Wort der Päpste

Hl. Papst Leo der Große - 1

Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013
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Predigt Nr. 51, 2-3, 5-8; PL 54, 310-313, SC 74

Die Glorie des Kreuzes

 

Der Herr enthüllt seine Glorie im Beisein auserwählter Zeugen. Er verströmt über seinen Leib, der ja unserem Leib gleicht, ein so helles Licht, dass sein Antlitz blendet wie die Sonne und sein Gewand weiß wird wie Schnee. Sein erstes Ziel, das er mit dieser Verwandlung verfolgte, war, die Schmach des Kreuzes aus den Herzen seiner Jünger zu nahmen, damit die freiwillig ertragene Schande seines Todes den Glauben der Jünger nicht beeinträchtige, da sie doch die Größe seiner verborgenen Würde gesehen hätten.

Aber genauso wichtig war es ihm, die Hoffnung der heiligen Kirche fest zu begründen, sodass die Glieder des Leibes Christi es erfassen könnten, welche Umwandlung sich eines Tages in ihnen vollziehen würde; es sind ja alle Glieder dazu berufen, eines Tages an der Glorie teilzuhaben, die sie vorher an ihrem Meister miterlebt haben...

„Das ist mein auserwählter Sohn..., auf ihn sollt ihr hören“. Hört auf ihn, der den Weg zum Himmel öffnet und euch durch seine Qualen am Kreuz den Aufstieg zum Himmelreich ermöglicht. Warum fürchtet ihr euch davor, losgekauft zu werden? Warum habt ihr, die ihr verwundet seid, Angst davor, geheilt zu werden? Mein Wille geschehe, so will es Christus. Werft die Ängste dieser Welt ab, wappnet euch mit der festen Zuversicht, die der Glaube schenkt. Denn ihr dürft nicht das an der Passion des Retters fürchten, wovor ihr, mit seiner Hilfe, bei eurem Tod keine Angst haben werdet...

Die ganze Kirche hat alles erfahren, was die Apostel mit ihren Augen gesehen und ihren Ohren gehört haben (vgl. 1 Joh 1,1). Möge doch der Glaube aller durch die Verkündigung des heiligen Evangeliums fester werden, und möge niemand sich des Kreuzes Christi schämen, durch das die Welt losgekauft wurde.

 

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Brief 28, an Flavian. 3-4; PL 54, 763-767

„Alle, die ihn berührten, wurden geheilt“

Die Majestät Gottes hat unsere Niedrigkeit angenommen, seine Kraft unsere Schwäche, seine Unsterblichkeit unsere Ausgeliefertheit an den Tod. Um die Schuld unserer menschlichen Existenz zu tilgen, hat sich die unveränderliche Natur Gottes mit unserer dem Leid ausgelieferten Natur vereint. So musste, um uns besser heilen zu können, „der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus“ (1 Tim 2,5) einerseits fähig sein zu sterben, andererseits unsterblich sein.

Der wahre Gott kommt also mit der unveränderten und vollständigen Natur eines wahren Menschen zur Welt... Er hat die Natur des Sklaven angenommen, aber ohne sich dabei durch die Sünde zu beflecken; er hat den Menschen erhöht, ohne Gott zu erniedrigen. Er hat sich selbst entäußert (Phil 2,7). Er, der unsichtbar war, wurde sichtbar; der Schöpfer und Herr über Alles wollte ein Sterblicher unter den Sterblichen sein. All das war ein Entgegenkommen seiner Barmherzigkeit, nicht aber eine Niederlage seiner Macht... All das findet in einem neuen Ordnungsrahmen statt...: Er, der alle Grenzen überschreitet, wollte begrenzt sein wie wir; er, der vor der Erschaffung der Zeit war, begann in der Zeit zu existieren. Der Herr des Universums hat sich selbst entäußert, indem er über die unendliche Größe seiner Majestät den Schatten warf. Gott, der nicht leiden kann, verschmähte es nicht, ein leidensfähiger Mensch zu sein. Er, der Unsterbliche, wollte sich den Gesetzen des Todes unterwerfen. Christus, der wahrer Gott ist, ist tatsächlich auch wahrer Mensch... Er ist wahrer Gott aufgrund dessen, dass „am Anfang das Wort war, das Wort bei Gott war und das Wort Gott war“; und er ist Mensch, weil „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,1.14).

