Zitate von Kirchenlehrern
Hl. Petrus Chrysologus - 1 |
Geschrieben von (ksf) am 15.12.2010 |
Predigt 167; CCL 248, 1025, PL 52, 636
«Johannes der Täufer ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt»
Johannes der Täufer lehrt mit Worten und Taten. Als wahrer Lehrer zeigt er durch sein Beispiel, was seine Worte ausdrücken. Das Wissen macht den Lehrer, das Verhalten aber verleiht Autorität. Wer lehren will, kann dies allein durch Taten. Durch Worte lehren ist Wissenschaft; in Taten umgesetzte Wissenschaft ist Tugend. Wissenschaft, die sich zur Tugend gesellt, ist also authentisch. Nur sie allein ist göttlich und nicht menschlich...
„In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe“ (Mt 3,1-2). „Kehrt um.“ Warum sagt er stattdessen nicht: „Freut euch“? „Vielmehr freut euch, weil die menschliche Wirklichkeit der göttlichen Wirklichkeit Platz macht, das Irdische dem Himmlischen, das Zeitliche dem Ewigen, das Böse dem Guten, die Ungewissheit der Sicherheit, der Kummer dem Glück, das Vergängliche dem ewig Bleibenden. Das Himmelreich ist nahe. Bekehrt euch.“ Dein Verhalten muss offenbar machen, dass du dich bekehrt hast. Du hast das Menschliche dem Göttlichen vorgezogen, wolltest lieber der Welt dienen als sie zusammen mit dem Herrn der Welt besiegen: also kehr um! Du hast die Freiheit gemieden, die die Tugenden dir verschafft hätten, weil du das Joch der Sünde tragen wolltest: kehr um! Du hast aus Angst, das ewige Leben zu besitzen, dich dem Tod ausgeliefert: also kehr um!
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Predigt 78 ; PL 52, 420: „Jesus stand am Ufer“
Die Passion Jesu hat in ihrem tumultartigen Verlauf die Erde überrascht, den Himmel erschreckt, die Zeitalter erstaunt und die Hölle zur Verzweiflung gebracht. Aber dann kommt der Herr an den See und sieht, wie seine Jünger mitten in der Nacht auf den finsteren Fluten umhergetrieben werden. Die Sonne ist verschwunden, weder der Schein des Mondes noch Sterne könnten die Bangigkeit dieser Nacht vertreiben... „Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war“ (Joh 21, 4). Die ganze Schöpfung ist vor der Schande, die dem Schöpfer zugefügt worden war, geflohen...: die Erde fühlt sich in ihren Grundfesten erschüttert und bebt; die Sonne verfinstert sich, um nicht zusehen zu müssen; der Tag entschwindet, um nicht dabei zu sein; Felsen bersten, so hart sie auch sind... Die Hölle muss zusehen, wie der Richter selber in sie eindringt; von ihm besiegt, lässt sie mit einem Schmerzensschrei ihre Gefangenen frei (Mt 27, 45-52)...
Die ganze Welt war in Verwirrung geraten und zweifelte nicht daran, dass sie durch den Tod des Schöpfers zurückgeworfen war in die ursprüngliche Finsternis und das Chaos von ehedem (Gen 1, 2). Plötzlich aber bringt der Herr mit dem Licht seiner Auferstehung den Tag zurück und gibt der Welt ihr vertrautes Aussehen zurück. Er kommt in seiner Herrlichkeit, um alle Menschen, die er so zutiefst niedergeschlagen sah, wieder aufleben zu lassen. „Als es Morgen wurde, kam Jesus ans Ufer“, vor allem deshalb, weil er seine Kirche wieder im Glauben festigen wollte. Er hatte ja gesehen, dass seine Jünger Glauben und Kraft verloren hatten... Petrus hatte ihn verleugnet, und Thomas hatte gezweifelt. Darum spricht er mit ihnen nicht wie mit tapferen Soldaten, sondern wie mit verängstigten Kindern... „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ So ruft sie sein Auftreten als Mensch zurück zur Gnade, das Brot zum Vertrauen, die Speise zum Glauben. Sie würden nicht wirklich an seine leibliche Auferstehung glauben, wenn sie nicht sähen, dass auch er sich den Bedürfnissen des Lebens aussetzt und eben isst. Deshalb verlangt er, der die Fülle alles Guten ist, zu essen. Er isst das Brot, weil er Hunger hat – nicht nach Essbarem, sondern nach der Liebe der Seinen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie antworten: „Nein!“ Was hatten sie auch, sie, die Christus nicht hatten, obgleich er mitten unter ihnen war? Sie, die den Herrn nicht sahen, obgleich er vor ihnen erschienen war? „Er sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen.“
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Predigt 64; PL 52, 379: „Da weinte Jesus“
„Als Jesus sah, wie Maria weinte und wie auch die Juden weinten..., war er im Innersten erregt und erschüttert...“ Maria weint, die Juden weinen, auch Christus weint. Glaubst du, dass sie alle den gleichen Schmerz empfinden? Maria, die Schwester des Toten, weint, weil sei ihren Bruder nicht bei sich behalten noch den Tod abwenden konnte. Ihr Glaube an die Auferstehung hat ihr nicht geholfen, sie hat den verloren, der ihr größter Rückhalt war; der Gedanke an seine schmerzliche Abwesenheit, die Trübsal einer langen Zeit der Trennung lassen ihre Tränen fließen, sie kann sie nicht mehr zurückhalten... Welcher Art auch immer unser Glaube ist: der unerbittliche Anblick des Todes muss uns anrühren und bestürzen. Auch die Juden weinten, sie dachten an ihre eigenen Sterblichkeit, weil sie nicht auf ein ewiges Leben hofften... Ein Sterblicher kann nicht umhin, angesichts des Todes zu weinen.
