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Origenes - 1

Geschrieben von (ksf) am 02.11.2011
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Kommentar zum Matthäusevangelium, 10,9-10

 

Die wertvolle Perle

 

Auf den Menschen, „der die wertvolle Perle sucht“, muß man die folgenden Worte anwenden: „Sucht und ihr werdet finden.“ Und „Wer sucht, der findet.“ (Mt 7,7.8) Und wirklich, auf was können sich die Begriffe beziehen „sucht“ und „wer sucht, der findet“? Sagen wir es ohne Zögern: Auf die Perlen, und besonders auf jene Perle, die der Mann gefunden hat, der alles gegeben und verloren hat. Um dieser Perle willen sagt Paulus: „... ich habe alles aufgegeben, um Christus zu gewinnen.“ (Phil 3,8). Mit dem Wort „alles“ meint er die wertvollen Perlen, und mit „Christus gewinnen“ die einzigartige und überaus wertvolle Perle.

Wertvoll ist sie sicherlich, die Lampe, für die, die im Finstern sitzen und die sie bis zum Sonnenaufgang benötigen. Wertvoll ist auch die widerscheinende Herrlichkeit auf dem Gesicht des Mose (vgl. 2 Kor 3,7) und, wie ich glaube, derjenige der anderen Propheten. Dieser Widerschein ist schön anzusehen, denn er hilft uns, voranzuschreiten bis dorthin, wo wir die Herrlichkeit Christi schauen können, von der der Vater Zeugnis gibt mit den Worten: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,17). „Eigentlich kann von Herrlichkeit in jenem Fall gar nicht die Rede sein, wo das Verherrlichte vor der größeren Herrlichkeit verblaßt.“ (2 Kor 3,10). In einer ersten Zeit benötigen wir eine wahrnehmbare Herrlichkeit, die vergehen kann vor der „Herrlichkeit, die alles übersteigt“, so wie wir auch „einer Herrlichkeit, die nicht der Rede wert ist“ bedürfen, die „verblassen wird, wenn das Vollendete kommt“ (1 Kor 13,9f).

So braucht jede Seele, die noch kindlich ist und auf dem Weg zu „dem Vollkommeneren“ (Hebr 6,1) ist, die Unterweisung, den Schutz und die Begleitung, bis sich in ihr die „Fülle der Zeiten“ (Gal 4,4) erhebt... Schließlich wird sie volljährig werden und ihr Erbe erhalten: die allerkostbarste Perle, „das Vollendete, vor dem alles Stückwerk vergeht“ (vgl. 1 Kor 13,10). Sie wird das höchste Gut erlangen, das alles übersteigt: die Erkenntnis Christi (Phil 3,8). Doch viele Menschen erkennen die Schönheit der zahlreichen Perlen des Gesetzes und der „unvollkommenen Erkenntnis“ nicht, die bei allen Propheten ausgestreut sind; sie bilden sich zu Unrecht ein, dass sie ohne das Gesetz und die wohlverstandenen Propheten die einzigartige Perle von höchstem Wert finden könnten...: das volle Verständnis des Evangelium und den letzten Sinn der Taten und Worte Jesu Christi.

 

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Homilien über Exodus, Nr. 5, 3:

 

„Der Weg zum Leben ist schmal“

 

Schauen wir einmal, was Gott zu Mose gesagt hat über den Weg, den er einschlagen sollte... Du hast vielleicht geglaubt, dass der Weg, auf den Gott uns verwies, sei einfach und leicht zu bewältigen, er habe überhaupt nichts Schwieriges oder Mühsames an sich. Es handelt sich aber im Gegenteil um einen Aufstieg, einen Aufstieg mit vielen Windungen. Denn der Weg, der in Richtung Tugenden verläuft, fällt nicht ab, sondern steigt an, es ist ein enger und schwieriger Anstieg. Hört, was der Herr dazu im Evangelium sagt: „Wie eng und schmal ist der Weg, der zum Leben führt!“ Erkennt also, wie sehr das Evangelium mit dem Gesetz übereinstimmt... Ist es denn nicht wahr, dass sogar Blinde den Weg klar erkennen können? Das Gesetz und das Evangelium wurden beide von ein und demselben Geist verfasst.