 

 

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Aus 6. Predigt zum Weihnachtsfest, 2,3,5

Maria, Mutter Gottes, Mutter des Friedensfürsten (Jes 11,5)

Das Weihnachtsfest vergegenwärtigt uns die ersten Augenblicke des irdischen Lebens Jesu, der geboren wurde aus der Jungfrau Maria. Während wir die Geburt unseres Erlösers anbeten, dürfen wir auch unsere eigene Herkunft feiern. Denn wenn Christus zur Welt kommt, nimmt das christliche Volk seinen Anfang: der Geburtstag des Hauptes ist auch der Geburtstag des Leibes.

Doch was können wir in den Schätzen der göttlichen Großherzigkeit finden, was des Weihnachtsfestes so würdig ist wie dieser Friede, den das Lied der Engel bei der Geburt des Herrn besingt? (vgl. Lk 2,14). Denn dieser Friede ist es, der Kinder Gottes hervorbringt, der die Liebe begünstigt, die Freundschaft gebiert, der die Ruhe der Seligen ist, die Wohnung in der Ewigkeit. Seine Aufgabe, seine besondere Tat besteht darin, diejenigen mit Gott zu vereinigen, die er von der Welt trennt... All jene also, die „nicht aus Fleisch und Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes geboren sind, sondern aus Gott“ (vgl. Joh 1,13), sollen dem Vater den gemeinsamen Sohnesgehorsam als Friedensbringer darbieten. All jene, die durch die Annahme an Kindesstatt Glieder Christi geworden sind, sollen herbeieilen, um sich zusammenzutun mit dem Erstgeborenen der neuen Schöpfung, der gekommen ist, um „nicht seinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hat“ (Joh 6,38). Die Erben, die die Gnade des Vaters annimmt an Kindesstatt, sind keine getrennten und verstreuten Erben. Sie sind einmütig und einträchtig in der Liebe. Die wiedererschaffen wurden nach dem einzigartigen Abbild (vgl. Hebr 1,3; Gen 1,27) sollen auch eine Seele besitzen, die ihm entspricht. Die Geburt des Herrn Jesus ist die Geburt des Friedens. Wie auch der hl. Paulus sagt: „Er, Christus, ist unser Friede.“ (Eph 2,14).

 

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 „Die göttliche und die menschliche Natur waren so zur Einheit verbunden, dass sie durch die Hinrichtung nicht aufgehoben und durch den Tod nicht auseinandergerissen werden konnten. Jeder der beiden Naturen behielt ihre Eigentümlichkeit; weder verließ Gott den Leib, als er litt, noch machte der Leib Gott selbst leidensfähig. Denn die Gottheit war im Leidenden, nicht im Leiden.“

 

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3. Predigt zu Weihnachten; SC 22

«Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus... In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt» (Eph 1,3-4)

Die Fleischwerdung des Logos, des Wortes Gotte, gilt der Vergangenheit und der Zukunft in gleicher Weise. Kein Zeitalter, auch nicht das am weitesten zurückliegende, musste das Sakrament des Heils der Menschen entbehren. Was die Apostel predigten und die Propheten angekündigt hatten und was zu allen Zeiten irgendwie geglaubt wurde, hat sich erst in der Spätzeit erfüllt. Gott in seiner Weisheit und Güte hat das Heilswerk zeitlich hinausgeschoben und uns so fähiger gemacht, auf seinen Ruf zu antworten... dank dieser weit zurückliegenden häufigen Ankündigungen.

Es ist also nicht so, dass Gott, als er sich der menschlichen Geschicke annahm, damit seinen Ratschluss abgeändert hätte, und von spätem Erbarmen ergriffen worden wäre. Seit Erschaffung der Welt hat er für alle ein und denselben Heilsweg beschlossen. Die Gnade Gottes, durch die seit jeher alle seine Heiligen gerechtfertigt wurden, begann nicht erst mit der Geburt Christi zu wirken. Sie ist dadurch nur größer geworden. Diese geheimnisvolle große Liebe, von der jetzt die ganze Welt erfüllt ist, war in den Zeichen, die ihr vorausgingen, nicht weniger mächtig. Wer daran glaubte, als sie verheißen wurde, hat nicht weniger Nutzen davon gehabt als derjenige, der sie angenommen hat, als sie ihm geschenkt wurde.

