Zitate von Heiligen

Hl. José Maria Escriva de Balaguer

Geschrieben von (ksf) am 20.01.2011
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Homilie vom 19.03.63 in Es Cristo que pasa

«Ist das nicht der Zimmermann?»

 

Josef liebte Jesus so, wie ein Vater eben seinen Sohn liebt; er nahm sich seiner an und gab ihm das Beste, das er hatte. Josef ging mit diesem Kind um, wie es ihm aufgetragen worden war. Er gab seinen Beruf an ihn weiter und bildete ihn zu einem Handwerker aus. Daher wurde Jesus von seinen Nachbarn in Nazaret schlicht „Zimmermann“ oder „Sohn des Zimmermanns“ genannt (Mt 13,55)...

Jesus musste Josef ähnlich sein: in seinem Wesen, in der Art und Weise, wie er arbeitete und redete. Sein Realismus, seine Beobachtungsgabe, seine Manieren bei Tisch und beim Brotbrechen, sein Hang zu anschaulicher Darstellung seiner Lehre unter Verwendung von Beispielen aus dem Alltagsleben – all das widerspiegelt die Kindheit und Jungend Jesu und dementsprechend seine Beziehung zu Josef. Von welcher Tiefe ist doch dieses Geheimnis! Dieser Jesus – ein Mensch, der den Dialekt einer bestimmten Region Israels spricht, der Ähnlichkeit hat mit einem Handwerker namens Josef, er ist Sohn Gottes! Und wer kann Gott schon etwas beibringen? Freilich, er ist wahrer Mensch und lebt ein normales Leben: zuerst als Kind, dann als  junger Mann, der in Josefs Werkstatt mithilft, schließlich ein Mann im reifen Alter: „Jesus wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52).

Josef war im Bereich des Menschlichen der Lehrmeister Jesu. Tag für Tag ließ er ihn taktvoll seine Zuneigung spüren. Er war um ihn mit freudiger Opferbereitschaft besorgt. Ist das nicht ein Grund, einen Blick zu werfen auf diesen gerechten Mann (Mt 1,19), auf diesen heiligen Patriarchen, in dem der Glaube des Alten Bundes seinen Höhepunkt erreichte? Ist er nicht ein Lehrmeister des inneren Lebens?

 

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Homilie über die Freunde Gottes

«Bis das Ganze durchsäuert war»

 

Ich möchte an die göttliche Größe erinnern, die darin liegt, die gewöhnlichen Pflichten des Alltags treu zu erledigen; es ist eine Größe, die aus Kämpfen gemacht ist, die den Herrn mit Freude erfüllen, und die ihm allein bekannt sind, und das bei einem jeden von uns. Seien Sie sich dessen sicher, Sie brauchen für gewöhnlich keine strahlenden Heldentaten vollbringen, schon deshalb nicht, weil sich die Gelegenheit dazu nicht bietet. An Gelegenheiten hingegen, Ihre Liebe zu Jesus Christus in kleinen Dingen, im Bereich des Normalen, zu zeigen, wird es nicht fehlen...

Denken wir über folgendes Wort unseres Herrn nach: „Ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“ (Joh 17,19). Hier erkennen wir doch klar unser einziges Ziel, nämlich die Heiligung oder, anders ausgedrückt, unsere Pflicht heilig zu sein, damit wir heiligen können. Gleichzeitig wird vielleicht die subtile Versuchung an uns herantreten zu glauben, dass sich nur sehr wenige von uns entschlossen haben, dieser göttlichen Einladung Folge zu leisten; obendrein müssen wir feststellen, dass wir nur unnütze Knechte sind (vgl. Lk 17,10). Wir sind nicht zahlreich im Vergleich zum Rest der Menschheit, und für uns genommen sind wir nichts wert. Doch der Herr versichert uns nachdrücklich: der Christ ist Licht, Salz und Sauerteig der Welt, und „ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig“ (Mt 5,13-14; Gal 5,9).

 

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Homilie vom 19-03-63 in "Es Cristo que pasa"

Die Berufung Josefs

 

Für den hl. Josef ist das Leben Jesu eine kontinuierliche Entdeckung der eigenen Berufung... Seine ersten Jahre waren voller anscheinend widerstreitender Umstände: Verherrlichung und Flucht, die Würde der Sterndeuter und die Armut der Krippe, der Gesang der Engel und das Schweigen der Menschen. Als die Zeit gekommen ist, das Kind im Tempel darzustellen, sieht Josef, der mit einem Paar Turteltauben ein bescheidenes Opfer darbringt, wie Simeon und Anna Jesus als Messias verkünden. Der hl. Lukas sagt: „Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden“ (2, 33). Später, als das heilige Kind im Tempel blieb, ohne dass Maria oder Josef davon wissen, waren sie, so berichtet uns derselbe Evangelist, „sehr betroffen“, als sie ihn nach einer dreitägigen Suche fanden (2, 48).

Josef ist überrascht, ist verwundert. Nach und nach enthüllt ihm Gott seine Pläne, und Josef bemüht sich sie zu verstehen. Wie jeder Mensch, der Jesus nachfolgen will, entdeckt er sehr bald, dass er keine gemächliche Gangart anschlagen kann, dass da kein Raum ist für Routine. Auf einem bestimmten Niveau stehen zu bleiben und sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, genügt Gott nicht. Er verlangt unaufhörlich mehr, und seine Wege sind nicht die unsrigen. Von Jesus hat der hl. Josef wie sonst kein Mensch gelernt, Seele und Herz zu öffnen und wach zu bleiben, um die Wunder zu erkennen, die Gott tut.

