Zitate von Heiligen
Hl. Vinzenz von Paul |
Geschrieben von (ksf) am 08.03.2011 |
Gespräch vom 21/3/1659 «Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden» Unser Herr Jesus Christus verlangt von uns die Schlichtheit der Taube, die darin besteht, Dinge ganz einfach zusagen, so wie man sie denkt, ohne unnütze Überlegungen, und sich wahrhaftig zu benehmen, ohne Verstellung und Künstelei, und Gott allein im Blick zu haben. Jeder von uns bemühe sich also darum, alles was er tut, in diesem Geist der Einfachheit zu tun, und sich vor Augen halten, dass Gott sich gerne den Einfachen mitteilt und ihnen seine Geheimnisse enthüllt, die er den Weisen und Klugen verbirgt (Mt 11,25). Jesus Christus empfiehlt uns die Einfachheit der Taube, zugleich aber befiehlt er uns, klug zu sein wie die Schlange, also eine Tugend zu praktizieren, die uns mit Umsicht reden und handeln lässt... Wenn unser Herr den Aposteln sagt, er sende sie wie Schafe mitten unter die Wölfe, rät er ihnen gleichzeitig, zu sein wie Schlangen und einfach wie Tauben. Dann fügt er hinzu: „Nehmt euch vor den Menschen in Acht! Sie werden euch um meinetwillen vor die Gerichte bringen. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt...“ Er spricht zuerst von der Klugheit und dann von der Einfachheit. Klugheit braucht man, um wie Schafe mitten unter die Wölfe gehen zu können, wo ihnen Misshandlung droht. „Seid klug“, sagt er ihren, „Seid schlau und trotzdem einfach“. „Nehm euch vor den Menschen in Acht“: Nehm euch in Acht und lasst Klugheit walten; wenn ihr aber vor die Richter geschleppt werdet, macht euch keine Sorgen darum, was ihr antworten sollt. Und das ist mit Einfachheit gemeint. Ihr seht, dass unser Herr diese beiden Tugenden verbindet; er will, dass man sich ihrer in ein und derselben Situation bediene. Auch uns empfiehlt er sie und lässt uns zu der Erkenntnis kommen, dass Klugheit und Einfachheit gut zusammenpassen, wenn sie recht verstanden werden. ____________________________________________ Geistliche Unterweisung vom 19.01.1642 «Der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt» Gott schenkt uns seine Gnaden in dem Maße, wie wir ihrer bedürfen. Er ist eine Quelle, aus der ein jeder Wasser nach seinen Bedürfnissen schöpft: Wer sechs Eimer davon braucht, schöpft sechs; drei schöpfe, wer drei benötigt; ein Vogel braucht einen Schnabel voll Wasser, und nimmt auch einen Schnabel voll; ein Pilger schöpft, um sich zu erfrischen, Wasser mit seiner hohlen Hand. Genauso geht es uns mit Gott. Unser Gemüt muss in großer Erregung sein, damit wir fähig werden, ein Kapitel aus dem Neuen Testament gläubig in uns aufzunehmen, und damit der Lektüre sogleich Taten folgen: Anbetung als Anbetung des Wortes Gottes und seiner Wahrheit; Empathie mit den Gefühlen, die unser Herr hatte, als er sie verkündete, und ihre Billigung; der Entschluss, diese Wahrheiten in die Praxis umzusetzen... Vor allem sollte man sich hüten, sie zweckbezogen zu lesen und zu sagen: „Diese Stelle da ist mir für diese und jene Predigt von Nutzen“. Man darf sie nur zur eigenen Auferbauung lesen. Man lasse sich auch nicht entmutigen, wenn man die mehrmals – ein Monat, zwei Monate, ein halbes Jahr – gelesen hat, ohne von ihr angerührt zu sein. Irgendwann wird uns ein kleines Licht aufgehen, dann ein größeres, und ein noch größeres, wenn wir es nötig haben. Ein einziges Wort schon kann uns bekehren; nur ein einziges. ____________________________________________ Unterweisung zweier nach Arras entsandten Schwestern, vom 16.08.1656 «Jesus ging zu ihr hin und fasste sie an der Hand» Es ist schön zu lesen, was von der Schwiegermutter des heiligen Petrus im Evangelium berichtet wird. Die gute Frau, die an hohem Fieber erkrankt war, hörte, dass unser Herr in Kapharnaum war, dass er große Wunder tat, die Kranken heilte, aus den Besessenen die Dämonen austrieb und noch anderes Wunderbare tat. Sie wusste, dass ihr Schwiegersohn