Meine geliebten Kinder, mit einer Güte, die ganz augenscheinlich ist, hat sich der Reichtum der Gnade Gottes über uns ergossen. Wir sind zu ewigem Leben berufen und werden nicht nur durch Vorbilder aus der Vergangenheit auferbaut, sondern haben die Wahrheit als solche erscheinen sehen in ihrer leiblich-sichtbaren Form. So müssen wir also den Geburtstag des Herrn mit inniger Freude feiern, mit einer Freude, die nicht von dieser Welt ist... Der Heilige Geist möge euch erleuchten, so dass ihr den erkennt, der uns in sich aufgenommen hat und den wir in uns aufgenommen haben; denn so wie der Herr Jesus in seiner Geburt zu unserem Fleisch geworden ist, so sind auch wir bei unserer Wiedergeburt zu seinem Leib geworden. Gott hat uns ein Beispiel seines Wohlwollens und seiner Demut gegeben...; gleichen wir uns dem Herrn in seiner Demut an, wenn wir ihm in seiner Herrlichkeit ähnlich sein wollen. Er selber wird uns helfen und uns führen, bis seine Verheißung eingelöst ist.

 

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1. Predigt zu Christi Himmelfahrt; SC 74

«Da gingen ihnen die Augen auf»

 

In den Tagen zwischen der Auferstehung des Herrn und seiner Himmelfahrt hat sich vieles ereignet. Große Geheimnisse haben ihre Bestätigung gefunden, große Wahrheiten kamen ans Licht. Damals wurde die Angst vor einem bitteren Tod von uns genommen und die Unsterblichkeit offenbart, nicht nur die der Seele sondern auch die des Fleisches...

An einem dieser Tage gesellt sich der Herr zu zwei Jüngern, die unterwegs sind, und, um in uns jeden Zweifel zu zerstreuen, wirft er diesen verängstigten Männern vor, sie seien begriffsstutzig. Die Herzen, die er erhellt, erfahren, dass sich in ihnen die Flamme des Glaubens entzündet; sie waren lau, und nun, da der Herr ihnen den Sinn der Schrift erschließt, beginnen sie zu brennen. Beim Brechen des Brotes öffnen sich die Augen derer, die mit ihm am Tisch saßen. Sie erkennen, dass ihre menschliche Natur verherrlicht ist, und empfinden eine Beglückung, die weit stärker ist als die ihrer Urahnen, bevor denen über der Schande ihres Ungehorsams die Augen aufgingen (Gen 3,7).

Zur Zeit dieser und noch weiterer Wunder ist der Herr den Jüngern erschienen. Da sie ängstlich und besorgt waren, sagte er zu ihnen: „Der Friede sei mit euch“ (Lk 24,36; Joh 20,26). Um sie nicht bei ihren Gedanken, die sie verunsicherten, zu belassen,... zeigte er ihren unschlüssigen Augen die Spuren der Kreuzigung an seinen Händen und Füßen... So sollten sie mit großer Sicherheit und ohne Glaubenszweifel daran festhalten, dass der Leib, der auf dem Thron Gottes des Vaters sitzen würde, eben der war, der im Grab gelegen hatte. Worauf hat die Güte Gottes während der ganzen Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt hingewiesen, und was hat sie den Augen und Herzen seiner Freunde gezeigt? Dass der Herr Jesus Christus wirklich geboren worden ist, wirklich gelitten hat, wirklich gestorben und wirklich auferstanden ist.

 

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Predigt zur Geburt des Herrn, 1-3; PL 54, 190

«Kehrt um und glaubt an das Evangelium»

 

Lasst uns, geliebte Brüder, Dank sagen Gott dem Vater durch seinen Sohn im Heiligen Geist; denn in seiner großen Barmherzigkeit und Liebe zu uns hat er sich unser erbarmt, und „als wir infolge unserer Sünden tot waren“, hat er uns in Christus das Leben wieder geschenkt, um uns zu formen und neu zu gestalten. Legen wir also „den alten Menschen mit seinen Taten ab“ (Kol 3,9) und lasst uns, da wir an der Geburt Christi teilhaben dürfen, auf unsere irdische Lebensweise verzichten.

Du Christ, sei dir deiner Würde bewusst. Da du jetzt Anteil hast an der göttlichen Natur (2 P 1,4), kehr nicht zu deinen Verirrungen von früher zurück. Ruf dir ins Gedächtnis zurück, dass du „der Macht der Finsternis entrissen wurdest und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (Kol 1,13). Durch das Sakrament der Taufe bist du Tempel des Heiligen Geistes geworden (1 Kor 6,19). Hüte dich davor, durch böse Taten einen so hohen Gast zu vertreiben und so wieder unter die Herrschaft des Dämons zu geraten; denn du bist durch das Blut Christi freigekauft.

 

 


Letzte Änderung: 02.03.2013 um 20:13

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