Zitate von Heiligen

Hl. Rafael Arnáiz Barón - 1

Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013
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Geistliche Schriften 14.12.1936

„Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein“ (Mt 12,40)

 

Um in einer Kunst aufzugehen, in eine Wissenschaft tiefer einzudringen, braucht der Geist Einsamkeit und Abgeschiedenheit; er braucht Sammlung und Stille. Aber einer Seele, die in Gott verliebt ist und keine andere Kunst oder Wissenschaft kennt als das Leben Jesu, einer Seele, die den Schatz gefunden hat, der in einem Acker vergraben war (Mt 13,44), ihr reicht Stille nicht, und auch nicht Sammlung in der Einsamkeit. Sie muss vor allem die Verborgenheit suchen, sich mit Christus verbergen, ein Fleckchen Erde suchen, wohin die profanen Blicke der Welt nicht gelangen, und dort muss sie allein sein mit ihrem Gott. Das Geheimnis des Königs (Tob 12,7) verdirbt und verliert seinen Glanz, wenn es offenbar wird. Dieses Geheimnis des Königs muss verborgen werden, damit niemand es sieht, das Geheimnis, von dem viele glauben, es bestehe aus göttlichen Mitteilungen und übernatürlichen Tröstungen. Das Geheimnis des Königs, um das wir die Heiligen beneiden, beschränkt sich oft auf ein Kreuz.

Wir sollen das Licht nicht unter den Scheffel stellen, sagt uns Jesus (Mt 5,15)... Verkünden wir also unseren Glauben nach allen Himmelsrichtungen, erfüllen wir die Welt mit Begeisterung für einen so gütigen Gott! Lasst uns nicht müde werden, das Evangelium zu verkünden! Lasst uns allen, die uns hören wollen, sagen, dass Gott als Liebender gestorben ist, ans Holz genagelt; dass er für mich, für dich, für den Anderen gestorben ist. Wenn wir ihn wirklich lieben, dann verbergen wir es doch nicht! Stellen wir doch das Licht, das Andere erhellen kann, nicht unter den Scheffel!

Lasst uns anderseits, ohne dass jemand davon erfährt, dieses göttliche Geheimnis in unserm Inneren hüten, dies Geheimnis, das du, o Herr, denen anvertraust, die dich am meisten lieben: dieses winzige Teilchen deines Kreuzes, deines Durstes, deiner Dornenwunde. Verbergen wir im hintersten Winkel der Erde unsere Tränen, Mühen und Kümmernisse; erfüllen wir die Welt nicht mit Trauer und Seufzen, und lassen wir niemanden auch nur eine Spur unserer Mühsal entdecken... Verbergen wir uns mit Christus und lassen ihn allein teilhaben an dem, das im Grunde nur ihn angeht: Geheimnis des Kreuzes! Betrachten wir sein Leben, sein Leiden und sein Sterben und erkennen wir endlich, dass es nur einen Weg zu ihm gibt, nämlich den Weg seines heiligen Kreuzes.

 

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Geistliche Schriften, 15.12.1936

Der Sohn Gottes widersteht der Versuchung, andere Wege einzuschlagen, und gehorcht dem Willen seines Vaters

 

Auch ich war manchmal auf den Straßen Spaniens unterwegs, als ich noch in der Welt war, und jagte mit Entzücken die Tachonadel auf 90 hoch: was für eine Dummheit! Als ich begriff, dass der Horizont sich nicht weiten lässt, erlebte ich die Enttäuschung dessen, der nur die Freiheit dieser Welt besitzt; denn die Erde ist klein, und man hat sie schnell umrundet. Der Mensch hat einen eng umgrenzten Horizont. Wessen Seele nach unbegrenzten Horizonten dürstet, dem reichen die Horizonte der Erde nicht: Sie ersticken ihn. Es gibt die Welt nicht, die für ihn groß genug wäre; er findet, was er sucht, nur in der Größe und Unendlichkeit Gottes. Ihr Menschen, die ihr den Planeten durcheilt, ich beneide euch nicht um euer Leben in dieser Welt. Ich lebe abgeschieden in einem Kloster, zu Füßen des Kreuzes, und bin unendlich frei; ich habe den Himmel, ich habe Gott. Was für ein Glück, dass ich ein Herz habe, das in ihn verliebt ist!...