Was hat Jesus für einen Grund zu weinen? Keinen? Warum weint er dann? Er hatte gesagt: „Lazarus ist gestorben und ich freue mich für euch... Jetzt aber vergießt er die Tränen der Sterblichen, sogar jetzt, wo er von neuem den Geist des Lebens ausgießt. Brüder, so ist der Mensch: Freude und Schmerz lassen Tränen fließen... Christus, der durch sein Wort, durch ein Wort nur, alle Toten zum ewigen Leben erwecken soll, hat nicht geweint, weil ihn der Tod trostlos gemacht hätte, sondern weil er an die Freude dachte... Wie könnte man auch annehmen, dass Christus aus menschlicher Schwäche geweint hat, wenn der himmlische Vater über seinen verlorenen Sohn nicht weint, als dieser von Zuhause weggeht, sondern dann, als er ihn wieder bei sich hat? (Lk 15, 20)... Er hat zugelassen, dass Lazarus stirbt, weil er, um seine Herrlichkeit kundzutun, den Toten auferwecken wollte. Er hat zugelassen, dass sein Freund in das Reich des Todes hinabsteigt, damit Gott erscheine und den Mann aus der Unterwelt wieder heraufhole.
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Predigt 50; PL 52,339:
"Was für Gedanken habt ihr im Herzen?“
Dank dem Glauben der Anderen sollte die Seele des Gelähmten noch vor seinem Leib heil werden. „Als Jesus den Glauben der Leute sah“, heißt es im Evangelium. Brüder, beachtet hier, dass Gott sich nicht um das kümmert, was Unvernünftige wollen, dass er nicht erwartet, bei Unwissenden Glauben vorzufinden... bei denen, die nicht gesund sind. Andrerseits weigert er sich nicht, dem Glauben der Menschen zu Hilfe zu kommen. Dieser Glaube ist ein Geschenk der Gnade und stimmt mit dem Willen Gottes überein... In seiner göttlichen Güte versucht der Arzt Christus, Menschen gegen ihren Willen ins Heil zu ziehen, solche, die an seelischen Krankheiten leiden, oder solche, die von der Last ihrer Sünden und Fehler an den Rand des Wahnsinns getrieben werden. Sie aber sträuben sich dagegen.
Liebe Brüder, wollten wir doch bloß der Lähmung unserer Seele auf den Grund gehen! Wir würden entdecken, dass die Seele, ihrer Kräfte beraubt, auf einem Sündenbett liegt. Das Wirken Christi in uns würde zu einer Quelle des Lichts. Wir würden begreifen, dass er jeden Tag unseren Mangel an Glauben für so schädlich hält, dass er uns hinzieht zu den heilsamen Arzneien und unserem widerspenstigen Willen entschieden Zügel anlegt. „Mein Kind“, sagt er, „deine Sünden sind dir vergeben“.
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Predigt 146 über Mt 1,18; PL 52,591:
„Maria, die Mutter Jesu, war mit Josef verlobt“
„Maria, seine Mutter, war verlobt.“ Es hätte auch genügt zu sagen: Maria war verlobt. Was soll das heißen: eine verlobte Mutter? Wenn Sie Mutter ist, ist sie nicht verlobt: wenn sie verlobt ist, ist sie noch nicht Mutter. „Maria, seine Mutter, war verlobt“: verlobt, da sie noch Jungfrau war; Mutter aufgrund ihrer Fruchtbarkeit. Sie war ein Mutter, die keinen Mann erkannte und dennoch die Mutterschaft kannte. Wie könnte sie Mutter sein, bevor sie empfangen hat, sie, die nach der Geburt Mutter und Jungfrau ist? Wann war sie, die den Gründer der Zeiten hervorbrachte, der den Dingen den Anfang gab – wann war sie nicht Mutter?...
