Sonstiges
Origenes - 2 |
Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013 |
Homilien über Jesaja, Nr. 3, 1-2
„Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb“
Jesus ist es, der dem Fleische nach „aus dem Baumstumpf Isais“ hervorgewachsen ist, „dem Fleisch nach geboren als Nachkomme Davids“, „dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt als Sohn Gottes in Macht“ (Jes 11,1; Röm 1,3-4). Ja, er ist „der junge Trieb, der aus dem Baumstumpf Isais hervorgewachsen ist“, und doch ist er kein junger Trieb, „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (Kol 1,15). Er ist kein junger Trieb, der Gott, „das Wort, das im Anfang bei Gott war“ (Joh 1,1); und dennoch ist der dem Fleisch nach Geborene „ein Trieb, der aus dem Baumstumpf Isais hervorgewachsen ist: ein Ros ist entsprungen aus seiner Wurzel“...
„Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht“ (Jes 11,2). Nicht auf Mose ruhte der Geist der Weisheit, nicht auf Josua, auf keinem der Propheten, auch nicht auf Jesaja oder Jeremia... Der Geist der Weisheit ließ sich zwar auf Mose nieder, danach aber mangelte es Mose an Glauben: „Hört, ihr Meuterer, können wir euch wohl aus diesem Felsen Wasser fließen lassen?“ (Num 20,10) Er ließ sich auf allen Gerechten nieder. Auch auf Jesaja – was aber sagt der? „Ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen“ (Jes 6,5)... Der Geist kann sich sehr wohl auf jedwedem Menschen niederlassen, kann aber keine Ruhe finden; denn jeder Mensch sündigt, und es gibt auf der Erde keinen Gerechten, der das Gute tut und nie fällt. Kann denn ein „Reiner von Unreinem kommen?“ (Ijob 14,4)... Der Geist ist zwar auf viele herabgekommen, aber auf keinem geblieben. Weiter vorne steht in der Schrift: „Mein Geist, sagt der Herr, soll nicht für immer im Menschen bleiben“ (Gen 6,3)...
Johannes der Täufer ist einem Menschen, einem einzigen, begegnet, auf dem der Geist geblieben ist. Und das war das Zeichen, das Gott ihm gegeben hatte: „Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist... der Sohn Gottes“.
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Predigt 193,5
„Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel“
Der zwölfjährige Jesus bleibt in Jerusalem zurück. Seine Eltern bemerken es nicht, sie suchen ihn voll Angst und finden ihn nicht. Sie suchen „bei ihren Verwandten“, sie suchen „bei ihren Reisegefährten“, sie suchen „bei ihren Bekannten“, bei niemandem aber finden sie ihn... Mein Jesus lässt sich nicht unter den Vielen finden.
So hört nun, wo sie ihn gefunden haben... damit auch ihr ihn finden könnt: „Nach langem Suchen fanden sie ihn im Tempel“. Nicht irgendwo, sondern „im Tempel“, und nicht einfach im Tempel, sondern „mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen“. So sucht doch auch ihr Jesus im Tempel Gottes, sucht ihn in der Kirche, sucht ihn bei den Lehrern, die in diesem Tempel sind und daraus weichen. Wenn ihr so sucht, werdet ihr ihn finden...
Sie treffen ihn an, „wie er mitten unter den Lehrern sitzt... ihnen zuhört und Fragen stellt“. Auch jetzt ist Jesus noch da; er befragt uns und hört uns zu. Lukas schreibt: „Alle waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten“. Was setzte sie in Erstaunen? Nicht seine Fragen, die schon staunenswert waren, sondern seine Antworten... „Mose redete“, sagt die Schrift, „und Gott antwortete im Donner“ (Ex 19,19). Der Herr lehrte Mose, was er nicht wusste. Bald stellt Jesus Fragen, bald antwortet er..., seine Fragen lösen Erstaunen aus, noch mehr seine Antworten.
