Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Der Frühling der Eucharistie heute

Geschrieben von (ksf) am 04.01.2011
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Rom (kath.net/as)

„Heute gibt es in der Kirche einen eucharistischen Frühling: wie viele Menschen verharren in Stille vor dem Tabernakel, um mit Jesus in ein Gespräch zu treten!“ Mit dieser hoffnungsvollen Feststellung wandte sich Benedikt XVI. während der heutigen Generalaudienz an die rund 20.000 Pilger und Besucher auf dem Petersplatz. Der Papst konzentrierte sich in seiner Katechese über die großen Frauengestalten des Mittelalters auf die heilige Augustinerin Juliana von Lüttich (* um 1192; † 5. April 1258). Juliana sei eine wenig bekannte Gestalt, der gegenüber die Kirche jedoch zu großer Dankbarkeit verpflichtet sei. Der Dank gebühre der Heiligen nicht allein für die Heiligkeit ihres Lebens, sondern vor allem für ihren Beitrag zur Einrichtung „eines der wichtigsten liturgischen Hochfeste des Jahres: des Fronleichnamsfestes“.

„Juliana fühlte sich besonders dem betrachtenden Gebet hingezogen und hegte einen tiefen Sinn für die Gegenwart Christi in der Eucharistie“, so Benedikt XVI. „Im Alter von 16 Jahren hatte sie ihre erste Vision, in der sie das Fehlen eines eigenen liturgischen Festes zur besonderen Verehrung der Eucharistie erkannte. Zwanzig Jahre lang behielt Juliana diese Offenbarung für sich, gründete dann aber mit zwei Freundinnen einen geistlichen Bund mit dem Ziel der Verherrlichung des Altarssakraments.“

Trotz zahlreicher Widerstände von Seiten ihres Konvents sei Juliana mit ihrem Anliegen bis zu Theologen und Verantwortlichen in der Kirche vorgedrungen. Der Bischof Robert von Lüttich habe schließlich zum ersten Mal die Feier von Fronleichnam eingesetzt. Und bald sollte das Fest auch für die ganze Kirche eingeführt werden.

1264 habe Papst Urban IV., der als Archidiakon in Lüttich die heilige Juliana kennengelernt hatte, das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche eingeführt, dessen Feier später von Papst Johannes XXII. 1317 nochmals bekräftigt worden sei. Urban IV. selbst habe ein Beispiel geben wollen und das Fest an seinem damaligen Aufenthaltsort Orvieto gefeiert. Auf seine Anordnung hin sei im Dom zu Orvieto das berühmte Corporale aufbewahrt worden, das die Spuren des eucharistischen Wunders aufweise, zu dem es in Bolsena im Jahr 1263 gekommen sei: Einem Priester seien während der Konsekration der heiligen Gestalten Zweifel über die Realpräsenz Christi gekommen. Auf wunderbare Weise wären sodann einige Tropfen Blut aus der konsekrierten Hostie geflossen.

Erneut sei es Urban IV. gewesen, der einen der größten Theologen der Geschichte, den heiligen Thomas von Aquin, darum gebeten habe, die Texte für die Liturgie des Hochfestes zu verfassen. Noch heute würden in der Kirche diese Texte benutzt werden, „Meisterwerke, in denen Theologie und Dichtung verschmelzen“ und die „die Saiten des Herzens vibrieren lassen“.

Auf den „Gesundheitszustand“ des Fronleichnamsfestes eingehend erklärte der Papst, es sei tröstend zu sehen, dass viele Gruppen von jungen Menschen „die Schönheit der Anbetung vor der Allerheiligsten Eucharistie wiederentdeckt haben“. Benedikt XVI. sprach die Hoffnung aus, dass sich dieser „eucharistische Frühling“ immer mehr in allen Pfarreien und vor allem in Belgien, der Heimat der heiligen Juliana, verbreite.

Im Andenken an Juliana von Lüttich „wollen auch wir den Glauben an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie erneuern“: „Jesus Christus ist in der Eucharistie auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substantiell, mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit“, so Benedikt XVI. das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche zitierend (Nr. 282). In der Eucharistie „ist also der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das heißt unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein“.

Die Treue zur Begegnung mit dem eucharistischen Christus in der heiligen Messe ist für den Papst wesentlich für den Weg des Glaubens. Gleichzeitig jedoch rief er dazu auf, häufig den im Tabernakel gegenwärtigen Herrn zu besuchen, denn: „Während wir in Anbetung auf die konsekrierte Hostie blicken, begegnen wird dem Geschenk der Liebe Gottes, wir begegnen der Passion und dem Kreuz Jesu wie auch der Auferstehung“. Gerade durch den anbetenden Blick auf das Sakrament ziehe Christus die Menschen zu sich, „hinein in sein Geheimnis, um uns zu verwandeln, wie er Brot und Wein verwandelt“. Der Papst verwies in diesem Zusammenhang auf die Heiligen, „die immer Kraft, Trost und Freude in der eucharistischen Begegnung gefunden haben“.

Benedikt XVI. beschloss seine Katechese mit den Worten des von Thomas von Aquin verfassten eucharistischen Hymnus „Adoro te devote“: „Mach, dass ich immer mehr an dich glaube, Hoffnung auf dich setze und dich liebe! – Fac me tibi semper magis credere, in te spem habere, te diligere“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

"Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache; besonders heiße ich heute die internationale Chorgemeinschaft der Franz-Liszt-Gesellschaft Eschweiler willkommen. Die Liebe der heiligen Juliana zur Eucharistie hat der Kirche das Fest Fronleichnam geschenkt. Auch wir wollen unseren Glauben an die Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten vertiefen, häufig Jesus im Tabernakel besuchen und im Gebet vor dem eucharistischen Herrn verweilen. Die Begegnung mit Christus in der Anbetung möge uns Kraft und Freude schenken und uns immer mehr in den Herrn hinein verwandeln. Gott segne euch alle."

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Letzte Änderung: 05.01.2011 um 08:31

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