Betrachtungen

Leidensbetrachtungen 31 - 35

Geschrieben von (ksf) am 16.12.2011
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Nr. 31

 

Punkt IV - Als Jesus Christus beim letzten Abendmahle die Einsetzung des Allerheiligsten Sakramentes vorbereitete, hatte er seinen Tod vor Augen und bedachte, dass nun die Stunde herannaht, in der er von dieser Welt zum ewigen Vater zurückkehren muss. Er nannte daher dieses Sakrament das Testament, das an seinen Tod erinnern sollte. Er erwählte hierzu gerade das Osterfest, nicht so sehr deswegen, weil es als das vornehmste unter den Festen, zur Einsetzung des größten seiner Geheimnisse am meisten geeignet war, sondern vielmehr, weil es seinen Opfergang bezeichnete. Deshalb erwählte er auch die letzten Ostern seines Lebens und gab seinen Jüngern die Erklärung, dass er mit ihnen kein Ostermahl mehr feiern werde, außer im Reiche Gottes, wenn nach seiner Auferstehung die neue Kirche gegründet sein wird. Welchen Bezug hat jedoch die Erinnerung an seinen Tod zu der Einsetzung seines Sakramentes?

Betrachtung - Meine Seele, wir finden in diesem Beispiel einen der stärksten Beweggründe, uns wohl vorzubereiten, um zum Tisch des Herrn zu gehen. Wenn ich zum Tisch des Herrn gehe, will ich, nach dem Beispiel Jesu Christi, gleichfalls an meinen Tod denken und so kommunizieren, als müsste ich nun sterben und die Welt verlassen. So, als empfinge ich die Kommunion, auf dem Sterbebett liegend, als letzte Wegzehrung, so, als wäre jene Kommunion für mich wirklich die letzte, ohne Hoffnung, den Leib des Herrn hienieden je wieder zu empfangen, sondern ihn erst künftig im Himmel bei der seligen Hochzeit des Lammes beim großen Gottesmahle zu genießen.

Wenn ich wüsste, dass meine nächste Kommunion ganz sicher die letzte wäre, wie wünschte ich diese zu empfangen? Ich soll ja meinen Richter in mein Herz aufnehmen, der in Kürze das endgültige Urteil, Himmel oder Hölle, über mich aussprechen wird. Davon hängt meine Auserwählung oder meine Verwerfung für die ganze Ewigkeit ab. Wie eifrig würde ich mich bemühen, ihn wenigstens das letzte Mal mit größter Demut, Reinheit und Andacht zu empfangen und alle frühere Lauheit und Nachlässigkeit mit größtem Eifer zu ersetzen.

Zwiegespräch - Gib o Gott, dass meine Seele, von dieser Wahrheit durchdrungen, sich auf jede Kommunion so vorbereite, als wäre diese in der Tat die letzte, denn eine, vielleicht wenn ich es am wenigsten erwarten werde, wird für mich unfehlbar die letzte sein. Verleihe mir, dass ich mich auch bei der Danksagung an meinen Tod erinnere, damit ich den Glauben, die Hoffnung und die Liebe mit solcher Andacht erwecke, als müsste ich sogleich nach der Kommunion sterben und meine Seele in deine Hände empfehlen. O guter Jesus, heilige mein Herz, nehme von ihm alle Bosheit und erfülle es mit deiner Gnade, damit ich, da du meine Speise wirst, durch dich und für dich lebe und mich einst in der Herrlichkeit ewig in dir erfreuen darf.

Vorsatz - Über welche Kommunion werde ich mich im Tod freuen? Welche werde ich bereuen? Diese beiden Fragen will ich ernstlich beherzigen und schon jetzt für mein Heil Sorge tragen.

 

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Nr. 32

 

Einsetzung des Allerheiligsten Sakramentes

 

Punkt I - Jesus Christus kehrt nach der Fußwaschung zum Tisch zurück und setzt dem Gottesdienst und den Opfern des alten Bundes ein Ende, indem er durch die Einsetzung des Allerheiligsten Sakramentes sich selbst zum neuen Opfer bestimmt. Er hätte es zu jedem Zeitpunkt seines Lebens einsetzen können, doch behält er es sich vor bis auf den Tag, der seinem Tod vorausgeht, und zwar bis auf die letzten Stunden, bevor er zu leiden beginnt. So kann er seine wunderbare Liebe deutlicher bezeugen und uns umso mehr zur Gegenliebe entflammen. Gerade zu der Zeit, da die Menschen ihn zu töten suchen, setzt er für sie ein Sakrament ein, das ihnen zum Leben gereichen soll, zu einem herrlichen und glorreichen Leben, durch die Verdienste seines Leidens und Sterbens.

