Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - Ein Leben erleuchtet von der Wahrheit Christi |
Geschrieben von (pm) am 07.12.2010 |
Rom (kath.net/as)
Nach seiner Ankunft bei der Kirche von Santiago de Compostela begab sich Benedikt XVI. in die Kappelle des Allerheiligsten Sakraments zu einem Moment der stillen Anbetung. Im Anschluss daran grüßte der Papst die versammelten Gläubigen von der „Pforte der Herrlichkeit“ aus. Die Pforte wurde im 12. Jahrhundert aus Granit geschlagen. Ihre Säulen sind mit Statuen von Christus sowie den Aposteln und von Heiligen, Propheten, Engeln, symbolischen Ungeheuern und der Bibel entnommenen Darstellungen geschmückt.
Benedikt XVI. verweilte dann in der Krypta der Kirche vor dem Grab des Apostels Jakobus. Wie Jakobspilger es machen, umarmte er danach die Statue des Apostels. Nach dem Gruß des Erzbischofs von Santiago de Compostela, Julián Barrio Barrio, wandte sich der Papst an die versammelte Gemeinde. Zwischen Wahrheit und Freiheit gebe es einen engen und notwendigen Zusammenhang, so der Papst:
„Das aufrichtige Suchen und Streben nach der Wahrheit ist die Bedingung für eine authentische Freiheit. Man kann nicht das eine ohne das andere leben. Die Kirche, die bemüht ist, der menschlichen Person und ihrer Würde mit allen ihren Kräften zu dienen, steht im Dienst beider, der Wahrheit und der Freiheit. Die Kirche kann auf beide nicht verzichten, weil hier das Sein des Menschen auf dem Spiel steht und weil die Liebe zum Menschen, „der auf Erden das einzige Geschöpf ist, das Gott um seiner selbst willen gewollt hat“ (Gaudium et spes, 24), sie bewegt. Ohne solches Streben nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit und nach Freiheit würde der Mensch sich selbst verlieren“.
Kath.net. dokumentiert die offizielle deutsche Übersetzung der Ansprache des Papstes im Wortlaut.
Hochwürdigste Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe Priester, Seminaristen, Ordensmänner und Ordensfrauen,
liebe Brüder und Schwestern,
liebe Freunde!
Ich danke dem Herrn Erzbischof Julián Barrio Barrio von Santiago de Compostela für die freundlichen Worte, die er soeben an mich gerichtet hat, die ich gerne erwidere. So grüße ich euch alle herzlich in Christus und danke euch für euer Kommen an diesen so bedeutsamen Ort.
Pilgern heißt nicht einfach irgendeinen Ort aufsuchen, um seine Naturschönheiten, Kunstschätze oder seine Geschichte zu bewundern. Pilgern bedeutet vielmehr, aus uns herauszutreten, um Gott dort zu begegnen, wo er sich offenbart hat, wo sich die göttliche Gnade mit besonderem Glanz gezeigt hat und unter den Gläubigen überaus große Früchte der Bekehrung und Heiligkeit hervorgebracht hat. Christen pilgerten zunächst zu den Orten, die mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung des Herrn verbunden sind, in das Heilige Land. Dann nach Rom, der Stadt des Martyriums der Apostel Petrus und Paulus, und ebenso nach Compostela, das als ein mit dem Andenken des heiligen Jakobus verbundener Ort viele Pilger aus aller Welt aufgenommen hat, die Sehnsucht danach hatten, ihren Geist mit dem Zeugnis des Glaubens und der Liebe des Apostels zu stärken.
In diesem Heiligen Jahr von Compostela wollte auch ich als Nachfolger des heiligen Petrus zum Haus des „Señor Santiago“, des heiligen Jakobus, pilgern, das sich anschickt, sein 800jähriges Weihejubiläum zu feiern. Ich komme, um euren Glauben zu stärken, eure Hoffnung zu beleben und eure Sorgen, Mühen und Anstrengungen für das Evangelium der Fürbitte des Apostels anzuvertrauen. Als ich sein heiliges Bild umarmte, habe ich im Gebet auch alle Söhne und Töchter der Kirche mitgenommen. Die Kirche hat ja ihren Ursprung im Geheimnis der Gemeinschaft, die Gott ist. Durch den Glauben sind wir hineingeführt in das Geheimnis der Liebe, das die Heiligste Dreifaltigkeit ist. Wir werden in gewisser Weise von Gott umarmt und umgewandelt von seiner Liebe. Die Kirche ist diese Umarmung Gottes, in der die Gläubigen auch lernen, die eigenen Brüder zu umarmen, indem sie in ihnen Abbild und Ähnlichkeit Gottes entdecken, die die tiefste Wahrheit ihres Seins begründen und Ursprung der wahren Freihe
it sind.
Zwischen Wahrheit und Freiheit gibt es einen engen und notwendigen Zusammenhang. Das aufrichtige Suchen und Streben nach der Wahrheit ist die Bedingung für eine authentische Freiheit. Man kann nicht das eine ohne das andere leben. Die Kirche, die bemüht ist, der menschlichen Person und ihrer Würde mit allen ihren Kräften zu dienen, steht im Dienst beider, der Wahrheit und der Freiheit. Die Kirche kann auf beide nicht verzichten, weil hier das Sein des Menschen auf dem Spiel steht und weil die Liebe zum Menschen, „der auf Erden das einzige Geschöpf ist, das Gott um seiner selbst willen gewollt hat“ (Gaudium et spes, 24), sie bewegt. Ohne solches Streben nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit und nach Freiheit würde der Mensch sich selbst verlieren.
Erlaubt mir, hier in Compostela, dem geistlichen Herzen Galiciens und zugleich Lehrstätte einer Universalität ohne Grenzen, alle Gläubigen dieser geschätzten Erzdiözese und alle Gläubigen der Kirche in Spanien aufzufordern, im Licht der Wahrheit Christi zu leben, den Glauben mit Freude, Konsequenz und Schlichtheit zu Hause, bei der Arbeit und bei den staatsbürgerlichen Aufgaben zu bekennen.
Die Freude, sich als geliebte Kinder Gottes zu erkennen, führe euch auch zu einer immer tieferen Liebe zur Kirche, indem ihr sie in ihrer Aufgabe unterstützt, Christus zu allen Menschen zu bringen. Betet zum Herrn der Ernte, daß sich viele junge Menschen dieser Sendung im Amt des Priesters und im gottgeweihten Leben übereignen: Heute, wie immer, lohnt es sich, das ganze Leben der Aufgabe zu widmen, die Neuheit des Evangeliums zu verkünden.
Ich will nicht schließen, ohne vorher allen spanischen Katholiken meine Segenswünsche und meinen Dank für die Großzügigkeit bekundet zu haben, mit der sie zahlreiche Einrichtungen der Caritas und der humanitären Hilfe unterstützen. Werdet nicht müde, diese Werke aufrecht zu erhalten, die der ganzen Gesellschaft zugute kommen und deren Wirksamkeit sich besonders in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise sowie bei den großen Naturkatastrophen, von denen verschiedene Länder heimgesucht wurden, gezeigt hat.
Mit diesen Gedanken bitte ich den Allerhöchsten, daß er allen den Mut gebe, den der heilige Jakobus hatte, um den auferstandenen Christus zu bezeugen. Bleibt ebenso treu auf den Wegen der Heiligkeit. Gebt euch für die Ehre Gottes und das Wohl der am meisten verlassenen Brüder hin. Vielen Dank.
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Letzte Änderung: 23.01.2011 um 09:29
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