Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Generalaudienz vom 14.02. 2007

Geschrieben von (ksf) am 30.10.2011
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"Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen"

 

Auch im Bereich der Urkirche war die Präsenz der Frauen alles andere als zweitrangig... Vielmehr verdanken wir dem hl. Paulus eine umfassendere Dokumentation über die Würde und die Rolle der Frau in der Kirche. Er geht von dem grundsätzlichen Prinzip aus, nach welchem es für die Getauften nicht nur »nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie« gibt, sondern auch »nicht Mann und Frau«. Der Grund dafür ist, daß »wir alle ›einer‹ sind in Christus Jesus« (Gal 3,28), das heißt, wir sind alle eins in derselben grundlegenden Würde, wenngleich jeder mit seinen spezifischen Aufgaben (vgl. 1 Kor 12,27–30). Der Apostel nimmt es als etwas Normales an, daß in der christlichen Gemeinde die Frau »prophetisch reden« kann (1 Kor 11.5), daß sie sich also offen unter dem Einfluß des Geistes ausdrücken kann, wenn dies zur Erbauung der Gemeinde dient und auf würdevolle Weise geschieht...

Wir sind schon der Gestalt der Priska oder Priszilla, der Frau des Aquila, begegnet, die an zwei Stellen überraschenderweise noch vor ihrem Mann erwähnt wird (vgl. Apg 18,18; Röm 16,3): beide, sie und er, werden jedenfalls von Paulus als seine »synergoús«, »Mitarbeiter«, bezeichnet (Röm 16,3)... Es ist notwendig festzuhalten, daß der kurze Brief an Philemon von Paulus in Wirklichkeit auch an eine Frau namens »Aphia« adressiert wurde (vgl. Philemon 2)... In der Gemeinde von Kolossä muß sie eine bedeutende Stellung eingenommen haben; auf jeden Fall ist sie die einzige Frau, die von Paulus unter den Adressaten eines seiner Briefe genannt wird. An anderer Stelle nennt der Apostel eine gewisse »Phöbe«, die er als »diákonos« der Kirche von Kenchreä... bezeichnet (vgl. Röm 16,1–2). Obwohl dieser Titel in jener Zeit noch keinen spezifischen Wert eines hierarchischen Amtstitels hatte, bringt er zum Ausdruck, daß von dieser Frau eine wahrhaft verantwortungsvolle Aufgabe für jene christliche Gemeinde ausgeübt wurde... In demselben Briefkontext erwähnt der Apostel mit Zügen von Zärtlichkeit weitere Namen von Frauen: eine gewisse Maria, dann Tryphäna, Tryphosa und »die liebe« Persis und außerdem Julia, von denen er offen schreibt, daß sie »für euch« oder »für den Herrn viel Mühe auf sich genommen haben« (Röm 16,6.12a.12b.15)... In der Kirche von Philippi mußten sich dann zwei Frauen namens »Evodia und Syntyche « auszeichnen (Phil 4,2): Der Aufruf, den Paulus zur gegenseitigen Eintracht macht, läßt erkennen, daß die beiden Frauen eine bedeutende Funktion in jener Gemeinde ausübten. Um das Wesentliche festzuhalten: Die Geschichte des Christentums hätte eine ganz andere Entwicklung genommen, hätte es nicht den hochherzigen Beitrag vieler Frauen gegeben.

 

 

 

(© Libreria Editrice Vaticana)

 

 

 

 


Letzte Änderung: 31.10.2011 um 17:34

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