Betrachtung - Erwägen wir das Übermaß dieser Liebe. Während Jesus Christus von Seiten der Menschen Ungerechtigkeiten, Verfolgungen, Entehrungen und Qualen bereitet werden, vermacht er ihnen den reichsten Schatz, der in den Reichtümern der Weisheit und Allmacht Gottes liegt. Je mehr es die Menschen in ihrer Verkehrtheit und Bosheit verdienen, von ihm verlassen zu werden, erfindet er das wunderbare Mittel, seinen liebevollen Aufenthalt bei ihnen zu verewigen. O Güte, o wundervollste Liebe, die unter den Wogen der menschlichen Frevel weder erlischt noch erkaltet, sondern sich immer mehr und mehr entflammt!

Als der Apostel Paulus in die Betrachtung versunken war, dass weder Geißeln noch Dornen, weder Nägel noch sonstige Qualen Jesus Christus von der Liebe zu uns zu trennen vermöchten, sprach er die feierliche Beteuerung aus, dass nichts in der Welt, so mühevoll und schmerzlich es auch wäre, uns scheiden könnte von der Liebe zu Jesus Christus. Mit diesen Worten redete er von dem Liebesfeuer, das ihn als Apostel beseelte, und das ebenso auch uns als Christen beseelen muss. Und doch, o wie ganz anders ist meine Gesinnung!

Zwiegespräch - Ich sehe, o mein Heiland, dass deine Liebe zu mir die Probe besteht, während meine Liebe zu dir so schwach ist, dass sie bei der geringsten Schwierigkeit unterliegt. Eine schwache Versuchung reicht aus, mich von dir zu trennen. Weit davon entfernt, aus Liebe zu dir Verfolgung und Mühsal zu erdulden, besitze ich nicht einmal den Mut, eine schlechte Leidenschaft zu überwinden. O mein Jesus, der du im heiligsten Sakrament so oft in mein Herz eingehst, lasse mich die Seligkeit deiner Gegenwart fühlen, damit meine Seele in deiner Liebe entflammt und gestärkt wird. Schenke mir die Gnade deiner Liebe. Ich verlange keine zärtliche, sondern eine aufrichtige und starke Liebe, die der ähnlich ist, die du zu mir trägst.

Vorsatz - Aus Liebe zu Gott den Beleidigern Gutes tun, heißt Jesus Christus nachahmen, da er uns im heiligsten Sakrament alles Gute geschenkt hat, während man bemüht war, alle erdenklichen Leiden für ihn zu ersinnen.

 

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Nr. 33

 

Punkt II - Mit wenigen Worten spricht der heilige Johannes von der Einsetzung des allerheiligsten Sakramentes. Er sagt, dass Jesus Christus zu den Seinen immer eine große Liebe getragen hat, so dass er ihnen am Ende seines Lebens im Sakrament des Altares ein Geschenk hinterließ, das alle Geschenke übertrifft, und das „Sakrament seiner unaussprechlichen Liebe“ genannt werden muss. Es war sein letztes Vermächtnis, damit es um so größeren Eindruck auf unsere Herzen machen möge.

Betrachtung - So wie der ewige Vater seine unbegrenzte Liebe zu uns dadurch bewies, dass er seinen eingeborenen Sohn für uns hingab und uns mit ihm alles schenkte, ebenso gab sich der Sohn uns ganz hin, als Beweis seiner übergroßen Liebe. Indem er sich uns selbst gab, schenkte er uns wirklich alles was er hatte, da er uns für das gegenwärtige Leben kein größeres, liebenswürdigeres, trostreicheres und Heil bringenderes Gut verleihen konnte.

In diesem wunderbaren Sakrament hat er uns seinen Leib, sein Fleisch und Blut, seine Seele, seine Gottheit und Menschheit samt den Schätzen seiner Verdienste dargeboten. Sammle, meine Seele, alle deine Geisteskräfte und erwäge die Frage, was der Gottmensch Jesus in seinem Testament Größeres hätte hinterlassen können. Alles geschah, um dir begreiflich zu machen, wie sehr er dich liebt und wie sehr du ihn lieben sollst.

