Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - Der 'Doctor Mysticus' und der sichere Weg zur Heiligkeit |
Geschrieben von (ksf) am 16.02.2011 |
Rom (kath.net/as)
Im Mittelpunkt der Katechese zur heutigen Generalaudienz stand der spanische heilige Karmeliter und Mystiker Johannes vom Kreuz (* 24. Juni 1542 in Fontiveros bei Ávila, Kastilien, Spanien; † 14. Dezember 1591 im Kloster in Úbeda), den Papst Pius XI. im Jahr 1926 zum Kirchenlehrer erklärt hatte. In Fortsetzung seiner Katechesenreihe über die Kirchenlehrer stellte Papst Benedikt XVI. vor rund 4.000 Pilgern und Besucher in der Audienzhalle „Paolo VI“ die Geschichte des heiligen Johannes vor, der im Alter von 19 Jahren in den Karmeliterorden eingetreten war.
Der Papst erinnerte an dessen Begegnung mit der heiligen Teresa von Avila, die für beide entscheidend gewesen sei. Teresa habe Johannes vom Kreuz ihren Plan für die Reform auch des männlichen Zweiges des Karmels dargelegt und vorgeschlagen, diesen „ad maiorem Dei Gloriam“ zu befürworten. Die Ideen Teresas hätten den jungen Priester fasziniert, so dass er zu einem großen Unterstützer des Vorhabens geworden sei. Die beiden hätten für einige Monate gemeinsam gearbeitet und die Ideale und Vorschläge geteilt, um so bald wie möglich das erste Haus der Unbeschuhten Karmeliter eröffnen zu können.
Die Reform des Karmeliterordens sei nicht leicht gewesen, so der Papst, und sie habe Johannes auch schwere Leiden gekostet. Er sei in der Nacht vom 13. zum 14. Dezember 1591 verstorben. 1726 sei er heiliggesprochen worden und gelte als einer der wichtigsten lyrischen Dichter der spanischen Literatur. Benedikt XVI. verwies auf seine vier Hauptwerke: „Der geistliche Gesang“, „Lebendige Liebesflamme“, „Die dunkle Nacht“ und „Aufstieg auf den Berg Karmel“.
In „Der geistliche Gesang“ stelle Johannes den Weg der Reinigung der Seele vor, „das heißt den fortschreitenden freudigen Besitz Gottes, bis dass die Seele dazu kommt zu spüren, dass sie Gott mit derselben Liebe liebt, mit der er sie liebt“. Die „Lebendige Liebesflamme“ setze diese Perspektive fort und beschreibe detaillierter den Zustand der verwandelnden Einheit mit Gott. In „Aufstieg auf den Berg Karmel“ werde der geistliche Weg unter dem Gesichtspunkt der fortschreitenden Reinigung der Seele vorgestellt, die notwendig sei, um den mit dem Berg Karmel symbolisierten Gipfel der christlichen Vollkommenheit zu erklimmen. „Die dunkle Nacht“ beschreibe „den passiven Aspekt, das heißt das Eingreifen Gottes in den Prozess der Reinigung der Seele“.
Diese Verweise auf die Hauptwerke des Heiligen „helfen uns, uns den entscheidenden Punkten seiner weiten und tiefen mystischen Lehre anzunähern, deren Ziel darin besteht, einen sicheren Weg zu beschreiben, um zur Heiligkeit zu gelangen“. Nach dem heiligen Johannes vom Kreuz sei alles, was existiert, gut, da es von Gott geschaffen sei. Durch die Geschöpfe „können wir zur Entdeckung dessen vordringen, der in ihnen eine Spur seiner selbst hinterlassen hat“.
Dennoch sei der Glaube „die einzige dem Menschen geschenkte Quelle, um Gott so zu erkennen, wie er in sich ist: als den einen und dreifaltigen Gott“. Alles, was Gott dem Menschen mitteilten wollte, habe er in Jesus Christus gesagt, seinem fleischgewordenen Wort: „Er ist der einzige und endgültige Weg zum Vater“.
Alles Geschaffene sei nichts gegenüber Gott und wertlos außerhalb seiner, so der Papst. Um zur vollkommenen Liebe Gottes zu gelangen, müsse sich folglich jede andere Liebe in Christus an die göttliche Liebe angleichen. Aus dieser Erkenntnis ergebe sich für Johannes vom Kreuz die Notwendigkeit der Reinigung und des inneren Leerwerdens, um sich in Gott zu verwandeln, worin das einzige Ziel der Vollkommenheit liege.
Diese Reinigung bestehe nicht in einem nur physischen Mangel an Dingen oder deren Gebrauch. Was die Seele rein und frei mache, sei die Beseitigung jeglicher ungeordneter Abhängigkeit von den Dingen: „Alles muss in Gott als das Zentrum des Lebens gesetzt werden“. Der Prozess der Reinigung erfordere zwar eine gewisse persönliche Anstrengung, doch der wahre Protagonist sei Gott: „Alles, was der Mensch tun kann, ist, sich bereithalten, offen zu sein für das göttliche Wirken und ihm keine Hindernisse in den Weg zu stellen“.
Wenn der Mensch die theologalen Tugenden lebe, erhöhe er sich und gebe seinem Einsatz einen Wert. Der Rhythmus des Wachstums des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung gehe einher mit dem Werk der Reinigung und der fortschreitenden Einheit mit Gott, bis der Mensch sich in ihn verwandle. Ist dieses Ziel erreicht, „taucht die Seele in das Leben der Dreifaltigkeit selbst ein“. So könne der heilige Johannes sagen, dass die Seele dazu gelange, „Gott mit derselben Liebe zu lieben, mit der er sie liebt, da er sie im Heiligen Geist liebt“.
Die Pilger aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Sehr herzlich heiße ich alle Brüder und Schwestern deutscher Sprache willkommen, besonders die Pilger aus der Diözese Eisenstadt in Begleitung von Bischof Ägidius Zsifkovics. Der heilige Johannes vom Kreuz lädt uns ein, unser ganzes Dasein mit allen Freuden und Mühsalen im Licht des Herrn zu sehen und mit ihm den Aufstieg zum wahren Leben in Gott zu wagen. Lassen wir uns also von der Liebe Christi formen, damit Er in uns und durch uns wirke. Die Heiligkeit ist kein Privileg weniger, sondern Berufung und Geschenk eines jeden Christen. Gottes Gnade führe euch auf allen euren Wegen.
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Letzte Änderung: 17.02.2011 um 10:43
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