Damit auch wir ihn hören können und damit er uns Fragen stellt, auf die er selber antwortet, bitten wir ihn doch, unterziehen wir uns bei der Suche nach ihm nachdrücklichen und schmerzhaften Antworten! Dann werden wir den finden können, den wir suchen. Nicht ohne Grund sagt uns die Schrift: „Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“. Wer Jesus sucht, darf dabei nicht nachlässig und schlaff sein, er darf nicht nur von Zeit zu Zeit suchen, so wie manche Leute... die ihn deshalb auch nicht finden. Für uns soll deshalb gelten: „Wir suchen dich unter Mühen und Schmerzen“.
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Kommentar zum Hohenlied, II, 9
«Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt»
Die Braut des Hohenliedes sagt: „Meine Narde gibt ihren Duft“ (1,12)...; man kann aber auch lesen: „seinen Duft“... Die Braut hat sich dem Geliebten genaht und ihn mit ihren Salben gesalbt. Und es ist erstaunlicherweise so, als hätte das Nardenöl vorher, als es die Braut in Händen hielt, nicht geduftet, sondern seinen Duft erst auf dem Leib des Geliebten verströmt. So scheint es, als habe nicht der Geliebte den Duft des Salböls angenommen, sondern das Nardenöl den Duft des Geliebten.
Stellen wir uns jetzt die Braut Kirche in der Person der Maria vor. Es heißt, dass sie ein Pfund teures Nardenöl bei sich hat, mit dem sie die Füße Jesu salbt und sie mit ihren Haaren trocknet. So prägt sich ihr, über ihr Haar, ein Duft ein, der von der Art und Stärke ist, wie ihn der Leib Christi verströmt... Es überträgt sich auf ihr Haupt ein erlesener Duft, der weniger vom Nardenöl als vielmehr von Christus ausgeht. Und sie spricht (mit der Braut): „Mein über den Leib Christi ausgegossenes Nardenöl hat mir den Duft Christi eingebracht“...
„Und das ganze Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.“ Das ist ein sicherer Hinweis, dass der Duft der Lehre, die von Christus ausgeht, und der Wohlgeruch des Heiligen Geistes das ganze Weltenhaus oder das Haus der ganzen Kirche erfüllt hat. Davon wurde zumindest das ganze Haus einer Seele erfüllt, die ihren Glauben wie reines Nardenöl Christus zum Geschenk gemacht hat und dafür die Gnade des Heiligen Geistes und den köstlichen Duft der geistlichen Unterweisung erhalten hat... So kann auch sie sagen: „Wir sind Christi Wohlgeruch“ (2 Kor 2,15). Weil nun dieses Nardenöl getränkt war mit Glauben und verdienstvoller Liebe, deshalb legt Christus für sie dieses Zeugnis ab: „Sie hat ein gutes Werk an mir getan“ (Mk 14,6).
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Kommentar zum Johannesevangelium, 10
«In drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten»
Das Geheimnis unserer Auferstehung ist groß und äußerst schwer auszuforschen. Es wird in vielen Texten der Schrift angekündigt, vor allem aber bei Ezechiel...: „Der Geist des Herrn versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von menschlichen Gebeinen...; sie waren ganz ausgetrocknet. Der Herr fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: Herr und Gott, das weißt nur du. Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des Herrn“ (Ez 37,1-4)...
Was für Knochen sollten es denn sein, zu denen gesagt wird: „Hört das Wort des Herrn“... wenn es nicht der Leib Christi ist, von dem der Herr sagte: „Gelöst haben sich alle meine Glieder“ (Ps 22,15)?... Wie die Auferstehung des wahren und vollkommenen Leibes Christi stattgefunden hat, so werden eines Tages die Glieder Christi wieder verbunden sein, Knochen mit Knochen, Gelenk mit Gelenk. Keiner, dem dieses Gelenk fehlt, wird „zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph 4,13). Dann werden alle Glieder des Leibes, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden“ (1 Kor 12,12).
