Wort der Päpste
hl. Papst Gregor der Große - 1 |
Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013 |
Homilien über die Evangelien, Nr. 27; PL 76, 1204: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“
In allen heiligen Texten des Evangeliums finden sich in großer Zahl Gebote des Herrn. Warum sagt dann der Herr, dass die Liebe sein Gebot ist? „Dies ist mein Gebot: Liebt einander.“ Nun leitet sich ja jegliches Gebot von der Liebe ab; alle Vorschriften bestehen nur aus einer Vorschrift und gründen allein in der Liebe. Wie die Äste eines Baums aus derselben Wurzel wachsen, so entstehen alle Tugenden allein aus der Liebe. Der Zweig eines guten Werks bleibt nicht grün, wenn er sich von der Wurzel der Liebe trennt. Die Gebote des Herrn sind also zahlreich und sind zugleich nur ein Gebot – zahlreich in ihren verschiedenen Werken, nur eines in der Wurzel der Liebe.
Wie kann man diese Liebe bewahren? Der Herr selber lässt uns darauf kommen: in den meisten Geboten seines Evangeliums bestimmt er, dass seine Freunde einander in ihm, ihre Feinde aber um seinetwillen lieben sollen. Wer seinen Freund in Gott und seinen Feind wegen Gott liebt, der hat die wahre Liebe.
Es gibt Menschen, die ihre Angehörigen lieben, aber dies nur aufgrund des Gefühls der Anhänglichkeit, das seine Ursache im Verwandtschaftsverhältnis hat. Das heilige Evangelium macht diesen Menschen daraus keinen Vorwurf. Aber was man einfach der Natur zugesteht, ist eine Sache; was man aus Liebe dem Gehorsam schuldet, ist eine andere Sache. Gewiss lieben die besagten Menschen ihren Nächsten... aber nach dem Fleisch und nicht nach dem Geist... Wenn der Herr sagte: „Dies ist mein Gebot: Liebt einander“, so fügte er an: „Wie ich euch geliebt habe“. Diese Worte besagen eindeutig: „Liebt aus dem gleichen Grund, aus dem ich euch geliebt habe“.
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Homilien zu den Evangelien, Nr. 30: „Wir werden bei ihm wohnen“
„Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“. Denkt daran, geliebte Brüder: was wird das für ein Fest, wenn wir Gott in der Wohnung unseres Herzens empfangen! Wenn ein reicher und mächtiger Mann euer Gast sein wollte, würde natürlich das ganze Haus gesäubert, damit seinem Blick nichts missfällt, wenn er eintritt. Wer die Wohnung seines Herzens für Gott herrichtet, möge doch daraus den Kehricht seiner bösen Taten beseitigen.
Betrachtet genau, was die göttliche Wahrheit sagt: „Wir werden kommen und bei ihm wohnen.“ Gott kann nämlich das Herz bestimmter Menschen aufsuchen, ohne darin Wohnung zu nehmen. Wenn sie ihr Gewissen plagt, nehmen sie durchaus den Blick Gottes wahr. Sobald sie aber in Versuchung geraten, vergessen sie, was sie vorher bereut haben, und fallen wieder in ihre Sünden zurück, so als hätten sie nie darüber geweint. Dagegen kommt der Herr und nimmt Wohnung im Herzen dessen, der Gott aufrichtig liebt und seine Gebote hält; denn die Liebe zu Gott füllt ihn so aus, dass er zum Zeitpunkt der Versuchung nicht von dieser Liebe abrückt. Nur der liebt Gott wirklich, dessen Seele nicht zulässt, dass sie von einem unguten Vergnügen beherrscht wird... Man kann es noch deutlicher sagen: „Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest.“ Prüft euch ernsthaft, geliebte Brüder; fragt euch, ob ihr Gott wirklich liebt. Aber vertraut nicht darauf, was euer Herz antwortet, ohne die Antwort an euren Taten zu messen.