Armer Bruder Raphael!... Warte weiter, hoffe weiter mit der heiteren Gelassenheit, die dir die sichere Hoffnung verleiht; rühr dich nicht von der Stelle, bleib wie angenagelt, Gefangener deines Gottes zu Füßen eines Tabernakels. Vernimm von fern den Lärm der Menschen, die die kurzen Tage ihrer Freiheit in der Welt genießen; vernimm von fern ihre Stimmen, ihr Lachen, ihr Weinen, ihre Kriege. Horch und denk ein wenig nach; denk an einen unendlichen Gott, an den Gott der Himmel und Erde und die Menschen gemacht hat, denk an den unumschränkten Herrn des Himmels und der Erde, der Flüsse und Meere; denk an den, der in einem einzigen Augenblick, allein durch sein Wollen alles, was ist, aus dem Nichts hervorgehen ließ.

Denk einen Moment an das Leben Christi, und du wirst erkennen, dass es da keine „Freiheiten“ gab, keinen Lärm, kein Geschrei; du wirst den Sohn Gottes sehen, der dem Menschen untertan ist; du wirst Jesus sehen, der gehorsam war und fügsam, für den es das Gesetz seines Lebens war, in heiterem Frieden ausschließlich den Willen seines Vaters zu tun. Und betrachte schließlich Christus am Kreuz. Wozu da noch über Freiheiten reden?

 

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Geistliche Schriften, 15.12.1936

„Da stand der Mann auf, verließ alles und folgte ihm nach“

 

An manchen Tagen kreuzen Flugzeuge mit unerhörter Geschwindigkeit am Himmel und überfliegen dabei das Kloster. Der Lärm ihrer Triebwerke schreckt die Vögel auf, die in den Zypressen unseres Friedhofs nisten. Vor dem Kloster durchschneidet eine Asphaltstraße die Felder, auf der zu jeder Tageszeit Lastwagen und Autos von Touristen fahren, die keinen Blick für das Kloster übrig haben. Auch führt eine Hauptlinie der Spanischen Eisenbahn durch die Ländereien des Klosters... Man nennt das alles Freiheit... Aber wer ein bisschen nachdenkt, bemerkt, wie die Welt sich täuscht, inmitten dessen, was sie Freiheit nennt...

Wo nun lässt sich Freiheit finden? Sie findet sich im Herzen des Menschen, der allein Gott liebt. Sie wohnt im Menschen, dessen Seele festgemacht ist nicht im Geist, nicht in der Materie, sondern ausschließlich in Gott. Die Freiheit ist in einer Seele, die nicht dem egoistischen Ich untersteht; in einer Seele, die sich über die eigenen Gedanken, über die eigenen Gefühle, über eigenes Freud und Leid erhebt. Dir Freiheit wohnt in einer Seele, deren einziger Lebenssinn Gott ist, deren Leben Gott ist und sonst nichts.

Der menschliche Geist ist von beschränkter Größe, ist reduziert, tausenderlei Veränderungen unterworfen, Höhen und Tiefen, Depressionen, Enttäuschungen usw. Dazu ein Leib von solcher Hinfälligkeit. Die Freiheit ist also in Gott. Ein Mensch, der sich wirklich erhebt und sein Leben ganz in Gott gründet – von ihm kann man sagen, dass er sich der Freiheit erfreut – soweit es einem möglich ist, der noch auf Erden weilt.

 

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Geistliche Schriften 03.04.1968

Ihr macht das Äußere sauber, aber Gott ist im Innern

Wenn die Welt, die Gott sucht, es wüsste! Wenn die Gelehrten die Gott in der intellektuellen Erkenntnis und in eitlen Diskussionen suchen, es nur wüssten! Wenn die Menschen wüssten, wo Gott zu finden ist! Wie viele Kriege würden verhindert, wie viel Frieden gäbe es auf der Welt, wie viele Seelen würden gerettet werden! Ihr seid unvernünftig und töricht, wenn ihr Gott da sucht, wo er nicht ist. Hört zu und staunt: Gott ist im Herzen des Menschen, ich weiß es. Nun aber lebt Gott im Herzen des Menschen, wenn dieses Herz sich freihält von allem, was ihm nicht eigen ist; wenn sich das Herz dessen bewusst wird, dass Gott an seine Türe klopft (Offb 3,20); wenn der Mensch alle seine Zimmer kehrt und putzt und sich so darauf vorbereitet, den aufzunehmen, der allein wirklich satt macht.

Wie köstlich ist es doch, so zu leben, mit Gott tief im Herzen! Nichts ist köstlicher als voll von Gott zu sein... Wie wenig, ja gar nichts kostet es, all das zu tun, was er will! Wir lieben doch seinen Willen, und sogar Schmerz und Leid werden zu Frieden, weil wir ja aus Liebe leiden. Gott allein macht die Seele satt und füllt sie ganz aus... Die Gelehrten mögen kommen und fragen, wo Gott ist. Gott ist dort, wo der Gelehrte mit seiner ganzen stolzen Wissenschaft nicht hinkommt.

