Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Generalaudienz 04. 10. 2006

Geschrieben von (ksf) am 04.01.2011
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(© Libreria Editrice Vaticana)
 

«Komm und sieh»: der Apostel Bartholomäus-Natanaël begegnet dem Sohn Gottes



Der Apostel Bartholomäus wird traditionsgemäß mit Natanaël identifiziert: ein Name, der »Gott hat gegeben« bedeutet. Dieser Natanaël stammte aus Kana (vgl. Joh 21,2); es ist also möglich, daß er Zeuge des großen »Zeichens« gewesen ist, das Jesus an jenem Ort vollbrachte (vgl. Joh 2,1–11). Die Gleichsetzung der beiden Personen hat ihren Grund wahrscheinlich darin, daß dieser Natanaël in der Berufungsszene, von der das Johannesevangelium berichtet, an die Seite des Philippus gestellt wird, das heißt an den Platz, den in den von den anderen Evangelien wiedergegebenen Apostellisten Bartholomäus einnimmt.

Diesem Natanaël hatte Philippus mitgeteilt, daß sie den gefunden haben, »über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs« (Joh 1,45). Wie wir wissen, hielt ihm Natanaël ein ziemlich schweres Vorurteil entgegen: »Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?« (Joh 1,46a). Diese Art von Ablehnung ist in gewisser Weise für uns wichtig. Sie läßt uns nämlich sehen, daß den jüdischen Erwartungen nach der Messias nicht aus einem derart unbekannten Dorf stammen konnte, wie es eben Nazaret war (vgl. auch Joh 7,42). Zugleich macht sie jedoch auch die Freiheit Gottes deutlich, der uns in unseren Erwartungen überrascht und gerade dort zu finden ist, wo wir ihn nicht erwarten würden. Andererseits wissen wir, daß Jesus in Wirklichkeit nicht ausschließlich »aus Nazaret« war, sondern in Betlehem geboren wurde (vgl. Mt 2,1; Lk 2,4) und daß er letzten Endes vom Himmel kam, vom Vater, der im Himmel ist.

Die Geschichte von Natanaël gibt uns Anregung zu einer weiteren Überlegung: In unserer Beziehung zu Jesus dürfen wir uns nicht allein mit Worten zufriedengeben. In seiner Antwort richtet Philippus eine bedeutsame Einladung an Natanaël: »Komm und sieh!« (Joh 1,46b). Unsere Kenntnis von Jesus bedarf vor allem einer lebendigen Erfahrung: Das Zeugnis der anderen ist sicherlich wichtig, da ja in der Regel unser ganzes christliches Leben mit der Verkündigung beginnt, die durch einen oder mehrere Zeugen zu uns gelangt. Aber dann müssen wir es selbst sein, die persönlich in eine innige und tiefe Beziehung zu Jesus hineingenommen werden.


Letzte Änderung: 05.01.2011 um 08:37

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