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Homilien zum Evangelium, Nr. 2; PL 76, 1081: „Er schrie noch viel lauter“
Jeder, der die Dunkelheit kennt, die aus ihm einen Blinden macht... soll aus ganzem Herzen rufen: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“. Aber hören wir auch, was auf die Rufe des Blinden folgt: „Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen“ (Lk 18, 39). Was sind das für Leute? Sie versinnbildlichen Unruhe stiftende Begierden unseres irdischen Daseins, die menschlichen Laster und ihr lautes Lärmen, die Jesu Ankunft in uns verhindern wollen und deshalb unser Denken durcheinander bringen, indem sie Versuchung säen: sie wollen die Stimme unseres Herzens beim Gebet übertönen. Denn oft wird unser Vorhaben, uns Gott neu zuzuwenden... unser Bemühen, im Gebet unsere Sünden von uns zu weisen, dadurch durchkreuzt, dass wir sie uns vorstellen. Im Kontakt mit ihnen lässt unsere geistige Wachsamkeit nach; sie stiften Verwirrung in unserem Herzen und ersticken den Schrei unseres Gebets...
Was nun hat der Blinde getan, um trotz dieser Hindernisse sein Augenlicht wieder zu erlangen? „Er schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir“... Je stärker wir vom Tumult unserer Sinne bedrängt werden, umso inständiger müssen wir beten... Je stärker die Stimme unseres Herzens überlagert wird, umso energischer muss sie dagegenhalten, bis sie den Lärm der auf sie einstürmenden Gedanken übertönt und ans treue Ohr des Herrn dringt. Jeder, so meine ich, wird sich in folgender Situation wiedererkennen: in dem Augenblick, wo wir uns bemühen, unser Herz von dieser Welt abzuziehen und es Gott zuzuwenden..., belästigen uns bereits zudringliche Gedanken, die es abzuwehren gilt. Es ist ein ganzer Schwarm von Vorstellungen, den unsere Sehnsucht nach Gott nur mit Mühe aus den Augen unseres Herzens verscheucht... Beten wir aber energisch weiter, so bringen wir in unserem Geist den vorübergehenden Jesus dazu, dass er stehen bleibt. Das Evangelium berichtet ja: „Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen“ (V. 40).
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Homilien zum Evangelium, Nr. 31: «Frau, du bist von deinem Leiden erlöst»
„Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde. Ihr Rücken war verkrümmt“; sie konnte absolut nicht nach oben schauen. Der Sünder, der nur mit irdischen Dingen beschäftigt ist und der nicht nach den himmlischen strebt, ist nicht in der Lage, nach oben zu schauen. Da er seinen Begierden folgt, die ihn nach unten ziehen, verliert seine Seele ihre aufrechte Haltung und krümmt sich; so sieht er nur noch das, woran er ständig denkt. Gebt wieder auf euer Herz acht, geliebte Brüder, und prüft laufend die Gedanken, die unaufhörlich in eurem Kopf kreisen! Der eine denkt an Ehre, der andere an Geld, wieder ein anderer an die Mehrung seines Vermögens. Das sind allesamt profane Dinge, und wenn der Geist sich darin verliert, krümmt er sich und verliert seine aufrechte Haltung. Und weil er sich nicht wieder aufrichtet, um nach himmlischen Gütern Ausschau zu halten, gleicht er der gekrümmten Frau, die absolut nicht nach oben schauen kann.
Der Psalmist beschreibt unser Gekrümmtsein treffend, wenn er von sich sinnbildlich für das Ganze sagt: „Ich war gekrümmt und tief gebeugt“ (Ps 38,7). Er bedachte, dass der Mensch, dazu geschaffen, das Licht aus der Höhe zu betrachten, aufgrund seiner Sünden aus dem Paradies vertrieben wurde und dass seitdem in seiner Seele die Finsternis herrscht. Sie raubt ihm das Verlangen nach den himmlischen Dingen und lenkt seine ganze Aufmerksamkeit auf Irdisches... Verlöre der Mensch das Himmlische aus den Augen und dächte nur noch an die Erfordernisse dieser Welt, so wäre er gewiss gekrümmt und gebeugt, aber noch nicht „tief“. Da nun nicht nur ein Zwang seine Gedanken abstürzen lässt... sondern dazu noch die verbotene Lust ihn zu Boden drückt, ist er nicht nur gebeugt, sondern „tief gebeugt“.
