Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - beim Angelusgebet am 6. November |
Geschrieben von (ksf) am 30.12.2011 |
Liebe Brüder und Schwestern!
Die biblischen Lesungen der heutigen Sonntagsliturgie laden uns ein, das Nachdenken über das ewige Leben fortzusetzen, das wir anlässlich des Gedenktages Allerseelen begonnen haben. In diesem Punkt gebt es einen klaren Unterschied zwischen dem, der glaubt, und dem, der nicht glaubt, oder - wie man ebenso sagen könnte - zwischen dem, der hofft, und dem, der nicht hofft, Der hl. Paulus schreibt nämlich an die Thessalonicher: "Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben" (Thess 4, 13). Der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi bedeutet auch in diesem Bereich eine entscheidende Trennungslinie. Wieder ist es der hl. Paulus, der den Christen von Ephesus in Erinnerung ruft, dass sie vor der Annahme der Frohen Botschaft "keine Hoffnung (hatten) und ohne Gott in der Welt (lebten)" (Eph 2, 12).
Wir bitten Maria, Sedes Sapientiae, uns die wahre Weisheit zu lehren, jene, die in Jesus Fleisch geworden ist. Er ist der Weg, der von diesem Leben hin zu Gott, zum Ewigen führt. Er hat uns das Antlitz des Vaters offenbart und uns so eine Hoffnung voller Leibe geschenkt. Daher wendet sich die Kirche an die Mutter des Herrn mit diesen Worten: "Vita, dulcedo, et spes nostra". Von ihr wollen wir lernen, in dieser Hoffnung, die nicht enttäuscht, zu leben und zu sterben.
Das heutige Evangelium ist ein berühmtes Gleichnis, das von zehn Jungfrauen spricht, die zu einem Hochzeitsfest geladen sind, Symbol des Himmelreiches, des ewigen Lebens (Mt 25,1-3). Es ist ein treffendes und freudiges Bild, mit dem Jesus jedoch eine Wahrheit lehrt, die uns hinterfragt; denn von den zehn Jungfrauen werden fünf zum Fest eingelassen, weil sie bei der Ankunft des Bräutigams Öl haben, um ihre Lampen anzuzünden, während die anderen fünf draußen bleiben, da sie töricht waren und kein Öl mitgebracht hatten. Was bedeutet dieses "Öl", das unverzichtbar ist, um zum Hochzeitsmahl eingelassen zu werden? Der hl. Augustinus (vgl. Sermones 93,4) und andere frühe Autoren sehen darin ein Symbol der Liebe, die man nicht kaufen kann, sondern als Geschenk empfängt, im Innersten bewahrt und in den Werken umsetzt. Wahre Weisheit besteht darin, das sterbliche Leben zu nutzen, um Werke der Barmherzigkeit zu tun, da dies nach dem Tod nicht mehr möglich sein wird. Wenn wir zum Jüngsten Gericht auferweckt werden, werden wir hinsichtlich der im irdischen Leben geübten Liebe gerichtet werden (vgl. Mt 25,31-46). Und diese Liebe ist Geschenk Christi, in uns eingegossen durch den Heiligen Geist. Wer an Gott der Liebe ist, glaubt, trägt in sich eine unbesiegbare Hoffnung, wie eine Lampe, mit der er die Nacht jenseits des Todes durchschreiten und zum großen Fest des Lebens gelangen kann.
In der Tat waren die Religion der Griechen, die heidnischen Kulte und Mythen nicht imstande, Licht auf das Geheimnis des Todes zu werfen, so dass gar eine alte Inschrift lautet: "In nihil ab nihilo quam cito recidimus", was heißt: "Schnell fallen wir vom Nichts ins Nichts zurück". Wenn wir Gott wegnehmen, wenn wir Christus wegnehmen, gleitet die Welt in Leere und Finsternis zurück. Und dies spiegelt sich auch in den vielen Ausdrucksformen des zeitgenössischen Nihilismus wider, eines oft unbewußten Nihilismus, der leider viele junge Menschen infiziert.
Nach dem Angelusgebet erließ der Heilige Vater einen Appell für Nigeria:
Voll Sorge verfolge ich die tragischen Vorfälle, zu denen es in den vergangenen Tagen in Nigeria gekommen ist, und während ich für die Opfer bete, fordere ich dazu auf, jeder Gewalt ein Ende zu setzen, die die Probleme nicht löst, sondern sie vergrößert und dabei Hass und Spaltung auch unter den Gläubigen sät.
Quelle: LOR - 11. November 2011 - Ausgabe Nummer 45 Seite 1
(IKa)
Letzte Änderung: 31.12.2011 um 14:00
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