Lehre der Kirche

Wenn manche Leute den Satz "Lehre der Kirche" hören, dann verdrehen sie die Augen und stellen auf Durchzug! Dabei keinen sie kaum oder gar nicht die offizielle Lehre der römisch katholischen Kirche. Sie hören, lesen und sehen das, was viele Medien aus ihr machen.

Möchten sie wissen, was die Kirche durch ihr Lehramt wirklich sagt?

Dann nutzen sie die Unterpunkte, um das nachzulesen, was sie  schon immer interessiert hat.

Viel Freude und vor allem viel Heiligen Geist dabei!

Noch etwas, für alle Texte der Päpste gilt selbstverständlich:

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Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche - 5

Posted by ksf (ksf) on 19.08.2010
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Der Sündenfall

 

73. Wie ist die Wirklichkeit der Sünde zu verstehen?

In der Geschichte des Menschen ist die Sünde gegenwärtig. Voll zeigt sich diese Wirklichkeit erst im Licht der göttlichen Offenbarung, und vor allem im Licht Christi, des Retters aller Menschen. Er hat dort, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß werden lassen.

 

74. Was ist der Fall der Engel?

Mit dieser Bezeichnung wird ausgedrückt, dass Satan und die anderen Dämonen, von denen die Heilige Schrift und die Überlieferung der Kirche sprechen, von Gott erschaffene gute Engel waren, die aber böse wurden, weil sie in freier und unwiderruflicher Wahl Gott und sein Reich zurückgewiesen und damit die Hölle verursacht haben. Sie suchen den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen. Aber in Christus bestätigt Gott seinen sicheren Sieg über den Bösen.

 

75. Worin besteht die erste Sünde des Menschen?

Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben. Im Ungehorsam gegen ihn wollte er „wie Gott" sein (Gen 3, 5), aber ohne Gott und nicht Gott gemäß. Damit verloren Adam und Eva sogleich für sich und für alle ihre Nachkommen die ursprüngliche Gnade der Heiligkeit und Gerechtigkeit.

 

76. Was ist die Erbsünde?

Die Erbsünde, in der alle Menschen geboren werden, ist der Zustand des Mangels an der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sie ist eine Sünde, die wir „miterhalten,, nicht aber „begangen" haben. Sie ist ein Zustand von Geburt an, nicht eine persönliche Tat. Wegen der Einheit des Ursprungs aller Menschen überträgt sie sich auf die Nachkommen Adams mit der menschlichen Natur, „nicht durch Nachahmung, sondern durch Fortpflanzung". Diese Weitergabe ist ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können.

 

77. Welche weiteren Folgen verursacht die Erbsünde?

Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur zwar nicht durch und durch verdorben, aber in ihren natürlichen Kräften verletzt, der Unwissenheit, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese Neigung heißt Konkupiszenz.

 

78. Was hat Gott nach der ersten Sünde getan?

Nach der ersten Sünde wurde die Welt von Sünden überflutet. Doch Gott hat den Menschen nicht der Macht des Todes überlassen. Im Gegenteil: Er hat ihm auf geheimnisvolle Weise – im „Protoevangelium" (Gen 3, 15) – den Sieg über das Böse und die Erhebung aus seinem Fall vorausgesagt. Dies ist die erste Ankündigung des erlösenden Messias. Darum wird die erste Sünde sogar „glückliche Schuld" genannt, weil sie „einen solchen großen Erlöser zu haben verdient hat" (Liturgie der Osternacht).

 

 

 

1.2.2 Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn

 

79. Welches ist die frohe Botschaft für den Menschen?

Die frohe Botschaft ist die Verkündigung von Jesus Christus, dem „Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16, 16), der gestorben und auferstanden ist. Zur Zeit des Königs Herodes und des Kaisers Augustus erfüllte Gott die Verheißungen, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hatte, und sandte „seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen" (Gal 4, 4–5).

 

80. Wie wird diese frohe Botschaft verbreitet?

Von Anfang an hatten die ersten Jünger das brennende Verlangen, Jesus Christus zu verkünden, um alle zum Glauben an ihn zu führen. Auch heute weckt die liebende Erkenntnis Christi das Verlangen, zu evangelisieren und Katechese zu geben, das heißt in seiner Person den ganzen Plan Gottes zu enthüllen und die Menschen zur Gemeinschaft mit ihm zu führen.

