ereignisse im Leben verursachen zunächst Traurigkeit und Schmerzen, ihre Ergebnisse geben am Ende doch Anlass zur Freude. So will es der Heilige Geist. Möglicherweise empfindet man keine Freude, wenn man leidet – wegen der eigenen Sünden; es kann aber auch sein, dass man sich freut, wenn man ausgepeitscht wird – für Christus (vgl. Apg 5,41).
Das nennt der Apostel „Freude, die der Heilige Geist gibt“. Man atmet sie ein unter Umständen, die unsere Natur mit Schaudern von sich weist. Man hat euch tausenderlei Schwierigkeiten bereitet, sagt Paulus, ihr habt Verfolgung erlitten, aber der Heilige Geist hat euch in der Bedrängnis nicht verlassen. Die drei jungen Männer im Feuerofen waren von einem taufrischen Wind umweht (Dan 3): ihr seid es ebenso in der Bedrängnis. Damals lag es gewiss nicht an der Beschaffenheit des Feuers, und nur der Atem des Geistes konnte die Ursache sein. Es gehört auch nicht zum Wesen der Bedrängnis, dass sie Freude bereitet; die Freude kann nur aus einem für Christus erlittenen Schmerz kommen, aus dem göttlichen Tau des Geistes, der den Feuerofen der Bedrängnisse in einen Ort der Erholung verwandelt. „Mit Freude“, sagt Paulus, und zwar nicht mit irgendeiner beliebigen Freude, sondern mit nie versiegender Freude. Warum nie versiegend? Weil der Heilige Geist der Verursacher ist.
Letzte Änderung: 04.01.2012 um 00:34
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