 

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Geistliche Schriften 03.04.38

„Wer mein Jünger sein will..., nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“

Wie soll ich recht ausdrücken, was meine Seele empfunden hat, als sie aus dem Mund eines heiligen Prälaten gehört hat, was mich bereits leidenschaftlich bewegt, was mich in meinem Exil absolut glücklich macht: die Liebe zum Kreuz!... Wer könnte mir die Zunge König Davids geben, um in Worte zu fassen, wie wunderbar die Liebe zum Kreuz ist?...

Das Kreuz Christi! Wozu noch mehr Worte? Ich verstehe nicht zu beten; ich weiß nicht, was es heißt gut sein; mir fehlt es an frommer Denkungsart, weil ich voll der Welt bin. Ich kenne nur Eines, und das erfüllt meine Seele mit Freude, wenngleich es mich arm an Tugenden vorfindet und reich an Armseligkeit. Ich weiß nur, dass ich einen Schatz habe, den ich für nichts und niemanden eintauschen würde, nämlich mein Kreuz, das Kreuz Jesu, meinen einzigen Ruheplatz. Wie soll ich das erklären? Wer es nicht selber erfahren hat, kann absolut nicht erahnen, worum es sich handelt.

Wenn doch die Menschen alle das Kreuz lieben würden! Wenn die Welt doch wüsste, was es bedeutet, das Kreuz Christi innig, wahrhaftig, ohne Vorbehalt, liebestrunken zu umarmen!... Wie viel Zeit wird verschwendet mit Vorträgen, Andachten und geistigen Übungen, die heilig und gut sind, die aber nicht das Kreuz Christi und damit nicht das Beste betreffen...

Du armseliger, nichtsnutziger Mensch..., du schleppst dich dahin, unterwirfst dich der strengen Ordensregel und hältst dich daran, so gut du kannst; du gibst dich damit zufrieden, deine Sehnsüchte zu verschweigen und zu verbergen: liebe doch leidenschaftlich, was die Welt, weil sie es nicht kennt, gering schätzt, und bete unauffällig und schweigend dieses Kreuz an, das dein Schatz ist. Betrachte vor diesem Kreuz die Größe Gottes, die Herrlichkeit Mariens, das Elend des Menschen... Hör nicht auf schweigend, liebend, anbetend zu leben, und werde eins mit dem Kreuz. Was willst du mehr? Koste das Kreuz ganz aus, wie es heute Morgen unser Herr Bischof formuliert hat. Das Kreuz auskosten!

 

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Geistliche Schriften, 10.04.1938

«Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter»

Allein das zu wollen, was Gott will, ist für einen, der Gott liebt, nur logisch. Außerhalb dessen, was Er wünscht, gibt es nichts, was wir wünschen; und sollte es doch einen einzigen Wunsch geben, dann gäbe es ihn, weil er mit Seinem Willen übereinstimmend ist. Wäre er das nicht, so wäre ja unser Wollen mit Seinem Willen nicht vereinigt. Wenn wir wirklich durch die Liebe mit Seinem Willen vereinigt sind, dann wollen wir nichts, was Er nicht will, dann lieben wir nichts, was Er nicht liebt. Seinem Willen ganz ergeben, ist es für uns nicht von Belang, wohin Er uns sendet, wohin Er uns stellt. Was immer Er von uns will, es ist uns nicht nur stets in gleichem Maß recht, sondern darüber hinaus willkommen.

Möglicherweise unterliege ich bei alldem, was ich da sage, einer Täuschung. Ich unterstelle mich in allem gerne einem, der sich darauf versteht; ich sage ja nur, was ich empfinde. Ich möchte wirklich nichts anderes als Ihn lieben, alles andere lege ich in Seine Hände. Sein Wille geschehe! Ich liefere mich ganz Seinen Händen aus – und werde von Tag zu Tag glücklicher!

 

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Geistliche Schriften, 04/03/1938

«Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen?»

Im Namen des heiligen Gottes greife ich heute zur Feder, damit meine Worte sich dem weißen Blatt einprägen und unaufhörlich der Ehre Gottes, des Hochgelobten, dienen. Er ist der Schöpfer meines Lebens, meiner Seele, meines Herzens. Ich wollte, es würde das ganze Universum mit seinen Planeten, allen Gestirnen und den zahllosen Sternensystemen eine riesige, glatte, glänzende Fläche bilden, auf die ich den Namen Gottes schreiben könnte. Ich wollte, meine Stimme wäre mächtiger als tausendfacher Donner, stärker als das Rauschen des Meeres, furchtbarer als das Grollen der Vulkane, und ich würde nichts anderes sagen als: Gott! Ich wollte, mein Herz wäre so groß wie der Himmel, so rein, wie das der Engel, arglos wie das der Taube (Mt 10,16), um Gott darin aufnehmen zu können! Da aber all das Große, von dem du träumst, nicht Wirklichkeit werden kann, bescheide dich mit Wenigem, Bruder Raphaël: mit dir selber, der du nichts bist; denn schon das Nichts muss dir genügen...