Ich spreche hier von dem Tempel, von dem der Herr gesagt hat: „Der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt“ (Ps 69,10), und von den Juden, die von ihm ein Zeichen verlangten; ich spreche auch von seiner Entgegnung...: „Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“. Denn aus diesem Tempel, der den Leib Christi darstellt, muss alles entfernt werden, was dem Recht entgegensteht und was mit Kommerz zu tun hat, damit dieser Tempel in Zukunft kein Haus der Händler mehr ist. Außerdem muss er... nach seiner Zerstörung durch die, die sich dem Wort Gottes verweigern, am dritten Tag wieder aufgebaut werden. Dank der Reinigung durch Christus werden seine Jünger alles, was gegen das Recht ist, und alles, was mit Kommerz zu tun hat, hinter sich lassen. Und aufgrund des Eifers des Logos, des Wortes Gottes, werden seine Jünger, in denen er gegenwärtig ist, „zerstört“, um dann in drei Tagen von Jesus wieder „aufgebaut“ zu werden... Denn es sind ganze drei Tage nötig, um diesen Wiederaufbau zu vollenden. Deshalb kann man einerseits sagen, dass die Auferstehung bereits stattgefunden hat, und andererseits, dass sie noch kommt. „Wir werden wahrhaftig mit Christus begraben“ und „werden mit ihm auferstehen“ (vgl. Röm 6,4)... Alle werden mit Christus lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: erster ist Christus, dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören (1 Kor 15,22f).
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Kommentar zum Hohenlied, III, 27-33; SC 376
«Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe»
Das Leben der Sterblichen ist voller Fallstricke, die uns straucheln lassen, voll arglistigem Netzwerk... Und weil der Widersacher überall diese Netz ausgespannt und beinahe alle Menschen darin gefangen hatte, so war es unerlässlich, dass einer auftrat, der stärker war als die Netze, der sie zerreißen und denen den Weg bahnen konnte, die ihm nachfolgten. Daher wurde auch der Retter, bevor er sich mit der Kirche als seiner Braut vermählte, vom Teufel in Versuchung geführt... Damit ließ er die Kirche wissen, dass, sollte sie zu Christus gelangen, dies nicht durch Müßiggang und Vergnügungen, sondern durch vielerlei Prüfungen und Versuchungen möglich ist.
Es gab in der Tat keinen anderen, der über diese Netze hätte triumphieren können. „Denn alle haben gesündigt“, wie es in der Schrift heißt (Röm 3,23)... Unser Herr und Retter Jesus ist der einzige, der „keine Sünde begangen hat“ (1Petr 2,22). Aber der Vater „hat ihn für uns zur Sünde gemacht“ (2 Kor 5,21), damit er „in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde an seinem Fleisch die Sünde verurteile“ (Röm 8,3). Jesus ist also in dieses Netzwerk hineingegangen, aber er allein verstrickte sich nicht darin. Noch mehr, er zerriss und zerfetzte es und vermittelte der Kirche Selbstvertrauen in dem Maß, dass sie es fürderhin wagte, auf die Stricke zu treten, die Netze zu zerreißen und voller Freude auszurufen: „Unsere Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; das Netz ist zerrissen und wir sind frei“ (Ps 124,7). Freilich unterlag er dem Tod, aber das in freier Entscheidung und nicht, wie wir, unter dem Zwang der Sünde. Denn er ist der einzige, der „frei war unter den Toten“ (Ps 87,6 LXX). Und weil er frei war unter den Toten, hat er den entmachtet, „der die Gewalt über den Tod hat“ (Hebr 2,14) und „hat Gefangene erbeutet“ (Eph 4,8), die in der Haft des Todes waren. Er ist nicht nur von den Toten auferstanden, sondern er hat jene, „die tot waren, wieder lebendig gemacht und ihnen einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2,5f). „Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene“ (Eph 4,8).
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Letzte Änderung: 10.02.2013 um 03:08
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