Zwiegespräch - Mein Gott, wer bin ich, dass du eine solche Liebe zu mir trägst und so sehr verlangst, von mir geliebt zu werden? Ich bin ein armes Geschöpf und finde in mir nichts, was deiner unendlichen Majestät würdig wäre. Ich bewundere deshalb deine Liebe im heiligsten Sakrament, und es erstaunt mich, dass ich gegen eine solche Liebe gefühllos und undankbar sein kann. Meine Seele, wie lange noch wirst du diesem Liebesfeuer gegenüber kalt und undankbar bleiben? O Jesus, ich will dich lieben und dir dankbar sein, du aber stärke mit deiner mächtigen Gnade meinen so schwachen Willen.

O Jesus, wie werde ich dir deine Liebe vergelten? Du gibst dich mir ganz, mit allem was du hast. Auch ich weihe dir aus Dankbarkeit, so gut ich es vermag, mein ganzes Wesen, mit allem was ich bin und habe, jetzt und in Zukunft. Alles werde ich zu deinem heiligen Dienst verwenden, doch biete mir deine hilfreiche Hand, damit mein Verlangen zur Tat wird. So will ich mich dankbar erweisen für die Einsetzung des heiligsten Sakramentes.

Vorsatz - Ich will mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen Willen, die Augen, den Mund und meine inneren Regungen zum Opfer bringen. Dabei will ich bedenken, dass das Gebet wenig zählt, wenn es nur in Worten besteht und nicht im Leben umgesetzt wird.

 

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Nr. 34

 

Punkt III - Unser Herr Jesus Christus, der ewige Priester, vorgebildet in Melchisedech, der als einziger im Alten Bund dem Allerhöchsten kein Tieropfer, sondern Brot und Wein dargebracht hatte, sitzt am Tisch, nimmt das Brot in seine heiligen, ehrwürdigen Hände, und indem er zu seinem ewigen Vater aufblickt, segnet er es und spricht: „Das ist mein Leib.“ In gleicher Weise nimmt er den Kelch mit Wein und spricht: „Das ist mein Blut.“ Kaum hat er diese Worte gesprochen, so ist das Brot nicht mehr Brot, sondern sein wahrer Leib, und der Wein ist nicht mehr Wein, sondern sein wahres Blut.

Betrachtung - Man darf nicht ergründen wollen, wie solches möglich gewesen ist, oder wie es Wirklichkeit geworden ist. Es wäre dies eine Nachahmung des boshaften Unglaubens der Juden. So wie der Sohn Gottes ohne irdischen Vater durch die Kraft des heiligen Geistes im Schoße der seligsten Jungfrau Maria die menschliche Natur angenommen hat, so ist durch eine gleiche Kraft das Brot in das Wesen des Gottmenschen verwandelt worden. So wie in der Person Jesu Christi die Gottheit unter dem Schleier des sichtbaren menschlichen Fleisches verborgen war, ebenso ist in dem heiligsten Sakrament der Gottmensch unter den sichtbaren Gestalten des Brotes und des Weines verborgen. Sowohl in der Menschwerdung als auch im Altargeheimnis erfüllt sich wörtlich der prophetische Ausspruch, dass unser Gott ein verborgener Gott ist. Hierüber, meine Seele, wollen wir nicht lange rätseln. Den Mangel an Verständnis muss der Glaube und die Anbetung der unendlichen Güte, Weisheit und Allmacht Gottes ersetzen.

Zwiegespräch - Ich glaube also, o mein Herr Jesus, mit tiefster Überzeugung, dass du nach deiner wahren Versicherung in der verwandelten Hostie als wahrer Gott und wahrer Mensch, mit Seele und Leib, mit dem wahren und wirklichen Wesen der hochheiligen Gottheit und Menschheit gegenwärtig bist. Du hast es gesagt, und so ist es. Himmel und Erde werden vergehen, dein Wort aber wird in Ewigkeit nicht von der Wahrheit abweichen. In diesem festen und unbezweifelten Glauben will ich leben und sterben.

Es freut mich, o mein im heiligsten Sakrament gegenwärtiger Gott, dass ich dich nicht mit Augen sehe. Es freut mich, dass ich das erhabene Geheimnis nicht ergründe, um dich durch Unterwerfung der Sinne und des Verstandes umso mehr ehren zu können. Wenn mein Glaube nicht so fest ist, wie es deiner würdig ist, so vermehre und belebe ihn. Indessen opfere ich dir jenen heldenmütigen Glauben auf, den die größten Heiligen deiner Kirche gehabt haben, besonders derjenigen, die Blut und Leben hingegeben haben, um die Wahrheit des Allerheiligsten Sakramentes zu verteidigen.

