Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Die kulturelle Umwandlung durch die neuen Medien

Geschrieben von (ksf) am 09.03.2011
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Rom (kath.net/as)

Die Sprachen der modernen digitalen Kultur müssen aufmerksam studiert werden, um der Sendung der Kirche zu helfen, in diese neuen Ausdrucksmöglichkeiten die Inhalte des christlichen Glaubens einzusenken. Mit diesem Aufruf wandte sich Papst Benedikt XVI. am heutigen Montag Vormittag an die Mitglieder der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, die bis zum kommenden Donnerstag im Vatikan tagt.

Was haben die Sprache der Bibel und die Sprache der digitalen Kommunikation gemeinsam? Ausgehend von dieser Fragestellung stellte Benedikt XVI. vor das Problem der Vermittlung zwischen einer oft „emotionalen“ Sprache, die der konstanten Gefahr der Banalisierung ausgesetzt ist, und einer Sprache, die reich an Symbolen ist und seit Jahrtausenden im Dienst des Transzendenten steht.

Auf den ersten Blick bestünden wenige Gemeinsamkeiten. Doch für die Kirche gebe es keine Sprache, die unverständlich wäre und nicht zur Verkündigung des Evangeliums benutzt werden könnte. Der Papst stellte erneut eine weitgehende kulturelle Umwandlung fest, die durch die neuen Medien erzeugt worden sei. Die Netzwerke seien der Beweis dafür, wie bisher nicht gegebene Möglichkeiten eine neue Weise der Lernens und Denkens sowie der Einrichtung von Beziehungen und Kommunikation abzeichneten.

Sich dessen bewusst zu sein, sei jedoch nicht ausreichend. Es bedürfe einer tiefer gehenden Analyse. Die neuen Sprachen, die sich in der digitalen Kommunikation entwickelten, „bestimmen eine mehr intuitive sowie emotionale und weniger analytische Fähigkeit“. Sie richteten auf eine verschiedene logische Organisation des Denkens und der Beziehung mit der Wirklichkeit aus. Oft würde Bildern und Hypertexten der Vorzug gegeben. Die traditionelle Unterscheidung zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort scheine dann zugunsten einer schriftlichen Kommunikation zu verbleichen, die die Form und Unmittelbarkeit des gesprochenen Wortes annehme.

„Im Netz sein“ mache es erforderlich, dass der Mensch in das einbezogen werde, was er kommuniziert. So beschränkten sich die Menschen auf dieser Ebene der Interkonnexion nicht darauf, nur Informationen auszutauschen, sondern teilten sich selbst und ihre Weltanschauungen mit. Diese Dynamik sei nicht ohne Schwachpunkte und Gefahren.

Zu diesen gehören für Benedikt XVI.: der Verlust der Innerlichkeit, die Oberflächlichkeit der Beziehungen, die Flucht in die Gefühlswelt, das Vorherrschen der überzeugenderen Meinungen gegen das Verlangen nach Wahrheit. Diese Schwachpunkte seien jedoch die Folge der Unfähigkeit, in Fülle und echt den Sinn der Erneuerungen zu leben. Aus diesem Grund bedürfe es notwendig einer eingehenden Reflexion über die Sprachen, welche sich durch die neuen Technologien entwickelt hätten.

An dieser Stelle setze die Arbeit an, die die Kirche erfüllen müsse. Es gehe um eine Vertiefung der digitalen Kultur, wodurch den Verantwortungsträgern in der Kirche geholfen werde, „die neue Sprache der Medien in ihrer pastoraler Funktion zu interpretieren und zu sprechen“. Es müsse im Blick behalten werden, dass auch die geistliche Dimension der Person der Welt der Kommunikation nicht fremd ist.

Die digitale Kultur stelle vor neue Herausforderungen, so der Papst, eine symbolische, von der Transzendenz sprechende Sprache zu sprechen und zu hören. Jesus selbst habe es bei seiner Verkündigung des Reiches Gottes verstanden, Elemente der Kultur und des Umfeldes seiner Zeit zu benutzen. Heute seien die Christen aufgerufen, auch in der digitalen Kultur Symbole und Metaphern zu entdecken, die dabei helfen können, vor dem Menschen von heute vom Reich Gottes zu sprechen.

Benedikt XVI. unterstrich erneut, dass die immer engere und allgemeinere Beziehung zwischen dem Menschen und den Maschinen im Reichtum der Ausdrucksformen des Glaubens und in den geistlichen Werten eine noch breitere Dimension finden könne als jene, die die Technologie zu gewährleisten imstande wäre. In dieser Hinsicht verwies der Papst auf den Jesuiten und Chinamissionar Matteo Ricci, dem es gelungen sei, alles Positive, das er in der Tradition jenes Volkes gefunden habe, zu beseelen und weise zur Wahrheit Christi zu erheben.

Auch die Gläubigen von heute seien dazu in der Welt der Medien berufen. Sie könnten auf diese Weise einen Beitrag dazu leisten, „Sinn- und Werthorizonte zu erschließen, welche die digitale Kultur allein nicht sehen und vertreten kann“. Ziel dieses Beitrags sei die Förderung „einer wirklich menschlichen Kommunikation“.

Jenseits einer leichten Begeisterung oder eines Skeptizismus wüssten die Christen, dass diese Kommunikation eine Antwort auf die in der Natur des Menschen eingeprägte Berufung sei, nach dem Ebenbild des Gottes des Gemeinschaft geschaffen zu sein. Aus diesem Grund sei nach dem Willen Gottes die biblische Kommunikation immer an den Dialog und die Verantwortung gebunden, wie dies durch die Beispiele Abrahams, Moses, Hiobs und der Propheten deutlich werden, und nie an „die sprachliche Verführung“ wie im Falle der Schlange oder an die Unfähigkeit zur Kommunikation oder an die Gewalt wie im Falle Kains.
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Letzte Änderung: 10.03.2011 um 16:59

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