Zitate von Heiligen

hl. Justinus der Philosoph

Geschrieben von (ksf) am 06.06.2011
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Dialog mit dem Juden Tryphon 2-4, 7-8; PG 6, 478-482, 491: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen“

 

Meine Seele dürstete danach, das Wesen und den Ursprung der Philosophie zu erkennen... Das Bedürfnis, die immateriellen Dinge zu erkennen, nahm mich gänzlich in Beschlag. Die Betrachtung der Ideen verlieh meinem Denken Flügel. Ich bildete mir ein, innerhalb kurzer Zeit ein Weiser geworden zu sein, und war so einfältig zu hoffen, ich würde umgehend Gott sehen – denn das ist das Ziel der platonischen Philosophie. In dieser geistigen Verfassung... war ich unterwegs zu einem abgelegenen Ort am Meer, wo ich damit rechnen konnte allein zu sein, als sich ein alter Mann mir anschloss...

Was führt dich hierher? fragte er.

Ich mag diese Art Spazierweg,... er ist bestens geeignet, philosophischen Gedanken nachzuhängen...

Philosophie macht also glücklich? fragte er.

Sicher, antwortete ich, und nur sie...

Was also nennst du Gott?

Was immer in sich und mit sich übereinstimmt und allem Übrigen das Sein schenkt: das ist Gott.

Wie können sich die Philosophen eine zutreffende Vorstellung von Gott machen, da sie ihn doch nicht kennen, ihn noch nie gesehen oder gehört haben?

Aber, antwortete ich, die Göttlichkeit ist für unsere Augen nicht erkennbar wie es die anderen Wesen sind; sie ist allein dem Verstand zugänglich, wie Platon sagt; und ich stimme da mit ihm überein...

Da hat es, sagte der Alte, schon vor langer Zeit Menschen gegeben, die früher lebten als alle diese sogenannten Philosophen: es waren glückliche, gerechte Menschen, Freunde Gottes. Sie sprachen unter Inspiration des Heiligen Geistes und sagten ein Kommen voraus, das nun Wirklichkeit geworden ist: sie heißen Propheten. Sie allein haben die Wahrheit gesehen und haben sie den Menschen verkündet... Wer sie liest, kann großen Gewinn daraus ziehen, sofern er daran glaubt... Sie waren treue Zeugen der Wahrheit... Sie haben den Schöpfer des Alls gepriesen, Gottvater, und haben den angekündigt, den er gesandt hat, seinen Sohn Christus... Und du bete vor allem darum, dass dir die Pforten des Lichts geöffnet werden, denn niemand kann sehen oder verstehen, wenn ihm Gott oder sein Christus nicht das Verstehen schenken...

Ich habe den Alten nicht wieder gesehen. Aber plötzlich ist in meiner Seele ein Feuer entfacht worden; die Liebe zu den Propheten hat mich erfasst, zu diesen Freunden Christi. Im Nachdenken über die Worte des Alten erkannte ich, was die einzige zuverlässige und Gewinn bringende Philosophie ist.

 


Letzte Änderung: 07.06.2011 um 10:47

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