Zitate von Heiligen
hl. Makarios der Ägypter - 1 |
Geschrieben von (ksf) am 01.11.2011 |
Geistliche Homilien, 30,9
Die Aufnahme des Pharisäers und der Sünderin
Nehmen wir Gott, unseren Herrn, in uns auf! Er ist der wahre Arzt, der allein fähig ist, zu uns zu kommen und unsere Seele zu heilen, er, der für uns so viel Mühsal auf sich genommen hat. Er klopft unablässig an die Tür unseres Herzens und will, dass wir ihm öffnen, damit er eintreten und in unserer Seele Wohnung nehmen kann; Er will, dass wir ihm die Füße waschen und salben und dass er bei uns eine Bleibe hat. Jesus tadelt ja den, der ihm nicht die Füße gewaschen hat, und sagt an einer anderen Stelle: „Ich stehe vor der Tür; wer mir die Türe öffnet, bei dem werde ich eintreten“ (Offb 3,20). Deshalb hat er auch so viel Leiden ertragen, seinen Leib dem Tode ausgeliefert und uns aus der Sklaverei freigekauft, um eben in unsere Seele kommen zu können und hier Wohnung zu nehmen.
Deshalb sagt der Herr zu denen, die beim Gericht zu seiner Linken stehen und in die Hölle geschickt werden: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen, ich war hungrig und, ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben“ (Mt 25,42f). Denn seine Nahrung, sein Trank, sein Gewand, das Dach über seinem Kopf, sein Ruheplatz, das alles ist in unserem Herzen. Darum will er bei uns eintreten und klopft beständig an. Nehmen wir ihn also auf und führen ihn in unser Inneres! Er ist ja auch unsere Speise, unser Trank, unser ewiges Leben.
Und jede Seele, die ihn jetzt nicht in sich aufnimmt, damit er Ruhe findet, oder damit sie in ihm Ruhe findet, wird den Himmel mit dem Heiligen nicht erben und nicht in die himmlische Stadt gelangen. Du aber, Herr Jesus Christus, gib uns die Gnade, dass wir Einlass bekommen; denn wir verherrlichen deinen Namen mit dem Vater und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit. Amen.
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Homilie 33; PG 34, 741-743
„Sein Haus sind wir“ (Hebr 3,6)
Der Herr hält Einzug in einer leidenschaftlichen Seele, er macht sie zum Thron seiner Herrlichkeit, er nimmt bei ihr Wohnung und bleibt in ihr... ein Haus, das sein Herr bewohnt, ist ganz Gnade, Ordnung und Schönheit – so wie die Seele, mit der und in der der Herr wohnt, nur Ordnung und Schönheit ist. Sie ist im Besitz des Herrn und aller seiner geistigen Schätze. Er ist ihr Bewohner, ihr Herr.
Wie grauenerregend ist jedoch ein Haus, dessen Herr abwesend, weit weg ist. Es verfällt, wird zur Ruine, füllt sich mit Schmutz und Unordnung. Es wird, nach einem Prophetenwort, zu einem Schlupfwinkel für Schlangen und Dämonen. Das verlassene Haus ist voller Katzen, Hunden, Unrat. Wie beklagenswert ist doch die Seele, die sich nach ihrem tödlichen Sturz nicht wieder aufrichten kann, die sich verführen lässt, schließlich ihren Gemahl hasst und Jesus aus ihrem Denken verbannt.
Sieht der Herr aber, dass die Seele sich sammelt und Tag und Nacht auf der Suche nach ihrem Herrn ist, nach ihm ruft, ihn zu sich einlädt, gemäß der Aufforderung: „Betet ohne Unterlass“ – dann wird Gott „ihr zu ihrem Recht verhelfen“ (Lk 18,1.7), wie er verheißen hat, und sie von aller Bosheit reinigen. Er macht aus ihr „eine Gemahlin ohne Flecken und Falten“ (Eph 5,27). Glaub an seine Verheißung, sie ist wahrhaftig! Prüfe, ob deine Seele das Licht gefunden hat, das ihren Weg erleuchtet, die wahre Speise und den wahren Trank – den Herrn! Hast du das alles noch nicht getan? Dann suche Tag und Nacht, und du wirst es finden.