zum Gefolge des Sohnes Gottes gehörte, und so konnte sie zum heiligen Petrus sagen: „Mein Sohn, dein Herr ist mächtig und er hat die Macht, mich von dieser Krankheit zu befreien“. Da kam etwas später unser Herr zu ihr ins Haus. Sie beschwert sich keineswegs über ihre Krankheit; sie klagt nicht, bittet ihren Schwiegersohn um nichts, nicht einmal unseren Herrn. Sie hätte ihm doch sagen können: „Ich weiß, Herr, dass du die Macht hast, alle Krankheiten zu heilen; hab Mitleid mit mir“. Sie sagte jedoch nichts dergleichen, und unser Herr, der ihren Gleichmut wahrnahm, gebot dem Fieber sie zu verlassen. Und im gleichen Augenblick war sie geheilt. Machen wir uns also bei allem Unerfreulichen, das uns widerfährt, keinerlei Sorge; überlassen wir alles der Vorsehung. Es soll uns genügen, dass unser Herr uns sieht und weiß, was wir um seiner Liebe willen ertragen, und dass wir das schöne Vorbild, das er uns vor allem am Ölberg, als er zu seinem Kelch Ja sagte, gegeben hat, nachahmen wollen... Denn obwohl er darum bat, dass dieser Kelch, wenn möglich, an ihm vorübergehe, so fügte er doch gleich hinzu, dass der Wille seines Vaters geschehen möge (Mt 26,42). ____________________________________________ Geistliche Anregungen für Missionare, Fragment 171:
„Frucht bringen“
Lieben wir Gott, lieben wir ihn! Aber so, dass unsere Arme ermüden und uns der Schweiß auf die Stirn tritt. Vieles tun wir zwar aus Liebe zu Gott, aus Gefälligkeit, Wohlwollen und ähnlichen Beweggründen, die aus einem empfindsamen Herzen kommen. Und das ist sehr gut und wünschenswert. Aber trotzdem ist dieses Tun suspekt, wenn wir darüber hinaus keine tatkräftige Liebe praktizieren. „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt“ (Joh 15,8).
Hier müssen wir sehr auf der Hut sein. Denn derer sind nicht wenige, die sich damit begnügen, in ihrem Äußeren gesetzt zu erscheinen und im Innern große Gefühle gegenüber Gott zu hegen. Wenn aber die Tat gefragt ist und Anlass besteht zu handeln, da sind sie mit ihrem Latein am Ende. Sie bilden sich weiß Gott was ein auf ihre überhitzten Ideen, sie begnügen sich damit, beim Beten liebliche Gespräche mit Gott zu führen; wie Engel reden sie von Gott. Aber dann, wenn es gilt für Gott zu arbeiten, zu leiden, sich abzutöten, Arme zu unterweisen, das verirrte Schaf zu suchen (Lk 15,4f), gerne irgendeinen Mangel hinzunehmen, ja zu sagen zu Krankheit oder andrem Missgeschick – oh weh! Da kneifen diese Leute. Da verlässt sie der Mut. Nein, nein, täuschen wir uns nicht: unsere Aufgabe besteht darin, tätig zu sein.
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Gespräche:
„All das hast du den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart“
Wenn ihr wüsstet, meine Töchter, wie Gott sich freut beim Anblick eines armen Mädchens vom Land, einer „Nonne der Nächstenliebe“, die sich ihm liebevoll zuwendet! Oh, dann würdet ihr euch auf den Weg machen mit einer größeren Zuversicht, als ich es für ratsam halte. Wenn ihr wüsstet, wie viel Wissen ihr daraus schöpft, wie viel Liebe und Sanftmut euch zuteil wird! Alles, meine lieben Töchter, alles werdet ihr vorfinden, denn dies ist Quelle und Brunnen allen Wissens, [aller Erkenntnis].
Woher kommt es, dass ungebildete Menschen so trefflich über Gott sprechen und die Mysterien intelligenter auslegen, als es ein Gelehrter könnte? Ein Gelehrter, der nichts hat als seine Lehre, spricht über Gott doch nur so, wie es ihm seine Lehre eben beigebracht hat. Ein Mensch des Gebets aber spricht ganz anders von Gott. Und was die beiden unterscheidet, meine Töchter: der eine spricht aus einem simplen erworbenen Wissen heraus, der andere aus einem Wissen, das ganz durchdrungen ist von Liebe. So kommt es, dass bei einem Aufeinandertreffen der beiden der Gelehrte keineswegs die größere Sachkenntnis besitzt. Und er hat den Mund zu halten vor einem Mann des Gebets, der doch ganz anders von Gott spricht, als er es könnte.