Vorsatz - Ich werde Jesus Christus um einen Glauben bitten, der in mir sowohl bei der Kommunion, als auch bei jedem Besuch des allerheiligsten Sakramentes innige Andacht und große Ehrfurcht hervorbringen möge.

 

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Nr. 35

 

Punkt IV - Jesus Christus hat das Sakrament des Altares besonders deswegen unter der Brotsgestalt eingesetzt, um uns ein beständiges Andenken an sein Leiden zu hinterlassen. Schon früher hat er sich selbst mit einem Weizenkorn verglichen. Nun aber will er, dass wir durch dieses Sakrament erinnert werden, dass das, was mit dem Getreide geschieht, wenn es nämlich gedroschen, gemahlen und zermalmt wird, damit es zu Brot gebacken werden kann, auch mit ihm geschehen ist, da er bei seinem qualvollen Leiden ganz zertreten worden ist. Zugleich ist es sein Verlangen, dass dieses Himmelsbrot eine fortwährende Erinnerung an jene unendliche Liebe ist, mit der er für uns leiden und sterben wollte. Deshalb sollten wir bei jeder Kommunion sein bitteres Leiden und Sterben betrachten.

Betrachtung - Die Hoffnung auf unser ewiges Heil beruht vor allem auf dem Leiden Jesu Christi. Da dieses Leiden im heiligsten Sakrament versinnbildlicht wird, sollen wir aus ihm großes Vertrauen schöpfen. Mit Recht jubelt die heilige Kirche bei der Anbetung dieses hochheiligen Mahles, indem sie anerkennt, dass uns darin sowohl ein Andenken an das Leiden des göttlichen Sohnes, als auch ein Unterpfand der ewigen Seligkeit hinterlegt ist. Und wirklich, wie könnten wir an unserer Rettung zweifeln, da unser Erlöser ganz zu uns gehört, ja sogar unsere Speise geworden ist. Führen wir ein Leben, das dem seinen gleicht, damit wir einst mit ihm leben in Ewigkeit! Meine Seele, bisweilen überfällt dich Schwermut, indem du dem zaghaften Gedanken Raum gibst: „Wer weiß, ob ich einst selig werde?“ O hoffe doch auf deinen Mensch gewordenen und im Sakrament gegenwärtigen Gott! Hoffe mit unerschütterlichem Vertrauen, denn was willst du noch mehr, um dich deines ewigen Heiles zu versichern? Jesus Christus ist für dich gestorben und hat dir als Unterpfand des ewigen Lebens nicht nur seine Verdienste, sondern auch sich selbst ganz hinterlassen.

Zwiegespräch - Lob, Anbetung und Dank sei dir, o Jesus, für die Hoffnung auf mein Heil, die du mir durch dein heiliges Leiden gewährst. Für dich hatte es so viel Bitterkeit, mich aber erfüllt es im heiligsten Sakrament mit überreichem Trost. Zwar sehe ich dich gegenwärtig noch nicht in deiner beseligenden Majestät, die dort verborgen ist, aber ich hoffe, dich bald mit entschleiertem Angesicht im Himmel zu schauen. Ja, ich erhoffe des Himmels Seligkeit mit so fester Sicherheit, dass nichts im Stande sein wird, mich wankend zu machen. Ich erhoffe sie durch die Kraft jenes Himmelsbrotes, das du am heiligen Tisch des Altares für mich bereit hältst, um mich zu stärken und in allen Gefahren aufrecht zu erhalten. Ich sollte zwar um mein Seelenheil, das du mir versichert hast, fürchten, damit ich es nicht durch eigene Schuld und Nachlässigkeit verliere. Jedoch auch in dieser Hinsicht vertraue ich auf die Kraft des erhabenen Sakramentes, das mir überall Licht, Hilfe und Stärke verleihen wird.

Vorsatz - Vor und nach der Kommunion will ich mich der Leiden erinnern, die Jesus Christus für mich erduldet hat, denn die Kommunion wird um so andächtiger und gnadenvoller ausfallen, je mehr ich mich in die Betrachtung seines bitteren Leidens versenken werde.

 

 


Letzte Änderung: 28.01.2012 um 00:38

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