Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - Die Mutterliebe Gottes |
Geschrieben von (ksf) am 17.12.2010 |
Rom (kath.net/as)
Die Zartheit, die Sorge und die Milde der Güte Gottes zum Menschen sind so groß, dass sie in ihm die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern in Erinnerung rufen. Dies erklärte Benedikt XVI. in seiner Katechese zur Generalaudienz vor rund 4000 Pilgern und Besuchern in der Audienzhalle „Paolo VI“. Der Papst setzte seine Reihe der Vorstellungen von großen Frauengestalten des Mittelalters fort und widmete seine Aufmerksamkeit der englischen Mystikerin und „Inklusin“ Juliana von Norwich (* um 1342 in England; † nach 1413).
Benedikt XVI. erinnerte daran, dass Juliana ihre Visionen in einem Buch mit dem Titel „Offenbarungen der göttlichen Liebe“ festgehalten habe. Das Buch enthalte die Botschaft eines Optimismus, der in der Gewissheit gründe, von Gott geliebt und von seiner Vorsehung geschützt zu sein. Die Mystikerin gebe auch eine Antwort all jenen, die sich fragen warum es das Böse und die Leiden der Unschuldigen gebe, wenn Gott in höchstem Maß gut und weise sei.
Durch den Glauben erleuchtet, so Benedikt XVI., gäben die Heiligen eine Antwort, die das Herz des Menschen für das Vertrauen und die Hoffnung öffneten: „In den geheimnisvollen Plänen der Vorsehung versteht es Gott, auch aus dem Bösen ein größeres Gut zu erwirken“. Juliana habe geschrieben: „Ich lernte aus der Gnade Gottes, dass ich fest im Glauben bleiben musste, und somit musste ich fest und vollkommen glauben, dass alles ein gutes Ende finden würde“.
Inspiriert durch die göttliche Liebe habe Juliana eine radikale Entscheidung getroffen. Wie ein Anachoret der Antike habe sie sich für ein Leben in einer Zelle in der Nähe der Kirche St. Julian in Norwich entschlossen. Die „Inklusen“ hätten sich zu jener Zeit dem Gebet, der Betrachtung und dem Studium gewidmet: „Auf diese Weise reifte in ihnen eine höchst feine menschliche und religiöse Sensibilität heran, wodurch sie bei den Menschen sehr verehrt waren“. Männer und Frauen jeden Alters und jeder Herkunft hätten diese Inklusen ergeben aufgesucht, um von ihnen Rat zu erhalten.
Die Frauen und Männer, die sich zurückziehen, um in der Gesellschaft Gottes zu leben, unterstrich der Papst, würden gerade dank ihrer Wahl ein großes Gespür für das Mitleid mit den Nöten und Schwächen der anderen erlangen. „Voll Bewunderung und Dank denke ich an die männlichen und weiblichen Klausurklöster, die heute mehr denn je Oasen des Friedens und der Hoffung sind, kostbarer Schatz für die ganze Kirche, dies besonders, da sie den Primat Gottes und die Wichtigkeit eines ständigen und innigen Gebets für den Weg des Glaubens in Erinnerung rufen“.
Das Thema der göttlichen Liebe kehre oft in den Visionen Julianas wieder. Sie zögere nicht, diese mit einem gewissen Wagemut auch mit der Mutterliebe zu vergleichen: „Das ist eine der charakteristischsten Botschaften ihrer mystischen Theologie“. Gott aber übertreffe immer jede menschliche Liebe. Juliana von Norwich habe die zentrale Botschaft für ihr geistliches Leben verstanden: „Gott ist Liebe, und nur wenn sich der Mensch ganz dieser Liebe öffnet und es zulässt, dass sie allein sein Dasein leitet, wird alles verwandelt und finden sich der wahre Friede und die wahre Freude“.
Die Verheißungen Gottes, so der Papst abschließend, „sind immer größer als unsere Erwartungen. Wenn wir Gott, seiner unendlichen Liebe, die reinsten und tiefsten Wünsche unseres Herzens überlassen, werden wir nie enttäuscht werden: ‚Alles wird gut sein und alles wird gut sein, und aller Art Dinge wird gut sein’“.
Die Pilger aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Vertrauen wir uns wie Juliana von Norwich der wunderbaren Führung Gottes an. Wenn es uns gelingt, unsere tiefsten Wünsche und Sorgen dem Herrn zu übergeben, uns ihm zu überlassen, wird er uns zum Guten führen. Euch allen wünsche ich Gottes gutes Geleit und eine gesegnete Adventszeit.
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Letzte Änderung: 18.12.2010 um 10:51
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