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Vortrag vom 02-05-1659: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen“
Unser Herr hat gesagt: „Selig, die arm sind vor Gott“ (Mt 5, 3). Damit zeigt uns die ewige Weisheit, dass die Arbeiter im Weinberg sich sehr vor Großspurigkeit im Handeln und Reden hüten sollen, und dass ihr Auftreten und ihre Redeweise bescheiden, natürlich und verständlich sein sollen. Es ist der Teufel, der uns dem Zwang ausliefert erfolgreich zu sein; wenn er sieht, dass wir einfach zügig arbeiten wollen, sagt er zu uns: „Das ist doch unwürdig“. Das ist eine List des Teufels! Passt auf, ihr Männer, und lasst solche Eitelkeiten... Haltet euch die demütige und ganz andere Art unseres Herrn vor Augen.
Er hätte seinen Taten großen Glanz und seinen Worten souveräne Wirksamkeit verleihen können, er hat es aber nicht getan. Zu seinen Jüngern sagte er: „Ihr werdet die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und ihr werdet noch größere vollbringen.“ Aber Herr, warum willst du, dass sie Größeres vollbringen, wenn sie doch das vollbringen, was du vollbracht hast? Deshalb, weil unser Herr sich bei öffentlichen Aktionen übertreffen lassen will, weil er lieber bescheiden und unauffällig agiert. Es kommt ihm auf die Früchte des Evangeliums an und nicht auf das Getöse der Welt. Deshalb hat er durch seine Jünger mehr geschehen lassen als durch sich selbst.
Er wollte, dass der hl. Paulus einmal dreitausend und ein anderes Mal fünftausend Menschen bekehrt (Apg 2, 41; 4, 4), und dass die ganze Erde durch die Apostel im christlichen Glauben unterrichtet wird. Er selber hat, obwohl er das Licht der Welt war (Joh 8, 12), nur in Jerusalem und Umgebung gepredigt, und hat es dort getan, obwohl er wusste, dass er dort weniger Erfolg haben würde als anderswo... Er hat also nur wenig vollbracht, und seine armen ungebildeten und ungeschickten Jünger haben, von seiner Kraft beseelt, mehr bewirkt als er. Warum? Weil er hat demütig sein wollen.
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Gespräche 21/2/1659: Zuerst das Reich Gottes suchen
„Aber“, so werdet ihr einwenden, „es gibt doch so Vieles zu tun, so viele Aufgaben im Haus, so viele Dienste in der Stadt, so viel Arbeit auf den Feldern; überall Arbeit. Sollen wir denn alles liegen und stehen lassen und nur noch an Gott denken“? Nein, aber ihr müsst diese Betätigungen heiligen, in dem ihr in ihnen Gott sucht, und sie verrichten, um Ihn darin zu finden und nicht bloß sie erledigt zu sehen. Unser Herr will, dass wir vor allem seine Ehre, sein Reich, seine Gerechtigkeit suchen, und dass wir deshalb unser Kapital aus dem innern Leben beziehen, aus Glauben, Vertrauen, Liebe, geistlichen Übungen... aus Arbeit und Mühen, im Blick auf Gott, unseren höchsten Herrn... Wenn wir uns einmal fest darauf eingestellt haben, die Ehre Gottes zu suchen, dann können wir sicher sein, dass alles Andere folgt.
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Auszug aus dem Bericht über den Stand der Hilfswerke 11.07.1657
«Lade Arme ein»
Wir erweisen dem Herrn Ehre, wenn wir uns in seine Gefühle hineindenken, sie hochachten, tun, was er getan hat, und ausführen, was er angeordnet hat. Seine stärksten Gefühle nun waren die Sorgen um die Armen. Er wollte sie heilen, trösten, ihnen beistehen, sie beraten; ihnen galt seine ganze Zuneigung. Er wollte arm geboren werden, in der Gesellschaft der Armen leben, den Armen dienen, ihren Platz einnehmen, und das so sehr, dass er sagte, das Gute und Böse, das wir den Armen antun, werde seiner göttlichen Person angetan (Mt 25,40). Konnte er den Armen eine noch zärtlichere Liebe erweisen? Und wie viel Liebe, ich bitte euch, können wir für ihn empfinden, wenn wir das nicht lieben, was er liebt? Wie dem auch sei, die Armen zu lieben, das ist die richtige Liebe; zu tun, was er tut, ist das rechte Dienen; so ehren wir ihn, wie es ihm zusteht.
Wenn nun dieser so gütige Herr sich dadurch geehrt fühlt, dass wir ihn nachahmen: um wie viel mehr müssen wir es als große Ehre ansehen, wenn wir ihm darin ähnlich werden können. Seid ihr nicht der Meinung, dass das ein sehr triftiger Grund dafür ist, eure erste Liebe in euch zu erneuern? Was mich betrifft, so glaube ich, dass wir uns heute seiner göttlichen Majestät darbringen sollten..., so dass von nun an über euch gesagt werden kann: „Die Liebe Christi drängt sie“ (2 Kor 5,14).
Letzte Änderung: 10.02.2013 um 03:31
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