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geistliche Homilie, Nr. 19
Sich Gewalt antun, um Wohnstatt des Herrn zu werden
Wer dem Herrn näherkommen und des ewigen Lebens würdig sein will, wer Christi Wohnstatt und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden will, um die Früchte dieses Geistes zu bringen... muss zunächst fest an den Herrn glauben und sich dann vorbehaltlos seinen Geboten unterstellen... Er muss sich Gewalt antun, um gegen jedermann demütig zu sein..., nach dem Wort des Herrn: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11, 29). Auch muss er sich mit all seinen Kräften darum bemühen, ständig barmherzig, sanft, mitfühlend und gut zu sein, so wie der Herr es will: „Seid barmherzig, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Lk 6,36; Mt 5,48). Und: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14,15). Und „Tut euch Gewalt an, denn die Gewalttätigen reißen das Himmelreich an sich (Mt 11,12). Und „Bemüht euch mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen“ (Lk 13,24). Alles in allem muss er sich ein Beispiel nehmen an der Demut, am Benehmen, an der Sanftmut, der Lebensweise des Herrn...
Er möge allzeit beten und nicht müde werden, den Herrn zu bitten, doch zu kommen und in ihm zu wohnen, ihn zu stärken, ihm die Kraft zu geben, alle seine Gebote zu halten, und den Herrn zu bitten, er selber möge doch die Wohnstatt seiner Seele werden. Und was er dann dadurch, dass er sich Gewalt antut, erreicht, ohne dass seine Natur Schaden leidet – das wird er mühelos zustande bringen , weil er sich vollkommen an das Gute gewöhnt, ständig des Herrn gedenkt und ihn liebevoll erwartet. Wenn der Herr solch eine Entschiedenheit sieht,... wird er Erbarmen mit ihn haben, ihn von seinen Feinden und von der Sünde, die in ihm wohnt, befreien und ihn mit dem Heiligen Geist erfüllen. Und so wird er fortan wahrhaftig die Gebote des Herrn halten, ohne sich Gewalt anzutun und ohne zu ermüden – oder es wird vielmehr der Herr selber sein, der in ihm seine eigenen Gebote umsetzt, und er wird in großer Reinheit des Herzens die Früchte des Heiligen Geistes hervorbringen (vgl. Gal 5,22).
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Geistliche Homilien, Nr. 15, § 30-31
„Kommt zum Hochzeitsmahl“
Wenn in der sichtbaren Welt ein winziges Volk sich kriegerisch gegen den König erhebt, dann macht dieser sich nicht die Mühe, die Kampfhandlungen selbst zu leiten. Er schickt vielmehr seine Soldaten mit ihren Befehlshabern in die Auseinandersetzung. Ist das Volk, das sich gegen ihn erhebt, jedoch mächtig und in der Lage sein Reich zu verheeren, sieht sich der König selbst gezwungen, mit seinem Hof und seiner Armee in den Krieg einzugreifen und die Schlacht zu lenken. Begreife also deine Würde! Gott selbst hat mit seien Armeen, also mit seinen Engeln und seinen heiligen Geistern, in die Schlacht eingegriffen, er kommt selber, um dich zu schützen, um dich dem Tod zu entreißen. Fasse also Vertrauen und begreife, dass die Vorsehung ihre Hand über dich hält.
Nehmen wir noch ein Beispiel aus dem echten Leben. Stellen wir uns einen König vor, der einem armen und kranken Menschen begegnet und sich nicht vor ihm ekelt, sondern mit wirksamen Arzneien seine Wunden heilt. Er nimmt ihn in seinen Palast auf, kleidet ihn in Purpur, setzt ihm ein Diadem auf und bittet ihn an seinen Tisch. So handelt Christus, der König des Himmels am Kranken. Er heilt ihn und lässt ihn an seiner königlichen Tafel Platz nehmen. Ganz ohne Zwang, allein durch gutes Zureden, bringt er ihn dazu, eine solche hohe Ehre anzunehmen.
Das Evangelium berichtet übrigens davon, dass der Herr seine Diener ausschickte, um alle einzuladen, die kommen wollten, und er ließ sie verkünden: „Mein Mahl ist fertig!“ Die eingeladen worden waren, ließen sich aber entschuldigen... Du siehst also, dass der Einladende bereit war, die Eingeladenen jedoch sich ihm entzogen. Sie sind also selber für ihr Schicksal verantwortlich. Das ist die große Würde, die die Christen auszeichnet. Der Herr bereitet für sie sein Reich vor und lädt sie als seine Gäste ein; sie aber schlagen die Einladung aus. Was das Geschenk betrifft, das sie erwartet, so kann man sagen: wenn jemand seit der Erschaffung Adams bis an das Ende der Welt Drangsale erduldete, so hätte er damit nichts vollbracht, verglichen mit der Herrlichkeit, die sein Erbe sein wird. Er wird ja mit Christus in Ewigkeit herrschen. Ehre gebührt dem, der die Menschenseele so geliebt hat, dass er sich ihr hingegeben und ihr sich selbst, so wie seine Gnade anvertraut hat. Ehre sei seiner Majestät.
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Letzte Änderung: 10.02.2013 um 04:50
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