Wort der Päpste

hl. Papst Gregor der Große - 2

Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013
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Homilien zum Evangelium, Nr. 2 ; PL 76, 1081

«Du sollst wieder sehen! Dein Glaube hat dir geholfen.»

Beachten wir, was der Herr zu dem Blinden, der sich ihm nähert, sagt: „Was soll ich dir tun?“ Sollte er, der die Macht hatte, jemandem das Augenlicht zurückzugeben, nicht wissen, was der Blinde wollte? Gewiss doch! Aber er will, dass wir ihn um alles bitten, obwohl er schon im Voraus weiß, worum wir ihn bitten werden und dass er es uns gewähren wird. Er ermutigt uns, mit unseren Bitten geradezu aufdringlich zu sein, auch wenn er versichert: „Euer Vater im Himmel weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet“ (Mt 6,8). Wenn er also fragt, so deshalb, damit wir ihn bitten; wenn er fragt, will er unser Herz zum Gebet ermuntern...

Der Blinde bittet den Herrn nicht um Gold, sondern um Licht. Er hat nur eines im Sinn: um Licht bitten... Liebe Brüder, machen wir es doch wie er. Bitten wir den Herrn nicht um trügerischen Reichtum, nicht um Geschenke, die die Welt gibt, oder um Ehren, die von kurzer Dauer sind, sondern bitten wir um Licht. Nicht um das von Raum und Zeit begrenzte, von der Nacht unterbrochene Licht, das die Tiere ebenso sehen wie wir. Bitten wir um das Licht, das außer uns nur die Engel sehen, das keinen Anfang hat und kein Ende. Der Weg zu diesem Licht – ist der Glaube. Deshalb also antwortet der Herr sogleich dem Blinden, den er sehend machen will: „Du sollst wieder sehen. Dein Glaube hat dir geholfen“.

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Homilie zum Evangelium, Nr. 7

«Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt»

„Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt“. Johannes tauft nicht mit Geist, sondern mit Wasser. Er ist nicht befähigt, Sünden zu vergeben. Er wäscht den Leib der Täuflinge mit Wasser, nicht aber den Geist mit Vergebung. Warum also tauft er, wenn er durch seine Taufe nicht Sünden erlässt? Warum? Einfach weil er in seiner Rolle als Wegbereiter verbleiben will. Wie er mit seiner Geburt dem Herrn vorangegangen war, der bald darauf geboren werden sollte, so ging er auch mit seiner Taufe dem Herrn voran, der bald darauf taufen sollte. Er war der Wegbereiter Christi durch seine Predigt und wurde es auch durch seine Taufe, die Abbildung des künftigen Sakraments.

Johannes kündigte ein Geheimnis an mit seiner Erklärung, Christus stehe mitten unter den Menschen und sie würden ihn nicht erkennen; denn der Herr war, als er im Fleisch erschien, in seinem Leib sichtbar, in seiner Majestät aber unsichtbar. Johannes fügt hinzu: „Er, der nach mit kommt, ist mir voraus“ (Joh 1,15)... und schiebt die Erklärung für den Vorsprung Christi nach: „weil er vor mir war“. Eigentlich wollte er damit sagen: „Wenn er mir voraus ist – wo er doch nach mir zur Welt kam – so liegt es daran, dass die Zeit seiner Geburt ihn nicht einengt und ihm Grenzen setzt. Von einer Mutter ist er in der Zeit geboren, vom Vater ist er außerhalb der Zeit gezeugt.“ Johannes gibt kund, welch demütigen Respekt er Christus schuldet, wenn er fortfährt: „Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren“. Nun gab es bei den Alten folgenden Brauch: Wenn ein Mann sich weigerte, das Mädchen zu heiraten, das ihm versprochen war, schnürte er demjenigen die Schuhe auf, der letzten Endes der rechtmäßige Gemahl des Mädchens wurde. Hat sich nun Christus nicht als Gemahl der heiligen Kirche offenbart?... Weil aber die Menschen glaubten, Johannes sei der Christus – was Johannes selber abstreitet –, erklärt er sich für unwürdig, Christus die Schuhe aufzuschnüren. Es ist so, als wollte er deutlich machen: ... „Ich maße mir nicht an, zu Unrecht den Namen Gemahl zu tragen“ (vgl. Joh 3,29).

 


Letzte Änderung: 10.02.2013 um 05:32

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