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Homilien zum Evangelium, Nr.38: „Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist“ (Offb 19,9)
Habt ihr begriffen, wer dieser König ist, der Vater des Sohnes, der selber König ist? Von ihm sagt der Psalmist: „Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten“ (72,1)... „Er bereitete die Hochzeit seines Sohnes vor.“ Der Vater feierte die Hochzeit seines königlichen Sohnes, als er ihn im Mysterium der Inkarnation mit der Kirche vereinte. Und der Schoß der Jungfrau Maria war das Hochzeitsgemach dieses Bräutigams. Deshalb heißt es in einem anderen Psalm: „Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam“ (Ps 18, 5-6)...
Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Er schickte sie ein erstes Mal und ein zweites Mal: zuerst die Propheten, dann die Apostel, um die Menschwerdung des Herrn bekannt zu machen. Durch die Propheten kündigte er die Menschwerdung seines Sohnes als zukünftiges Ereignis an, durch die Apostel verkündete er die Menschwerdung als bereits vollzogen...
„Sie aber kümmerten sich nicht um die Einladung, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,“ Auf sein Feld gehen, das bedeutet, sich ganz seinen irdischen Aufgaben widmen; in seinen Laden gehen bedeutet, bei allem Tun gierig auf Gewinn aus zu sein. Keiner von beiden denkt daran, dass Gott Mensch geworden ist, und dass er sein Leben nach diesem Geheimnis ausrichten sollte... Was noch gravierender ist: einigen genügt es nicht, den Gunsterweis dessen in den Wind zu schlagen, der sie gerufen hat; sie stellen ihm auch noch nach... Der Herr aber wird bei der Hochzeitsfeier seines königlichen Sohnes die Plätze nicht unbesetzt lassen. Er schickt nach anderen Gästen aus; denn viele kennen zwar das Wort Gottes immer noch nicht, doch eines Tages wird es Aufnahme finden...
Ihr aber, Brüder, die ihr durch die Gnade Gottes bereits den Festsaal – also die heilige Kirche - betreten habt: prüft euch gewissenhaft, damit der König bei seinem Eintreffen am Kleid eurer Seele nicht etwas auszusetzen hat.
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Homilien zum Evangelium, Nr. 19: „Die Arbeiter im Weinberg“
Das Himmelreich wird mit einem Familienvater verglichen, der Arbeiter anwirbt, um seinen Weinberg zu bestellen. Wer nun kann treffender mit diesem Familienvater verglichen werden als unser Schöpfer, der seine Geschöpfe lenkt und auf dieser Welt das Eigentumsrecht über seine Erwählten ausübt wie ein Herr über die Diener in seinem Haus? Er besitzt einen Weinberg, nämlich die Weltkirche, die – um es so auszudrücken – eben so viele Weinranken gebildet hat, wie sie Heilige hervorgebracht hat: vom gerechten Abel an bis zum letzten Erwählten, der am Ende der Welt geboren werden wird.
Dieser Familienvater stellt Arbeiter ein, um seinen Weinberg zu bestellen, und zwar bei Tagesanbruch, in der dritten, sechsten, neunten und elften Stunde; denn er beruft von Beginn der Welt an bis zu ihrem Ende ständig Verkünder, um die vielen Gläubigen zu unterweisen. Der Tagesanbruch für die Welt war der Zeitraum von Adam bis Noach; die dritte Stunde dauerte von Noach bis Abraham; die sechste Stunde von Abraham bis Mose; die neunte von Mose bis zur Ankunft des Herrn, und die elfte Stunde von der Ankunft des Herrn bis zum Ende der Welt. Die heiligen Apostel wurden in dieser letzten Stunde gesandt, um das Wort Gottes zu verkündigen, und sie haben den vollen Lohn erhalten, obwohl sie spät gekommen sind.
