Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Generalaudienz

Geschrieben von (ksf) am 27.02.2013
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„Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!“

 

... »Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen ... Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein« (Mt 16,18–19). Die drei Metaphern, auf die Jesus zurückgreift, sind in sich sehr deutlich: Petrus wird der »Felsengrund« sein, auf dem das Gebäude der Kirche stehen wird; er wird die »Schlüssel« des Himmelreichs besitzen, um es für Menschen zu öffnen oder zu verschließen, so wie er es bei jedem für richtig hält; schließlich wird er »binden« und »lösen« können, in dem Sinne, daß er festlegen oder verbieten kann, was er für das Leben der Kirche, die die Kirche Christi ist und bleibt, als notwendig erachtet. Die Kirche ist immer die Kirche Christi und nicht die des Petrus. So wird in sehr anschaulichen Bildern das beschrieben, was in der späteren theologischen Reflexion mit dem Begriff »Jurisdiktionsprimat« bezeichnet werden wird.

Diese Vorrangstellung, die Jesus dem Petrus zuerkannt hat, begegnet uns auch nach der Auferstehung: Jesus beauftragt die Frauen, die Auferstehung dem Petrus... zu verkündigen (vgl. Mk 16,7)... Petrus wird dann unter den Aposteln der erste Zeuge einer Erscheinung des Auferstandenen sein (vgl. Lk 24,34; 1 Kor 15,5)...Verschiedene auf Petrus bezogene Schlüsseltexte können auf den Kontext des Letzten Abendmahls zurückgeführt werden, in dem Christus dem Petrus den Auftrag gibt, seine Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,31f.). Das zeigt, daß die Kirche, die aus dem österlichen Gedächtnis entsteht, das in der Eucharistie gefeiert wird, in dem Petrus anvertrauten Amt eines ihrer grundlegenden Elemente besitzt.

Dieser Kontext... weist auch auf den letztendlichen Sinn dieses Primats hin: Petrus muß für alle Zeiten der Hüter der Gemeinschaft mit Christus sein; er muß zur Gemeinschaft mit Christus hinführen; er muß dafür Sorge tragen, daß das Netz nicht reißt und so die universale Gemeinschaft fortdauern kann. Nur gemeinsam können wir mit Christus sein, der der Herr aller Menschen ist. Bei Petrus liegt also die Verantwortung, mit der Liebe Christi die Gemeinschaft mit Christus zu gewährleisten, indem er zur Umsetzung dieser Liebe im täglichen Leben hinführt.

 

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„Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2Ko 5,20)

 

... „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung!“ (2 Kor 6,1–2). In Wahrheit muss in der christlichen Lebensauffassung jeder Augenblick als begnadet gelten und jeder Tag ein Tag des Heils genannt werden; aber die Liturgie der Kirche bezieht diese Worte in ganz besonderer Weise auf die Fastenzeit. Und daß die vierzig Tage in Vorbereitung auf Ostern eine Zeit der Gnade sind, können wir gerade in dem Aufruf verstehen, den der strenge Ritus der Aschenauflegung an uns richtet und der in der Liturgie mit zwei Formeln ausgedrückt wird: »Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!«...

Der Aufruf zur Umkehr deckt nämlich anklagend die leichtfertige Oberflächlichkeit auf, die unser Leben sehr oft kennzeichnet. Umkehren bedeutet, die Richtung auf dem Lebensweg zu ändern: freilich nicht durch eine kleine Korrektur, sondern durch eine echte Richtungsänderung. Umkehr heißt, gegen den Strom zu schwimmen, wobei der »Strom« der oberflächliche, inkonsequente und trügerische Lebensstil ist, der uns oft mit sich reißt, uns beherrscht und zu Knechten des Bösen oder jedenfalls zu Gefangenen moralischer Mittelmäßigkeit macht.

Mit der Umkehr hingegen strebt man nach dem hohen Maßstab des christlichen Lebens, vertraut sich dem lebendigen und persönlichen Evangelium an, das Christus Jesus ist. Seine Person ist das Endziel und der tiefe Sinn der Umkehr; er ist der Weg, auf dem zu gehen alle im Leben berufen sind, indem sie sich von seinem Licht erleuchten und von seiner Kraft, die unsere Schritte lenkt, stützen lassen. Auf diese Weise zeigt die Umkehr ihr wunderbares und faszinierendes Gesicht: Sie ist keine bloße moralische Entscheidung, die unsere Lebensführung berichtigt, sondern eine Glaubensentscheidung, die uns vollständig in die tiefe Gemeinschaft mit der lebendigen und konkreten Person Jesu Christi einbezieht... Die Umkehr ist das totale »Ja« dessen, der sein Dasein dem Evangelium übereignet und so frei Christus antwortet, der sich zuerst dem Menschen als der Weg, die Wahrheit und das Leben anbietet, als derjenige, der allein ihn befreit und ihn rettet. Genau das ist der Sinn der ersten Worte, mit denen Jesus nach dem Evangelisten Markus die Verkündigung des »Evangeliums Gottes« aufnimmt: »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium« (Mk 1,15).

 

 

 

(© Liberia Editrice Vaticana)


Letzte Änderung: 28.02.2013 um 02:12

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