 

„Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn"

 

81. Was bedeutet der Name „Jesus"?

Der Name, der Jesus bei der Verkündigung vom Engel gegeben wurde, bedeutet „Gott rettet". Dieser Name besagt, wer Jesus ist und wozu er gesandt ist, „denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen" (Mt 1, 21). Petrus erklärt: „Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4, 12).

 

82. Warum wird Jesus „Christus" genannt?

„Christus" im Griechischen und „Messias" im Hebräischen bedeuten „Gesalbter". Jesus ist der Christus, weil er von Gott geweiht und für seine Sendung als Erlöser mit dem Heiligen Geist gesalbt worden ist. Er ist der von Israel erwartete Messias, der vom Vater in die Welt gesandt wurde. Jesus hat den Titel Messias gelten lassen, aber seinen Sinn genauer geklärt: „Vom Himmel herabgestiegen" (Joh 3, 13), gekreuzigt und dann auferstanden, ist er der leidende Gottesknecht, der sein Leben hingibt „als Lösegeld für viele" (Mt 20, 28). Vom Namen Christus haben wir unseren Namen Christen.

 

83. In welchem Sinn ist Jesus „Gottes eingeborener Sohn"?

Er ist es in einem einzigartigen und vollkommenen Sinn. Bei der Taufe und bei der Verklärung bezeichnet die Stimme des Vaters Jesus als seinen „geliebten Sohn". Jesus bezeichnet sich als der Sohn, der „den Vater kennt" (Mt 11, 27), und bekräftigt damit seine einzigartige und ewige Beziehung zu Gott, seinem Vater. Er ist der eingeborene Sohn Gottes (1 Joh 4,9), die zweite Person der Dreifaltigkeit. Er ist das Zentrum der apostolischen Verkündigung: Die Apostel haben „seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater" (Joh 1, 14).

 

84. Was bedeutet der Titel „Herr"?

In der Bibel bezeichnet dieser Titel gewöhnlich Gott, den Herrscher. Jesus nimmt ihn für sich in Anspruch und offenbart seine göttliche Herrschergewalt durch seine Macht über die Natur, die Dämonen, die Sünde und den Tod und vor allem durch seine Auferstehung. Die ersten christlichen Bekenntnisse erklären, dass die Macht, die Ehre und die Herrlichkeit, die Gott Vater gebühren, auch Jesus zukommen: Gott hat „ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen" (Phil 2, 9). Er ist der Herr der Welt und der Geschichte, der Einzige, dem der Mensch seine personale Freiheit ganz unterwerfen darf.

 

„Jesus Christus ... empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria"

 

85. Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden?

Für uns Menschen und zu unserem Heil hat der Sohn Gottes durch das Wirken des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch angenommen. Er wollte uns Sünder mit Gott versöhnen, uns seine unendliche Liebe kundtun, für uns Vorbild der Heiligkeit sein und uns „an der göttlichen Natur Anteil" (2 Petr 1, 4) geben.

 

86. Was bedeutet das Wort „Inkarnation"?

„Inkarnation" nennt die Kirche das Mysterium der wunderbaren Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur in der einen göttlichen Person des Wortes. Um unser Heil zu wirken, hat der Sohn Gottes „Fleisch" angenommen (Joh 1, 14) und ist wahrhaft Mensch geworden. Der Glaube an die Inkarnation ist ein Unterscheidungsmerkmal des christlichen Glaubens.

 

87. In welcher Weise ist Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch?

Jesus ist untrennbar wahrer Gott und wahrer Mensch in der Einheit seiner göttlichen Person. Er, der Sohn Gottes, „gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater", ist ein wahrer Mensch geworden, unser Bruder, ohne damit aufzuhören, Gott, unser Herr, zu sein.

 

88. Was lehrt in diesem Zusammenhang das Konzil von Chalkedon (451)?

Das Konzil von Chalkedon lehrt, „unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen; derselbe ist vollkommen in der Gottheit, und derselbe ist vollkommen in der Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, ‚in allem uns gleich außer der Sünde’ (Hebr 4, 15). Derselbe wurde einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten aus dem Vater gezeugt, andererseits der Menschheit nach in den letzten Tagen unsertwegen und um unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau und Gottesgebärerin, geboren."