Der Herr hört also zu keiner Zeit damit auf, Arbeiter auszusenden, um seinen Weinberg zu bestellen, d.h. sein Volk zu unterrichten. Durch die Patriarchen, dann durch die Gesetzeslehrer und Propheten, schließlich durch die Apostel bewirkte er, dass die guten Sitten seines Volkes Frucht trugen; dennoch bediente er sich in gewisser Weise auch seiner Arbeiter zur Pflege seines Weinbergs. Was waren das für Arbeiter in diesem Weinberg? Alle, die gute Werke mit einem rechten Glauben verbunden haben.
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Homilien über das Evangelium, Nr. 19: «Geht auch ihr in meinen Weinberg»
Der Herr hört nie auf, Arbeiter in seinen Weinberg zu senden...: er bediente sich der Patriarchen, dann der Gesetzeslehrer und Propheten, zuletzt der Apostel, um gewissermaßen seinen Weinberg durch seine Arbeiter zu pflegen. Alle Menschen rechten Glaubens, die ihm ihre guten Werke zur Verfügung stellten, waren Arbeiter in dem Weinberg...
Mit den Arbeitern der ersten, dritten, sechsten und neunten Stunde ist also das alte jüdische Volk gemeint, das sich... von Anbeginn an um einen Gottesdienst mit einem rechten Glauben bemüht und nicht aufgehört hat, sozusagen an der Pflege des Weinbergs zu arbeiten. Aber in der elften Stunde erging der Ruf an die Heiden, und ihnen gelten die Worte: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?“ Denn alle Äonen der Weltgeschichte hindurch hatten die Heiden es versäumt, mit dem Blick auf das ewige Leben Arbeit zu verrichten; sie standen irgendwie nur herum und taten nichts. Nun aber, meine Brüder, gebt gut acht, was sie auf die Frage, die ihnen gestellt wurde, antworteten: „Niemand hat uns angeworben“. Tatsächlich, kein Patriarch, kein Prophet ist zu ihnen gekommen. Und was bedeutet: „Niemand hat uns angeworben“? Doch nur: „Niemand hat uns verkündet, wie wir zum ewigen Leben gelangen können“.
Was aber werden wir zu unserer Entschuldigung vorbringen, wenn wir gute Werke nicht tun? Bedenkt, dass wir den Glauben schon bekommen haben, als wir den Mutterschoß verließen; dass wir die Worte des Lebens schon in der Wiege gehört haben; dass wir schon mit der Muttermilch an der Brust der heiligen Kirche den Trank der himmlischen Lehre eingesogen haben.
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Homilie 20: PG 151, 266.271: „Geh zu meinen Brüdern“
Von denen, die Salböl zum Grabe Christi gebracht haben, ist Maria Magdalena die einzige, deren Gedächtnis wir feiern. Christus hat sieben böse Geister aus ihr ausgetrieben (Lk 8,2), um für die sieben Werke der göttlichen Gnade Platz zu machen. Weil sie so beharrlich am Grab verweilte, konnte sie die Engel sehen und mit ihnen sprechen, und wird, nachdem sie den Herrn gesehen hat, sein Apostel bei den Aposteln. Der Mund Gottes selbst hat sie angewiesen und ihr Sicherheit verliehen, und so bricht sie auf und berichtet ihnen, dass sie den Herrn gesehen hat und was er gesagt hat.
Beachten wir doch, liebe Brüder, wie sehr Maria Magdalena an Würde Petrus nachstand, dem Haupt der Apostel, und Johannes, dem von Christus so geliebten Theologen, und wie sie trotzdem mehr als sie bevorzugt war. Sie haben, als sie ans Grab gelaufen kamen, nur die Binden und das Schweißtuch gesehen. Maria aber hat bis zum Schluss am Eingang des Grabes verharrt und hat vor den Aposteln nicht nur die Engel, sondern den im Fleisch auferstandenen Herrn der Engel gesehen. Sie hat seine Stimme gehört, und Gott hat sie so durch sein eigenes Wort in seinen Dienst genommen.
Letzte Änderung: 10.02.2013 um 05:31
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