Zitate von Kirchenlehrern

Hl. Johannes vom Kreuz - 1

Geschrieben von (ksf) am 16.02.2011
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Der Glaube, so sagen die Theologen, ist eine Haltung der Seele, offenkundig und verhüllt gleichermaßen. Er ist verhüllt, weil er uns Wahrheiten vermittelt, die Gott selbst geoffenbart hat, die jedes natürliche Licht überstrahlen, die ... alles menschliche Verstehen übersteigen, wie auch immer es geartet sein möge. Daher also kommt es, dass dieses grelle Licht, das der Glaube vermittelt, für die Seele zur tiefen Finsternis wird. Eine höhere Kraft übersteigt und überwindet, wie man weiß, eine geringere Kraft. Daher überstrahlt die Sonne alle anderen Lichtquellen, so dass, wenn sie scheint, jene noch nicht einmal mehr Lichter zu sein scheinen. Darüber hinaus übertrifft ihr Glanz unsere Sehkraft bei weitem, wenn er in seiner Vollkraft erstrahlt. Anstatt unser Sehen zu unterstützen, macht er es blind, weil er zu groß ist und jenseits aller Verhältnismäßigkeit zu unserm Augenlicht steht. Gleiches gilt für das Licht unseres Glaubens, das, wenn es wunderbar erstrahlt, das Licht unseres Verstandes bedrängt und zusammenbrechen lässt...

Ich will ein anderes Beispiel anführen...: Nehmt an, da ist ein blind geborener Mensch, der demnach noch niemals Farben gesehen hat. Wenn ihr versucht, ihm zu erklären, was weiß und gelb ist, dann helfen euch die besten Erklärungen nichts, denn dieser Mensch wird es nicht verstehen können, weil er niemals Farben gesehen hat... Er wird in seinem Verstand nur die Namen behalten, weil er sie gehört hat... Genauso verhält es sich mit dem Glauben in Bezug auf die Seele. Er teilt uns Dinge mit, die wir niemals sehen und erkennen können...; wir haben in Bezug auf diese Dinge keinerlei natürliche Erkenntnis... Doch wir wissen sie dem Hören nach, indem wir glauben, was uns gelehrt wurde... und in uns das natürliche Licht erblinden lassen. Denn, wie der hl. Paulus sagt: „Der Glaube gründet in der Botschaft.“ (Röm 10,17). Das entspricht ja gleichsam folgendem: Der Glaube ist keine Wissenschaft, die wir durch die Sinne uns einverleiben; er ist eine Gefühlsregung der Seele hinsichtlich der Dinge, die wir hören... Es ist demnach klar, dass der Glaube für die Seele eine dunkle Nacht ist; doch durch seine Dunkelheit erhellt er sie. Und je mehr er sie in die Finsternis taucht, desto mehr erleuchtet er sie mit seinen Strahlen. Denn er lässt erblinden, indem er erhellt, wie das Wort des Jesaja sagt: „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen.“ (vgl. Jes 7,9).

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Aufstieg zum Berg Karmel, Buch 2, Kap. 5

«Was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist»

 

Der hl. Johannes sagt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen“. Um in diesem Leben ganz aus dem Heiligen Geist wiedergeboren zu werden, muss die eigene Seele durch ihre Reinheit Gott sehr ähnlich sein und darf keine Beimischung von Unvollkommenheit mehr aufweisen. So kann sich die reine Verwandlung der Seele in Gott vollziehen. Durch ihre Vereinigung mit Gott hat sie teil an seinem Wesen, obwohl diese Vereinigung nicht darin besteht, dass beider Wesensarten eins werden.

Um dies zu verdeutlichen, greifen wie zu einem Vergleich. Ein Sonnenstrahl fällt auf eine Glasscheibe. Ist die Scheibe durch einen Flecken oder eine Wolke getrübt, kann der Strahl sie nicht vollständig treffen und ganz in sein Licht tauchen, wie er es könnte, wenn sie ganz klar und frei von Flecken wäre... Es ist aber nicht die Schuld des Strahls, sondern die der Scheibe. Wenn sie ganz rein und frei von Flecken wäre, würde der Strahl sie so erhellen und verwandeln, dass es schiene, als sei sie selbst der Strahl und bewirke dieselbe Helligkeit wie dieser. Es bleibt aber dabei, dass die Scheibe trotz ihrer Vergleichbarkeit mit dem Strahl ihre Eigentümlichkeit bewahrt. Und doch können wir sagen, dass die Scheibe durch ihr Mitwirken selber Lichtquelle geworden ist. So ist es auch mit der Seele. Durch sie strömt ständig das Licht des Wesens Gottes, oder besser: dieses Licht wohnt wesenhaft in ihr.

Sobald die Seele sich bereit erklärt, sich der vom Geschöpflichen verursachten Schleier und Flecken zu entledigen, oder anders: sobald sie ihren Willen vollkommen mit dem Willen Gottes vereint hat – denn Gott lieben heißt, sich für Gott von allem frei zu machen, was nicht Gott ist – wird sie in Gott erleuchtet und in ihn hineinverwandelt.

 

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Die lebendige Flamme, Str. 3, 6 (Johannes Verlag Einsiedeln, 1988, S. 66-67)

«Der Bräutigam ist bei ihnen»

 

Wenn ein Liebender dem Geliebten wohl tun will, dann tut er ihm wohl nach seiner Kraft und Eigenheit. Und so sind die Hulderweise deines Bräutigams nicht geringer als sein Wesen.