Warum soll ich schweigen, warum es verbergen? Warum soll ich die Wunder Gottes nicht in die Welt hinausschreien und überall bekanntmachen? Warum soll ich nicht den Menschen, allen, die es hören wollen, sagen: Seht ihr, was ich bin? Seht ihr, was ich gewesen bin? Seht ihr mein Elend, das sich durch den Sumpf schleppt? Es ist mir gleich, wundert euch nur. Trotz all dem ist Gott mein Besitz. Gott ist mein Freund! Gott liebt mich so sehr! Wenn die ganze Welt diese Liebe erfassen könnte, würden alle Geschöpfe aufschreien vor Verblüffung. Und da untertreibe ich noch. Gott liebt mich derart, dass selbst die Engel es nicht verstehen können (vgl. 1 Petr 1,12). Gottes Erbarmen ist groß. Mich lieben, mich! Mein Freund sein! Mein Bruder, mein Vater, mein Herr! Gott sein und ich sein, wie ich bin!

Ach, mein Jesus, ich habe kein Papier und keine Feder. Was soll ich da sagen! Wie soll ich nicht verrückt werden?

 

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Geistliche Schriften, 12/04/1938

„Wo ich bin, werde auch ihr sein“

Wenn die Welt wüsste, was es heißt, Gott zu lieben, und sei es auch nur ein wenig, so würde sie auch ihren Nächsten lieben. Wenn man Jesus, wenn man Christus liebt, dann liebt man gezwungenermaßen auch das, was er liebt. Ist er nicht aus Liebe für die Menschen gestorben? Denn indem wir unser Herz in das Herz Christi umwandeln, spüren wir und werden wir durchdrungen von seinen Auswirkungen, und die größte von ihnen ist die Liebe, die Liebe zum Willen des Vaters, die Liebe zu jedem, der leidet, der Lasten trägt, den Bruder in der Ferne, sei er Engländer, Japaner oder Mönch, die Liebe zu Maria. Und schließlich: Wer kann die Liebe Christi verstehen? Niemand, doch es gibt Menschen, die im Besitz kleiner Funken sind – ganz verborgen, ganz in Schweigen gehüllt und ohne dass die Welt es weiß.

Mein Jesus, wie bist du gut! Du macht alles auf wunderbare Weise gut. Du zeigst mir den Weg, du zeigst mir das Ziel. Der Weg ist das süße Kreuz, das Opfer, die Selbstverleugnung, manchmal auch der blutige Kampf, der unter Tränen auf dem Kalvarienberg endet, oder auf dem Ölberg. Der Weg, Herr, bedeutet auch, der Letzte zu sein, der Kranke, der Arme... Doch was macht das - ganz im Gegenteil!... Diese Verzichte sind angenehm, wenn sie in der Seele die Liebe erstehen lassen, den Glauben und die Hoffnung, und so machst Du aus den Dornen Rosen.

Und der Grund? Der Grund bist du und nur du. Der Grund ist, dich auf ewig zu besitzen im Himmel, mit Maria, mit allen Engeln und Heiligen. Doch das wird dort oben sein, im Himmel. Und um die Schwächlichen, die Schwächlinge und Ängstlichen, wie ich einer bin, zu ermutigen, offenbarst du dich manchmal tief im Herzen und sprichst zu ihm: „Was suchst du? Was willst du? Nach wem rufst du? Auf, sieh dir doch an, wer ich bin: Ich bin die Wahrheit und das Leben!“... Dann, Herr, wirst du die Seele deiner Diener mit unaussprechlicher Süßigkeit erfüllen, die man in Stille immer wieder bedenkt, die der Mensch kaum zu beschreiben wagt. Mein Jesus, wie liebe ich dich, obwohl ich so bin, wie ich bin. Und je ärmer und erbärmlich ich bin, desto mehr liebe ich dich. Ich werde dich immer lieben, ich werde mich an dich klammern und dich nicht mehr loslassen: Ich weiß nicht mehr, wie ich es noch sagen soll.

 

 


Letzte Änderung: 02.03.2013 um 19:26

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