Warum hat sich das Mysterium der himmlischen Unschuld eine Verlobte ausersehen – und nicht ein Jungfrau, die noch frei war? Warum muss die Eifersucht eines Verlobten die Verlobte in Gefahr bringen? Warum hat so viel Tugend den Anschein der Sünde und das ewige Heil den Anschein einer Gefahr? ... Was für ein Geheimnis halten wir da in Händen, liebe Brüder? Es gibt keinen Federstrich, kein Jota, keine Silbe, kein Wort, das keine göttliche Bedeutung hätte. Ein Jungfrau wird ausersehen, damit die Kirche, die Verlobte Christi, im Voraus dargestellt wird, gemäß dem Wort des Propheten Hosea: „Ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue“ (2,21-22). Deshalb sagt Johannes: „Wer die Braut hat, ist der Bräutigam“ (Joh 3,29). Und der hl. Paulus: „Ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen (2 Kor 11,29). O Kirche, du wahre Braut, die durch die jungfräuliche Geburt [der Taufe] eine neue Kindheit Christi erzeugt!
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Predigt Nr. 8; CCL 24, 59; PL 52, 208:
„Übungen der Fastenzeit: Almosen, Gebet, Fasten“
Liebe Brüder, heute beginnen wir die große Reise der Fastenzeit. Schaffen wir also auf unser Schiff unseren ganzen Vorrat an Essen und Trinken und verstauen wir die reiche Barmherzigkeit, derer wir bedürfen werden. Denn unser Fasten hat Hunger, unser Fasten hat Durst, wenn es sich nicht von Güte ernährt, wenn es sich nicht an der Barmherzigkeit erquickt. Unserem Fasten ist kalt und es erlischt, wenn es nicht vom wärmenden Fell des Almosens bedeckt ist, wenn es nicht vom Gewand des Mitleids eingehüllt ist.
Liebe Brüder, was der Frühling für den Boden, das ist die Barmherzigkeit für das Fasten: der sanfte Frühlingswind bringt alle Knospen im weiten Land zur Blüte; das barmherzige Fasten lässt alle Saaten wachsen und blühen, lässt sie Frucht tragen bis zur himmlischen Ernte. Was das Öl für die Lampe ist, ist die Güte für das Fasten. Wie das Fett des Öles das Licht der Lampe zum Leuchten bringt und sie zum Trost einer ganzen Nacht leuchten lässt, so bringt die Güte das Fasten zum Leuchten: es sendet Strahlen aus, die in der Enthaltsamkeit ihren vollen Glanz entfalten. Was die Sonne für den Tag ist, das ist das Almosen für das Fasten: der Glanz der Sonne verstärkt die Helligkeit des Tages, und zerstreut das Dunkel der Wolken. Fasten, das einhergeht mit Almosengeben, verstärkt die Heiligkeit des Fastens und vertreibt, durch das Licht der Güte, alles aus unseren Wünschen, was todbringend sein könnte. Dieselbe Bedeutung also, die der Leib für die Seele hat, hat die Großherzigkeit für das Fasten. Wenn die Seele den Körper verlässt, bringt sie ihm den Tod; wenn die Großherzigkeit das Fasten nicht mehr begleitet, ist das der Tod des Fastens.
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Predigt 108
«Die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht»
Hört, um was der Herr bittet: „Seht doch, ich habe den gleichen Leib wie ihr, die gleichen Glieder, Organe, Knochen, das gleiche Blut (vgl. Lk 24,39). Und wenn euch das an mir, was zu Gott gehört, Furcht einflößt – liebt ihr dann an mir nicht das, was zu euch gehört?... Aber vielleicht beschämt euch das Ausmaß meines Leidens, das ihr verursacht habt? Habt keine Angst. Das Kreuz hat nicht mich getötet, sondern den Tod. Die Nägel, die mich durchbohren, tun mir nicht weh, sondern vertiefen meine Liebe zu euch. Die Wunden lassen mich nicht stöhnen, sondern weiten mein Herz für euch. Mein Leib ist ausgestreckt am Kreuz: das öffnet euch meine Arme, aber vermehrt nicht meine Pein. Mein Blut ist für mich nicht verloren, sondern ist vergossen als Lösegeld für euch (Mk 10,45).
Kehrt also zurück zu mir und erkennt, wie euer Vater ist, wenn ihr seht, dass er Böses mit Gutem vergilt, Beleidigung mit Liebe, tiefe Verwundung mit großer Barmherzigkeit. Nehmt das Schwert des Geistes (Eph 6,17); macht euer Herz zu einem Altar; reicht so euren Leib Gott dar und bietet ihn furchtlos als Opfer an.“
Letzte Änderung: 10.02.2013 um 04:58
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