Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Die Gewalt des Menschen beleidigt Gott

Geschrieben von (ksf) am 15.04.2011
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Rom (kath.net/as)

Am heutigen Sonntag hat Papst Benedikt XVI. die Gedenkstätte der „Fosse Ardeatine“ (der Ardeatinischen Höhlen) besucht. Dort wurden am 24. März 1944 auf Befehl des SS-Polizeichefs von Rom, Herbert Kappler, unter Beteiligung von Generalmajor Kurt Mälzer, des Stadtkommandanten und Chefs des Sicherheitsdienstes in Rom, 335 italienische Zivilisten erschossen. Das Massaker war eine Vergeltungsmaßnahme für den Tod von 33 Südtiroler Angehörigen des Polizeiregiments „Bozen“, die tags zuvor bei einem von der „Resistenza“ durchgeführten Bombenanschlag in der Via Rasella getötet worden waren. Unter den Erschossenen waren 75 jüdische Geiseln sowie der Vater von Kardinal Cordero Lanza di Montezemolo, der zusammen mit dem Papst am Besuch teilnahm

Der Papst hatte anlässlich des 67. Jahrestages des nationalsozialistischen Massakers die Einladung der „Nationalen Vereinigung der Familien der für die Freiheit des Vaterlandes gefallenen Märtyrer“ angenommen. Der Besuch fand privater Form statt.

In seiner kurzen Ansprache vor den aufgereihten Särgen betonte Benedikt XVI., dass die Geschehnisse des 24. März 1944 eine äußerst schwere Beleidigung Gottes gewesen seien, „da es sich um die absichtliche Gewalt von Menschen gegen Menschen gehandelt hat“. Es sei dies eine der abscheulichsten Folgen des Krieges, „eines jeden Krieges“, während Gott Leben, Friede und Gemeinschaft sei. Es gebe eine andere Zukunft, die frei von Hass und Rache sei, „eine Zukunft der Freiheit und Brüderlichkeit, für Rom, für Italien, und die Welt“.

Wie seine Vorgänger sei Benedikt XVI. gekommen, um zu beten und die Erinnerung an die Ereignisse von vor 67 Jahren zu erneuern. „Ich bin gekommen, um die göttliche Barmherzigkeit anzurufen, die allein die Leere, die von den Menschen aufgerissenen Abgründe füllen kann, wenn diese, von blinder Gewalt getrieben ihre Würde als Kinder Gottes und Geschwister untereinander leugnen“.

Ein in den Fosse Aredeatine gefundenes Zeugnis habe ihn besonders beeindruckt, so Benedikt XVI. Dabei handle es sich um ein Blatt Papier, auf dem geschrieben stand: „Gott, mein großer Vater, wir beten zu dir, damit du die Juden vor den barbarischen Verfolgungen schützen mögest. 1 Pater noster, 10 Ave Maria, 1 Gloria Patri“. Der Papst betonte, wie wichtig es sei, dass in einem derart schrecklichen Moment Gott als „unser Vater“ angerufen worden sei, wie dies auch Jesus getan habe: „In jenem Namen: ‚Vater’ liegt die sichere Gewährleistung der Hoffnung“.

Abschließend mahnte der Papst: „Es ist notwendig, Ja zum Guten und Nein zum Bösen zu sagen. Es ist notwendig, an den Gott der Liebe und des Lebens zu glauben und jedes falsche göttliche Abbild zu verwerfen, das seinen heiligen Namen und folglich den Menschen verrät, der nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen ist".

Der Historiker und Theologe Ulrich Nersinger schreibt zum Entstehen der Gedenkstätte der „Fosse Ardeatine“ (in: Die Tagespost vom 26.3.2011):

„1949, anlässlich des fünften Jahrestages des Gemetzels, wurde an der Via Ardeatina eine beeindruckende Gedenkstätte errichtet. Sie soll eine bleibende und stets mahnende Erinnerung an die Verbrechen des Faschismus und Nationalsozialismus sein. Man betritt sie durch ein bronzenes Gittertor des Bildhauers Mirko Basaldella, ein expressionistisches Werk, das durch die gewundene Struktur der Elemente den menschlichen Schauer vor jener schrecklichen Tragödie des 24. März 1944 verdeutlicht. Über einen Vorplatz gelangt man zu den Grotten. In der Nähe des Eingangs empfangen „I Martiri“ (Die Märtyrer), eine monumentale Opfergruppe aus Travertin, geschaffen von Francesco Coccia, den Besucher. Die ursprünglichen Grotten und Stollen der Sandsteingrube mussten mit Pilastern gestützt werden, da durch die Sprengungen der SS dort zwei große Risse und Spalten entstanden waren. Die Leichname sind in einer fünfzig mal fünfundzwanzig Meter großen Begräbnisstätte beigesetzt worden; die Granitgräb
er sind alle gleich gestaltet und miteinander verbunden. Ein Gedenkstein aus schwarzem Marmor gibt die Hoffnung wieder: „Wir ersehnen ein freies, gerechtes, demokratisches Italien. Unser Opfer und unser Blut seien der Keim dafür und eine Mahnung für die kommenden Geschlechter“. Das wenige Licht in der Grabstätte lässt den Besucher die Bedeutung des Ortes um so stärker erfahren und erzwingt fast das Gebet. Bei dem Mausoleum befindet sich eine kleine Kapelle, in der die Vereinigung der Familien der Opfer heilige Messen für die Ermordeten feiern lässt“.

„Ein der Gedächtnisstätte angeschlossenes Museum erinnert an die Schrecken und Verbrechen der deutschen Besatzungszeit (September 1943 bis Juni 1944). Dokumente, im geheimen gedruckte Zeitungen, Flugblätter, Erinnerungsstücke und Fotografien berichten von dieser tragischen Epoche in der Geschichte der Stadt Rom. Das Museum beherbergt zudem Kunstwerke, die das Gedenken an den Widerstand der römischen Bevölkerung gegen ihre faschistischen und nationalsozialistischen Unterdrücker aufrecht erhalten sollen.“

Benedikt XVI. ist der dritte Papst, der die Ardeatinischen Höhlen besucht. Papst Paul VI. stattete der Gedenkstätte am 12. September 1965 seinen Besuch ab. Ihm folgte Papst Johannes Paul II. am 21. März 1982.

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Letzte Änderung: 16.04.2011 um 12:38

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