Wenn Josef aber von Jesus gelernt hat, auf göttliche Weise zu leben, dann erlaube ich mir zu sagen, dass er auf der menschlichen Ebene dem Sohn Gottes viel beigebracht hat... Josef hat sich dieses Kindes angenommen wie es ihm befohlen worden war, hat seinen Beruf an ihn weitergegeben und aus ihm einen Handwerker gemacht... Auf menschlicher Ebene war Josef Jesu Meister. Tagein, tagaus hat er ihn mit feinfühliger Zuneigung bedacht, sich mit fröhlicher Selbstvergessenheit um ihn gekümmert. Ist das nicht ein guter Grund, in diesem Gerechten (Mt 1, 19), in diesem heiligen Patriarchen, in dem der Glaube des Alten Bundes gipfelt, einen Meister des inneren Lebens zu sehen?

 

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Homilie an die Freunde Gottes

 

„Die Leute, die vorausgingen, befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter.“

 

Als der Blinde den Lärm der Menge hörte, fragte er: Was hat das zu bedeuten? Man sagte ihm: Jesus von Nazareth geht vorüber. Sogleich fing sein Herz Feuer, es wurde von einem so lebendigen Glauben an Christus erfüllt, dass er schrie: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Und du, du bleibst am Rand deines so kurzen Lebensweges stehen; willst nicht auch du schreien? Dir fehlt es an Licht, du brauchst von neuem Gnade für deinen Entschluss, nach Heiligkeit zu streben. Hast du nicht ein unwiderstehliches Bedürfnis zu schreien: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“? Das ist ein schönes, kurzes, inständiges Gebet, und man kann es oft wiederholen.

Ich rate euch, die Augenblicke unmittelbar vor dem Wunder zu betrachten, damit sich in euren Geist die klare Vorstellung von dem gewaltigen Unterschied eingräbt, der zwischen dem barmherzigen Herzen Jesu und unserem armen Herzen besteht. Diese Vorstellung wird euch immer eine Hilfe sein, vor allem in der Stunde der Prüfung, der Versuchung, auch dann, wenn es gilt, sich großzügig zu verhalten in den einfachen Erfordernissen des täglichen Lebens, in der Stunde, in der Heroismus gefordert ist. Denn Viele herrschten den Blinden an, um ihn zum Schweigen zu bringen. Als du spürtest, dass Jesus nahe an dir vorbeikam, hat auch dein Herz stärker geklopft, du warst tief berührt und hast nach ihm gerufen. Dann aber haben deine Freunde, deine Gewohnheiten, deine Bequemlichkeiten, deine Umgebung dir bedeutet, still zu sein, nicht zu schreien: „Warum wendest du dich an Jesus? Belästige ihn doch nicht.“

Der beklagenswerte Blinde aber hört nicht auf sie. Im Gegenteil, er schreit noch lauter: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Der Herr hat ihn von Anfang an gehört, lässt ihn aber weiterhin bitten. Das trifft auch für dich zu. Jesus nimmt den Ruf unserer Seele sofort wahr, aber er wartet zu. Er will, dass wir uns ganz sicher sind, dass wir ihn brauchen. Er will, dass wir hartnäckig flehen, wie der Blinde am Wegrand. Der hl. Chrysostomus sagt es so: „Machen wir es doch so wie er. Auch wenn Gott uns nicht sofort gewährt, worum wir ihn bitten; auch wenn die Vielen versuchen, uns von unserem Gebet abzubringen: Hören wir nicht auf ihn anzuflehen!“

 

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Homilie vom 19.03.1963 in 'Es Cristo que pasa'

 

«Mit seinen Händen arbeiten, um Gutes tun zu können»

 

Man sollte nicht vergessen, dass die Würde der Arbeit sich auf die Liebe gründet... Der Mensch darf sich nicht damit begnügen, Dinge zu machen, Gegenstände herzustellen. Die Arbeit wird aus der Liebe geboren, gibt der Liebe Ausdruck, und regelt sich nach der Liebe. Wir erkennen Gott nicht nur in dem Schauspiel, das uns die Natur bietet, sondern auch in der Erfahrung unserer Arbeit und Bemühung. So ist die Arbeit Gebet, Danksagung; denn wir wissen, dass Gott uns auf der Erde unseren Platz zugewiesen hat, dass er uns liebt und wir die Erben seiner Verheißung sind. Folgerichtig sagt er uns: „Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes“ (1 Kor 10,31).

Berufliche Arbeit ist auch Apostolat, Gelegenheit sich den Mitmenschen hinzugeben, um ihnen Christus zu offenbaren und sie Gott dem Vater zuzuführen, was nur eine Folge der Liebe ist, die der Heilige Geist in unsere Seelen ausgießt. Unter den Hinweisen, die Paulus den Ephesern gibt, wie sich ihre Bekehrung in der Praxis zeigen sollte, finden wir folgenden: „Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann“ (Eph 4,28). Die Menschen brauchen das Brot der Erde, um sich zu sättigen, aber auch das Brot des Himmels, damit es in ihren Herzen hell und warm wird. Bei eurer Arbeit, bei den Initiativen, die sich daraus entwickeln, bei euren Gesprächen, in euren Beziehungen, könnt und sollt ihr diese Regel anwenden.

Wenn wir in diesem Geist arbeiten, wird unser Leben, trotz aller Begrenzungen, die allem Irdischen anhaften, eine Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit sein, eine Vorwegnahme der Verbindung mit Gott und den Heiligen, wo allein Liebe, Großmut, Treue, Freundschaft und Freude herrschen. Ihr findet in eurer normalen beruflichen Betätigung das wirkliche, handfeste und solide Material, mit dem es euch möglich wird, eurem ganzen christlichen Leben Gestalt zu verleihen und Christi Gnade in der Praxis erfahrbar zu machen.

 


Letzte Änderung: 10.02.2013 um 04:42

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