 

89. Wie drückt die Kirche das Mysterium der Inkarnation aus?

Sie drückt es aus, indem sie bekräftigt, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Er hat zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, die nicht miteinander vermischt, sondern in der Person des Wortes vereint sind. Alles an der Menschennatur Jesu – Wunder, Leiden und Tod – ist deshalb seiner göttlichen Person zuzuschreiben, die durch die angenommene menschliche Natur handelt. „O eingeborener Sohn und Wort Gottes, obwohl unsterblich, hast du dich um unseres Heiles willen gewürdigt, Fleisch anzunehmen von der heiligen Gottesmutter und allzeit jungfräulichen Maria ...; du bist Einer der heiligen Dreifaltigkeit, mit dem Vater und dem Heiligen Geist verherrlicht; rette uns!" (Byzantinische Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus).

 

90. Hatte der Mensch gewordene Sohn Gottes eine Seele mit einer menschlichen Erkenntnis?

Der Sohn Gottes hat einen von einer vernunftbegabten menschlichen Seele belebten Leib angenommen. Mit seinem menschlichen Verstand hat Jesus vieles durch Erfahrung gelernt. Doch auch als Mensch hatte der Sohn Gottes eine innige und unmittelbare Kenntnis Gottes, seines Vaters. Er durchschaute auch die geheimen Gedanken der Menschen und wusste voll und ganz um die ewigen Ratschlüsse, die zu enthüllen er gekommen war.

 

91. Wie stimmen der göttliche und der menschliche Wille des Fleisch gewordenen Wortes überein?

Jesus hat einen göttlichen Willen und einen menschlichen Willen. Während seines Erdenlebens wollte der Sohn Gottes als Mensch das, was er als Gott zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist zu unserem Heil beschlossen hatte. Der menschliche Wille Christi folgt seinem göttlichen Willen, ohne zu widersprechen und sich zu widersetzen, oder besser, er ordnet sich diesem unter.

 

92. Hatte Christus einen wahren menschlichen Leib?

Christus hat einen wahren menschlichen Leib angenommen, durch den der unsichtbare Gott sichtbar wurde. Aus diesem Grund kann Christus auf heiligen Bildern dargestellt und verehrt werden.

 

93. Was bedeutet das Herz Jesu?

Jesus hat uns mit einem menschlichen Herzen gekannt und geliebt. Sein Herz, das um unseres Heiles willen durchbohrt wurde, ist das Symbol jener unendlichen Liebe, mit der er den Vater und jeden Menschen liebt.

 

94. „Empfangen durch den Heiligen Geist": Was bedeutet dieser Ausdruck?

Er bedeutet, dass die Jungfrau Maria den ewigen Sohn durch das Wirken des Heiligen Geistes und ohne Zutun eines Mannes in ihrem Schoß empfangen hat: „Der Heilige Geist wird über dich kommen" (Lk 1, 35), sagte ihr der Engel bei der Verkündigung.

 

95. „Geboren von der Jungfrau Maria": Warum ist Maria wirklich die Mutter Gottes?

Maria ist wirklich die Mutter Gottes, denn sie ist die Mutter Jesu (Joh 2, 1; 19, 25). Der nämlich, den sie durch den Heiligen Geist empfangen hat und der wirklich ihr Sohn wurde, ist der ewige Sohn Gottes, des Vaters. Er selbst ist Gott.

 

96. Was bedeutet „unbefleckte Empfängnis"?

Gott hat Maria aus Gnade von aller Ewigkeit her auserwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden. Um diese Sendung zu erfüllen, wurde sie unbefleckt empfangen. Das bedeutet, dass Maria durch die Gnade Gottes und im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi von ihrer Empfängnis an vor der Erbsünde bewahrt worden ist.

 

97. Wie wirkt Maria am göttlichen Heilsplan mit?

Durch die Gnade Gottes ist Maria während ihres ganzen Lebens frei von jeder persönlichen Sünde geblieben. Sie ist die „voll der Gnade" (Lk 1, 28), die „Ganzheilige". Als der Engel ihr verkündet, dass sie den „Sohn des Höchsten" gebären werde (Lk 1, 32), gibt sie im „Gehorsam des Glaubens" (Röm 1, 5) frei ihre Zustimmung. Sie schenkt sich ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes Jesus hin und macht sich aus ganzem Herzen den göttlichen Heilswillen zu eigen.