Allmächtig, begünstigt und liebt er dich mit Allmacht; weise ist er, und du fühlst, dass er voll Weisheit dich liebt und begünstigt; unendlich gut ist er, und du fühlst, dass er dich voll Güte liebt; heilig ist er, und du fühlst, dass er dich in Heiligkeit liebt und begnadet; er ist gerecht, und du fühlst, dass er dich gerechterweise liebt und begnadet; der Barmherzige und Milde lässt dich seine Barmherzigkeit und Sanftmut empfinden. Gemäß seinem starken und zarten, seinem hehren Wesen liebt er dich, du fühlst es, in starker und zarter, in hehrer Weise; und da er makellos lauter ist, so fühlst du, dass er dich in aller Lauterkeit liebt. Da er wahr ist, fühlst du, dass er dich in Wahrheit liebt; und da er freigebig ist, erkennst du, dass er dich aus Freigebigkeit liebt und begnadet, ohne Eigennutz, nur um deines Wohles willen. Und da er die Tugend höchster Demut ist, liebt er dich mit höchster Demut und höchster Wertschätzung.

Er gleicht dich, Seele, sich selber an; er zeigt sich dir freudig auf diesem Wege der Selbstbekundung, mit diesem seinem Antlitz voller Huld. Und zu deinem großen Jubel sagt er dir in seinem Sich-einen: „Dein bin ich und für dich. Und wohl gefällt mir, der zu sein, der ich bin, um mich so groß dir hinzugeben und dein zu sein.“ Wer könnte wiedergeben, was du fühlst, glückliche Seele, in dem Bewusstsein, so geliebt und so erhebend geschätzt zu werden.

 

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Geistlicher Gesang A, 1. Str., 6-7

«Geh in deine Kammer, wenn du betest»

 

Die Seele fragt den Bräutigam: „Wo hältst du dich versteckt?“... Zeigen wir ihr doch als Antwort den genauen Ort, wo er sich versteckt, den Platz, wo sie ihn mit Gewissheit findet, auf so vollkommene und behutsame Weise, wie es in unserem Leben halt möglich ist. Von da an wird sie nicht mehr vergeblich auf der Suche nach ihm die Stadt durchstreifen (vgl. Hld 3,2).

Eines müssen wir wissen: Das Wort, der Sohn Gottes, wohnt gemeinsam mit dem Vater und dem Heiligen Geist wesenhaft und gegenwärtig in der Seele, die gleichen Wesens ist: dort ist er verborgen. Die Seele, die ihn finden möchte, muss sich also... von allem Geschöpflichen trennen; sie muss in sich selbst eintreten und in so tiefer Sammlung verharre, dass für sie alle Geschöpfe so sind, als wären sie nicht. „Herr“ – so wandte sich der hl. Augustinus in seinen Selbstgesprächen an Gott – „ich fand dich nicht außerhalb von mir, mein Suchen war ja falsch: ich suchte dich außerhalb, und du warst in mir“! Gott ist also in unserer Seele verborgen, und dort muss ihn der wahre mystische Mensch suchen und fragen: „Wo hast du dich versteckt?“

Nun, o Seele, schönstes aller Geschöpfe Gottes, brennend gerne möchtest du wissen, wo der ist, den du liebst, damit du ihn finden kannst und eins werden mit ihm. Du wirst es sogleich erfahren: du selber bist seine Wohnung, bist der Ruheplatz, wo er sich versteckt. Welche Freude für dich, welcher Trost! Dein Schatz, dem all deine Hoffnung gilt, er ist dir so nahe! Er ist in dir selbst, mehr noch: ohne ihn könntest du nicht existieren! Höre auf den Bräutigam, es sind seine Worte: „Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch (Lk 17,21). Und sein Diener, der hl. Apostel Paulus, sagt uns seinerseits: „Ihr seid der Tempel Gottes“ (2 Kor 6,16).

 

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Meinungen und Gedanken:

 

„Geist des Besitzenwollens oder Armut im Geiste?“

 

Verlangt nach nichts anderem als euch einzig aus Liebe zu Christus zu entäußern, einzutreten in die Leere und die Armut hinsichtlich aller Dinge, die auf Erden existieren. Ihr werdet keine anderen Bedürfnisse verspüren, als diejenigen, denen ihr euer Herz unterworfen habt. Der im Geiste Arme ist niemals glücklicher, als wenn er sich in der Bedürftigkeit befindet. Wessen Herz nichts ersehnt, ist immer frei...

Die Armen im Geiste (Mt 5,3) geben mit großer Freigebigkeit alles her, was sie besitzen. Ihre Freude besteht darin, dass sie es verstehen, sich von ihrem Besitz zu lösen, indem sie ihn aus Liebe zu Gott und zum Nächsten weggeben. Nicht nur die Güter, Freuden und Belustigungen dieser Welt belasten uns und halten uns auf unserem Weg zu Gott auf. Auch die geistlichen Freuden und Tröstungen sind ein Hindernis auf unserem Voranschreiten, wenn wir sie in einem Geist des Besitzenwollens annehmen oder suchen.

 

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Aufstieg zum Berg Karmel, II,3: „Begreift und versteht ihr immer noch nicht?“


Letzte Änderung: 10.02.2013 um 04:38

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