Der Weg, auf dem man fortschreitet, ist also ein gewundener Aufstieg...; Taten und Glaube bringen viele Schwierigkeiten und Mühen mit sich. Denn denen, die nach den Maßstäben Gottes handeln wollen, stellen sich viele Hindernisse in den Weg. Und dann stößt man im Glauben auf Vieles, was Kopfzerbrechen macht und Fragen aufwirft, auch was Häretiker an Einwänden vorbringen... Hört euch an, was der Pharao sagt, als er die Route sieht, die Moses und die Israeliten eingeschlagen haben: „Diese Leute haben sich im Land verlaufen“ (Ex 14,3). Für den Pharao schlagen die, die Gott folgen, einen falschen Weg ein. Der Weg zur Weisheit ist, wie gesagt, verschlungen, hat viele Kehren, weist viele Schwierigkeiten auf und nötigt zu zahlreichen Umwegen. Wie schwierig, wie verworren erscheint es doch den Ungläubigen, sich zu dem einen Gott zu bekennen, und im gleichen Bekenntnis zu bejahen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist ein einziger Gott sind. Dann noch anzufügen, dass da der Herr der Herrlichkeit gekreuzigt worden ist (1 Kor 2,8) und dass er der Menschensohn ist, „der vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 3,13): Wie verschlungen und schwer zu verstehen das doch erscheinen muss! Wenn ein Ungläubiger das hört, sagt er: „Diese Leute haben sich verlaufen“. Du aber bleibe fest, zieh diesen Glauben nicht in Zweifel; du weißt doch, dass Gott dir diesen Weg des Glaubens zeigt.

 

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7. Homilie über Lukas; PG 13, 1817f:

 

„Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“

 

Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Diese Worte: „Wer bin ich?“ sind nicht ein Zeichen der Ignoranz, so als hätte Elisabeth, voll des Heiligen Geistes, nicht gewusst, dass die Mutter des Herrn sie nach dem Willen Gottes aufgesucht hat. Das ist der Sinn dieser Worte: „Was habe ich Gutes getan? Inwiefern sind meine Werke hinreichend wichtig, so dass die Mutter des Herrn zu mir kommt? Bin ich eine Heilige? Durch welche Vollkommenheit, durch welche Rechtschaffenheit des Herzens habe ich die Gunst verdient, dass mich die Mutter des Herrn aufsucht?“ „Als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“. Es hatte gespürt, dass der Herr gekommen war, um seinen Diener noch vor seiner Geburt zu heiligen.

  Könnte es mir doch passieren, dass ich von denen, die keinen Glauben haben, wie ein Narr behandelt werde, weil ich an dererlei Geheimnisse geglaubt habe! ...Denn das, was bei diesen Leuten da als Torheit gilt, ist für mich Gelegenheit zum Heil. Wenn die Geburt des Retters nicht ein himmlisches und glückseligmachendes Ereignis gewesen wäre, wenn sie nichts Göttliches und die menschliche Natur Übersteigendes gehabt hätte, hätte seine Lehre niemals die ganze Welt gewinnen können. Wenn im Schoß Marias nur ein Mensch gewesen wäre und nicht der Sohn Gottes, wie hätte es dann sein können, dass damals – und auch heute noch – alle möglichen Krankheiten geheilt wurden, nicht nur körperliche, sondern auch seelische Krankheiten. Wenn wir uns alle Berichte über Jesus vor Augen halten, können wir feststellen, dass alles, was über ihn geschrieben worden ist, für göttlich und bewundernswert gehalten wurde. Denn seine Geburt, seine Lehrjahre, seine Macht, seine Passion und seine Auferstehung sind nicht nur Tatsachen, die sich zu seiner Zeit ereignet haben: sie wirken in uns auch heute noch fort.

 

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„Bereitet dem Herr den Weg! Ebnet ihm die Straßen“

 

Johannes der Täufer sagt: „Jede Schlucht soll aufgefüllt werden“ (Lk 3,5), aber es ist nicht Johannes, der jede Schlucht aufgefüllt hat; es ist der Herr, unser Retter... „Was krumm ist, soll gerade werden.“ Jeder von uns war krumm... und es ist die Ankunft Christi – sie reicht hinein bis in unsere Seele – die gerade gemacht hat, was krumm war... Nichts war unbrauchbarer als ihr. Schaut doch auf eure ungeordneten Begierden von früher, auf euren Jähzorn und eure anderen bösen Neigungen – wenn sie überhaupt verschwunden sind: ihr erkennt, dass nichts unbrauchbarer war als ihr, oder um es noch deutlicher zu sagen: nichts war ungehobelter. Euer Betragen war ungehobelt, eure Worte und Werke waren ungehobelt.

Aber mein Herr Jesus ist gekommen, er hat eure Unebenheiten eingeebnet, er hat dieses ganze Chaos in ebene Straßen verwandelt, um in euch einen Weg ohne Schlagloch anzulegen, einen geraden und gepflegten Weg, damit Gottvater in euch gehen kann und damit Christus, der Herr, in euch Wohnung nehmen und sagen kann: „Mein Vater und ich werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23).

 


Letzte Änderung: 10.02.2013 um 03:07

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