 

98. Was bedeutet die jungfräuliche Empfängnis Jesu?

Es bedeutet, dass Jesus einzig durch die Kraft des Heiligen Geistes, ohne Zutun eines Mannes im Schoß der Jungfrau empfangen wurde. Er ist Sohn des himmlischen Vaters der göttlichen Natur nach und Sohn Marias der menschlichen Natur nach, eigentlich jedoch Sohn Gottes in beiden Naturen, da er nur eine einzige Person ist, nämlich die göttliche.

 

99. In welchem Sinn ist Maria „allzeit Jungfrau"?

In dem Sinn, dass sie „Jungfrau geblieben ist, als sie ihren Sohn empfing, Jungfrau, als sie ihn gebar, Jungfrau, als sie ihn trug, Jungfrau, als sie ihn an ihrer Brust nährte, allzeit Jungfrau" (hl. Augustinus). Wenn in den Evangelien von „Brüdern und Schwestern Jesu" die Rede ist, handelt es sich deshalb gemäß einer in der Heiligen Schrift gebräuchlichen Ausdrucksweise um nahe Verwandte Jesu.

 

100. In welcher Weise ist die geistliche Mutterschaft Marias universal?

Maria hat einen einzigen Sohn, Jesus. Aber in ihm erstreckt sich ihre geistliche Mutterschaft auf alle Menschen, die zu retten er gekommen ist. Gehorsam an der Seite des neuen Adam, Jesus Christus, ist die Jungfrau die neue Eva, die wahre Mutter der Lebenden, bei deren Geburt und Erziehung in der Ordnung der Gnade sie mit mütterlicher Liebe mitwirkt. Als Jungfrau und Mutter ist sie das Inbild der Kirche, ist sie Kirche im Vollsinn.

 

101. In welchem Sinn ist das ganze Leben Christi Mysterium?

Das ganze Leben Christi ist Offenbarungsgeschehen. Was im irdischen Leben Jesu sichtbar ist, verweist auf sein unsichtbares Mysterium, vor allem auf das Mysterium seiner Gottessohnschaft: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14, 9). Überdies ist das ganze Leben Christi Heilsmysterium, auch wenn das Heil in seiner Fülle vom Kreuz und von der Auferstehung kommt. Alles, was Jesus getan, gesagt und gelitten hat, war nämlich dazu bestimmt, den gefallenen Menschen zu retten und wieder in seine Berufung als Kind Gottes zu versetzen.

 

102. Wie wurden die Mysterien Jesu vorbereitet?

Zunächst gibt es eine lange, viele Jahrhunderte dauernde Hoffnung, die wir während der liturgischen Feier des Advent wieder aufleben lassen. Über die dunkle Ahnung hinaus, die Gott in das Herz der Heiden legte, hat er das Kommen seines Sohnes vorbereitet durch den Alten Bund bis zu Johannes dem Täufer, dem letzten und größten der Propheten.

 

103. Was lehrt das Evangelium über die Mysterien der Geburt und der Kindheit Jesu?

An Weihnachten offenbart sich die Herrlichkeit des Himmels in der Schwäche eines Kindes. Die Beschneidung Jesu ist Zeichen seiner Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und Vorzeichen unserer Taufe. Bei der Epiphanie wird der König und Messias Israels allen Völkern geoffenbart. Bei seiner Darstellung im Tempel kommt es in Simeon und Anna zur Begegnung der ganzen Erwartung Israels mit seinem Erlöser. Die Flucht nach Ägypten und die Ermordung der unschuldigen Kinder künden an, dass das ganze Leben Christi unter dem Zeichen der Verfolgung stehen wird. Seine Rückkehr erinnert an den Auszug aus Ägypten und stellt Jesus als den neuen Mose dar: Er ist der wahre und endgültige Befreier.

 

104. Welche Lehre bietet uns das verborgene Leben Jesu in Nazaret?

Während des verborgenen Lebens in Nazaret verbleibt Jesus im Schweigen eines gewöhnlichen Daseins. So ermöglicht er uns, in der Heiligkeit eines alltäglichen Lebens, das aus Gebet, Einfachheit, Arbeit und familiärer Liebe besteht, in Gemeinschaft mit ihm zu sein. Seine Unterordnung unter Maria und Josef, seinen Pflegevater, ist ein Bild seines Sohnesgehorsams gegenüber dem Vater. Maria und Josef nehmen das Mysterium Jesu im Glauben an, auch wenn sie es nicht immer verstehen.

