Sonstiges

Isaak von Stella

Geschrieben von (ksf) am 10.04.2011
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39. Predigt, 2-6

„Die Begehrlichkeit, eine Lästerung gegen den Heiligen Geist“

 

„Durch Beelzebub, den Fürsten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.“... Es ist den schlechten und von der Begehrlichkeit angetriebenen Menschen eigen, ihre Augen vor den Verdiensten der anderen zu schließen, so gut sie können; wenn sie es jedoch nicht mehr können, weil die Verdienste offenkundig sind, machen sie sie schlecht oder verzerren sie sie. Deshalb schließen die Pharisäer und Schriftgelehrten vor den Werken Christi entweder die Augen vor dem, was sie als wahr erkennen, oder schätzen gering, was groß ist oder verzerren, was gut ist, während die Menge in Verehrung frohlockt. So haben sie, um nicht unwissend zu erscheinen, zu dem gesagt, der so viele Wunder getan hat: „Welches Zeichen tust du, damit wir an dich glauben?“ (Joh 6,30). Und hier sind sie in bösartiger Weise geringschätzig, wo sie die Tatsachen nicht schamlos zurückweisen können...; und sie verzerren sie, indem sie sagen: „Durch Beelzebub, den Fürsten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.“

Da ist sie, die Lästerung gegen den Geist, meine lieben Brüder, die diejenigen fesselt, die sie mit Ketten ewiger Sünde umwunden hat. Es ist nicht so, dass es für den Bußfertigen unmöglich ist, Vergebung zu erlangen, wenn er „Früchte bringt, die seine Bekehrung zeigen“ (vgl. Lk 3,8). Doch da er am Boden niedergedrückt ist unter einem solchen Gewicht an Boshaftigkeit, hat er nicht die Kraft, sich nach dieser Buße auszustrecken, die die Vergebung erwirkt... Wer nicht davor zurückschreckt, das, was er als vom Heiligen Geist kommend erkannt hat, zu verzerren, zu verwünschen und verwerflicherweise dem bösen Geist zuzuschreiben, obwohl er eindeutig bei seinem Bruder die Gnade und das Wirken des Heiligen Geistes erkannt hat..., der ist so sehr verlassen von diesem Geist der Gnade, dass er keine Buße mehr wünscht, die ihm Vergebung erwirken würde. Er ist zur Gänze im Dunkel, erblindet durch seine eigene Bosheit. Was gibt es denn schlimmeres als aus Neid gegenüber einem Bruder, den man wie sich selbst lieben soll, zu wagen, die Güte Gottes zu schmähen... und seine Hoheit zu verhöhnen, indem man einen Menschen schlecht macht?

 

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2. Predigt zu Allerheiligen § 13-20: „Da ging er in sich und sagte...:´Hier komme ich vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater zurückkehren´“

 

„Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ (Mt 5, 4) Durch dieses Wort will uns der Herr begreifen lassen, dass der Weg zur Freude über Tränen führt. Über Trostlosigkeit geht der Weg zum Trost; wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer es besitzen will, wird es weggeben; wer es liebt, wird es hassen; wer es bewahrt, wird es verachten (vgl. Lk 9, 23 f). Wenn du dich selber erkennen und Herr deiner selbst sein willst, so geh in dich und suche dich nicht außerhalb von dir... Geh also in dich, Sünder, dorthin, wo du wirklich bist: in dein Herz. Äußerlich bist du ein Tier, nach Art der Welt...; innerlich bist du ein Mensch, Gott ähnlich (Gen 1, 26), und so bist du fähig, göttlich zu werden.

Liebe Brüder, wird sich nicht deshalb ein Mensch, der in sich geht, wie der verlorene Sohn in der Ferne vorfinden, in einer andersartigen Gegend, in einem fremden Land, wo er sich auf den Boden setzt und in Erinnerung an seinen Vater und sein Heimatland weint?... „Adam, wo bist du?“ (Gen 3, 9) Vielleicht bist du auch im Finstern, damit du dich nicht selber sehen musst; und nähst Felle der Eitelkeit aneinander, um deine Schande zuzudecken; und schaust auf deine Umgebung und darauf, was dir gehört, denn dafür sind deine Augen weit geöffnet. Nein, schau nach innen, schau dich an. Da findest du den tiefsten Grund für deine Schande...

Es ist ganz offensichtlich, liebe Brüder, dass wir außerhalb von uns selbst leben... Deshalb liegt der Weisheit auch mehr daran, in ein Haus einzuladen, wo man trauert, als in ein Haus, wo man sich freut (Koh 7, 3), also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, wieder in sich selbst zurückzurufen und zu ihm zu sagen: „Selig sind die Trauernden“, und ein anderes Mal: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (Lk 6, 25)... Liebe Brüder, lasst uns klagen vor dem Herrn. Seine Güte möge ihn dazu bewegen, uns zu verzeihen... Selig sind die Trauernden, nicht weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Tränen sind der Weg, Trost ist die Seligkeit.

 


Letzte Änderung: 11.02.2013 um 11:06

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