Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - Gott ist der Gott des menschlichen Herzens |
Geschrieben von (ksf) am 01.03.2011 |
Rom (kath.net/as)
„Sobald der Mensch ein wenig aufmerksam an Gott denkt, fühlt sein Herz eine gewisse beglückende Erregung, die Zeugnis gibt, dass Gott der Gott des menschlichen Herzens ist“: Dieu est le Dieu du cœur humain – Mit den Worten des heiligen Franz von Sales (* 21. August 1567 auf Schloss Sales bei Annecy; † 28. Dezember 1622 in Lyon) begann Papst Benedikt XVI. seine Katechese zur heutigen Generalaudienz.
Vor rund 9.000 Pilgern und Besuchern stellte der Papst den Kern der Lehre großen Kirchenlehrers und Patrons der Schriftsteller, Journalisten und Gehörlosen vor und erläuterte dessen Bedeutung für das Europa seiner Zeit. Franz von Sales wurde am 18. Dezember 1661 durch Papst Alexander VII. selig- und am 19. April 1665 heiliggesprochen. Am 19. Juli 1877 erklärte ihn Papst Pius IX. zum „Doctor ecclesiae“. Der selige Papst Pius IX. hatte ihn 1869 zum Patron der Gehörlosen erhoben. Anlässlich seines 300. Todestages am 28. Dezember 1922 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Patron der katholischen Schriftsteller und Journalisten.
„Dieu est le Dieu du cœur humain“: mit diesen auf den ersten Blick einfachen Worten sei es möglich, so Benedikt XVI., die Prägung der Spiritualität eines großen Meisters zu erfassen. Franz von Sales, der zwischen zwei Jahrhunderten gelebt habe, habe in sich das Beste der Lehren und kulturellen Errungenschaften des endenden Jahrhunderts aufgenommen und das Erbe des Humanismus mit dem Drang zum Absoluten der mystischen Strömungen versöhnt.
In seiner ausgeglichenen Jugendzeit habe Franz über das Denken eines Augustinus und Thomas von Aquin nachgedacht, wodurch er in eine tiefe Krise gestürzt worden sei, die ihn zur Frage nach seinem ewigen Heil und nach den Bestimmungen Gottes für ihn geführt habe. Dabei habe er die theologischen Hauptfragen seiner Zeit als ein wahres „geistliches Drama“ erlitten. Im Alter von zwanzig Jahren habe Franz von Sales den Frieden in der radikalen und befreienden Wirklichkeit der Gottesliebe gefunden, das heißt: „Ihn zu lieben, ohne etwas dafür zu verlangen, und vertrauen auf die göttliche Liebe“. Dieser liebende Bezug zu Gott sei das Geheimnis seines Lebens gewesen, was auch in seinem Hauptwerk „Abhandlung über die Gottesliebe“ zutage trete.
Der Einfluss des Lebens und der Lehre des heiligen Franz von Sales auf das Europa seiner Zeit und der nachfolgenden Jahrhunderte sei sehr groß, so der Papst. „Er ist Apostel, Prediger, Schriftsteller, ein Mann der Tat und des Gebets. Er steht im Einsatz für die Verwirklichung der Ideale des Konzils von Trient sowie mitten in den Kontroversen und im Dialog mit den Protestanten. Dabei erfährt er jenseits der notwendigen theologischen Auseinandersetzung die Wirksamkeit der persönlichen Beziehung und der Nächstenliebe“. Franz von Sales sei auch mit verschiedenen diplomatischen Missionen in Europa sowie mit sozialen Aufgaben der Vermittlung und Versöhnung beauftragt worden.
Vor allem aber sei Franz von Sales ein Seelenführer. Der Begegnung mit einer jungen Frau, der Herrin von Charmoisy, entnehme er die Inspiration zur Verfassung eines der in der Moderne meist gelesenen Bücher: „Philothea: Anleitung zum frommen Leben“. Infolge seiner tiefen geistlichen Gemeinschaft mit einer herausragenden Persönlichkeit, der heiligen Johanna Franziska von Chantal, entstehe dann eine neue Ordensfamilie: die Kongregation der Heimsuchung Mariens. Diese Kongregation zeichne sich nach dem Willen des Heiligen durch eine völlige Hingabe an Gott aus, die in Einfachheit und Demut gelebt werde, indem die einfachen Dinge außerordentlich gut verrichtet werden. Das Leben des mit nur 55 Jahren verstorbenen heiligen Franz sei relativ kurz gewesen, doch mit großer Innigkeit gelebt worden.