 

105. Warum empfängt Jesus von Johannes die „Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden" (Lk 3, 3)?

Um sein öffentliches Leben zu beginnen und die „Taufe" seines Todes vorwegzunehmen: Obschon ohne Sünde, lässt er sich so unter die Sünder rechnen, er, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt" (Joh 1, 29). Der Vater bezeichnet ihn als seinen „geliebten Sohn" (Mt 3, 17), und der Heilige Geist kommt auf ihn herab. Die Taufe Jesu ist das Vorzeichen unserer Taufe.

 

106. Was offenbaren die Versuchungen Jesu in der Wüste?

Die Versuchungen Jesu in der Wüste greifen die Versuchungen Adams im Paradies und Israels in der Wüste nochmals auf. Satan versucht Jesus in seinem Gehorsam gegenüber der Sendung, die ihm vom Vater anvertraut worden ist. Christus, der neue Adam, hält stand, und sein Sieg kündet den Sieg seiner Passion an, den höchsten Gehorsamserweis seiner Sohnesliebe. Die Kirche vereint sich mit diesem Mysterium besonders in der liturgischen Fastenzeit.

 

107. Wer ist eingeladen, am Reich Gottes teilzuhaben, das Jesus verkündet und verwirklicht hat?

Jesus lädt alle Menschen zur Teilhabe am Reich Gottes ein. Auch der schlimmste Sünder ist berufen, umzukehren und die unendliche Barmherzigkeit des Vaters anzunehmen. Das Reich Gottes gehört schon hier auf Erden denjenigen, die es mit demütigem Herzen aufnehmen. Ihnen werden seine Geheimnisse offenbart.

 

108. Warum offenbart Jesus das Reich Gottes durch Zeichen und Wunder?

Jesus begleitet sein Wort durch Zeichen und Wunder, um zu zeigen, dass in ihm, dem Messias, das Reich Gottes gegenwärtig ist. Er heilt zwar einige Menschen, ist aber nicht gekommen, um alle Übel auf Erden zu beheben, sondern um uns vor allem aus der Sklaverei der Sünde zu befreien. Die Austreibung der Dämonen kündigt an, dass sein Kreuz über den „Herrscher dieser Welt" (Joh 12, 31) siegen wird.

 

109. Welche Autorität verleiht Jesus seinen Aposteln im Gottesreich?

Jesus erwählt die Zwölf, die zukünftigen Zeugen seiner Auferstehung. Er lässt sie an seiner Sendung und an seiner Autorität teilhaben, damit sie lehren, Sünden vergeben und die Kirche aufbauen und leiten. In diesem Kollegium empfängt Petrus „die Schlüssel des Himmelreiches" (Mt 16, 19) und steht an erster Stelle. Er hat die Sendung, den Glauben unversehrt zu bewahren und seine Brüder zu stärken.

 

110. Welche Bedeutung hat die Verklärung?

In der Verklärung erscheint die Dreifaltigkeit: „der Vater in der Stimme, der Sohn als Mensch, der Heilige Geist in der leuchtenden Wolke" (hl. Thomas von Aquin). Indem Jesus mit Mose und Elija über sein „Ende" spricht (Lk 9, 31), zeigt er, dass seine Herrlichkeit den Weg über das Kreuz nimmt. Die Verklärung gewährt eine Vorahnung der Auferstehung und der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, „der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes" (Phil 3, 21). „Du wurdest auf dem Berg verklärt, und soweit sie dazu fähig waren, schauten deine Jünger deine Herrlichkeit, Christus Gott, damit sie, wenn sie dich gekreuzigt sehen werden, begreifen, dass dein Leiden freiwillig war, und damit sie der Welt verkünden, dass du wirklich der Abglanz des Vaters bist" (Byzantinische Liturgie).

 

111. Wie zieht Jesus als Messias in Jerusalem ein?

Zur festgesetzten Zeit entschließt sich Jesus, nach Jerusalem hinaufzugehen, um seine Passion zu erleiden, zu sterben und aufzuerstehen. Als Messias-König, der das Kommen des Gottesreiches ankündigt, zieht er, auf einem Esel reitend, in seine Stadt ein. Er wird empfangen von den Kleinen, deren Jubelruf in das eucharistische Sanctus aufgenommen ist: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna (rette uns)!" (Mt 21, 9). Die Liturgie der Kirche eröffnet die Karwoche mit der Feier des Einzugs Jesu in Jerusalem.

Last changed: 20.08.2010 at 17:25

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