Die Gestalt des Franz von Sales vermittle einen Eindruck von seltener Fülle, so Benedikt XVI., was sich in der Ausgeglichenheit seiner intellektuellen Suche zeige, aber auch im Reichtum seiner Gefühle, „in der Süße seiner Lehren, die einen großen Einfluss auf das christliche Bewusstsein gehabt haben“.
Das Wort „Menschlichkeit“ habe er in verschiedener Weise verkörpert: in der Form der Kultur und der Freundlichkeit, der Freiheit und Milde, des Adels und der Solidarität. In seiner „Anleitung zum frommen Leben“ wende er sich an Philothea mit einer Aufforderung, die für seine Zeit revolutionär erscheinen konnte. Dabei gehe es um den Aufruf, völlig Gott zu gehören, während die Gegenwart in der Welt und die dem eigenen Stand zukommenden Aufgaben in Fülle gelebt werden.
Auf diese Weise sei „jener Aufruf an die Laiengläubigen, jene Sorge um die Weihe der zeitlichen Dinge und um die Heiligung des Alltäglichen entstanden, welche das II. Vatikanische Konzil und die Spiritualität der heutigen Zeit betonen würden. Es habe sich das Ideal einer versöhnten Menschlichkeit gezeigt, „im Einklang zwischen dem Wirken in der Welt und dem Gebet, zwischen dem weltlichen Sein und der Suche nach Vollkommenheit“. Die Lehre des heiligen Franz in der „Anleitung“ setze eine präzise anthropologische Sicht voraus.
Die „Abhandlung über die Gottesliebe“ bildet für Benedikt XVI. in einer Zeit mystischer Blüte eine richtiggehende „Summa“ und gleichzeitig ein „faszinierendes literarisches Werk“. Bei der Lektüre dieses Buches sowie des umfangreichen Briefwerkes geistlicher Leitung und Freundschaft sei zu verspüren, wie gut der heilige Franz von Sales das Herz des Menschen gekannt habe. Nicht zufällig könnten daher am Anfang vieler Wege der Pädagogik der heutigen Zeit Spuren dieses Lehrers gefunden werden, ohne den es weder einen Johannes Bosco noch den heroischen „kleinen Weg“ der heiligen Therese von Lisieux gegeben hätte.
Benedikt XVI. betonte, dass in einer Zeit wie der heutigen, „welche die Freiheit auch mit Gewalt und Unruhe sucht, die Aktualität dieses großem Meisters der Spiritualität und des Friedens nicht entgehen darf“. Dieser übereigne seinen Jüngern den „Geist der Freiheit“, jener wahren Freiheit, die der Höhepunkt einer faszinierenden und vollständigen Lehre über die Wirklichkeit der Liebe sei.
„Der heilige Franz von Sales ist ein beispielhafter Zeuge des christlichen Humanismus; mit seinem familiären Stil, mit Gleichnissen, denen bisweilen poetische Flügelschläge eignen, ruft er in Erinnerung, dass der Mensch im Tiefsten seiner selbst das Heimweh nach Gott eingeschrieben trägt und nur in ihm die wahre Freude und seine vollste Verwirklichung findet.“
Die Pilger aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Gäste deutscher Sprache und heute ganz besonders an die Pilger aus Pentling. Wie der heilige Franz von Sales wollen wir uns der Hand Gottes anvertrauen und uns von seiner Liebe immer mehr prägen lassen. Der Herr segne euch alle.
______________________________________
Diesen Artikel finden Sie unter
http://www.kath.net/detail.php?id=30374
Letzte Änderung: 02.03.2011 um 17:14
Zurück